Montag, 25. März 2013

Das Böse

Zwischenruf zu:
www.Unversoenlichkeiten.blogspot.ch/Unendliche Substanzlosigkeit/5.3.2013

Das Gute „ist nicht,“ genau so wenig wie das Böse gegen das Gute kämpft. Vielmehr ist alles eine Frage des Finden und immer wieder neu Bilden Deines/meines inneren prozessualen Gleichgewichts im jeweiligen eigenen Seins-Ausdruck.
Das Böse ist mithin ein Ausdruck nicht gefundenen Gleichgewichts in mir, ist, da eine jede unserer gleicherweise inneren, wie äusseren Taten in Resonanzen nach aussen wirkt und sich fortpflanzt eine verdichtete Spiegelung vieler menschlicher Ungleichgewichte auf mich/uns zurück. Das Böse, aus einer Haltung der Abstraktion heraus gesehen, ist eine Fata Morgana.
Unmittelbar existenziell gesehen, werden wir im Blick auf unsere eigenen vielen Ungleichgewichts-Zustände in einen inneren Strudel hinein gerissen, der uns im „Erfahren der Furcht“ herausfordert unsere Existenz im Ich zu gründen.
Das Böse ist demnach eine schleichende Manifestation des Ego mit seinen vielfältigen Fangarmen das innere Gleichgewicht in Bezug auf unseren eigentlichen Wesenskern hin  beständig neu zu unterlaufen. In seiner möglichen Form Vollendung, etwa in einer Diktatur, erblindet das Böse zunehmend für jeden menschlichen Ausdruck in seinem jeweiligen sozialen Umfeld, das Gefühl für Menschliches erstirbt. Es löst sich aus den inneren Zuständen des Ungleichgewichts vieler Einzelner heraus und wird zu einem eigenständigen Wesen, einem Moloch.
Zu begegnen ist dem Bösen einzig aus dem Ich, also dem ins Sein gebrachten, gelebten inneren Gleichgewicht. Hier liegt meine/Deine Verantwortung, ganz innen in mir/Dir und sonst nirgendwo.

