Mittwoch, 5. Oktober 2011

Stille als Quelle sozialen Wirkens

Kommentar auf einen Blog Eintrag von Junko Althaus.
http://philosophie-der-freiheit.blogspot.com/2011/10/moderne-christuserfahrung-teil-1-die.html#comments

Die Kulmination der anthroposophischen Bewegung der Jahrtausendwende ist bereits voll im Gange, wenn auch auf eine sehr stille Art. Und dennoch wirkt genau diese „Stille“ brüderlich über die gesamte Erde hin, in und durch viele Herzen, immer kraftvoller. Die Menschen, die ganz zu sich finden, sind die Träger dieses Impulses, durch alle Kulturen hindurch und über alle Länder hinweg. Lichtpunkte überall, für den, der mit dem Herzen hören und sehen will.
Sie benennen ja selbst einen derartigen Lichtpunkt, wenn sie die Rede eines amerikanischen Rechtsanwaltes für die Gerechtigkeit dem Vergessen entreissen.
Die Legalisierung des Krieges begründet keine Schuld, denn diese Legalisierung, der jeder Mensch heute verhaftet ist, wenn er Kriegsbilder in den Fernsehnachrichten auch nur zur Kenntnis nimmt, ist nicht der Grund unendlich schmerzvoller Erlebnisse vieler Menschen über die gesamte Erde hinweg.

Der Quellgrund ist die Untreue des Menschen gegenüber seinem eigenen Wesen, der Einheit zwischen seinem Denken, Fühlen und Wollen, die sich an dieser Stelle, wie angebunden an viele andere Ereignisse und Erlebnisse zeigt und die ein jeder Mensch in sich auffinden kann.

Das mitunter so leicht von der Hand gehende Zeigen mit dem Finger auf „Andere“ weisst nur aus, dass „Ich“ selber noch nicht denkend, fühlend und wollend mich weit genug fassen konnte, begriffen habe wie Ich mich in meiner eigenen Mitte einfinden und halten, damit aber auch umfassender meine Wesenskraft und Verantwortlichkeit zum Ausdruck bringen kann, in den Situationen vor die mich das Leben stellt. Was ja wiederum kein Versagen ausdrückt, sondern tiefer betrachtet letztendlich eine stille Aufforderung an mich ist der eigenen Wesenstiefe noch mehr Ausdrucksraum einzuräumen.
Tiefer betrachtet, zeige Ich mit dem Finger, der durch mich nach aussen weist, letztendlich auf mich selber. Im Aussen ändert sich nur soviel, wie ich vorauseilend an Vorleistung einzubringen bereit bin. Mein Vorbild wirkt und nichts anderes.
Solange aber noch Respektlosigkeit gegenüber anderen Menschen walten kann, mag ich auch sachlich betrachtet gute Gründe haben, deren Aussagen da und dort in Frage zu stellen, solange ich nicht zu unterscheiden weiss, zwischen der Sachaussage und dem Menschen, der sie tätigt, wird die Legalisierung des Krieges unter Völkern und in den Zwisten zwischen den Menschen weiter ihr verheerendes „Unwesen“ treiben können. Die Geschichte der anthroposophischen Gesellschaft gibt dazu wohl mehr als genug Aufschluss.
Die Brüderlichkeit unter den Menschen wird aus der „Unterscheidung“ genau hier geboren. Sprechend mit einem anderen Menschen, ihn hörend oder vernehmend, wo auch immer, kann genau hier das umfassende Wesen des Ich-Bin anwesend werden lassen, das verbindet und damit schöpferische Kräfte zur Lösung waltender Konflikte im Denken, Fühlen und Wollen der beteiligten Menschen freisetzen.
Wenn Sie es so anschauen wollen, dann liegt in der Wiederbelebung des Geistes von Emaus die Geburt der Brüderlichkeit unter den Menschen begründet. Dieser Geist war und ist schon immer aus der Stille hervorgegangen.

Bernhard Albrecht

Montag, 19. September 2011

Gedenken

Dag Hammarskjöld liess vor 50 Jahren am 18.09.1961 bei einem Flugzeugabsturz sein Leben. Nur wenige Wochen vor seinem Tode, den er vorausschauend auf sich zu kommen sah, schrieb er am 11.06.1961 nachfolgendes Gedicht, das ich hier in der deutschen Version von Graf Knyphausen wiedergeben will. Eine freie Neuübersetzung durch mich aus dem Englischen füge ich an.
Dies Selbstzeugnis eines Grossen mag als unauslöschliche Ich-Tat in gegenwärtig politisch turbulenter Zeit für sich sprechen.


                    Berufen
                    ihn zu tragen,
                    ausgesondert
                    ihn zu prüfen,
                    erwählt
                    ihn zu leiden,
                    frei
                    ihn zu verneinen,
                    sah ich,
                    einen Augenblick,
                    das Segel
                    im Sonnensturm,
                    ferne,
                    seewärts fort vom Land.
                       
                    Sah ich,
                    einen Augenblick -

                    © für die Übersetzung
                    Graf Knyphausen, 1965

                       
                    Weg und Erfüllung

                    Berufen
                    Ihm Herberge zu geben,
                    vereinsamt,
                    zu erfahren
                    Erdendunkelnacht,
                    verlassen,
                    frei den Tod
                    zu bestehen,
                    ihn zu fliehen,
                    schaute ich –
                    für einen Augenblick
                    das Lichtsegel
                    im Sonnensturm
                    zerbrechender Zeit,
                    auf einer Woge
                    des Glücks,
                    einsam –
                    seewärts
                    geboren.

                    In eines Augen – Blickes
                    Ich – Schau.

                    © für die Übersetzung
                    Bernhard Albrecht Hartmann, 06.01.1976

Mittwoch, 14. September 2011

Ich-Werden

Im Augenblick sich ein zu binden und darüber hinaus die Verbindung zum Du zu suchen, das scheint heute des Menschen grösste Angst zu sein. Denn es bedeutet zugleich das Wagnis sich im eigenen Unvollendet-Sein zu „zeigen.“
Selber unvollendet könnte ja jemand auftreten, der Wunden in Dir bloss legt, einfach nur durch das, was er arglos oder beiläufig zu einem Sachverhalt aus seiner Kenntnis heraus sagt. Das aber ist dem Menschen tief eingeprägt, Du darfst Dich nicht nackt zeigen. Das Feigenblatt muss her und dazu ist jedwede Verstellung erlaubt. Auch um den Preis Gefängnisgitter um sich zu schliessen oder Andere hinter solchen einzuschliessen.
Und dennoch, bringt ein Mensch es fertig, dann erlebt er sich lebendig, dann ist er in diesem Augenblick ganz Mensch, ist er Ich.
Die allenthalben heute zu beobachtende Bindungsunfähigkeit wird so zum Fingerzeig auf ein zu Findendes in sich, das Bindung allein zeugen kann, das Ich. Das Ich wiederum ist, im Gegensatz zum Ego  ein dynamisch zu Bezeugendes, ist nur in und aus der Bewegung heraus.
Wo Mensch sich also auf irgendwelche Überzeugungen beruft, offen oder ganz still nur vor sich selbst, da dämmert das Ich in ihm vor sich hin und entschwindet im Niemandsland des Ungreifbaren irgendwann einmal ganz aus vage erahnter Sicht.
Die grösste Herausforderung scheint mir heute zu sein Ich-Kraft zu entfalten, wo von so vielen Seiten danach getrachtet wird sie still und leise abzuwürgen.
Die Kunst des Heilens erwächst aus Ich-Taten. Die heute so zahlreichen Verwerfungen im Sozialen Raum bedürfen dringend des Erwachens des eigenen Ich am Du.

Bernhard Albrecht

Sonntag, 4. September 2011

Ein Weniges über Kunst


Es liegt für manche Leser vielleicht nahe zu einem literarischen Produkt sogleich einen biographischen Zusammenhang im Hinblick auf dessen Urheber zu suchen. Das wird heutezutage beinahe wie aus dem hohlen Bauch heraus unreflektiert gerne gemacht.
Nun hängt vielleicht nicht nur aus meiner Sicht die Qualität eines literarischen Produktes eng damit zusammen, dass Erlebnisse, die der Urheber eines literarischen Werkes vor dem Hintergrund eines bestimmten Werkes gehabt hat, sich erst einmal wieder von ihm lösen müssen, damit sie in eine wie auch immer geartete literarische Form geprägt werden können. Die mögliche Qualität eines literarischen Produktes hängt nicht wenig damit zusammen, in wie weit dieser Prozess gelingt.
Im Grunde ist es ein innerer Ausgleich zwischen Jin und Yang, der da innerlich geleistet werden muss, wenn ein Werk entstehen will. Dynamische innere Balance als Grundbedingung für Kunstausdruck.
Wird diesem Prozess zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, dann, so meine Sichtweise, kann Kunst auch keine im echten Sinne wirksame evolutionäre Dynamik und Wirkung auf den Leser und im weiteren Sinne dann die Gesellschaft hervorrufen.
Zudem hat Kunst nicht in erster Linie eines selbstdarstellerische Aufgabe. Vielmehr liegt ihre vielleicht wesentlichste Aufgabe darin einen evolutionären Prozess in den Lesern von literarischen Werken auszulösen und darüber hinaus im Betrachten oder Erlauschen von Kunstwerken, schlechthin soziale Prozesse leise in Gang zu bringen.
Pointiert gesagt: Wenn Literatur nicht innere Prozesse des Umdenkens und eines über die vereinzelte Person hinaus reichenden sich weitenden Fühlens, einer sich klärenden inneren Willenslandschaft auslösen kann, dann geht sie an ihrem eigentlichen Auftrag vorbei.
Künstler sein ist in meinen Augen erst dann ein zeitgerecht modernes Unterfangen, wenn tiefere, vielleicht noch sehr verdeckt stattfindende Werde-Prozesse im gesellschaftlichen Umfeld aufgenommen und innerlich verwandelt, wieder in den gesellschaftlichen Prozess zurückgegeben werden können. Künstlerische Ästhetik scheint mir einen ungeschriebenen Zeitauftrag zu haben: Durch allen Kunstausdruck hindurch „das Gesicht des Menschen“ zu vermitteln und zu bezeugen.
Was aber das Gesicht des Menschen sei, das können heute immer weniger weltanschauliche Gruppierungen, ganz gleich welchen Couleurs, vermitteln. Auch das mehr oder weniger  offene Promoten von etwas, was als Zeitgeschmack oder einfach nur als Trend mit möglicher sich steigernder wirtschaftlicher Rendite auf einem so genannten Kunstmarkt betrieben wird, kann höchstens Einseitigkeiten, nicht aber dieses Gesicht in einem in sich abgerundeten dynamischen Bild in Erscheinung treten lassen.
Dieses zur Erscheinung bringen kann nur ein Künstler, der an der tief in ihm schlummernden Berufung künstlerisch zu wirken langsam erwacht und den Mut findet Willensprozesse in sich immer bewusster so zu bearbeiten und zu verwandeln, dass sie ein „Menschliches Antlitz“ bekommen, das pionierhaft für die weitere Entwicklung des Menschen sprechen kann.
Der Mensch als ein Freiheitswesen ist heute gefragt. Die Verantwortung vieler Einzelner liegt heute dort, entgegen allem sich Aufbäumen dieses oder jenen Vertreters, welcher weltanschaulichen Gruppierung auch immer.
Wenn biographische Erlebnisse eines Kunstschaffenden über dessen Person hinaus zum „Träger eines geweiteten  Bildes des Menschen“ werden können, wenn Leser oder Betrachter von Kunstwerken an diesen erwachen für ihr eigenes Menschsein und Werden, dann wird das Freiheitswesen eines einzelnen Kunstschaffenden zum Pionier für weiter greifende gesellschaftliche Wandlungen. Diese zu befördern aber ist der Urberuf von Kunst schlechthin.

