Dienstag, 27. März 2018

Einige Anmerkungen zur Aussprache der Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft während der Generalversammlung 2018

Ich war lediglich bei der Aussprache über die verschiedenen Anträge zugegen, bei der Abstimmung darüber hingegen nicht mehr. Wundern tut mich das Ergebnis der Einzelabstimmung aber überhaupt nicht. Im Vorlauf dieser Abstimmung haben sich so viele Transparenz Unterschlagungen gezeigt, dass bildlich gesprochen die Balken im Goetheanum nur so knackten. Anspruch und Wirklichkeit, alte Welt und neues keimendes Bewusstsein sind aufeinander geprallt (nicht revoltierend, sondern in einer Haltung, die sich einfach nicht mehr „wegkehren“ liess - das muss hier deutlich angemerkt werden) und bis zuletzt sind die Zeichen der Zeit nicht gesehen worden.
Sich verstecken hinter Empfehlungen der Generalsekretäre der Ländergesellschaften (mit Ausnahme der schweizerischen Generalsekretäre, die keine Empfehlung zur Verlängerung des Vorstandsmandates dieser beiden Herren abgeben wollten) ist einfach kein wirklich moderner Stil. Dazu ein Pseudorechenschaftsbericht, der nicht einmal persönlich, sondern stellvertretend durch den niederländischen Generalsekretär vorgetragen kaum anders als verschleiernd intransparent verstanden werden konnte. Keine wirklich nachvollziehbare Strategie, wie diese prekäre finanzielle Schlagseite der AAG. zu überwinden sei. Bei einem derartigen Vorgehen kann ein ernsthafter Betrachter des Geschehens einfach nur zu dem Schluss gelangen: Sie haben geerntet, was sie gesät.
Geerntet haben sie die Folgen ihrer inneren Einstellung gegenüber der Mitgliedschaft, die unabhängig von diesen beiden Herren als Erbe im Amt schon bis in die endsechziger/Anfang-siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurückreicht, wo sie erstmals in Unmutsäusserungen offen zu Tage trat und die untergründig vermutlich noch sehr viel weiter zurückzuverfolgen ist. Wieder bildhaft gesprochen: Du kannst die Mitglieder nicht wie einen Haufen gackernder Hühner nach dem Standpunkt auserwählter Hähne vom „Misthaufen“ her regieren. Das muss irgendwann einmal in die Hose gehen.
Du kannst Mitglieder nicht damit aushebeln, dass behauptet wird über geistige Belange könne nicht abgestimmt werden, wenn genauer hingesehen das Leben eine ganz andere Sprache spricht. Mit einem derartigen Vorgehen wird lediglich Ideologie unversöhnlich gegen Kommunikation in Stellung gebracht.
Das Leben zeigt nämlich, dass über geistige Belange durchaus abgestimmt werden kann und zwar in einem wertschätzenden Wettstreit der Argumente. Jeder Dialog ist im Grunde ein „sich Abstimmen“ im Hinblick auf die sachlich stichhaltigere Argumentationslinie. Natürlich kann niemand in einem solchen Prozess die andere Seite dazu verpflichten der jeweils eigenen Argumentationslinie zu folgen, denn hier setzt die Ich-Verantwortung dafür ein in Folge dann auch einzustehen für das, wofür sich jeweils entschieden wird. Das wäre dann Ausdruck eines lebendigen Freien Geisteslebens.
Ob mit der Entscheidung Bodo von Plato und Paul Mackay nicht für weitere sieben Jahre in ihrem Vorstandsamt zu bestätigen die Situation am Goetheanum besser wird, das bezweifle ich. Intern werden sehr wahrscheinlich die Tore der „AAG.-Burg,“ wie es Schmidt Brabant schon 1975 programmatisch (nur wenige Wochen vor seiner Wahl in den Vorstand) verkündet hatte noch mehr schützend abgeriegelt werden. Im Aussen der Mitgliedschaft aber wird sich neues bilden. Rudolf Steiner hat es schmerzhaft voraus gesehen. Zwei Bewusstseinshaltungen innerhalb der AAG werden sich voneinander trennen und miteinander ringend letztlich die Öffnung für ein neues Mysterien-Bewusstsein heraufführen.