© Bernhard Albrecht, 25.03.2013


Donnerstag, 21. März 2013

Die Katharsis des Willens

Will, wenn auch oft noch verborgen, nicht alles heute zu einer Wende im Willen führen? Läuten nicht allenthalben in unserer Welt die Sturmglocken und rufen zu einem Metanoia  im ganz konkreten Blick auf Dich und mich? Wozu lesen, Radio hören oder Fernsehen, wozu miteinander sprechen, wenn ich nicht bereit bin meinen Willen am Gelesenen, Gehörten, durch den anderen Menschen Erfahrenen selbst zu entzünden, mich berühren zu lassen.
Die Abstraktion hat uns die Freiheit gegeben sich zu entscheiden, ganz aus dem Ich heraus. Nichts drängt uns mehr, dies oder jenes zu tun, wir dürfen uns entscheiden, aus innerer Freiheit. Das macht Verantwortung mitunter höchst unangenehm, denn wir können immer weniger, wenn überhaupt darauf warten, bis ein anderer den ersten Schritt tut. Wir sind gerufen, durch das, was wir lesen oder auf eine andere Weise tun und erfahren, wir sind gerufen und können uns nicht mehr so leicht davon schleichen. Das spüren wir tief drinnen in uns. Die Wahrheitsfrage wird zur Willensfrage.
Zyklisation des Willens. Wie viel Scheitern sammelt ein jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein, wie viel Überwindung kostet es ihm, sich aus kleinen oder auch grösseren Niederlagen immer wieder innerlich aufzurichten und einen Neubeginn zu wagen, zum wievielten Male? Wie viel Depression schwärt durch die Lande, weil der ursprüngliche Idealismus verbraucht und nichts an seine Stelle treten durfte?
Trotz dieser vielen Willenseinbrüche, der Wille, ganz für sich genommen, bleibt in seiner quasi Konsistenz, in der möglichen inneren Erfahrung seiner selbst, ein Geheimnis.
Erschreckend bei näherem Hinsehen und der mühseligen Destillation vieler Triebfedern und Motive, welche den Willen antreiben können, ihn, wie so schön gesagt wird, in die Gänge bringen, die Erfahrung, dass der Wille für sich genommen leer ist. Geradezu lähmend kann diese Erfahrung in der Depression und der sie begleitenden völligen Antriebslosigkeit erfahren werden. Der Wille ist leer!
Und weil diese Leere sich heute so weit verbreitet durch die Willensebenen so vieler Menschen unscheinbar hinzieht, sich immer mehr ausbreitet, kann Manipulation so weit um sich greifen. Täuschen wir uns nicht, wir seien davon nicht betroffen, wir sind es.
Innerlich ein wenig zurück tretend von uns selbst wissen wir genau, dass ohne das nüchterne Eingeständnis eigenen Betroffenseins der Wille in uns nicht befreit werden kann. Dabei nehme ich mich selbst von diesem Prozess des immer neu sich Heran Tasten an den Willen nicht aus. Ich deute lediglich auf einen aus meiner Sicht heute eminent wichtigen Prozess im Zuge der inneren Befreiung, für den sich ein jeder Mensch nur selber entscheiden kann sich darauf einzulassen.
Ein jeder auf seine ureigene Weise und in seinem Tempo, denn im Gegensatz zur äusseren Schnelllebigkeit und Hetze, zum Stress in unserem Alltag wirst Du in der Erforschung eigener Willensdynamik erkennen müssen, dass Du durch das Nadelöhr der Langsamkeit schlüpfen, d.h. die Langsamkeit zutiefst erfahren musst, bis Du zum Erfahren einer Umkehr in Deinem Willen vordringen kannst. Du musst Dich mit dem Scheitern ohne jedes Wehklagen versöhnen können.
Wenn ich dies so sage, dann muss ich sogleich nachfassen. Bei diesem Unternehmen geht es nicht um die ganz grosse Selbstanalyse, es geht vielmehr um die Entwicklung einer inneren Fragekultur sich selber gegenüber.
Sich in Frage stellen können in diesem oder jenem, was ein jeder so jeden Tag tun mag. Ausbrechen aus der Linearität etwas so und nicht anders zu tun, alternatives Handeln in dieser oder jener Situation seines Alltags sich innerlich als Möglichkeit im Nachgang eines vollzogenen Tuns vor Augen stellen, ohne ein grundständiges Zaudern gegenüber allem und jedem aufzubauen.
Täglich an Hand wenigstens einer selbst ausgewählten Willenshandlung, möglichst bildhaft, um dann diesen Alternativprozess loslassend, seine Aufgaben wieder aufzunehmen. Das wirkt mittelfristig wie eine langsame Erweckung des Ich in seinen Willenshandlungen. Es fördert eine Präsenz im Tun, da und dort.
Das Forcieren einer Rundum Präsenz kann nur nachteilige Nebenwirkungen erzeugen, derart, dass zum Beispiel Herzenskräfte in ihrer Entwicklung in die Hinterhand geraten. Wo ich nicht mehr über mich selbst und diese oder jene Fehlleistung lachen kann, da läuft etwas schief. Auf den inneren Baustellen ist homöopathische Prozessbewegung angesagt, ansonsten verhedderst Du Dich in selbstgestellten Ego Fallen.
Auf diesen Baustellen kann allein das fragend sich selbst in Frage stellen Dich davor bewahren über unscheinbar gespannte Fallstricke der Selbsttäuschung zu stolpern und in den Hochöfen des Ego immer wieder auf ein Neues zu verglühen, bis zum Dahin Torkeln am Rande des Nichts nach endlosem Aus- und Durchbrennen. 
Der Brandmeister der inneren Freiheit, an der Pforte des Ego zum Ichwerden, verfügt über ein unendliches Arsenal an Zangen, um Dich an die Kräfte des Ego zu binden, bzw. Dich immer wieder dort hin zurück zu holen. Lernen sich selbst wie einen Fremden anzuschauen will geübt sein. Es braucht einige Ausdauer bis Du hier ein gewisses Können erreichst, einfach weil das Verhaftet Sein in Ego Strukturen und daraus hervorgehend in ganz bestimmten Anschauungs- und Rechtfertigungsweisen weit verbreitet, Teil Deiner unterbewussten Wesensstruktur geworden ist.
Das Ego zieht ein Erblinden für tiefere Wesensschichten eines anderen Menschen nach sich. In der Mitarbeiter Beurteilung vieler Betriebe bist Du deshalb heute verpflichtet in Standortgesprächen das Abgleichen zwischen Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung als Qualifizierungsinstrument anzuwenden und sorgfältig zu protokollieren.
Zyklisation des Willens in Menschenbegegnungen, zurücktreten und nicht dem erstbesten Eindruck folgen und damit in mögliche eigene Denkmuster hinein stolpern, das öffnet Tore zum Ich des anderen Menschen, weil ich mir selber auf dem Weg über anschauende Zurückhaltung mehr Authentizität im Begegnungsaugenblick abverlange, das Du als Botschafter und Spiegel für mein mögliches eigenes und vertiefendes Ich Werden begreife.
In der Literatur ist es nicht anders, denn im Lesen werden Menschen vor meinem inneren Auge erweckt, denen nicht weniger sorgsam zu begegnen ist, wenn ich zu einem tieferen Verständnis des Gelesenen vordringen will. Die Welt des Geistes ist eine Lebendige, hier wie dort; und sie verlangt eine prozessorientierte innere Haltung von mir, um die Vielfalt dieser Welt auch nur ein wenig zu erfassen.
Insofern ist ein Leseprozess niemals wirklich abgeschlossen, genauso wie sich in Menschenbegegnungen immer neue Facetten des einander Kennenlernen ergeben können. Und das Geschenk, das wir aus Begegnungen im Lesen und sozialen Begegnungen empfangen, je nach dem wie weit wir uns selber prozessorientiert öffnen können, ist eine sich vertiefende Ich Erfahrung durch innere Katharsis.