Bernhard Albrecht

Freitag, 26. August 2011

Zwischen Hören und Lauschen

Alles was ich höre oder sonst wie aufnehme, das kann, wenn ich es so will, in mir zu einem Pflänzchen auf einem inneren Saatfeld meines Lebens werden. Behütet in mir und immer wieder einmal von dieser oder jener Seite betrachtet oder auch innerlich umgewendet, darf es zu weiter reichenden Erkenntnissen oder sogar zu Lebensweisheit heran wachsen und reifen.
Alles tiefere Verstehen braucht seine Zeit. Eine Tomate wächst ja auch nicht von heute auf morgen. Das gilt nicht weniger für geistige Belange des Verstehens. Ich habe diesbezüglich gelernt mit mir geduldig zu sein und erwarte deshalb auch nichts mehr von anderen. Die freudige Überraschung, kommt es zu einem tiefer gehenden Gedankenaustausch, ist dann um so grösser.
Der Geist kommt aus den Tiefen des Wortes zu mir, enthüllt sich im Verstehen, wenn ich die Vorstellungen, die ich einem mir begegnenden Wort mitunter allzu rasch über stülpe, im Laufe weiterer Schritte der Betrachtung auch wieder von ihm entfernen kann, um zum Kern der ursprünglichen Aussage vor zu dringen. "Überzeugungen" können hier zu einem grossen Hindernis werden.
Ich kann niemanden beschützen vor einem Missverstehen einer Aussage. Wenn dieser Jemand über eine Interpretation einer Aussage in einem vorüber huschenden Augenblick hinaus zu einem tieferen Verstehen dieser Aussage vordringen will, dann wird er zum Gärtner werden müssen, der einen inneren Pflanzen Garten anlegt, auf dem seine Erkenntnisse reifen und wachsen können. Den er hegt und pflegt und wortwörtlich gemeint, regelmässig begiesst.
Es kann ja im Leben schnell einmal geschehen mit den Hagelkörnern der Wut oder des Zornes eine Aussage, die an mich herantritt zu belegen und daraus vorschnelle Konsequenzen zu ziehen. Nur blockiere ich mich dadurch selbst, vielleicht ganz andere und wesentlichere Schichten in dieser Aussage in mir zum Leben erwecken zu können.
So entstehen Brüche im Leben von Menschen, inwendig nur auf ihn bezogen oder sogar noch weitreichender, durch eine ungezügelte Reaktion, andere Menschen mit dem Malstrom eigener Gefühle in Spaltungen mit hinein reissend.
Nur ein Augenblick der Unachtsamkeit ... das Leben nimmt alles in sein Strömen mit hinein und trägt es auf seinem Rücken fort. Und damit ist auch immer wieder die Möglichkeit offen aus einem In-sich-Kreisen wiederum den Anschluss an den grossen Lebensstrom zu finden.
Die Spiegelungen von Licht und Schatten über dem Wasser zu verschiedenen Tageszeiten, ein Wunder möglicher Bewegungen und stete Ermunterung für den, der sehen will.

Bernhard Albrecht

Donnerstag, 25. August 2011

Für Manroe und andere Selbstdenker

(siehe zum Thema Ausnahmezustand den Beitrag vom 11.07.2011 weiter unten hier auf diesem Blog)

Zum Thema Ausnahmezustand gibt es aus meiner Sicht noch viel sich zu vergegenwärtigen und in Folge zu beschreiben. So will ich das Thema erneut aufgreifen, ohne dabei auf ein Ende zu schielen oder eine Lösung anzupeilen. In diesem Zusammenhang geht es ohnehin nicht, dass einer, auch nur umrisshaft, Abschliessendes dazu sich anmasst auf den Tisch zu legen. Hier kann ich nur bemüht sein mit anderen ernsthaft Forschenden auf Spurensuche zu gehen und vielleicht mitzuwirken, dass, wer immer sich darauf tiefer einlassen kann, nach einer für ihn angemessenen Zeit zu mehr Klarheit und Befähigung mit den Phänomenen umzugehen, hin findet.
Wenn ich noch einmal an Plato anknüpfe, dann spielt sich in den Bildern seines Höhlengleichnises das reproduzierende Denken in den Menschen ab, die gegen die Felsenwand schauen, im durch das Feuer in ihrem Rücken, im gegen die Felsenwand geworfenen Licht ihre eigenen Gedankenbilder(Vorstellungen) an der Felsenwand reproduzierend in sich erblicken.
Das produzierende Denken hingegen bedarf eines aktivierten inneren Willens. Und zwar nach zwei Seiten hin, die von einem gewissen Augenblick der beobachtenden Auseinandersetzung mit den Phänomenen auf diesem Felde in eins fliessend beobachtet werden können (siehe diesbezüglich Grundlinien einer Erkenntnistheorie von Rudolf Steiner), dann nämlich wenn der Wille in mir gleichsam feurig werden konnte und die dualen Bezüge zwischen Denken und Wahrnehmen innerlich aus den Angeln hebend, einer mehr und mehr um sich greifenden Verbrennung zuführt.
Verbrennung: Das Denken, sein blickender Charakter und sein in Einklang mit den Geschehnissen sich vollziehender Willenscharakter, beide Anteile schwingen in eins, werden von dem Proteus, dem schaffenden Auge im Denken gebündelt und gleichsam an Zügel gelegt. Das so geschaffene Gefährt wird seine Fahrt auf den Wogen des Ausnahmezustandes aber nur aufnehmen können, wenn das rechte Mass im Fühlen vom Herzen her damit verbunden werden kann.
Das klingt jetzt fasst ein wenig poetisch, scheint sich einer „wissenschaftlichen“ Beurteilung zu entziehen, ist aber nichts desto trotz exakt. Um Erfahrungsaussagen hier machen zu können ist der Thron „beurteilender“ Vergleichsanalyse zu räumen. In die Dynamik eines real erfahrenden Ausnahmezustandes innerhalb des Denkens kommst Du nicht hinein, wenn Du in Deiner inneren Betrachtung der dualen Beurteilung verhaftet bleibst. Entweder öffnest Du Dich hier einer fliessenden Dynamik oder Du scheiterst mit Deinen innerlich krampfenden Bewegungen um scheinbare Sicherheiten, mit der Angst um Deine abstrakten Gewissheiten an Scilla und Charyptis.
Denken mit Kurs auf das Erfahren des Ausnahmezustandes ist ein Einhand-Segelunternehmen durch zahllose innere Stürme und Kenter-Erfahrungen.
Soviel für heute.

Bernhard Albrecht

Begeisterung

                Sänger bin ich -
                im Chor der Engel -
                Lichtjubel,
                in der Gebärde meiner Arme!

                So rüttle ich am Gebälk dieser Welt,
                auf dass alle Schutzschilder -
                zerbrechen
                und ein grosses Werde
                die Herzen der Menschen
                in gemeinsamem Tun verbindet.

                Hier und jetzt will aus Deinem Tun,
                durch die Kraft der Güte,
                auferstehen das neue Jerusalem.

                © Bernhard Albrecht, 1995/2011
                (In Erinnerung an einen grossen Menschen,
                der das Wort führt durch die Schleier
                einer geistigen Behinderung)
   
                Aus aktuellem Anlass heute sieben Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung
                erneut eingestellt.

Postskript:
Der Geist weht, wo er weht, er stürmt mitunter oft geradezu durch ein Wort, das auf den ersten Blick die innere Sicht auf seinen tieferen Gehalt nicht frei zu geben scheint!
Der Gedanke ist des Gedanken grösster Feind, dort wo ich  allzu schnell in ein Vermeinen abgleite, ich hätte mit einem Gedanken bereits dessen geistige Wirklichkeit erfasst. Das Vorurteil (eine wie auch immer geartete Befangenheit durch Erfahrungen der eigenen Vergangenheit) ist jene geschlossene Tür, an der ich mir den Kopf anschlagen muss, solange bis ich lerne mir ein Gespür für „die Bewegung“ hinter einem Wort bereit bin mir anzueignen, bis ich vordringe zu einer rundum Offenheit gegenüber dem Wort-Sagen anderer Menschen, in der das Wort aus sich selber in seiner tieferen Bedeutung bereit ist sich zu enthüllen.
Ich kann viel zur Umschreibung eines scheinbar nicht mehr so ganz gebräuchlichen Wortes sagen. Wenn nicht innere Beweglichkeit, fragendes Lauschen einem Wort von "tatsächlich interessierten" Menschen zur Verfügung gestellt wird, dann wird auch ein ganzer Roman zur Verdeutlichung desselben nicht wesentlich weiter helfen. Neben dem fragenden Lauschen ist nicht zuletzt die Authentizität dessen ausschlaggebend durch den ein Wort vermittelt wurde. Und die Authentizität des Menschen, der durch dieses Gedicht spricht, gehört zu einer von den ganz grossen Erfahrungen, die ich in meinem Leben machen durfte.
Ich habe keine Sorge, das junge Menschen die Aussage dieses Gedichtes nicht verstehen können, weil sie am Ende über ein Wort stolpern, das ihnen vielleicht nicht so ganz geläufig ist. Im Gegenteil, wer hier stolpert, der bekommt die Chance vertiefter zu erwachen für das, was diesem Wort vorausgehend in dem Gedicht „entscheidend“ zum Ausdruck kommt.
Im Übrigen war dieses Wort vom „neuen Jerusalem“ immer ein Synonym für „the wind of change“ in den jeweiligen gesellschaftlich kulturellen Verhältnissen. War dieses Wort ein Trompetenschall zum Aufbruch aus festgefahrenen Verhältnissen in eine neue, Geist transparentere Welt, als die gegenwärtige. Und dieser Trompetenschall ging zu keiner Zeit von den etablierten Religionen oder politischen Parteien aus. Er war immer ein Aufbruch Signal von der Peripherie her, ein Signal aus dem Kreis von Menschen, die lauschend die Quelle des Geistes in einem neuen Brunnen zu fassen suchten.
Dort, wo das Wort vom „neuen Jerusalem“ authentisch, also von seinem tieferen Geist durchdrungen laut wurde, dort hat es die Menschen über die eigene Trägheit hinaus stets zu neuen Horizonten geführt.
Die etablierten Religionen und Parteien sind an den Versuchen sich diesen Geist der Veränderung für irgendwelche Machtinteressen dienstbar zu machen letztendlich immer gescheitert. Denn dieser Geist kann nicht instrumentalisiert werden, er kann nur dann wirken, wenn der Mensch individuell für sich „Veränderung“ zulässt, lauschend in sich hinein die Stimme seines Ich vernimmt.
Wie sehr „the wind of change“ verwehen kann, wenn er nicht durch Authentizität initiiert wird, wenn Fake-News Gehabe das politische Geschehen bestimmen, kann aus den jüngeren Geschehnissen in Amerika von dem der will abgelesen werden.
Auf welch Messers Schneide "the wind of change" entlang läuft, das zeigen auch die gegnwärtigen Geschnisse in Chemnitz. Kleinkariertes Worte Gerangel um die Meinungshoheit unter den Parteien jenseits eines ernsthaften Gespürs für ein inneres Aufstehen in eine "individuelle Kehrtwende" hinein zeichnen das gegenwärtige Bild sozialen mit- und gegeneinander.
Der Geist aber weht dort, wo ich ihn an meinem Vorurteil vorbei Einlass gewähre.
Ich halte die Mehrheit der heutigen Jugend innerlich für unterscheidungsfähig genug dem „lebendigen Geist“ auf die Spur kommen zu können!