Ein guter Freund von mir hat in diesem Zusammenhang gesprächsweise angemerkt, dass es schon bemerkenswert sei, wie der Ausschluss von Ita Wegmann und Elisabeth Vreede 1935 und deren Rehabilitierung heute mit der Verweigerung der Neubestätigung im Vorstandsamt von Bodo von Plato und Paul Mackay bei dieser Generalversammlung synchron gelaufen seien (ein in Stellvertretung Einstehen dieser beiden Herren für damaliges Unrecht). Er sah es wie eine Umkehrung der Verhältnisse. 1935 den Beginn einer Abschottung der AAG. durch eine wie er meinte „klerikale“ Bewegung und 2018 mit der Rehabilitierung von Elisabeth Vreede und Ita Wegmann eine nicht mehr zu unterdrückende Bewegung zu Aufbruch und Erneuerung.
Ich erwiderte ihm darauf ja, das kannst Du so sehen. Nur das mit „klerikal“ passt für 1934/35 noch nicht wirklich, wenn es auch im Hintergrund schon (empfindungshaft) an die Pforten pochte. Wirklich klerikal wurde es erst mit Rudolf Grosse (positiv, wenn auch zur Vergangenheit hin gepolt) und Hagen Biesantz (negativ, magisch und zwingend gepolt). Mit Paul Mackay kommt dann eine Individualität mit starkem Willen nach aussen, aber nach innen verborgen ängstlich sich anpassend zum Zuge, während von Plato mehr den Typus des offen für gegenwärtige Tendenzen eintretenden Menschen repräsentiert, der aber die Ich-Kontur dafür nicht so recht zur Reife zu bringen wusste. Er schleicht durch die Lande mit einiger Anerkennung ohne individuelle geistige Führungskraft entwickeln zu können.
So sind die beiden am Ende über ihre eigene ursprüngliche Initiative, die bis anhin lebenslängliche Vorstandsberufung alle sieben Jahre erneut bestätigen lassen zu müssen gestolpert. Sie hätten sich zwar gegenseitig gut in die Hände gearbeitet und schienen von daher für die Mehrheit der Generalsekretäre für weitere sieben Jahre unverzichtbar zu sein, nur - fehlte beiden die jeweils individuell verankerte dynamische Mitte, die vor dem seit dem Ableben Rudolf Steiners hintergründig gewachsenen Bewusstsein in der Mitgliedschaft und welthaft überhaupt, sich glaubhaft für eine weitere Amtsperiode vertreten zu können.
Geradezu tragisch ist die Haltung der Generalsekretäre, die in ihrer Empfehlung für das Verlängern des Vorstandsmandats wiederholt auf den tragenden Teamgeist dieser beiden Männer innerhalb der gemeinsamen Vorstandsarbeit meinten hinweisen zu müssen. Nur lässt sich bildhaft eine Gemeinschaft mit spirituellem Vermächtnis heute nicht mehr aus einem „seelischen Team-Suppen-Bewusstsein“ heraus führen.
Dazu braucht es sehr viel individuellen Mut und innere Standfestigkeit in der Argumentation nach innen gegenüber den eigenen Vorstandskollegen, sowie den Generalsekretären, wie auch nach aussen nach der Seite der Mitglieder hin. Wer zu spät kommt den bestraft das Leben, das „Leben“ und nicht , wie aus subjektiven Entsetzen heraus durchaus als Stimmung entstehen könnte, dass eine unsachlich agierende Minderheit innerhalb der Mitgliedschaft revoltierend die Gunst der Stunde zu einem Umsturz wider den Willen einer grossen nicht anwesenden Mehrheit der Mitglieder genutzt habe.
Das Gegenteil war nämlich der Fall. Initiative zu wirklicher Kommunikation hat sich gezeigt. Und diese hat während der Aussprache der Generalversammlung im Wesentlichen konstruktiv wirken können und dürfen, wenn ich kleinere Verdrängungsversuche seitens der Versammlungsleitung nicht hoch hängen will. Fairerweise muss nämlich hier gesagt werden, dass der Versammlungsleiter sich am Ende der Aussprache für einige seiner Missgeschicke entschuldigt hat. Die Aufgabe war wirklich nicht leicht. Für den weiteren Fortgang der Auseinandersetzung ist von daher nicht gefragt ein aus eventueller Bestürzung Mauern, sondern im Gegenteil ein aufeinander Zugehen. Nicht gefragt ist ein die jeweilige andere Seite auf diese oder jene Weise Verdächtigen oder mit Unterstellungen Bombardieren. Notwendig scheint mir vielmehr ein inneres Ausforschen und Bearbeiten eigener Trigger Punkte, welche mich innerlich dahingehend abdrängen wollen unreflektiert und unsachlich dieses oder jenes Argument zu zerfleddern, bzw. in Gegenübertragungen von mir zu stossen. Also Bewusstheit und noch einmal Bewusstheit.

