Freitag, 19. März 2021

Was hinterlasse ich am Ende an lebendigen Spuren auf dieser Welt?

Eine Replik auf: 

https://egoistenblog.blogspot.com/2021/03/ich-sah-die-aura-des-meisters-rudolf.html#more 

Lieber Michael

… „denn wer kommt schon gegen das Karma an?“

Ernsthaft Michael, ist das wirklich eine Deiner zentralen Erkenntnisse, wenn Du zum wievielten Male über Hintergründe anthroposophischen Gemeinschaftslebens berichtest … oder sollte ich vielleicht besser sagen in einem gehobenen Stammtisch Jargon tiefsinnig plauderst, damit Deine Leser nicht bemerken wie Du Oberflächen Ansichten der Geschehnisse mit Deinen ganz persönlichen Vorstellungen davon verklebst und so „gekonnt“ eine Melasse aufkochst, die in meinen Augen wenig geeignet erscheint die Fragilität des dazumal tatsächlich Geschehenen auch nur annähernd zu beschreiben oder gar tatsachengerecht durch mehrere (von Dir offenbar nicht gesamthaft ins Auge genommenen) Schichten hindurch einer Auflösung näher zu bringen. Warum tust Du das? Und das beinahe 100 Jahre nach Rudolf Steiners Tod?

Muss heute nicht viel tiefgreifender an die Frage des Karma herangetreten werden, um diesbezüglich über wechselseitiges Windel-Einnässen im Umgang mit dieser Frage hinauszugelangen?

Ich frage Dich, wäre es nicht zielführender diesbezüglich einmal strenger in die Innenschau zu gehen wie sich unser Bewusstsein in den letzten 100 Jahren dahingehend verändert haben könnte, dass die Antworten wie Karma jeweils zu lösen sei im Denken eines jeden Menschen nur darauf wartet „gesehen zu werden,“ damit eine neue Art sozial gestalterischer Dynamik sich mehr und mehr daraus entfalte. Essenz: Du musst also nicht mehr zwingend gegen das Karma ankämpfen oder es notgedrungen hinnehmen, es sei denn Du scheust davor zurück in die Kraft Deines Denkens hineinzugehen und bevorzugst das Begaffen der abstrakten Eisblumen-Konstrukte im Rückspiegel deines Denkens.

Dass im Rückspiegel Deines Denkens aber noch anderes unscheinbar gelagert ist das muss sich bei derartigen Eisblumen Scharaden im Hintergrund wie in einem Schattenreich verlieren. Und das so lange bis die zeitlos moderne Frage des Sokrates: „Ich weis, dass ich nicht weis“ soweit verinnerlicht werden konnte, dass sie im Herzen zu schwingen vermag, lebendig erfahrene Resonanzklänge hinterlassen kann.

Resonanz: Es gibt mittlerweile sich beständig erweiternde Forschungen zu den gesellschaftlichen Resonanzräumen. Du hast gewiss davon schon Kenntnis genommen. Nur ein klein wenig von diesen Erkenntnissen in ganz individuelle Erfahrungsbemühungen um das Denken im Geiste der Philosophie der Freiheit hereingenommen könnte in Aha-Erlebnissen sichtbar machen, dass das „Übe Geisterinnern“ längst nicht mehr nur auf ein Ereignis vor beinahe 100 Jahren zu beziehen ist, sondern mitten in der Welt von heute angekommen ist. 

Doch wer da nicht in individueller Selbstverantwortung hinzuschauen gewillt ist, den wird schlicht und einfach das Leben bestrafen. Selbst wenn Rudolf Steiner heute 100-fach dupliziert sich erneut in den sozialen Räumen dieser Welt um Erneuerung bemühen würde, er könnte nichts auf eine Wende der Verhältnisse hin bewirken, er könnte keinen einzigen Menschen über die Schwelle ziehen, wenn dieser dabei nicht aktiv mitwirkt. Seit Weihnachten 1923 ist es ausschliesslich in die individuelle Verantwortung eines jeden Menschen gelegt welche Entwicklung die Menschheit nehmen kann und wird.

„Den Egoismus zu überwinden und den Zug nach dem Allgemein- Menschlichen und Kosmischen sich anzueignen, ist nicht so leicht, wie mancher sich das vorstellt“ (Rudolf Steiner, „Okkulte Geschichte“ S. 60). Was wirst Du Michael von daher positiv aufbauend gestaltet auf dieser Welt an lebendigen Spuren hinterlassen, wenn Du in einer absehbaren Zukunft diese Welt wiederum verlassen wirst? Ich für meine Seite weis das. Ich grüsse Dich herzlich.

Bernhard Albrecht