Bernhard Albrecht

Dienstag, 19. Juli 2011

"sexy man"


Erstmals veröffentlicht als Kommentar in: http://natuerlich-man.blogspot.com/ 11.07.2011, siehe da selbst zum Thema auch, 4.2.2011

Das mit der Leere hatten wir ja schon einmal vor einiger Zeit!
Ich frage Dich heute: Wie kann ein Mann feststellen, dass er von nichts anderem als von Leere erfüllt ist, dass er die Leere selber ist? Kannst Du, Nick, Hand auf`s Herz, wirklich sagen, ohne ideell auf Metawellen fern der Wirklichkeit surfen zu gehen, Du habest Dich als Leere erfahren? Wie kann Leere sich selber als Leere erfahren? Das ist mehr als ein Paradoxon. Das scheint mir ein abstrakt intellektueller Kreiseltanz mit sehr wenig realem Bezug zur Wirklichkeit zu sein. Mit Tanzen in der Luft, fern einer genauen inneren Tatsachen Erkundung wirst du nicht zu einem sexy Mann, wie Du ihn Dir als ferne Zielerfüllung von heute her gesehen zu erträumen scheinst. 
Wenn Du einmal der Leere wenigstens peripher über die Aussenwelt begegnen willst, dann findest Du vielleicht in einer Psychiatrie eine Möglichkeit zu einem „Gespräch“ mit einem schwer depressiven Mann. Ich kann Dir vorweg schon sagen, in einem solchen Zustand „erlebt“ der Betreffende die Leere in einer Weise, dass alles Leben für ihn, ihm wie aus sich heraus gesaugt erscheint. Er torkelt buchstäblich durch ein Niemandland, aus dem ihn nichts als Leere anglotzt. Und so eine Erfahrung verleiht einem solchen Menschen alles andere als eine sexy Ausstrahlung. Er verliert in diesem Zustand alles, Zeit und Raumgefühl und im Extremfall verliert er sich selbst durch einen Selbstmord. 
Doch zurück zu meiner Frage: Wie kann Leere sich selber als Leere erfahren? Gibt es eine Möglichkeit jenseits eines pathologischen Krankheitszustandes zu einem Erfahren der Leere zu gelangen? Ich versuche eine Annäherung. Zunächst einmal: Um Leere zu erfahren muss da jemand sein der in die Leere hinein gehend diese dann erfährt. Wie aber kann einer, der von sich sagt selber die Leere zu sein die Leere erfahren. Leere ist Leere und wenn Leere Leere ist, dann ist da nichts mehr was Leere noch erfahren könnte. Leere als innere Erfahrung  ist Auflösung im Nichts.  
Spreche ich dennoch von der Möglichkeit eines Eingehen Könnens in die Leere, dann, schaue bitte genau in Dich hinein, dann träume ich, extrapoliere ich ein ideelles Gebilde, dem ich den Namen „Nichts“ oder „Leere“ gebe unkritisch, also ohne real beobachtbare, demnach erfahrbare innere Bezüge in eine abstrakte Wirklichkeit, mithin in eine Scheinwirklichkeit, weil dieser Art von Wirklichkeit, genauer betrachtet die innere Erfahrungsgrundlage fehlt.   
Im Umgang mit Abstraktionen, mögen sie auch noch so intellektuell geschliffen und scheinbar auch logisch plausibel daher kommen, habe ich noch keine Seinserfahrungen von dem worüber ich spreche, weil mir die real beobachtete Erfahrung dessen fehlt, was Denken seinem Wesen nach ist.  
Ich spreche ja denkend über die Leere. Wenn ich aber nicht weiss, was Denken als Seinserfahrung seinem Wesen nach ist, dann kann ich auch nicht wissen, was die Leere ist. Und noch tiefer gegriffen wenn ich im gärtnerisch beobachtenden Umgang mit dem Denken mir nicht eine Erfahrung vom inneren Proteus des Denkens zweifelsfrei überschaubar habe zugänglich machen können, dann, nichts für ungut ob meiner deutlichen Worte, dann bin ich möglicherweise einem pseudo-esoterischen Wunschdenken oder einem wie auch immer gearteten abstrakten Gedanken Konstrukt aufgesessen (zur hintergründigen Bedeutung der Abstraktion habe ich Dir ja schon in meinem ersten Kommentar an Dich einen ersten kleinen Hinweis gegeben). 
Ich weiss nicht, wo Du Dich im Internet, bei Facebook oder sonst wo, auf Deiner geistigen Suche sonst noch herum treibst, aber es gibt da einige Protagonisten, die das Mann Sein vor dem Hintergrund eigener so benannter Erleuchtung vertreten und missionarisch zu verbreiten als eine ihrer Aufgaben ansehen, ohne ihre eigenen Erfahrungsschritte auf diesem ihren Weg wirklich transparent machen zu können, vielleicht auch gar nicht wollen. Solche Menschen können einem faszinatorisch gleichsam ansaugen und an ihren eigenen Narzissmus binden, ohne dass du es sogleich bemerkst. Ich nenne das esotherische Manipulation und das ist kurz und knapp gesagt ein Missbrauch, mindestens aber ein unzulässiger Übergriff, weil damit unversehens die Freiheitsintegrität eines anderen Menschen verletzt wird. Selbst das beste an den Tag gelegte Wollen eines solchen Menschen rechtfertigt nicht einen derartigen Eingriff in die Freiheitssphäre. 
Wenn Du also ein „sexy man“ im tieferen Sinne des Wortes wirklich werden willst, dann schau gefälligst genau hin, in wie weit Du die Erfahrungsübersicht über Deine jeweiligen Schritte schon hast oder nur selbstvergessen träumend annimmst du habest diese Übersicht.  
Nun, dieser Kommentar ist mittlerweile schon recht lang geraten. Dennoch ist noch bei weitem nicht alles gesagt, was zu kommentieren wäre. Aber sei`s drum, wenn Du willst, mach Dich mit dem Gesagten weiter auf Deinen Weg und finde zu Erfahrungen, die Dir bis anhin noch gefehlt haben, in Freiheit und nicht ideell abgekupfert oder blind übernommen in Folge manipulativer Übergriffe. 
Solltest Du Dich mit dem Phänomen der Leere innerlich zu realen Erfahrungen vortasten wollen, dann ergibt sich daraus auch noch ein anderer Blick auf „die Frau“ von der Du gesprochen hast. Es ehrt Dich, dass Du die Frau nicht als ein Objekt betrachtest, das der Mann so nebenbei einmal aufreisst. Das tiefere Geheimnis, das die Frau für die Entwicklung des Mannes zum wirklich „sexy man,“ wie Du sagst, in sich trägt, ist damit noch nicht berührt.
Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht


Dienstag, 12. Juli 2011

"Siehe, ich mache alles neu"


In voller Achtsamkeit im Augenblick stehen. Auf nichts anderes abheben, als das, was dieser Augenblick Dir eröffnet. Wenn dieses gelingt, dann erfährst Du, das sich ein Quell öffnet, der Dir schöpferisch ein Sagen ermöglicht, das im gleichen Atemzug auch eine Herausforderung für Dein eigenes Tun, Dein Umsetzen in weiteren Taten, ist.
Genauer besehen bist Du nur in solchen Augenblicken in einer Geistesgegenwart  und damit auf Augenhöhe mit dem anderen Menschen, mit dem Du gerade in Beziehung trittst.  Du bewegst dich in einer natürlichen Sphäre des Respekts, eben weil Du den anderen Menschen ganz aus diesem wachen  Erfassen im Augenblick begegnest, ohne abzuheben auf etwas, was er Dir vielleicht noch wenige Augenblicke zuvor von sich gezeigt hat. Du begegnest dem anderen Menschen als einem sich entwickelnden, zu innerer Freiheit strebenden Menschen und weil Du dies tust, erfährst Du deinerseits in genau diesem Augenblick etwas vom Atem einer Dich weitenden neuen inneren Freiheit. Durch diesen Deinen Aufmerksamkeitseinsatz lädst Du gleichsam die Freiheit als beflügelndes Wesen zum Gespräch mit ein.
Dies ist, sensibler betrachtet, das untergründig beflügelnde Geschehen von wirklicher Begegnung. Und der „grösste blinde Fleck“ in Dir ist der, Dich wider besseres Wissen immer wieder um diese Art von Aufmerksamkeit Gestalten herum zu drücken und lieber auf scheinbar bewährte Vorstellungen und Mutmassungen von und über den anderen Menschen oder diverse sogenannte allgemeinere Lebenserfahrungen oder Soll - Strategien abzuheben, mit der die Welt/Deine Welt sinnvoll in Ordnung zu halten sei/gehalten werden kann.
Die Sehnsucht nach einer höheren Welt als dem scheinbar grauen Alltag lebt heute in allen Menschen. Ebenso nimmt das Vermeinen um dieser höheren Welt willen sich  besonders innerlich abstrampeln zu müssen, in den Untergründen unserer Seelen immer wieder einen mehr oder weniger grossen Raum ein. Dass die Lösung vieler unterschiedlich und gleichwohl wieder ähnlicher Dilemmas auf diesem Weg nur einen Augenaufschlag von Dir, in Dir selber begründet liegt, das will Mensch so, wenn überhaupt, dann nur sehr widerwillig hinnehmen. Denn Blindheit für etwas derart Nahe Liegendes, dagegen laufen alle Helfer Affen des Ego Sturm.
Und dennoch die Ich - Tat belebt und weitet sich in ihren Möglichkeiten genau aus dieser Art von Bereitschaft ganz in den Augenblick zu gehen und das Wagnis einzugehen zu springen. Siehe, Ich mache alles neu.