Bernhard Albrecht Hartmann

Dienstag, 20. März 2018

Dialogische Herausforderungen 2/2018

https://egoistenblog.blogspot.ch/2018/03/burghard-schildt-versuch-eines.html
Bernhard AlbrechtSamstag, 17. März 2018 um 20:01:00 MEZ

Das mit dem Sonne untergehen, das ist schon so eine Sache - so ein Prozess will ich gar nicht sagen - denn da hängt unversehens zu viel emotionaler Teer im eigenen Getriebe, der das Sonne Untergehen auf alle nur mögliche Weise behindert. Und diesbezüglich im eiligen Kopf-Wegdrehen auf den jeweils anderen Menschen zu blicken, das macht das eigene Sonnenrad noch lange nicht flott und lässt es gegen seinen Sonnenuntergang rollen. Keck vorgetragene wortreich hämische Hilfsbereitschaft ist hier demnach keine Option.

Burghard beschreibt es sehr treffend: „Und da es sich dabei, laut Steiner, um ein Geist-Erleben handelt, daher kann zudem gesagt werden: Geist-Erinnern und Geist-Besinnen.“

Burghard weist mit seinem Sagen auf drei Punkte. Geist-Erleben, Geist-Erinnern und Geist-Besinnen. Angeschaut: Inwieweit hat hier Geist-Erleben stattgefunden und wenn in welcher inneren Ausrichtung? Ego zentriert oder darüber hinaus reichend? Das wäre bei gutem Willen also erst einmal zu überprüfen. Was sich vordergründig gezeigt hat, das weist eher in die Richtung: Schraube von der eigenen Ölwanne lösen und Altöl ablassen, alle denkbaren Regeln zur Vermeidung von Innwelt Verschmutzungen ausser acht lassend.

Punkt zwei: Geist-Erinnern. Hier geht es um ein genaues und tiefer reichendes Anschauen dessen was mir sagend entgegen tritt. Und im Anschauen, gewissermassen in seiner inneren Gegenbewegung um eine Überprüfung (Geist-Erinnern) meiner Vorstellungen, inwieweit sie wenigstens teilweise passgenau an das anschauend Erfasste tatsächlich anknüpfen. Ein auf eine monistisch/nonduale Art ausgerichteter Dialog Beitrag fusst auf einem möglichst exakten Geist-Erinnern. Ansonsten sind emotionale Kampfszenen unvermeidlich. 

Das ist eben die grosse Täuschung: Wir leben nicht im Krieg gegeneinander, sondern sehen uns in zum Teil hoch komplexe Verfilzungen unseres eigenen Selbst verwickelt. Die Zündstoffe, die dort am Wirken sind tragen wir anstatt sie innerlich für uns aufzuarbeiten mehr oder weniger selbst verdrängend oder aggressiv nach aussen. 

Das wiederum verhindert die Entfaltung von Punkt drei nach Burghard. Wir berauben uns der Möglichkeit aus dem Besinnen heraus zu Lösungen im Umgang mit- und untereinander zu gelangen. Der eigene Blick wird von eigenen und fremden emotionalen Schwaden soweit getrübt, das im zueinander Sagen sachliche Verbindungen nur schwer, wenn überhaupt noch geknüpft werden können, wenigstens über mehrere Dialogstationen hinweg. Wir reden aneinander vorbei, wo durchaus mehr Gemeinsamkeiten gefunden werden könnten.



Bernhard Albrecht

Anonym Samstag, 17. März 2018 um 22:18:00 MEZ

@Bernhard



Danke für deine Interpretation des Burghard-Textes. Finde ich gut, dass du dir die Mühe gemacht hast, ist ein Klassiker geworden quasi. Ich denke, in dem Text liegt sicher noch Spielraum für andere Interpretationen... 


Zu deiner subjektiven Wertung: 

Kecke hämische Hilfsbereitschaft (?) usw. usf. Auch da hast du relativ viel Zeit, Mühe und Wort reingepackt insgesamt.

Und fast scheint es, dass deine Antipathie für 'kecke Hilfsbereitschaft' (so DEINE Interpretation) und vieles andere aus der Einleitung, so groß ist, dass es sich unterschwellig wie so ein abschreckendes Übel, durch deinen ganzen übrigens Text zieht.. so scheint es...


Sicher ist nicht alles nach Schema F gelaufen, aber meine Meinung habe ich gerne kundgetan, muss da aber jetzt nicht weiter drauf rumreiten, gibt wichtigeres. Ich habe da andere Ansprüche..