© Bernhard Albrecht, 19./21.03.2013
Angel Maria Perezano http://www.lebensmelodie.wordpress.com zugeeignet, dem ich verdanke, dass ich es wage diesem schwierigen Thema endlich eine erste schriftliche Form zu geben.





Montag, 18. März 2013

Wer bin Ich, eine Fortsetzung

Denkmuster bilden sich durch wiederholt kreisendes sich Bewegen, bezogen auf einen unmerklich festgelegten Denkraum, bilden sich unter der Verweigerung, diese (anfangs möglicherweise unmerklich) zu hinterfragen. Je mehr sich derartige Denkmuster aber durchstrukturieren und im Hinblick auf ein begegnendes Denken wie selbstverständlich ablaufen, desto herausfordernder werden fremde Denkbewegungen, die sich dem eignen Denken entgegen stellen, erlebt. Die Abwehr erfolgt so schnell auf dem Fuss, dass sie selber gar nicht mehr bemerkt wird, so sehr hat sie sich in einen inneren Zusammenklang dem eigen Denkmuster verbunden. Das „Richtige,“ sprich das eigene Denkmuster, muss um jeden Preis verteidigt werden.
Mit der eigenen Verhärtung in der Bewegungslosigkeit auf ein Richtiges selbst fixiert, geht Bewegung auf „das Leben hin“ verloren.
Ich gräbt sich selber die Wurzeln ab.
Leben gebiert sich nämlich aus dem Fragen und die Blüte des Fragens, des immer wieder neu fragend sich auf den Weg Begeben, führt Dich zur Geburt Deines Ich. Ich ist gewissermassen die Belichtung im Prozess, ist Fokussierung auf Neues hin, fragend, weltoffen und mutig. Ich ist die unmittelbare Erfahrung Deines Springens von einem Augenblick in den Nächsten. Ich ist die Prozessgebärde des Zwischenraumes.
Wer sich nicht selber immer wieder neu erfinden mag, der kann die Bewusstseinserfahrung des Ich nicht haben. Noch schärfer formuliert: Bewusstsein ist nur durch das Ich möglich, Fragen ist sein Treibstoff. Die nicht gestellten Fragen sind der Tod des Ich.
„Das Ich scheitert an seinem Zerbrochen-Sein,“(Angel Maria Perezano Fragment 25/1. www.lebensmelodie.wordpress.com 25.11.2012) weil in der fragenden Bewegung sich nicht Ende los neu und immer wieder neu selbst gebärend. Es erstickt in der eigenen Bewegungslosigkeit.
Mithin ist es nicht der materielle Kosmos, der mir vortäuscht, „alles kenne eine stabile Form,“ (Quelle siehe oben) es ist meine innere Bewegungslosigkeit, meine Fixierung auf Denkmuster, auf an der Welt gebildete Vorstellungen, ohne diese denkend fragend neu zu öffnen, welche die Illusion des Scheiterns, der Unmöglichkeit der Ich-Findung, des bewussten Einklangs mit sich im Ich, erzeugt.
Im Spiel der Relationen, in dem sich Bewegen durch die Zwischenräume derselben erfährt das Ego seine Katharsis in seiner Geburt zum Ich. Aus der Raupe schlüpft der Schmetterling.