Bernhard Albrecht

Montag, 11. Juli 2011

Ausnahmezustand


Was ist gemeint mit der Aussage Rudolf Steiners, dass eine gegenwärtige Beobachtung des Denkens nicht möglich sei (Philosophie der Freiheit, 3. Kapitel). Von welchem Denken schreibt da Rudolf Steiner. Es ist das Denken vor Erreichen des Ausnahmezustandes, das Denken in Vorstellungsbildern oder Abbildern des eigentlichen Denkens, das im Sinne von Platons Höhlengleichnis als eine Illusion von Denken durch die innere Umwendung und den nachfolgenden Sprung über das Feuer (alle Vorstellungen müssen innerlich verbrannt werden) vorgängig als dem eigentlichen Denken realitätsfern durchschaut werden muss. Erst im Durchgang gewissermassen durch die Desillusionierung in Bezug auf die so genannte Wirklichkeit des eigenen Denkens, kann eine allmähliche Annäherung an den so benannten „Ausnahmezustand“ erfolgen.
Dass dies nicht ganz einfach ist, das soll nicht bestritten werden, denn wer zieht sich schon ohne Absicherung durch einen Fallschirm selber den Boden unter den Füssen weg und lässt sich ins Bodenlose fallen. Wer löscht schon eigentätig von einer Leinwand alle Schriftzeichen und die damit verbundenen Vorstellungsbilder, kann sich ganz mit dem Weiss der  blossen Leinwand verbinden, ohne von Bewusstseinsturbulenzen aufgescheucht innerlich mit seiner anfangs instabilen Aufmerksamkeit weg zu dämmern oder sogar einzuschlafen.
An derartige Grenzerfahrungen eigener Bewusstseinstätigkeit im Umgang mit dem eigenen Denken auch nur peripher heran zu treten, ruft unterschwellig die denkbar heftigsten Abwehrreaktionen des Ego auf den Plan. Denn was im Bereich dieser Grenzerfahrungen geschieht, kommt bildhaft gesprochen einer Wildwasser Fahrt mit dem Kajak in schwierigen Gewässern gleich, bei der einem das Paddel bricht oder kenternd aus den Händen gerissen wird und bei der zu lernen ist einen hoch aktiven Ruhepunkt innerhalb extremer Bewegungen in sich zu finden. Gelingt dies, verzieht sich der Sturm, der einem bis an hin zwischen Scylla und Caryptis auf dem eigenen inneren Bewusstseinsfeld denkerlebend hin und her geworfen hat.
Dem Sturm folgt sodann die Herausforderung auf dem Feld innerer Beobachtung hoch aktiv ganz in diesem Ruhepunkt der Stille, dem Auge des Hurrikans, also ohne eine irgendwie geartete „duale“ Abstützung, allein im Bewegungsfeld dynamischen Denkerfahrens eine wenigstens vorübergehende Wachheit zu erlangen. Es beginnt das Krafttraining für den eigentlichen Ausnahmezustand des Denkens im Alltag.
Der Ausnahmezustand ist nämlich in einem durch verschiedene Stufungen hindurch entwickelten fortgeschritteneren Ereignen ganz und gar kein Zustand, der in der meditativen Zurückgezogenheit eines Arbeitszimmers  zu erlangen ist (Rudolf Steiner auf die Frage wie er zu seinen Fähigkeiten gelangt sei: „Ich habe mir mein ganzes Leben hindurch die Schuhe immer selber geputzt“).
Mit anderen Worten, erst wenn sich innerhalb der Lebenswelt des Alltags das Denken in einen Ausnahmezustand immer wieder und wieder umstülpen lässt, bekommt Geisteswissenschaft aus meiner Sicht eine Basis, auf der ein Forschen beginnen kann.
Das Reden von und über das reine Denken scheint mir in allzu vielen Fällen auf dem Hintergrund  nicht durchschauter Anhaftung an Abstraktionen geführt zu werden, welche von den Kreisel Bewegungen des Ego - Mahlstrom umnebelt wird. Wobei gegen die Abstraktion im Denken nichts zu sagen ist, wenn denn die in ihr äusserst fein verwobenen Vorstellungsbilder einer Auflösung zugeführt werden können. Die Abstraktion kann als janusköpfig beschrieben werden, mit zwei Toren: Einem das in die All - Leere führt und einem anderen, das den Wanderer im Erfahren des Ausnahmezustandes im Denken in die All - Fülle geleitet. Ego - Verhaftung oder Ich - Erkraften ist hier die Entscheidung!
Wenn Mieke Mosmuller eine ureigene Erfahrung des Ausnahmezustandes im eigenen Denken abgesprochen werden soll, dann wäre für diverse Opponenten vorweg zu klären inwieweit sie ihrerseits über eine Erfahrung des Ausnahmezustandes im Denken verfügen. Denn nur auf der Grundlage eigener Erfahrung dieses Zustandes kann die Erfahrung des Ausnahmezustandes eines anderen Menschen überhaupt ins Auge genommen werden. Eine Abstützung auf Aussagen Rudolf Steiners zu diesem Ausnahmezustand taugt  für die eigene Argumentation „wissenschaftlich“ in keiner Weise irgendetwas, solange nicht eigene Erfahrung hier ergänzend Klärung gebracht hat.
Und mit der eigenen Erfahrung im Hintergrund kann wechselseitig individuelle Erfahrung dieses Ausnahmezustandes nur zu einer Bereicherung im Forschen von verschiedenen Seiten her führen, zu Respekt vor dem Bemühen eines anderen Menschen auf einem Forschungsfeld, das erst ganz im Anfang seiner Erforschung steht.

Bernhard Albrecht

Sonntag, 19. Juni 2011

"sexy man"

Kommentar zu dem Beitrag: „Eine Definition vom Mann“ auf http://natuerlich-mann.blogspot.com.

Der genannte Blog ist mittlerweile aufgelöst. Da mein Kommentar aber, wie ich aus Gesprächen weis, über den ursprünglichen Anlass hinaus für viele, vorallem jüngere Menschen, die sich mit diesem Problem herum schlagen, von Interesse ist, veröffentliche ich ihn mit einigen Ergänzungen erneut.

Das mit der Leere hatten wir ja schon einmal vor einiger Zeit (siehe Deinen Blog-Beitrag „Leere“ vom 28.01.2011/meine Antwort darauf). Dazumal schrieb ich: 
„Wie kann ein Nichts in der Leere feststellen, dass es nichts gibt? 
Und wie kann diese zweite Leere gefühlt, von einem Nichts seiend erfasst werden, das vordem festgestellt hat, dass diese zweite Leere nichts enthält, also logischerweise auch einen Betrachter der Situation nicht enthalten kann, denn ansonsten wäre ja etwas da in dieser Leere? ...
Statisch betrachtet, also von aussen her gesehen eine Unmöglichkeit!

Von einer dynamischen Innenansicht eine Möglichkeit, sofern die Wirklichkeit bildenden Kräfte von Wahrnehmung und Begriff als "Erfahrung" erfasst, also über die Abstraktion hinaus als Seinszustände innerlich vor Augen gerückt und in einem gleicherweise beständig sich innerlich vereinigenden wie lösenden Prozess erfasst werden kann. Wenn darüber hinaus in innerer Wachheit die Erfahrung dieser beiden in Gleichzeitigkeit, also "nondual" in der jeweiligen Verschmelzung Ereignis wird. Dann kommt es gewissermassen auf dem dynamischen Wellenberg dieser inneren Erfahrung zu einem realen Durchgang durch eine Art Nichts - Erfahrung, zu einer Erfahrung im Sinne der Worte des Sokrates: "Ich weis, dass ich nichts weis." Diese Erfahrung aber bedeutet mit entsprechend ausgebildeter innerer Wachheit, ein Hineingehen in eine geistige Wesenswelt hinein. 

Der Leere wohnt eine Fülle inne!
 
Die Abstraktion ist das Tor davor!
 
Und zum Mann wird der, der die Dornen der Abstraktion von innen her überwindet und Dornröschen (Sophia = die innere Weisheit) durch
 Philo = Liebe und innere Ausdauer wach küssen mag.
 Philosophia = Liebe zur Weisheit!

 
Der Gewinn ist ein Ich, das sich aus seinen Ego Schalen befreit hat.

"

Ich frage Dich heute: Wie kann ein Mann feststellen, dass er von nichts anderem als von Leere erfüllt ist, dass er die Leere selber ist? Kannst Du, Julian, Hand auf`s Herz, wirklich sagen, ohne auf ideellen Meta Wellen fern der Wirklichkeit surfen zu gehen, Du habest Dich als Leere erfahren? Wie kann Leere sich selber als Leere erfahren? Das ist mehr als ein Paradoxon. Das scheint mir ein abstrakt intellektueller Kreiseltanz, bzw. eine selbst induzierte Traumveranstaltung mit innerem Konturverlust, also sehr wenig realem Bezug zur Wirklichkeit zu sein. Mit Tanzen in der Luft, fern einer genauen inneren Tatsachen Erkundung wirst Du aber nicht zu einem sexy Mann, wie Du ihn Dir als ferne Zielerfüllung von heute her gesehen zu erträumen scheinst.
Wenn Du einmal der Leere wenigstens peripher über die Aussenwelt begegnen willst, dann findest Du vielleicht in einer Psychiatrie eine Möglichkeit zu einem „Gespräch“ mit einem schwer depressiven Mann. Ich kann Dir vorweg schon sagen, in einem solchen Zustand „erlebt“ der Betreffende die Leere in einer Weise, dass alles Leben für ihn, ihm wie aus sich heraus gesaugt erscheint. Er torkelt buchstäblich durch ein Niemandsland, aus dem ihn nichts als Leere anglotzt. Und so eine Erfahrung verleiht einem solchen Menschen alles andere als eine sexy Ausstrahlung. Er verliert in diesem Zustand alles, Zeit und Raumgefühl und im Extremfall verliert er sich selbst durch einen Selbstmord.
Doch zurück zu meiner Frage: Wie kann Leere sich selber als Leere erfahren? Gibt es eine Möglichkeit jenseits eines pathologischen Krankheitszustandes zu einem Erfahren der Leere zu gelangen.
Ich versuche eine Annäherung. Zunächst einmal: Um Leere zu erfahren muss da jemand sein der in die Leere hinein gehend diese dann erfährt. Wie aber kann einer, der von sich sagt selber die Leere zu sein die Leere erfahren. Leere ist Leere und wenn Leere Leere ist, dann ist da nichts mehr was Leere noch erfahren könnte. Leere als innere Erfahrung  ist so gesehen Auflösung im Nichts.
Spreche ich dennoch von der Möglichkeit eines Eingehen Könnens in die Leere, dann, schaue bitte genau in Dich hinein, dann extrapoliere ich in  einer träumerischen Haltung ein  ideelles Gebilde, dem ich den Namen „Nichts“ oder „Leere“ gebe unkritisch, also ohne eine in sich gegliederte Abfolge von beobachtend zu überschauenden Einzelschritten in eine Scheinwirklichkeit, weil dieser Art von Wirklichkeit, genauer betrachtet die innere Erfahrungsgrundlage fehlt. 
Im Umgang mit solcher Art träumerisch durchsetzter Abstraktionen, mögen sie auch noch so intellektuell geschliffen und scheinbar auch logisch plausibel daher kommen, habe ich noch keine Seinserfahrungen von dem worüber ich spreche, weil mir die real beobachtete Erfahrung dessen fehlt, was Denken seinem Wesen nach ist.
Ich spreche ja denkend über die Leere. Wenn ich aber nicht weiss, was Denken als Seinserfahrung seinem Wesen nach ist, dann kann ich auch nicht wissen, was die Leere ist. Und noch tiefer gegriffen wenn ich im gärtnerisch beobachtenden Umgang mit dem Denken mir nicht eine Erfahrung vom inneren Proteus des Denkens zweifelsfrei überschaubar habe zugänglich machen können, dann, nichts für ungut ob meiner deutlichen Worte, dann bin ich möglicherweise einem pseudo-esotherischen Wunschdenken oder einem abstrakten Gedanken Konstrukt aufgesessen.
Ich weiss nicht, wo Du Dich im Internet, bei Facebook oder sonst wo, auf Deiner geistigen Suche sonst noch herum treibst, aber es gibt da einige Protagonisten, die das Mann Sein vor dem Hintergrund eigener so benannter Erleuchtung vertreten und missionarisch zu verbreiten als eine ihrer Aufgaben ansehen, ohne ihre eigenen Erfahrungsschritte auf diesem ihren Weg wirklich transparent machen zu können, vielleicht auch gar nicht wollen. Solche Menschen können faszinieren und darüber gleichsam ansaugen, an ihren eigenen Narzissmus binden, ohne dass du es sogleich bemerkst. Ich nenne das esoterische Manipulation und das ist kurz und knapp gesagt ein Missbrauch, mindestens aber ein unzulässiger Übergriff, weil damit unversehens die Freiheitsintegrität eines anderen Menschen verletzt wird. Selbst das beste an den Tag gelegte Wollen eines solchen Menschen rechtfertigt nicht einen derartigen Eingriff in die Freiheitssphäre.
Wenn Du also ein „sexy man“ im tieferen Sinne des Wortes wirklich werden willst, dann schau gefälligst genau hin, in wie weit Du die Erfahrungsübersicht über Deine jeweiligen Schritte schon hast oder nur selbstvergessen träumend annimmst du habest diese Übersicht.

