Dienstag, 20. Januar 2015

... über die Brücke ...

Vorbemerkung:
Aus, vor dem Hintergrund meiner gegenwärtigen inneren Beobachtung her, aktuellem Anlass stelle ich nachfolgenden Beitrag aus einem zwischenzeitlich geschlossenen Blog vom Januar 2010 hier unverändert erneut ein. Auch wenn ich Möglichkeiten, an gewissen Stellen sogar eine gewisse Notwendigkeit zu Ergänzungen durchaus sehe, so will ich die in sich geschlossene Ursprünglichkeit meiner seinerzeitigen Aussage aus gutem Grund hier nicht aufbrechen. Erweiterungen, wie ich sie sehe können auch in nachfolgenden Beiträgen noch Eingang finden.
Die Autorin eines Kommentars zum ersten Teil dieses Beitrages konnte ich leider nicht mehr ausfindig machen, um ihr Einverständnis zum erneuten Einstellen ihres Beitrages einzuholen. Da dieser Kommentar aber das Bindeglied zum zweiten Teil meines Beitrages darstellt, hoffe ich auf nachträgliche Genehmigung, falls die Urheberin dieses Kommentars von meinem Tun Kenntnis erhalten sollte.

Der innere Beobachter ist einigen, die hier lesen und schreiben bekannt. Dass er das Tor zur Nondualität öffnet ist vielleicht nicht allen sogleich ein Erfahrungsbefund. Und doch ist es so, zumindest für diejenigen, die mit einer gewissen Nachhaltigkeit in ihm bereit sind tiefer zu fokussieren, d. h. eine innere "geerdete" Präsenz der Kraft auf zu bauen und wenigstens für einige wenige Augenblicke aufrecht zu erhalten
Die Nondualität ist nämlich die unmittelbare Erfahrung des Ich.
Eines Ich, das ich nicht nur als Ideal - Schild vor mir her trage, sondern das ich auf meine ureigene Weise in eben diesem Augenblick auch repräsentiere!
Eines Ich, das sich ausschliesslich auf sich stellend, bereit ist in seinen ureigenen Meister - Werde - Prozess einzutreten, eines Ich also, das ohne wenn und aber innerlich erwachsen werden will und demgemäss ohne Rückbindung oder Rückversicherung, welcher Art auch immer, in die Selbstverantwortung eintritt.
Gelingt es mir dem inneren Beobachter über ein intellektuelles Sandkasten Spiel hinaus die Kraft meiner ausschliesslichen Präsenz zu zuführen, dann gehe ich über die Brücke, die sich nicht auflöst, weil "Ich" Brückenbauer und zugleich Brücke bin."
Auflösen tut sich die Brücke nur dann, wenn ich meditierend im Idealselbst den Boden unter den Füssen verliere. Habe ich aber das Meditieren ganz praktisch, zum Beispiel beim Schuhe Putzen oder Geschirr Spülen, genügend geübt und gefestigt, dann wird mir das nicht mehr so ohne weiteres widerfahren können.
Manchmal lohnt es sich unter der "Wurstpelle" etwas genauer nach zu sehen, was da als zunächst unbemerkter wesentlicher Rest, achtlos in die Ecke gekehrt und in Unscheinbarkeit gehüllt, noch liegt. Erwachen ohne aktiven Rückgriff auf das Ich, schlechthin eine in sich widersprüchliche, in vermeintliche Erfahrung katapultierte Nicht Erfahrbarkeit.
Und doch auch stimmig, sofern dem Erwachen als Geschehnis innerlich genauer nachgegangen wird.
"Erwachen" überfällt denjenigen, der es erfährt nicht, es ereignet sich durch ihn etwas, auch wenn es plötzlich und unvermittelt auftritt - und dieses Ereignen will integriert sein. Das Auge sucht gleichsam denjenigen, der in seinem Augenaufschlag, erwachend für einen erweiterten Lichtbereich die Augen aufschlägt.
Wird etwa die Verfassung eigener Bewusstheit übend nicht nach gebessert, dann kann es geschehen, dass Erfahrungsträger dieser Art früher oder später in einer Niemandsland - Sphäre sich unmerklich selbst verbrennen. Kafkas Gleichnis vom Torhüter in seinem Roman der "Prozess" schildert in unnachahmlicher Weise einige Aspekte eines ganz anfänglichen Erwachens dieser Art und beendet dieses Gleichnis sinngemäss mit den Worten: Dieses Tor war nur für Dich geöffnet. Ich gehe jetzt und schliesse es.
Die Nondualität ist als Erfahrungsbefund ein mehr als scharfes Schwert. Es gehört Mut dazu sich diesem Erfahrungsbefund anzunähern und innerlich wirklich zu stellen, dieses Schwert in sich real wirksam zu verankern.
Ich wünsche allen, dass dieser Mut, den ein jeder hier in diesem Kreise auf eine unnachahmliche Weise in sich trägt, im neuen Jahr geerdet Fuss fasst und noch mehr nach aussen dringt. Die gegenwärtige Weltlage braucht dies, sie braucht diesen Not wendenden Mut mehr als alles Andere.
Und noch etwas, sie braucht Respekt und Wertschätzung jedweder anderen Individualität gegenüber, gerade dann, wenn diese Gedanken äussert, die gegen den gewissermassen vertrauten Strich gebürstet an der Grenze meines Bewusstseins andocken und mich herausfordern. Fassen wir doch mehr den Mut solche Gedanken von innen her in ihrem Erfahrungsgehalt zu erschliessen, als sie aus eigener kurzatmiger Bewusstseinskraft heraus all zu schnell als "nicht kompatibel" in die Wüste zu schicken.