Aber du, wie sagte Steiner einmal, sinngemäß: 
Ein weiser Mensch schaut alle Seiten an.

Jedenfalls so begann es hier, ganz sachlich, ganz keck und hilfsbereit:

"Hey, im falschen Beitrag gelandet? 
Verschwörungstheorien?"


und das kam u.a. dabei heraus gen Ende: 

"Vollkornkleie-Vollbart im Gesicht. Der "gute Hirte" spricht. Damit kannste Deine selbstmitleidenden Herz-Jesu Drachen in Anthropo-Tantistan beeindrucken. Ein kleiner St. Michaelischer. Anderen Menschen aber schadet Deine Ignoarrogänserige Elitität, Du egoloser Heiliger Du! Troll Dir heimwärts, Engelchen. Ehe Dir welche an die geflügelte Wäsche gehn."


Da bekommt man schon Angst, gell Bernhard. Aber vielleicht hat dich diese Äußerung ja auch gefreut, so ganz im Stillen? Denn kein Mensch ist ein Superheld und Häme kann viele Gesichter haben...




Das scheint dir aus gewissen Gründen wichtig zu sein, so dass du recht geschickt lavierend dein eigenes Kopfwegdrehen, quasi auch vor dir selbst verborgen hast.


@ Anonym Samstag, 17. März 2018 um 22:18:00 MEZ

Mein Kommentar eine Interpretation von Burghards Text? Das würde ich als zu hoch gegriffen ansehen. Allenfalls habe ich einem kleinen Wellenspiel aus seiner Flussbetrachtung etwas hervorgehobene Aufmerksamkeit gezollt, habe das dynamische Leuchten von einigen Edelsteinen unter einem gewissen Blickwinkel in die Sichtbarkeit gerückt.
Mit einem in sich fliessenden Denken liesse sich da noch einiges mehr hervorholen. Das aber hiesse bereit zu sein sich der Grundhaltung des Geist-Erlebens im Denken zu vergewissern und alle, wirklich alle Vorstellungen (wie Rudolf Steiner nach der Weihnachtstagung 1923/24 für diejenigen Menschen hervorhob, welche den Grundstock dieser neuen Gesellschaft bilden wollen) mit jedem seiner inneren seelischen Beobachtungsschritte immer mehr hinter sich zu lassen, was im Hinblick auf die Sprache bedeutete in das Reich „des ich weis, dass ich nichts weis“ konkret einzutreten.
Auf welcher tatsächlichen Sachgrundlage und … darüber innerlich noch ein Stück hinaus greifend, mit welchem Recht sinnen wir einem anderen Menschen an seine Aussagen seien z.B. von (auch nur scheinbarer) Antipathie tief durchwachsen? Was tun wir da eigentlich, ohne unserem Vermeinen tiefer auf den Grund zu gehen? Mit welcher Art wie beiläufiger Wirklichkeitsverdrehung gehen wir da unbemerkt um, zaubern aus unserem Nähkästchen mal diese, mal jene uns jeweils genehme Fata Morgana, um den Schorf über unseren möglicherweise eigenen inneren Wunden und den damit verbundenen Schmerz gar nicht erst aufkommen zu lassen? Welche unserer Illusionen halten wir damit am Leben, bzw. erzeugen diese sogar neu ohne sie unter der Lupe der seelischen Beobachtung tiefer zu bearbeiten?
Warum hindern wir uns nur so, beinahe möchte ich sagen so überwach daran unser Hineingehen in den inneren Sonnenuntergang, in die Nacht des „Nichtwissens“ zu verhindern? Warum ist es so schwer unserer eigenen Menschlichkeit in die Augen zu schauen und von daher ein schöpferisches Mitgefühl für das Weg Schreiten des jeweils anderen Menschen zu entwickeln. Oder war Rudolf Steiner ein „Depp,“ wenn er in diesem Zusammenhang von wechselseitiger Initiative zu innerer Umkehr sprach? Ganz nebenbei gesagt, die Konsequenzen seines Sagen ein wenig verdeutlichend! …

Manchmal erscheint es mir fast so, als ob es in verschiedenen Dialogansätzen um das Erringen einer Goldmedaille im andere Menschen  von ihren Standbeinen zu fegen ginge. Nur, anderen Menschen so lange auf den Kopf zu klopfen bis sie etwas kapieren, was „mir“ zwingend geboten erscheint, das ist vergebliche Liebesmühe. Aus meiner Sicht so lange, wie ich nicht selber einen Ansatz zu eigener innerer Verwandlung in einen Dialogprozess meinerseits leise mit einbringe. Initiative dreht ein Ding!