Die Leere als dennoch mögliche Erfahrung ist an eine selbstlos aktiv beobachtende Tätigkeit des Ich im Denken gebunden, erfordert eine gleichsam naturwisenschaftliche Umgangsweise mit dem Denken. Diese Art des Umgangs mit dem Denken, denkend sich in der Vergegenwärtigung der eigenen willentlichen Prozessgebärden zu halten, dies kann sich im Denken mehr und mehr zu einer inneren Lichterfahrung umgestalten, die  dann in eine Fülle hinein wächst.
Leere ist somit die Erfahrung einer noch im Träumen verbleibenden inneren Befindlichkeit im Umgang mit dem Denken. Sobald das Denken am Du durch das Ich sich zu einem Erwachen für eigene Prozessgebärden umgestalten kann, öffnet es sich im Träger dieser Prozessgebärden, im Ich, hinein in eine Fülle. Da diese Fülle auf Grund der Erfahrung der hohen Virulenz, der im inneren Beobachten zu haltenden Prozessgebärden, einer dynamisch hohen inneren Standfestigkeit bedarf, bleibt sie einem solange verschlossen, bis das Ich sich in sich soweit gestärkt hat in diesem Kräfteweben auch bestehen zu können.
Erwachen ist kein Spaziergang, so wie echtes Berggehen kein Spaziergang sein kann.
Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht


Soziale Erneuerung

Was ist die beinahe immer währende stille, wie gleicherweise dringliche Frage, die das Du im Begegnen Dir wie mir stell?
Was „erinnert“ Dich an oder in mir an das, was aus Dir erwachen, einen neuen Schritt des Werdens kreieren will, Dein Ich mehr in die Erscheinung zu treten verlangt? Hörst Du das Raunen, das Dich ruft Dich einzumitten und ... wesentlich in Deinem Tun zu werden.
Wie besonnt, besonnen, durch sonnt ist Dein Sagen auf das, was Dich aus Tiefen anspricht und ruft?
Letztendlich ruht alles soziale Leben auf zwei Säulen. Dem Erinnern und dem Besinnen. Der geistige Jordan Fluss fliesst zwischen beiden.
Derjenige der durch alle Zeiten bis an das Ende aller Zeiten mit uns geht, der einst den Wassern des physischen Jordan Flusses, von Johannes getauft entstieg, er tauft heute diejenigen aus dem Geiste, die immer wieder auf`s neue in  in den geistigen Jordan Fluss steigen und am Du sich ihres Werdens erinnernd, vom Friedensgeist durchsonnt, besonnen weitere Wege ihres Werdens zielstrebig und guten Mutes verfolgen.

Johanni - das grosse Fest der sozialen Erneuerung aus dem Geiste der Metanoia!

Bernhard Albrecht

Samstag, 18. Juni 2011

Und doch ...

          
            Vielfältig verdrahtet,
            geschaltet über weltweite Netzwerke,
            summt das tägliche Kaleidoskop        
            der Meinungsmacher um den Globus!


            Im Dienste der Pressefreiheit,
            so der stillschweigend angenommene Konsens,
            sei marktschreierisches Gekreische,
            überzeichnendes Verzerren von Tatsachen,
            professionell unterkühltes „Man-Gehabe,“
            oder appellativer Kreisel Tanz
            das jeweilige Gebot der Stunde.

           
            Kommunikation – ganz im Sinne des Wortes,
            das echte Gespräch untereinander,
            die stille Verbrüderung des Ich im Wir,
            sie fristet der weilen hinter den Kulissen
            ein Randdasein im gesellschaftlichen Niemandsland.
           

            Achtsam aufmerksame Wertschätzung
            für die eher kleinen allzu menschlichen Ereignisse,
            sie gerät, welch Widersinn –
            mit der allenthalben in den Wind gestellten            
            Fahne der Menschenrechte unter die Räder.
           


            In Zeiten der Schnelllebigkeit und globaler Blickwinkel
            ist Tiefgang eine Münze, 
            die unter Wert in Hinterhöfen ihr Leben fristet.
            Doch jede Münze hat ihre Kehrseite!
           

            Die Enterbten der Macht wissen um ihre Kraft.
            Abseits der breiten Öffentlichkeit befreit sich            
            aus den Schatten bis an hin toter Blickwinkel
            in vielen Einzelnen eine neue, nachhaltige Solidarität.


            Der Weg durch die Desillusionierung
            öffnet den Weg in eine innere Stille,
            in der das Ich am Du –
            erwacht in das Werden des Ich Bin. 

            © Bernhard Albrecht Hartmann, 2009


Postskript:
Während allzu vieler Augen und Ohren tagtäglich mehr oder weniger gebannt den neuesten Nachrichten folgen, geschieht hinter den Kulissen das Eigentlich Wesentliche.
Vergessen wir nicht, dass "alles," was wir tun seine Wirkung hat und dass das Starren auf die Fernsehschirme zielstrebig herbei geführt wird, damit die Flamme der Freiheit in Libyen, Syrien, Griechenland und anderswo nicht noch mehr Nahrung erhält. Durchlebte innere Gedanken haben eine grosse Kraft und ihre Wirkung reicht weiter, als der besinnungslose Blick zu sehen gestattet.

Dienstag, 7. Juni 2011

Magie der Moderne

Siehe Burghard Schildt: "Selbstgeburt & Magie der Moderne" in http://www.egoisten.de vom 15.05.2011

„Kennt man doch Magie eher als das Eingehen können in ursprünglichste, elementare Daseinskräfte.“

Was aber sind die ursprünglichsten, elementaren Kräfte? Sind sie im Aussen zu finden oder haben sie in mir selbst den Urgrund ihres Daseins? Im Aussen, also beobachtend zu erfassen? In eigener Gegenwärtigkeit in mir beobachtend aufzufinden?
In beiden Fällen bedarf es einer Tätigkeit, einer Tätigkeit, die beobachtend erfasst, die das Beobachtete in Zusammenhänge vernetzt und darüber hinaus die Tätigkeit, die der Beobachtung zugrunde liegt innerlich nicht aus dem Auge verliert, bzw. als aktiven Willensprozess überhaupt erst vor das innere Auge zu rücken versucht, immer tiefer reichend vor den inneren Blick zu bekommen trachtet.
Je nach innerlich aufgebrachter Willensintensität kann der Beobachtende immer differenziertere Daseinsschichten aufdecken und der in diesen wirkenden elementaren Daseinskräfte ansichtig werden. Sie Blick lenkend bündeln, vernetzen, ihren ursprünglichen gestaltenden Spinn befreien. Der eigene, geläuterte Wille wird ihm, bildhaft gesprochen, gleichsam zu einer Art Schiff, in dem sich die unterschiedlichsten elementaren Daseinskräfte mischen, in einen Wesenstausch eintreten und in  verwandelten Gestaltungen über das Bewusstsein in das Weltgeschehen eintreten und in "befreiter" Weise gestaltend eingreifen.
Der Akteur dieses Geschehens ist das Ich - innerlich dynamisch vertikal aufgerichtet - sich nicht hier hin oder dort hin ziehen lassend, sondern durchgehend aufmerksam darauf bedacht, seine Souveränität und Authentizität beständig durch Fokussieren auf die Willensgeschehnisse in sich zu steigern.
Magie der Moderne, ein Ich - Prozess in fortlaufend selbst induzierten dynamischen Verwandlungen, Manifestationen eigenen Seins. Der Ich - Prozess als urmagisches und urkünstlerisches Geschehen!

Bernhard Albrecht

Samstag, 28. Mai 2011

Nachtgedanken

Die Sphinx tritt mir entgegen im Erwachen „am“ Du. Diese stille Herausforderung zum Erwachen „am“ ... wird nur nicht selten in ein sich „Übergeben“ in das Du hinein pervertiert.
Auch Schattenboxen genannt.
Selber kannst Du Dich nach oder sogar noch während einer derartigen Aktion in der weissen Weste des Wahrheitsverfechters, des Statthalters und Machthabers von oben herab oder des gedengelten Opfers positionieren und brillant oder jammernd selbst bespiegeln. Deine tierhaften Anteile, Deine noch weiter zu entwickelnden Aspekte innerhalb der Prozesse Deiner Seele in der „Erinnerung“ vom Du her anzunehmen, bzw. in der „Besinnung“ auf Dein eigenes Sagen hin aufzusuchen ist weit schwieriger. Das Ego ist ein sehr professionell tanzender Selbsttäuscher und Augenwischer. 
Häufig endet ein Gespräch an dieser Stelle, wenn es denn vorher überhaupt begonnen hat. Von einer stillen Teilhabe an selbst induzierten Entwicklungen aus Aha Erlebnissen des Erwachen „am“ Du heraus ganz zu schweigen. Was aus der Sache heraus natürlich in jedem Fall wechselseitig gilt.
Im Ich Du Verhältnis gibt es in „keiner“ Situation eine Einbahnstrasse. Die hier ablaufenden Prozesse sind immer beidseitig bezogen und wenn sie denn ergriffen werden Ausdruck „gelebter“ Brüderlichkeit. Wo in der Ich Du Begegnung keine Ehrfurcht, bzw. Respekt  im Spiel ist, ist das Ich nicht anwesend und das Ego, unter Umständen auch ein Schein entwickeltes, selbst überheblich, spirituelles Ego-Ich  der Akteur. Im Erwachen „am“ Anderen geht es aber gerade um das Reifen des Ich in seine  gleichermassen durch den Willen gebändigte, wie im Willen aktive Gegenwart hinein. Was wiederum nicht wirklich Ereignis werden kann ohne geübte Demut auch und gerade in sogenannten sozial höchst schwierigen bis aberwitzigen Situationen.
Moralische Phantasie und Technik sind ohne intensive Aufwacherlebnisse letztlich nicht zu entwickeln. Wenigstens nicht im Sinne eines eigenständig unter die Füsse genommenen Meister Prüfungsweges. Und darauf läuft gelebte Freiheit letztlich hinaus.