Bernhard Albrecht

Susanne hat gesagt…
Der offensichtliche Weg des Menschen ist die Linearität. Für jeden Menschen auf dieser Erde existiert eine Brücke, die ihn zur Nondualität führt. Diese zu beschreiten, bedarf mehrerer Paradigmenwechsel, und nicht selten unternimmt der Mensch eigenmächtig Rückschritte, die ihn auf seinem Bewusstseinsweg wieder zurückwerfen. Die Verwandlung negativer Emotionen in positive ist die Grundlage zu einer weiteren Verwandlung des persönlichen Lebensinhaltes. Solange dieser emotionsgeladen (vorherrschend in der Liebe), konzepthaft und linear bleibt, kann diese Brücke nicht betreten werden. 

Es bedarf der Bereitschaft, den Fokus zu verschieben.

Dazu wiederum ist großer innerer Mut und Kraft notwendig, da das äußere Leben dadurch oftmals ins Wanken gerät und man Anfechtungen ausgesetzt ist, die aus gerade der Richtung kommen, welche die lineare Welt aufrechtzuerhalten bemüht ist.
 
Es fängt an mit dem Augenblick, in dem die innere Realität erscheint und diese goldene Brücke sichtbar werden lässt. 

Das höhere Ich erhebt sich über das Ego und betritt die Brücke. 

Von diesem Zeitpunkt an ist alles möglich und nichts mehr so wie es vorher war.

 

Für das Ego ist die Brücke nicht geschaffen.

 

Was ist Verantwortung?

Ich selbst zu sein mit meiner ganzen Präsenz.

Meine zyklischen Schwankungen und Wechselwellen mit meinem bewussten Willen immer mehr zu kontrollieren und sich ihnen immer weniger ausgeliefert zu fühlen.

Ich habe Verantwortung, alle Rückschläge und vermeintlichen Dunkelheiten zu erkennen und zu bearbeiten.

 

Die Irrwege des Lebens haben mich nun in diesen Blog geführt, in dem sich ähnliches Ringen vollzieht.



Und es stimmt für mich, dass sich bei der Meditation die Brücke auflöst.

Wenn ich aber beim Bügeln oder Spülen meditiere, dann kann ich gleichzeitig auch über die Brücke gehen.

Alles eine Sache der Fokussierung.