Bernhard Albrecht

Anonym Dienstag, 20. März 2018 um 19:51:00 MEZ

Bernhard, du hast so deinen Fokus...
Zu "Initiative dreht ein Ding!" Ja, da ist was dran, das kann passieren. Und sicherlich hat sich "das Ding" hier auch aus den unterschiedlichsten Gründen doch noch gedreht...ist doch schön...
                                                                        
Bernhard Albrecht Dienstag, 20. März 2018 um 23:05:00 MEZ

Jede kleinste Drehung ist wichtig und hat mitunter Wirkungen, die unterschwellig sehr viel weiter reichen. Ein springender Stein ...
 Gute Nacht.

 Bernhard Albrecht

Montag, 12. März 2018

Naturbeobachtung u n d seelische Beobachtung

Er sitzt in der Spitze einer vom Sturm schief gestellten und arg zerflederten hohen Tanne - der Wanderfalke, seit Stunden. Streifen des Mondlichtes zwischen den Wolken lassen seine Augen immer wieder einmal kurz im Dunkeln wie aufblitzen. Nicht eingezogen sein Kopf, sondern aufgerichtet, blicken seine Augen das Ufer des Sees entlang, bewegungslos. Hätte ich ihn nicht selbst anlanden gesehen, ein späterer Beobachter könnte dort wo er jetzt sitzt eine Sturm gebogene Astanomalie sehen.
Da, wie aus dem Nichts schiesst er nach vorne und dann beinahe senkrecht nach unten, nimmt etwas aus dem Ufersand auf und kehrt wieder auf seinen Aussichtspunkt zurück. Ein Schlagen seiner Flügel, ein kurzes kräftiges Hacken mit seinem Schnabel zwischen seine Füsse. Einige Kleinteile fliegen durch die Luft, den Rest verschlingt er beinahe in Sekundenschnelle. Dann wieder Ruhe, als ob nichts geschehen wäre. Die Luft scheint wie geschwängert von seinem Jagd - Greifen.
Der Falke lebt in und durch das Greifen. Sein Gleitflug, wie sein Sturzflug sind fliessende Greifbewegungen. Zentriert in sich ruht er beständig im Zentrum greifender Bewegung. Auch wenn er nur auf einer Astgabel sitzt. Er verfügt in der nachhaltigen Beobachtung über eine schier endlose Ausdauer in Ruhe, wie im Flug. Selbst wenn keine äussere Bewegung mehr an ihm festzustellen ist, ruht er nicht. Auch seine Ruhe ist verdichtete, dynamische Bewegung.
Von daher umfasst er den Begriff Freiheit viel tiefer als beinahe jeder Mensch. Seine greifenden Bewegungen sind fliessende Manifestationen gelebter Freiheit.
Sitzt Du dem Falken in einer echten Falken-Schulung gegenüber und Du kannst irgendwann einmal fliessend seinem Blick standhalten, dann kannst Du bemerken, dass er einzig und allein darauf wartet, dass Du im inneren Durchgang durch seine Augen Deine Freiheit findest.
Wenn die Menschheit überleben will, dann, so meine Sicht, wird sie sich erneut darauf einlassen  müssen diese Kräfte zu entwickeln. Fliessendes Greifen, fliessender Begriffsfluss.




Samstag, 10. März 2018

Dialogische Herausforderungen 1/2018

https://egoistenblog.blogspot.ch/2017/12/rudolf-steiner-die-mahatmas-und-die.html#comments
Stephan Birkholz Samstag, 30. Dezember 2017 um 08:08:00 MEZ

Kern des Kultus ist also nicht die Transformation, die Metamorphose, die Verwandlung, sondern das Kaschieren, das Überdecken von Schwächen und Unzulänglichkeiten...

Bernhard Albrecht Dienstag, 9. Januar 2018 um 23:11:00 MEZ

@ Stephan Birkholz (30.12.2017 um 08:00 MEZ)
und wer sich sonst noch „betroffen“ oder angesprochen fühlen mag.



Ja, Wenn Du selber nicht im Kern Wohnung nehmen kannst und willst, weil Du … wie der Teufel das Weihwasser zu fürchten scheinst, anstatt in der seelischen Beobachtung die Orientierung aus Deinem inneren Dilemma zu suchen und zu finden, dann kannst Du das nur „so“ sehen. Ich kann ganz gut nachempfinden wie behämmert „Du“ Dich da fühlen musst, Du … in Deinen inneren Fluchten in den Zynismus - der Dämmerung des falschen Bewusstseins, wie es Peter Sloterdijk nennt (Kritik der zynischen Vernunft, Edition Suhrkamp 1099).