Bernhard Albrecht

Mittwoch, 25. Mai 2011

Antwort

Leere (www.natuerlich-mann.blogspot.com) vom 04.02.2011

Die zweite Leere, "in der es nicht einmal mehr Nichts gibt."
Und der, der feststellt, dass es in dieser Leere nicht einmal mehr nichts gibt, ist der auch "Nichts?"
Wie kann ein Nichts in der Leere feststellen, dass es nichts gibt? Und ... wie kann diese zweite Leere gefühlt, seiend erfasst werden von einem Nichts, das vordem festgestellt hat, das diese zweite Leere nichts enthält, also logischerweise auch einen Betrachter der Situation nicht enthalten kann, denn ansonsten wäre ja etwas da in dieser Leere?
Hm ...
Statisch betrachtet, also von aussen her gesehen eine Unmöglichkeit!
Von einer dynamischen Innenansicht eine Möglichkeit, sofern die Wirklichkeit bildenden Kräfte von Wahrnehmung und Begriff als "Erfahrung" erfasst, also über die Abstraktion hinaus als Seinszustände innerlich vor Augen gerückt werden können. Sofern Wahrnehmung und Begriff in einem gleicherweise beständig sich innerlich vereinigenden wie lösenden Prozess erfasst werden können. Sofern in innerer Wachheit die Erfahrung dieser beiden in Gleichzeitigkeit, also "nondual" in der jeweiligen Verschmelzung Ereignis werden kann. Dann kommt es gewissermassen auf dem dynamischen Wellenberg dieser inneren Erfahrung zu einem realen Durchgang durch ein Nichts, das in Wirklichkeit aber, also mit entsprechend ausgebildeter innerer Wachheit, ein Hineingehen in eine geistige Wesenswelt bedeutet.
Der Leere wohnt eine Fülle inne!
Die Abstraktion ist das Tor davor!
Und zum Mann wird der, der die Dornen der Abstraktion von innen her überwindet und Dornröschen (Sophia = die innere Weisheit) durch
Philo = Liebe, innere Ausdauer wach küssen mag.
Philosophia = Liebe zur Weisheit!

Der Gewinn ist ein Ich, das sich aus seinen Ego Schalen befreit hat.

Bernhard Albrecht

Montag, 21. Februar 2011

Dialog im Blog

Dass das Führen eines echten Dialogs auf einem Blog mitunter sehr beschwerlich sein kann, diese Erfahrung macht wohl jeder Blogger immer wieder einmal. Unterschiedliche Aufmerksamkeiten auf ein Gesagtes hin lassen dialogische Linien zerfransen oder auch gar nicht erst entstehen.
Aus aktuellem Anlass stelle ich, nur geringfügig verändert, zwei Beiträge hier auf meinem Blog erneut ein, die ich an anderer Stelle veröffentlichte. Es sind Momentaufnahmen und keineswegs eine umfassendere Aufarbeitung zu diesem Problem.

Erster Beitrag:
„Ja, mit dem Klingen müssen wir noch ein bisschen üben.“
Ob das so ist? Klingen tut hier ja sehr viel. Es tönt ja mitunter geradezu orchestral kreuz und quer und übereinander. Da stimmt einer ein Violinsolo an und sogleich deckt es ein Paukenschlag zu, um kurz darauf in einem Klarinette/Oboen Part aus zu klingen, der aber nicht wirklich ausklingend zu Ende kommen kann, weil diesem Ausklingen ein Schellen Gerassel dazwischen geht.
So oder so ähnlich tönt es hier, bildhaft gesprochen.
Was, wie mir scheint, zu wenig geschieht, das ist: Dem „Lauschen“ einen Raum geben. Manche schnelle Widerrede könnte sich aus meiner Sicht erübrigen, wenn dem Lauschen in die Zwischenräume der Intervalle eines Gesagten hinein ein grösserer innerer Kredit der Bedachtsamkeit für das Wesentliche da und dort eingeräumt würde, oder irre ich mich da? Die sachliche Linie hätte eine grössere Chance vor den Plaudereien diverser Selbstansichten. mit sich selbst.
Trete ich damit irgend jemanden hier auf die Füsse? Nein! Denn dies ist, streng beobachtet bereits durch diejenigen innerhalb der obigen Diskussionen schon geschehen, die sich hier von mir auf die Füsse getreten fühlen könnten. Sie sind sich, innerlich zurück schreckend vor dem eigenen Schattenbild, bereits selbst auf die Füsse getreten.
Der Doppelgänger lässt grüssen.
Klangräume bedürfen aus meiner Sicht der inneren Stille, des Lauschens, um jene Obertöne zu erfassen aus denen sich ein Gespräch entfalten kann, sich eine Erkenntnis Wertschöpfung in einem Aha-Erleben erwirken lässt.

Zweiter Beitrag
Ist körperliche Präsenz wirklich notwendig, um das Lauschen unter Menschen zu aktivieren?
Hilfreich, sicherlich.
Wichtiger erscheint mir aber der durchgängig konsequente Respekt vor dem Sagen des anderen Menschen, auch und gerade dann, wenn er andere Wege geht, die meinem, mir begründet erscheinenden Denken, Fühlen und Handeln zuwider laufen. Das schliesst eine kritische Haltung nicht aus. Die Frage ist nur, kann ich in einer solchen Lage auf Augenhöhe einen sachlichen Dialog führen, selbst dann wenn die andere Seite, aus welchen Gründen auch immer, diesen umgeht oder unterläuft? Bin ich bemüht darauf zu achten mich in meinem inneren Gleichgewicht nicht aus dem Tritt werfen zu lassen, also Ich - Aufrechte zu repräsentieren, im Spiegel des anderen Menschen um innere Selbstbeherrschung ringend, diese Kraft in mir weiter zu entwickeln? Gerade der quer zu mir anders Denkende kann mir reichliche Gelegenheit geben mich in seinem Spiegel hier innerlich weiter entwickeln zu können.
Nicht den anderen Menschen zu dämonisieren, sondern in seinem Spiegel bereit sein meinem Doppelgänger zu begegnen und ihn als Helfer zu begreifen für die weitere Entfaltung gerade jener Ich - Kraft.
Respekt vor der Würde des anderen Menschen, auch dann, wenn gewisse Gedanken von ihm bei mir so etwas wie Bauchweh auslösen mögen.
Ein jeder Mensch kann nur seinen ureigenen Weg der Erfahrung gehen und auf diesem Wege wird er sich "zu seiner Zeit" über das innerlich aufklären, was jetzt für ihn wichtig ist, was gereift ist.
Ich kann darauf von aussen keinen Einfluss nehmen. Was wirkt, früher oder später, ist, innerhalb meiner eigenen inneren Baustellen ordnend voran zu kommen, also das eigene Ich, frei von selbstbezogenen Gedankenkonstrukten zu manifestieren. Das ist Arbeit genug und demgemäss ist es aus meiner Sicht unproduktiv, was verdeckt nur allzu leicht geschehen kann, "von oben herab" auf einen anderen Menschen herunter zu hämmern.
Erwachen "am" anderen Menschen.
Wenn ich meinerseits das Erwachen des anderen Menschen an mir fördern will, dann sicher nicht dadurch, dass ich von oben herab ihm "meine Wahrheit" über zu stülpen suche, ihn innerlich (einmal Hand auf`s Herz) vor mir als borniert, dumm oder denkfaulen Chaoten, usw. dastehen lasse. Lauschen, gerade hier, wo unangemessen zu reagieren leichter ist, als an sich zu halten und sich zu fragen, Bruder im Geiste, welche Botschaft trägst Du mir eben hier zu, an der mein Ich erwachen kann!
Der innere Durchgang zum Lauschen ist nicht leicht, da wird mir an Selbstbeherrschung mitunter einiges abverlangt, aber er birgt in sich auch das Potential hohen Erkenntnisgewinns.

Bernhard Albrecht
  

Mittwoch, 5. Januar 2011

Donna Maria-Rosè

In jenen Tagen klopfte in Arequipa ein Mann an die Tür des Hauses einer Frau, nachdem er eine Weile wie suchend durch die verwinkelten Gassen dieser Stadt, mit ihren, in diesem Wohnviertel kraftvoll orange gestrichenen Häuserfronten gewandert war und obwohl ihr fremd, grüsste er sie voll Ehrerbietung. Sie aber war bestürzt über die  Art des Umgangs, den er ihr gegenüber zeigte. Seine Worte verwirrten sie, denn sie tönten in einer Weise an ihr Ohr, die ihr gänzlich fremd war.
Sie bat ihn herein in ihre bescheidene Behausung und sagte dabei, dass ihr die Ehrerbietung, die er ihr bezeige wohl nicht gebühre, denn sie sei nur eine einfache Frau, die ihre drei Kinder zudem alleine erziehe. An das Fenster tretend, schaute sie versonnen auf einen  Innenhof, in dem zwei Mädchen und ein Junge fröhlich miteinander spielten. Und für einige wenige Augenblicke schien sie in die Welt des Baumhauses einzutauchen, das mit einfachsten Mitteln auf der Astgabel einer Zeder errichtet war, die sich kraftvoll über alle Dächer der umliegenden Häuser erhob. 
Der Mittelpunkt einer eigenen Welt, sprach sie, ihren Kopf leicht über die Schulter zur Seite gewendet, zu dem Fremden, der höflich nahe der Türe stehengeblieben war. Der Mittelpunkt von Frieden und Freiheit für immer mehr Kinder, auch aus der näheren und weiteren Nachbarschaft. Ist das nicht wunderschön, so wenig Aufwand und eine so weitreichende Wirkung!
Doch sich ihrer Gastgeberrolle erinnernd, wandte sie sich ebenso unvermittelt, wie sie diese Kinderwelt betreten hatte, wieder ihrem eigenen Wohnraum zu. Weiss gekalkt, schmückten diesen alleine zwei alte, wunderschön bemalte Holztruhen. In einer Nische standen nebeneinander drei kleinere Betten, mit in drei Farben sauber auf geschütteltem Bettzeug. Ihr eigenes Bett, den ein weisser Betthimmel überspannte, stand zur Hälfte vor dem Fenster. Gegenüber, etwas in den Raum gerückt, erhob sich eine kräftige Mauerverstrebung, in die unten eine Rundung ausgespart war. Hier hingen, sauber geputzt, Töpfe, Pfannen und Geschirr über einem offenen Feuer, daneben stand ein Holzzuber zu Badezwecken, über dem wiederum wohl geordnet die wenigen Kleidungsstücke des Alltags aufgereiht an Hacken hingen.
Mit einem feinen Lächeln nahm der Mann an dem einfachen Holztisch Platz, während die Frau seinen blauen Mantelumhang neben der Türe aufhängte. Er erzählte, dass er gegenwärtig durch viele Länder reise, auf der Suche nach Menschen mit einem offenen und mutigen Herzen. Wie er so mit ihr sprach und von dem einen und anderen Erlebnis berichtete, nannte er sie eine Begnadete unter den Frauen, denn ihre Auffassungsgabe leuchte ihm entgegen in einer Reinheit ohne gleichen. Er fühle sich geehrt durch die Art, mit der sie seinen Worten lausche.
Und so wolle er ihr ein Geheimnis offenbaren, dass sie, so sie sich entschliessen könne, es in rechter Weise zu behüten, sie in den Rang einer wichtigen Person innerhalb weltumspannender sozialer Erneuerungen erhebe. Sie aber antwortete: Wie kann das sein, da ich doch die unscheinbarste unter den mir bekannten Frauen bin? Wie kann mir ungebildeter Frau  eine solche Aufgabe und Verantwortung übertragen werden? Wie könnte ich diese tragen, da mein ganz gewöhnliches Tag Werk mir oft schon den Rücken krümmt?
Er aber sprach zu Ihr: Sobald Du den Worten des geringsten unter Deinen Mitmenschen in gleicher Weise lauschen und ihre Kraft in Deinem Herzen bewahren wirst, wie Du mir jetzt von Deinem innersten Wesen her offen begegnet bist, wird Dich die Kraft des höchsten Geistes überschatten und Dir Worte in den Mund legen, die Welten bewegen werden. So wirst Du durch Dein Worten die Ich Kraft der Menschen gründen und stärken, die das Glück haben für eine kleine Weile Gast in Deinem Haus sein zu dürfen.
Und er sprach weiter zu ihr. Fürchte Dich nicht Maria, denn unter allen Frauen hast Du Gnade vor dem Herrn gefunden die erstorbene Menschensprache unter Deines Gleichen wieder zu beleben und in ihrer Ich Kraft aufgerichtete Menschen als Götterboten in eine dunkle Welt zu entsenden, auf dass das Licht in ihr wiederum erscheine und stetig wachse.