Bernhard Albrecht


Dienstag, 12. März 2013

Wer bin Ich

Gesprächsnotiz zu dem Beitrag Fragment 25/1.
veröffentlicht auf http://www.lebensmelodie.wordpress.com am 25.01.2013
von Angel Maria Perezano

„Ich weiß heute immer noch nicht, wer ich wirklich bin. Ich kenne nur meine Rollen. Aber vielleicht ist die Frage nach meinem eigentlichen Ich eine leere Frage. Sie existiert nicht unabhängig von einem selbstreferentiellen Bewusstsein. Sie existiert nur in einem materiellen Kosmos, der uns vortäuscht, alles kenne eine stabile Form. Das Ich scheitert an seinem Zerbrochen-Sein. Es zu vervollkommnen hieße, den Sinn des Lebens falsch verstanden zu haben.“


Das Ich kann sich nicht finden in einem selbstreferentiellen Abgleich gegen ein wie auch immer geartetes Aussen. Auch die selbstreferentiellen Prozesse innerhalb des eigenen Innenlebens, das sich selbst Besinnen sind letztlich Abgleiche gegen ein Aussen, weil im Blick auf einen inneren, von mir abgerückten Spiegel gesehen. So fruchtbar solche Prozesse sein können, so können sie dennoch scheitern, wenn das Ich im Anschauen seiner selbst hängen bleibt, sich nicht erkraften kann in einem sich selbst bezeugenden schöpferischen Prozess.
Nur in einem derartigen Prozess kann es sich zur Erscheinung bringen, um gleichsam zu verlöschen, in den Hintergrund eines vorläufigen Nicht-Ausdrucks zu treten, wenn der schöpferische Prozess an ein Ende gelangt oder abgebrochen wird. Das Ich lebt also aus der schöpferischen Spannung heraus, aus der Unmittelbarkeit erlebenden sich Bewegens.
Das Ich ist somit eine Potentialität und tritt nur insoweit in Erscheinung, als seine Potentialität sich in schöpferischem Tätig Sein zur Entfaltung bringt. Andernfalls ist es nicht und das Ego übernimmt die Aufgabe eines Platzhalters, einer Stellvertreterschaft bis das Ich wieder in seine Kraft erwachen darf und kann.
Es ist das Ego, das es so überaus gut versteht über unser Innenleben die Illusion auszubreiten, das Ich bedürfe der Vervollkommnung. Nein. Das Ich ist Kraft seiner schöpferischen Potenz vollkommen.
Diese Potenz zu entfalten bedarf es des Mutes. Es ist letztlich wie ein Gang über das Wasser oder auch ein sich in der Bewegung selber den Grund schaffen über den, auf dem ich gehe.
So in Bewegung weiss ich wer ich bin.

Bernhard Albrecht,