Sloterdijk - eine Möglichkeit gewisse Entgleisungen des eigenen Schulungsweges, die Verzerrungen des Selbstbildes auf diesem Weg ganz für sich zu identifizieren (und nur für sich, denn es gibt keine zwei sich auch nur annähernd einander gleichenden Verzerrungen), sie innerlich sich vor Augen zu führen und in ihren unterschiedlichen dynamischen Schichten zu reflektieren (wie es Michael am 02.01.2018 um 13:40 MEZ weiter unten hier in einem Kommentar anregt). Ganz leise innere Selbstdekonstruktion zu betreiben um einer tatsächlichen Willensdynamisierung willen. Die Selbstdekonstruktion der eigenen Ego-Fallen auf den ersten Rang unserer (mich eingeschlossen) jeweiligen TO-DO-Liste fortlaufend immer wieder neu zu stellen.
 
Tiefer betrachtet hat Selbstdekonstruktion durchaus nämlich etwas mit einer kultischen Handlung zu tun. Dass wir dies heute in der Regel nicht auf Anhieb so sehen können, das ist unter anderem die Folge unserer Vorstellungsverkrustungen, in die uns unser gegenwärtig weitgehend wirtschaftlich/staatlich gelenktes Bildungssystem geführt hat, ist die Folge der damit einher gehenden Ego-Panzerungen (auch spirituellen), in die wir uns, mehr als uns dies meist bewusst ist, verfangen haben.
 Das zentrale Geschehen einer kultischen Handlung aber fusst Kultur und Zeit übergreifend seit jeher durchweg auf einem Opferakt. 
Weil wir das vergessen haben, deshalb wird hier vielleicht immer wieder soviel aneinander vorbei geredet, über einander her gefallen und wechselseitig einander unterstellt. Wir haben verlernt konsequent und uneingeschränkt vom jeweils anderen Menschen her zu denken. In Anlehnung an Rilke können wir einfach nicht „lassen,“ den anderen Menschen so lassen wie er in seiner Einzigartigkeit eben ist … und noch weniger mit Burghard 05.01.2018 um 20:24 MEZ „innehalten,“ um in uns so hinein zu lauschen, dass das Vorgeburtliche in uns hörbar werden kann.

Beinahe hundert Jahre nach Rudolf Steiners Tod können wir offenbar immer noch nicht wirklich begreifen, dass die Mehrzahl der Gedanken, die uns der jeweilig andere Mensch hier entgegen trägt Schöpfungen des Vorgeburtlichen aus einer Zeit nach Rudolf Steiners Tod sind. Wir wollen nicht sehen, dass diese Gedanken in unser Denken zu integrieren erst die Erfüllung unserer eigenen vorgeburtlichen Entschlüsse ermöglichen kann. 
Dass gerade das, was uns auf ein Erstes hin widerstrebt in unserem Denken integrierend zu verarbeiten Karma auflösen kann anstatt es weiter zu verfestigen und zu verwirren. Gegensätze als Herausforderung, um aneinander zu wachsen.
 Was heisst das für die Geisteswissenschaft. Ich frage mich diesbezüglich seit mehr als 40 Jahren: Wie würde Rudolf Steiner heute denken?

Geisteswissenschaft verkommt entweder zu einer Persiflage ihrer selbst oder wird in individueller Verantwortung dynamisiert, wird Leben. Und das bedeutet die beständige Überprüfung unseres eigenen Denkens auf etwaige Verfestigungen hin, die uns daran hindern Gedanken eines anderen Menschen in unserem Denken dynamisch zu integrieren, anstatt sie vorschnell abzuweisen oder gar der Lächerlichkeit preiszugeben. 
Der Weg eines jeden Menschen ist einzigartig und als solcher zu achten. Und von daher ist zu fragen, ist mein Sagen hilfreich für ihn, wie gleicherweise für mich. In eine derartige Frage hineinzugehen kann sehr beschämend sein. Doch ich denke mittlerweile, dass Selbstdekonstruktion erst dann eine tiefer greifende Wirklichkeit jenseits eigener Ego-Fallsüchte zu bilden vermag, wenn genau dies geschieht. 