Siehe, ich bin der Erzengel Michael, der Erzengel der Auferstehung aus dem Geiste der Metanoia.

Doch in dem Augenblick, als in ihrem Geiste Verstehen aufflammte, was da vor ihren Augen geschah, war der Unbekannte über die Schwelle ihres Hauses in der langsam heraufziehenden Dämmerung entschwunden. Sie aber sann noch lange über seine Worte und fasste dann einen Entschluss.

© Bernhard Albrecht

Dienstag, 4. Januar 2011

Innere Herausforderung

Nach einigem Zögern will ich nun doch eine langjährige Arbeit von mir hier einstellen. Angesichts vielfältiger von aussen kommenden Impulse und daran anknüpfend sich individuell fortlaufend entwickelnder innerer, mehr oder weniger klar auf Erfahrungen gegründeter Schattierungen zum Thema "Erleuchtung", scheint es mir hilfreich zu sein einen alten Text vor diesem Hintergrund neu zu entschlüsseln.

Die Frage nach dem Ich ist bei genauerem und über längere Zeit anhaltendem, immer wieder neuem inneren Hinschauen, in meinen Augen keineswegs so weit geklärt, dass keine grössere Mühe mehr darauf verwendet werden könnte und müsste, da, so die sich beständig verbreiternde Anschauung hier in gewissen spirituell strebenden Kreisen, wir ja letztendlich ohnehin alle in einer All-Einheit lebten. Wie heisst es doch in vielfältigen Variationen aus dem Munde weiser Menschen: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als der Mensch ein in die bewusste Anschauung einer geistigen Welt.

Vorbei an der Notwendigkeit sich selber immer wieder neu und zunehmend wacher auf den Punkt zu bringen, die dynamisch geistesgegenwärtige Erfahrung eines inneren Auges sich zu vergegenwärtigen, aus dem die Erfahrung eigener Ich-Gegenwart erwachsen kann, erscheinen durch Selbsttäuschung und Sehnsucht hervorgerufene Ausweichmanöver der leichtere Weg in die All-Einheit zu sein. Nur wird in meinen Augen hier möglicherweise leichtfertig eine Geistes-Entwicklung von Jahrtausenden gefährdet, die mit naturwissenschaftlich exakter innerer Beobachtung auf das Ich hin zielt.

Der Weltengrund hat sich in den Menschen hinein ausgegossen, auf dass der Mensch durch sein Ich die Verantwortung für seine Enthüllung in einem zeitgemässen Denken Sorge trage. Dieses Denken aber denkt nicht als "Es", sondern mausert sich vom gedanklichen "Affentanz" zum eigentlichen Denken erst durch das Ich. Ohne Ehrfurcht für das was in mir lebt, kann das Ich nicht gefunden werden. Diese Ehrfurcht aber erwächst aus der Stille des Jetzt.

Johannes 1, 1 – 18 (21) Prolog

Alle schöpferische Freiheit ruht gegründet im Wort und das Offenbar-Werden dieser Vollmacht des Wortes ist in die Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen gelegt, auf dass die Einzelnen ihr göttliches Ich entfalten durch die Kraft des Wortes.

Sie war und ist immer bei den Einzelmenschen, denn nichts von dem Gewordenen ist jemals anders als durch das Wort geworden. In ihm wird stets von neuem offenbar die Quelle allen menschlichen Seins und aus dieser Quelle strömt immerdar leuchtende Liebe für die Menschen. Diese Liebesfülle strahlt hinein in die Taträume der Menschen, rufend zu den Menschen mit wachen Sinnen und erflehend ihren Opfer- und Wandlungswillen.

Doch der immer wieder aufs neue im Selbstsinn erstarrende Wille der Menschen baut aus tief gegründeten Ängsten eine Mauer der Finsternis um sich herum, anstatt der Kraft des Lichtes im Wort zu vertrauen, die selbst geschaffenen Finsternisse aktiv zu durchdringen und im innerlichen Annehmen derselben die Kernung des eigenen Ich voranzubringen.

Denn durch das Licht ist und wird das Leben und aus dem Fluss dieses Lebens das lebendige Ich gezeugt. Dieses stets aufs neue sich fort zeugende Ich aber ist das Licht der Menschen. Durch das Du scheint die stille Aufforderung, in den eigenen blinden Flecken den Weg zum Ich-Werden zu sehen und zu eröffnen beständig in die Lebenswelt der Menschen. Doch die mangelnde Wachheit der Menschen lässt den Werde-Ruf, der in unendlicher Güte durch das Du auf stets neue Weise ausgesandt wird, in den Schatten des menschlichen Selbstsinns ersterben.

Es war da Johannes, auch der Täufer genannt, der seinem Schicksal nach ein Zeuge des Lichtes war und – da er in stiller Ergebenheit auch im Angesicht seiner Enthauptung nicht wankte für das Licht zu zeugen – ,ist er seither der verborgene Hüter eines jeden Du, das unter der Verneinung des Werde Rufes des göttlichen Ich als Zeuge für das Licht von den Mitmenschen verkannt wird. Nicht ist das Du und in ihm der es überschattende Geist des Johannes das Licht, nur ein Zeuge für die Offenbarung des göttlichen Lichtes an die Mitmenschen in einem jeden Augenblick ist das Du.

Auf das Licht hinter seinen Worten verweist ein jedes Du mit seinem Sagen zu jeder Zeit und durch all seine Worte, denn es sind niemals nur seine Worte, sondern unscheinbar auch die Worte des göttlichen Ich, das leise die Wege der Wandlung weist. Das göttliche Ich wandert alle Tage an der Seite der Menschen, auf das sie durch sein Licht Zuversicht finden auf den Wegen ihres Werdens.

Nicht war Johannes das Licht und nicht ist das Du das Licht. Das Du ist ein Träger des Lichtes, unscheinbar behütet und barmherzig begleitet von der Kraft des Johannes. Ein Zeuge des Lichtes ist das Du, denn das göttliche Licht ist auf allen Wegen des Du zugegen. An der Seite des Du ist das Licht auf dem Weg in die Erdenwelt und dieses Licht, das unentwegt strömt aus dem Urbild des Menschen wird alle Menschen erleuchten und ihr göttliches Ich erwecken.

Das göttliche Urbild des Menschen ist seit Anbeginn der Zeiten in der Welt, denn alles ist aus dem inneren Hinschauen auf dieses Urbild und der stets aufs Neue sich daran entzündenden Freiheitskraft des Menschen geworden, die Menschen aber haben es bisher noch kaum erkannt und in sich belebt.

Über das Du wendet sich das Licht an die Einzelmenschen und sucht sie in ihren Herzen zu erreichen, doch die Einzelmenschen ziehen es vor ihre Vorstellungen über das Sagen des Du weiter zu pflegen, anstatt sich dem göttlichen Ich zu öffnen.

Diejenigen aber, die sich dem göttlichen Ich innerlich zuwenden, indem sie ihren Selbstsinn opfern und durch innere Wandlung der Kernung ihres Ich den Weg ebnen, haben in den Worten des Du das Evangelium des menschlichen Urbildes vernommen. Sie bereiten hinfort, gesegnet von der Weisheit- und Liebekraft des dem menschlichen Urbild innewohnenden göttlichen Ich, dem Licht den Weg zu den Herzen der Menschen.

Als in die Göttlichkeit ihres eigenen Wesens hinein erwachende Menschen leben sie allein aus der Zuversicht auf das göttliche Ich hin und dürfen, wann immer sie dessen bedürfen, seine Kraft und Gegenwart erleben.

Nicht mehr leben sie im Rausch ihrer Illusionen und in der Fixierung auf ihre Vorstellungen, die von zerfallenden Blutskräften gewirkt, nichts als Dunkelheit um sie her schaffen. Nicht mehr leben sie aus dem leiblichen Begehren, ihren Selbstsinn gegenüber den Worten des Du durchzusetzen, sondern erfahren im Licht des göttlichen Ich, das ihnen durch die Pforte des Du entgegen leuchtet, die Geburt ihres eigenen göttlichen Wesens.

Sie leben aus der Wertschätzung für alles Menschliche und schaffen so dem Wort in ihren Ich-Taten einen irdischen Leib. So folgen sie dem nach, der zu allen Zeiten an der Seite der Menschen geht, dem aus dem Vater und Mutter Göttlichen geborenen Sohn.

Von jeher lebt das göttliche Ich in dieser Weise unter uns, für alle sichtbar, die mit wachen Augen durch die Welt gehen, denn für sie ist die Offenbarung seines Wesens an den Schwellen des Du eine beständige Tatsache. In den Schmerzen der Du-Begegnung geläutert, weitet sich ihr Blick für die Fülle seiner begnadenden Liebe und heilenden Wahrheit.

Auf das göttliche Ich-Urbild richtet sich die weisende Hand des Johannes. Im göttlichen Ich-Urbild ist gegründet das Du, das dich anspricht, wo immer du gehst. So nimmt dich auf deinen Schicksalswegen stets von neuem an seine Hand das Du und verkündet in seinem Sagen an dich, überschattet vom Geist des Johannes, die ewige Gegenwart des göttlichen Ich-Urbildes.

Und es spricht: Vernimm in meinen Worten nicht mich, sondern sieh dich selbst in deinem Spiegelbild, das sich im Schimmer des göttlichen Urbildes, das mich unscheinbar überlagert, sich abbildet. Geh den Weg deinen Sinn zu ändern und du wirst wissen, dass ich nur zu künden habe von dem, der nach mir kommt, der aber mir wie dir durch alle Zeiten vorangeht, um die Fülle seiner Liebe über uns beide auszugiessen.
Die Richtschnur des Gesetzes hat Moses gegeben. Die begnadende Liebe und heilende Wahrheit aber wird den Menschen in dem Masse zu Teil werden, wie sie die abweisende Hand gegenüber dem Sagen des Du zurücknehmen und sich im Schimmer des göttlichen Ich-Urbildes, welches das Du hinter seinem Sagen zu offenbaren berufen ist, sich selbst erkennen.

Wo solches geschieht und durch das erkennende Ich, das Du von der Last seiner Werde-Botschaft frei wird, tritt der Christus aus dem Schatten hervor und spendet seinen Emaus-Segen.
Mit diesem Segen aber ist für den Menschen der Weg offen, in der Schau auf den mütterlich-väterlichen Weltengrund, sein Wesen immer tiefer im göttlichen Ich-Urbild zu gründen.
© Bernhard Albrecht Hartmann 04.01.2011

Montag, 3. Januar 2011

Respekt - die Quelle aktiven Willens und schöpferischen Zugewandt-Sein aus dem Ich

... Wenn mir spirituelles Erwachen so wichtig wird wie das Löschen von Hunger und Durst, kann dann in einem Kommunikationsgeschehen Kritik im Verhältnis zu einem anderen Menschen noch die erste Stelle einnehmen oder sind vielleicht ganz andere in Erscheinung tretende Faktoren ins Blickfeld zu nehmen und zu bearbeiten? Wie ist das mit der ersten Wahrnehmung eines anderen Menschen? Kann ich innerlich eine durchgehende Haltung von Interesse über alle scheinbaren Hindernisse hinweg aufbauen und erhalten oder räume ich einem Ja-Aber gegenüber seinem Sagen Raum ein, bevor ich diesen Menschen mit seinem Sagen wirklich tiefer gehender verstanden habe? Verschleiert mir hier vermeintliches Verstehen nicht oft schneller meine Sinne, als ich dies mitunter wahrhaben kann und will?

