Das Rosenkreuz sich innerlich erlebend vor Augen stellen zu wollen ist die vielleicht grösste Herausforderung vor die ein jeder Mensch in heutiger Zeit sich gestellt sehen kann. Es ist die Herausforderung, die meinen und Deinen Lebensweg ständig begleiten ohne dass Du die Anmutungen die dabei von den Seiten her an Dich heran branden in den meisten Fällen zunächst auch nur bemerkst.
Das Leben ist von seiner Grundgebärde auf Weite im Denken und Mitfühlen hin angelegt. Das Leben birgt in sich allseits grenzsprengende Kräfte. Du aber grenzt Dich ab wo immer es geht, meinst das Leben zu verlieren, wenn Du den Lebensstrudeln nicht Einhalt gebietest oder auch auf Gedeih und Verderb bereit bist dich von seinen Wellen forttragen lassen kannst. Wie auch immer: Genauer hingeschaut, Dir mangelt es an der tieferen und zumeist auch umfassend grösseren Anteilnahme an den Lebensereignissen, die Dir tagtäglich begegnen. Über das Handy gebeugt verlierst Du in Deiner Dir eigenen Zeit-Raum Kapsel den Kontakt zum tatsächlichen Leben, reitest in mannigfaltig verbrämten Selbstillusionen über Landstrassen die Dir vermeintlich Lebensenergie spenden um Dich Deinen Einsamkeiten zu entreissen.
Form ist, so Du erlebend in ihre jeweiligen Tiefen bereit bist einzutauchen anfangs nichts als eine Abstraktion und damit ohne Inhalt. Zu einer Anschauung, einer erlebnisgetränkten Anschauung zu gelangen ist alles andere als einfach, weil das Denken in seinem landläufigen Ego gebundenen Erfahren sich Dir dabei aus meiner Sicht immer und immer wieder in die Quere stellt. Solange bis Du bereit bist in seine Prozessströmungen wirklich einzutauchen. Das Denken ist seiner inneren Konsistenz nach nämlich ein Augenblicksgeschehen, ist Aufmerksamkeit im Prozess. Und was tust Du, Du webst daraus je nach Bedarf Ego bezogen gefällige Fahnen, die Du rechts und links Deines Weges als fortwirkende Wegmarken zurücklässt, bzw. sie in einer neuen Situation wieder hervorholst, ohne sie den veränderten Gegebenheiten angepasst jeweils tiefer zu hinterfragen.
So kannst Du nicht wirklich zum Geiste hin erwachen. Ich will es überdeutlich sagen, solange Du das Denken nicht in seinen subtilen Prozessgebärden erforschen willst, kannst Du den modernen wissenschaftlichen Zugang - wie er Rudolf Steiner vor Augen stand - von Deinen Möglichkeiten her nicht weiter erschliessen. Einhundert Jahre nach Rudolf Steiners Tod ist die Zeit abgelaufen sein zurückgelassenes Lebenswerk als Lehrwerk zu gebrauchen und zu tradieren. Rudolf Steiner hat sein Lehramt mit der Weihnachtstagung 1923/24 unmissverständlich niedergelegt. Das muss in meinen Augen in allen Umgangsweisen mit diesem seinen Werk beständig mitgedacht werden. Mitgedacht - soll die Z e i t e n W e n d e in Geist geprägten schöpferischen Ereignissen jeweils in tatsächlich individuellen wissenschaftlichen Beiträgen seinen Ausdruck finden dürfen.
Das Rosenkreuz ist auf diesem Wege das verborgene Schloss, das die Zeitenwende Türe in seelischen Beobachtungen nach naturwissenschaftlicher Methode zeitgemäss aufschliessen kann. Wer hier einwenden will ich hätte in diesem kurzen Essay im eigentlichen Sinne nichts Näheres über das Rosenkreuz gesagt, der hat sich noch nicht wirklich mit seinen mitgebrachten Denkstrukturen auseinander gesetzt. Zwischen den einzelnen Lauten und Worten dieses Essays wartet so einiges, was durch das selbständig entwickelte eigene Denken aus Tiefen an die Oberfläche treten will. Jedoch nicht in Erscheinung treten kann, wenn gleichsam die passende Fingerfertigkeit im Umgang mit dem tatsächlichen Denken wie es die gegenwärtigen Zeit unmissverständlich einfordert nicht zur Verfügung gestellt werden kann.
Nicht zur Verfügung stellen kann, solange im Denken die Furcht vor dem Nichts nicht überwunden ist. Denn das Denken ist seinem tieferen Charakter nach ein Quell-Prozess. Und: Sich in dieses permanente Quell-Ereignis hineinzustellen, dazu braucht es einigen Mut.
Mut, den die Rosen um das Kreuz herum immer wieder neu und tiefer dem Selbsterkenntnis Wanderer spenden, damit er immer wieder in seine individuell sich bildende Willensspur hinein findet. Denn nur scheinbar ist der Rosenkreuz Wanderer allein auf seinem Weg - nur scheinbar, denn einmal begonnen leitet ihn dieser Weg über alle Klippen hinweg und lässt den Mut in ihm wachsen mit jedem neuen Schritt.
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