Damit kämen wir in meinen Augen auf den Kern einer möglichen Transformation und Metamorphose, die von niemandem anderen als von mir und jedem anderen, der es so sehen kann und will, ausgehen kann. Es ist nicht meine Aufgabe einen anderen Menschen ändern zu wollen. Dies zu verinnerlichen führt in meinen Augen über den Dualismus hinaus in echte Dialoge hinein.



Bernhard Albrecht


Stephan Birkholz Mittwoch, 10. Januar 2018 um 01:56:00 MEZ

@Bernhard Albrecht


Ich habe meine Wohnung im Kern längst bezogen, 
während Du offensichtlich noch bei irgend welchen Hilfsanthroposophen zur Untermiete wohnst. 
// 
Lies einfach nochmal den Text oben, dann schnallst Du vielleicht auch, wo hier der Hammer hängt.



Bernhard Albrecht Mittwoch, 10. Januar 2018 um 14:07:00 MEZ

Stephan, wer so auf den "eigenen(?)" Hammer verweisen muss und zugleich mir nichts anderes zu sagen weiss, als dass ich "offensichtlich" bei irgendwelchen Hilfsanthroposophen zur Untermiete wohne, der erweckt in mir die Frage, wie weit er dem "Innehalten" in sich schon wirklich auf die Spur gekommen ist. Lächel ... und nichts für ungut.



Bernhard Albrecht

Stephan Birkholz Mittwoch, 10. Januar 2018 um 22:25:00 MEZ

Herr Albrecht,

Ihr ganzer Sermon auf meine fehlenden Zugangsmöglichkeiten zum geistigen Kern der Dinge zeigt mir eben, dass Ihre ganze mentale Struktur nach diesem hier im Beitrag hinlänglich behandelten Totschag-Hammerargument getaktet ist:

 „Theosophists ended up with classic no-win logic: “if you had reached enlightenment, you would agree – therefore if you do not agree, clearly you have not yet reached enlightenment.”

 
Mit Ihren anderen Ausführungen kann ich ja ganz gut leben, aber aus ihren eigenen zarten Geistesbemühungen heraus über Beschränkungen anderer Zeitgenossen zu philosophieren, ist eben nichts als der typische Anfängerfehler derjenigen, die in der geistigen Welt gerade etwas das Blinzeln anfangen...