Erwachen am anderen Menschen scheint mir eine permanent latente Willensaufforderung zu beinhalten meinen Sinn zu ändern, meine Achtsamkeit primär auf mich selbst und meine eigenen blinden Flecken zu richten, Handlungsleitende Impulse aus der Selbsteinkehr zu beziehen und auf  Wege der Entwicklung zu bringen.

Freiheit ist eine hoch empfindsame keimende Bewegungsgebärde in jedem heute lebenden Menschen. Und diese Bewegungsgebärde abzublocken, sie zu schädigen oder gar ihre Entwicklung dauerhafter zu unterbinden, ist sehr viel einfacher und geschieht aus Unachtsamkeit im Eifer eigener Gedankensetzungen und Handlungsimpulse auf Gesagtes hin oft schneller als ich mir dies vergegenwärtigen kann und mag.

Eine bedachtsame Betrachtung meines alltäglichen Umgangs mit Menschen innerhalb meines sozialen Umfeldes kann mich hingegen auf immer zahlreichere blinde Flecken aufmerksam werden lassen, aus denen mein Denken und Handeln da und dort entspringt. Und wenn ich einmal in dieser Richtung beginne aufmerksamer zu werden, ist es dann nicht naheliegend das eigene Kommunikationsverhalten - und nicht nur das nach aussen gerichtete, sondern auch meine im inneren Vorfeld und Umfeld stattfindenden so genannten stillen inneren Dialoge dazu auf die prozessuale Folgerichtigkeit meiner Gedankenführung hin konsequent zu untersuchen und zu hinterfragen? Sind meine Gedankenverbindungen durchgehend transparent oder gibt es innerhalb dieser Gedankenverbindungen sogenannte Vorstellungseinschüsse, die nicht durch die unmittelbar an dem Menschen gewonnenen Sinneseindrücke, mit dem ich kommuniziere, gedeckt sind?

Leicht ist es einen anderen Menschen offen oder auch sozusagen still innerhalb der eigenen vier Wände, vielleicht sogar noch abgestützt auf mir als gleich gesinnt geltende Mitmenschen, zu kritisieren. Schwer hingegen ist es nachhaltige Entwicklungen aus mir selber heraus anzustossen und solche Entwicklungsansätze, mit der ihnen natürlicherweise anhaftenden Vorläufigkeit von Schritt zu Schritt öffentlich zu präsentieren.

Aus meiner Sicht lassen sich Entwicklungen im Wesentlichen nur aus der Aufarbeitung eigener blinder Flecken einleiten. Über meine Bereitschaft nach eigenen blinden Flecken zu suchen bevor ich einen anderen Menschen kritisiere, kann ich mich mit der Zeit für eine tiefere Ebene im Umgang mit dem W o r t als dem wesentlichen Verständigungsmittel unter den Menschen sensibilisieren. Das Wort, vom eigenen innerlich angenommenen blinden Fleck her betrachtet, führt mich zur Wesensbegegnung und öffnet über diese Wesensbegegnung den Weg zu nachhaltiger Entwicklung. Dieses ist für mich eine Erfahrung.

Die in vielen sozialen Zusammenhängen als immer beschwerlicher wahrgenommene Willensschwäche auf der einen Seite und die zunehmend immer offenkundiger jegliche Sinn gebende Ordnung wild durchbrechenden Willensäusserungen auf der anderen Seite, sie machen heute die Frage nach der selbstregulierenden Handhabung des eigenen Willens zu der schlechterdings brennendsten Frage überhaupt. Aus meiner Sicht und Erfahrung heraus liegt das eigentliche Potential des Willens in den blinden Flecken geborgen, die ein jeder Mensch in sich identifizieren kann, sobald er Selbstverantwortung aus sich heraus zu aktivieren beginnt. Der blinde Fleck als Nadelöhr zum Erwachen.

Die weitere Frage ist nur, wie finde ich m e i n e n Weg blinde Flecken für mich ausfindig machen zu können? Aus meiner Sicht will ich dazu hier nur soviel sagen: Wenn ich überall dort, wo ich glaube etwas kritisieren zu können, ich es mir zur Aufgabe mache den zu kritisierenden Punkten mindestens doppelt so viele positive Argumente entgegen zu setzen, ohne dabei die mir geltenden Kritikpunkte zu vernebeln, ich unweigerlich nach und nach zu meinen blinden Flecken hingeführt werde. Wirklicher Respekt für einen anderen Menschen fusst nämlich auf der Anerkenntnis eigener bisher beschränkter oder toter Blickwinkel im eigenen Denken und Handeln. Ein solchermassen hervorgebrachter Respekt wird, so meine Erfahrung, mit der Zeit immer deutlicher zum zündenden Funken für die aktive Steuerung des eigenen Willens.

"Z e i t e n w e n d e" ... durch freimütige Hinwendung dem dunklen Fleck in mir?!
"F r e i h e i t" .... als Tatsache manifestiert durch die damit verbundene innere Blickumkehrung?!
Die "M y s t e r i e n" ... im Licht des Tages durch mein Erwachen in die Ich-Präsenz am anderen Menschen?!

Die Frage ist, welchen Weg der Erfahrung bin ich bereit zu gehen, welche meiner täglichen Erfahrungen  bin Ich bereit bis auf den blinden Fleck hin auszuloten, den ich in jeder Art von Erfahrung finden kann und über welche Erfahrungen lege ich den Schleier verfremdender Vorstellungsbilder, um mich dadurch unversehens dem diesen Erfahrungen innewohnendem Potential zum Erwachen zu entziehen?

Die Frage ist, kann Dualität abgelöst werden durch einander wahrhaftiges Zugewandt-Sein auf der Basis von wertschätzendem Umgang untereinander? Kann eine nicht - duale Haltung durch mich manifestiert werden, die sich in der seelischen Beobachtung als sturmfest gegenüber Agitationen aus dem eigenen Unbewussten erweist?
Bernhard Albrecht

4 Kommentare:


Gabriela 4. Januar 2011 um 08:09

Danke, dass Sie (du?) wieder schreiben, danke für den Anstoss.
Ob dies auch gilt in der Erziehungsaufgabe? 90% meiner Begegnungen bewegen sich in diesem Kontext. Und ist es möglich, diese blinden Flecken in der Selbsterforschung zu erkennen oder braucht es dazu nicht Hilfe von aussen? Heissen sie blinde Flecken weil ich blind bin dafür? Gute Schritte im heute wünscht Gabriela




Bernhard Albrecht 4. Januar 2011 um 09:26


Liebe Gabriela



Der Weg ist das Ziel. Die blinden Flecken machen sich aus den Tiefen meines Bewusstseins heraus in den meisten Fällen zunächst wie ein fernes Raunen bemerkbar und wandern langsam an die Oberfläche, bis sie dann ins klare Blickfeld hineinwachsen. Sie poltern mir in der Regel nicht von einem Augenblick auf den andern vor meine Füsse. Wenn so ein blinder Fleck dann ins Licht meines Bewusstseins hinein gereift ist, dann ist es Zeit ihn mit Achtsamkeit innerlich zu umfassen. Ich sage mit Achtsamkeit, denn die natürliche Reaktion geht eher in die Richtung sich einen derartigen blinden Flecken schön zu reden. Er aber will beachtet und respektiert werden. Gelingt das, dann kann aus der Anerkenntnis dieses bis an hin blinden Flecken in mir eine Kraft erwachsen in Richtung auf mehr Kreativität im Umgang mit meinen alltäglichen Aufgaben. 


Blinde Flecken sind also nicht gleichsam a u s z u r a d i e r e n aus meinem Bewusstsein und als Schmutzflecken zu entsorgen. Sie wollen vielmehr als Quelle neuer kreativer Kräfte erfasst werden. In der Erziehungsaufgabe gilt Entwicklung vor Perfektion. Wo ich mich schrittweise weiter entwickle, dort gedeihen auch die Kinder, die mir anvertraut sind. Ich darf also Fehler machen. Probleme entstehen erst dann, wenn blinde Flecken über eine längere Zeit hinweg immer wieder verdrängt werden. 



Kinder haben ein grosses Herz im Umgang mit meinen Fehlern und noch nicht bewusst erfassten blinden Flecken. Und manche mühsame Hindernisse, die sie mir in meinem Alltag in den Weg stellen sind weit eher verdeckte Liebesimpulse, Anstösse für meine Weiterentwicklung, als ein Anlass zu einem Ärgernis. Heiterkeit über ein Missgeschick befreit, Lachen weitet den Blick für Lösungsmöglichkeiten. Das weist Du aber ohne Zweifel selber. Bernhard Albrecht




Anonym 4. Januar 2011 um 11:41

Aneinander vorbei reden könnte man leicht, werden die Worte mit unterschiedlicher Bedeutung benutzt. Im Nicht-Dualen tut es sich von alleine - ist alles rund - eins.

Co-kreieren können immer nur zwei. Gehen sie ein Stück des Weges gemeinsam, ist Respekt die beste Voraussetzung, denn beide sind Individuen, sind Unikate, die im Idealfall co-kreieren können. Liebe Grüße Barbara




Bernhard Albrecht 4. Januar 2011 um 13:40

Der dem Du Lauschende redet nicht vorbei. Er vernimmt durch das Sagen des Du mehr oder weniger immer zweierlei. Er vernimmt sich selbst in seiner Endlichkeit, vernimmt das Du, das ihm leise Neulandwege für seine mögliche Entwicklung weist und er nimmt stillen Anteil an den Wegen des Du ohne Wenn und Aber, bricht mit ihm das Brot des Lebens.



Wenn ich will, also achtsam mich auf das Du hin ausrichte, dann kann ich in jeder Rede des Du, auch in einer sozusagen banal alltäglichen Anrede einen blinden Flecken von mir ins Auge nehmen und als Orientierungsimpuls für meinen weiteren Weg aktivieren. Einander zugewandt sprechendes Handeln ist kein Idealfall, sondern eine Frage der Achtsamkeit. Ob und wie weit eine tiefer reichende Achtsamkeit dem Du bereit gestellt wird, das ergibt sich aus der Intensität des Hinein Lauschen in die Worte des Du. Des über die Endlichkeit eigener Vorstellungsbarrieren Hinaus Schreiten angesichts des So Sagen des Du. 



Die erste Begegnung am Du ist zunächst die mit der eigenen Endlichkeit. Bin ich bereit diese meine Endlichkeit innerlich anzunehmen, erst dann öffnet sich mir der Raum tieferen Verständnisses für das Sagen des Du. Da dies immer wieder übersehen wird, bleibt viel von möglicher gegenseitiger Entwicklung fördernder Kommunikation im Idealischen hängen, kommt nicht auf die Füsse verwirklichender Repräsentation durch das Ich und verliert sich im ungünstigen Falle im Kräfte zehrenden Schattenboxen. Das Du als Ich-Quelle für mich, das Du als Türöffner für einander zugewandtes Handeln. Bernhard Albrecht