@ Stephan

Hhm. … Wenn Du meiner anfängerhaften Erfahrung nach, lächel, so starke Wortbildungen auf mich meinst von der Leine lassen zu müssen, was verdeckst Du damit im Gegenzug eventuell in Dir? Du meinst den Hammer aus dem Sack holen zu müssen ohne, wie mir scheint in eine ernsthaft fragende Haltung meinem Sagen, samt vielfachen sich überlagernden internen Vernetzungen gegenüber einzutreten, was meinem Dafürhalten nach für ein auch nur anfängliches Verstehen unerlässlich erscheint. Eine etwas andere Auffassung so vom Platz zu fegen … ich weiss nicht …?
Und damit wir uns richtig verstehen, ich  f r a g e  das nur, sage nicht, dass das auch so ist (weil es mich zudem auch garnicht interessiert). Vielmehr gebe Dir damit nur die Gelegenheit zu Willensdynamisierung über das bisher Erreichte hinaus, so Du daran wirklich (weiter?) ein Interesse haben solltest, wie Du vor nicht langer Zeit mir gegenüber einmal kommentierend angemerkt hast.
Und was Dein englischsprachiges Zitat betrifft, so geht seine Gedankenführung in meinen Augen vollkommen an dem Verständnis von Logik vorbei, das Aristoteles ursprünglich seiner Logik zugrunde gelegt wissen wollte. Das wird in einer zukünftigen Aristoteles Renaissance  wohl noch Gegenstand so mancher Untersuchungen auf der Grundlage differenzierter seelischer Beobachtungen werden.
Auch wenn Du es nicht für möglich hältst, Aristoteles hatte keinerlei Interesse an einem derartigen Umgang mit Erleuchtung. Sein zentrales Forschungsfeld war der „aktus,“ der dynamisierte Wille und nicht irgendwelche verdeckte Sensationen von Erleuchtung jedweder Art. Schon gar nicht eine Form von Erleuchtung als Beweisgrundlage um richtig oder falsch im Denken zu unterscheiden, bzw. darüber zu entscheiden. Sein Forschen und Handeln richtete sich allein auf die Begründung und stete Erweiterung einer neuartigen Weise zu denken.
Und weil ich das für mich in langen Untersuchungen identifiziert habe, kann ich nur mit der Schulter zucken, wenn Du es für notwendig erachtest auf mein anfängerhaftes Blinzeln in Bezug auf die geistige Welt abzuheben. Wenn das „sogenannte“ Übersinnliche sich nicht in einem Denken innerhalb seelischer Beobachtungen sprachlich ausdrücken lässt ohne jedweden Verweis auf Übersinnliches, dann - kurz und bündig gesagt - taugt das Denken nicht. Mein Weg ist der der seelischen Beobachtung in stetig zu erweiternden  Willensdynamisierungen. Und damit werde ich bis an mein Lebensende (und darüber hinaus) ein Anfänger bleiben.
Du musst mir gegenüber also nicht empört ins „Sie“ zurückfallen und mich in der Anrede „Herr Hartmann“ titulieren. Du musst mein Sagen auch nicht als „Sermon“ qualifizieren wenn Du damit einen eigenen Status indirekt meinst hervorheben zu müssen. Zwischen sachlich ansprechen und  dem Ziehen des Totschlag Hammer Argumentes besteht in meinen Augen ein grosser Unterschied.
Wozu dies alles also, wenn ich es nicht als meine Aufgabe sehe einen anderen Menschen (Dich) zu ändern. Zu dieser meiner Grundhaltung passt das Schwingen des Totschlag Hammers nämlich genauer besehen überhaupt nicht. Nichts ist also in dieser Richtung getaktet. Sollte ich Dir in irgendeiner Weise auf die Zehen getreten sein, dann muss ich mich deswegen bei Dir nicht entschuldigen. Warum nicht? Wenn Du willst, so überlasse ich das gerne Dir. … (Ich denke  hier jedenfalls, dass mein übergrosses Zutrauen eine spezifische Willensdynamisierung mit Bedachtsamkeit ab- und aufzufangen nicht der Entschuldigung bedarf).
Was gegenwärtig also bleibt ist, dass sich unserer beider Wege nicht (noch nicht) treffen können. Ich für meinen Teil akzeptiere das und werde mich entsprechend verhalten. Also keinen „Häuserkampf.“ (https://wege-der-befreiung.blogspot.ch/2017/11/hauserkampf.html) Zudem vollziehen sich die in meinen Augen wesentlichen Prozesse eines Kultus der Transformation ohnehin im Schweigen.
Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht


Lieber Herr Albrecht (*),
Sie haben unseren Dialog damit begonnen, mir Beschränkungen in meiner geistigen Reichweite zu unterstellen: 
Ja, Wenn Du selber nicht im Kern Wohnung nehmen kannst und willst, weil Du … wie der Teufel das Weihwasser zu fürchten scheinst, anstatt in der seelischen Beobachtung die Orientierung aus Deinem inneren Dilemma zu suchen und zu finden, dann kannst Du das nur „so“ sehen. Ich kann ganz gut nachempfinden wie behämmert „Du“ Dich da fühlen musst, Du … in Deinen inneren Fluchten in den Zynismus - der Dämmerung des falschen Bewusstseins, wie es Peter Sloterdijk nennt (Kritik der zynischen Vernunft, Edition Suhrkamp 1099).

Und zwar exakt unter Anwendung der oben besprochenen Schwachmaten-Logik:

If you had reached enlightenment, you would agree – therefore if you do not agree, clearly you have not yet reached enlightenment

Und jetzt tanzen Sie mich mit Aristoteles an, nur weil ich Ihnen diesbezüglich den Stöpsel gezogen habe - also bitte!
Stephan Birkholz

(*) [Die Sie-Form verwende ich immer, wenn ich mich von Leuten 'angetanzt' fühle, die mich unter Umgehung jeglicher Argumente von etwas überzeugen wollen]

  • Hopfen und Malz verloren. Ein ewiger Spötter wird niemals anders können! 
  • @Hopfen

    Wenn du erleuchtet wärst, so würdest du wissen, dass ich nicht spotte - so lange du aber meinst ich würde spotten, bist du offensichtlich noch nicht erleuchtet...

  • @ Erleuchteter,

    Wenn du nicht spotten würdest, würdest du wissen, dass du nicht erleuchtet bist!

  • Wie bereits gesagt: Ich führe keine Häuserkämpfe, siehe: https://wege-der-befreiung.blogspot.ch/2017/11/hauserkampf.html

    Bernhard Albrecht

  • Ich führe auch keine Häuserkämpfe, ich lege mir nur ein paar Sandsäcke vor die Haustüre, wenn der Abwasserkanal über seine Ufer tritt...