Und wenn im Idealfall ein Mensch neben mir steht, der abtrocknet, während ich abwasche, während wir beide uns noch ganz woanders befinden und ein dritter diese äußerlich so wenig spektakuläre Tätigkeit betrachtet, so wird er nicht sehen, dass wir mit einem Bein auf der Erde und mit dem anderen in Gottes Allgegenwart uns befinden.

In der Liebe.

Er ist abgetrennt von uns.

Solange er in der Linearität verweilt und unser Erwachen nicht teilt.


Lasst uns unsere Grenzen erweitern und 

Innen 

Aussen 

W E R D E N
Susanne

Eine späte Antwort an Susanne
oder auch ein kleine Fortsetzung zu meinem Beitrag ... über die Brücke ... vom 02.01.10.

Ob es so offensichtlich ist, das der Weg des Menschen die Linearität ist, das will ich einmal dahingestellt sein lassen. Auch wenn der äussere Anschein mitunter Hinweise zu geben scheint, dass dem so sei, so ist damit noch nicht gesagt, dass dem auch so ist.
Der Mensch oder ganz konkret, in einer Weiterführung Ihres Kommentars auf meinen Beitrag vom 2.1.2010 hier in MW, ich, ich bin nicht so gestrickt, dass meine nächsten Schritte sämtlich linear prognostiziert werden, bzw. in einem rückschauenden Überblick als lineare Entwicklung so ohne weiteres zusammengefasst werden könnten. Und auch so mancher Mitmensch, den ich auf den ersten Blick leichthin einer linearen, einförmigen Lebensbewegung zuordnen könnte, ist näher betrachtet viel komplexer gestrickt, so dass Linearität in seinem Leben nicht mehr als ein Muster unter vielen darstellt.
Ist eine derartige Betrachtungsweise also nicht mehr oder weniger starken Vereinfachungen unterworfen und verliert sie nicht allzu leicht das Einzigartige Individuelle aus dem Zentrum ihres Blickwinkels? Einfach, weil der Mensch, solange er sich mehrheitlich im Kreise seiner Ego Anhaftungen bewegt, mit Schablonen vor den Augen sich die Wirklichkeit verzerrt.
Das Paradigma ist eine Folge vereinfachender Prozesse, es ist die Folge einer über längere Zeit ausgeblendeten oder auch verloren gegangenen Offenheit für das so ganz Andere, das jedem Menschen oder einem anderen, erweiterten Lebenszusammenhang eigen ist. Es ist, pointiert gesagt, ein Verrat an der naturwissenschaftlichen Bewusstseinshaltung, die auf Beobachten fusst, auf nichts anderem als Beobachtung und nicht auf einem im Grunde willkürlich ausschliessenden und eingeschränkten Fokus.
Es geht also in menschlichen Belangen nicht um einen Paradigmenwechsel und damit um das Torkeln von einer Abstraktionsfalle in die Nächste, sondern um das sich selbst Erinnern zur Offenheit für das „Einzigartige Individuelle „ eines jeden Menschen.
Ob ich in einer menschlichen Begegnung wirklich offen bin, bzw. den gesprochenen Worten eines anderen Menschen gegenüber Offenheit aufrecht erhalten kann, das kann ich auf eine recht einfache Art und Weise bei mir selber nachprüfen, wenn auch die konsequente Umsetzung dann schon etwas schwieriger ist.
Überall, wo sich unmittelbarer Widerspruch auf das Sagen eines Menschen bei mir allzu rasch anmeldet und nicht bezähmt werden kann da stehe ich zumindest stark in der Gefahr die Offenheit auf ihn hin zu verlieren, weil ich unversehens eigene Wertungsmuster ins Spiel werfe und damit vielleicht bestimmte Schattierungen in seinem Sagen überblende noch ehe ich sie in ihrem umfassenderen Gehalt mir zum Verständnis bringen konnte.
In jedem Sagen eines Menschen ist mehr oder weniger deutlich eine Provokation eingebettet, eine Provokation zum Werden des anderen Menschen, zum Werden aber ohne Vorgabe.
„Ohne Vorgabe:“ Ich höre den Widerspruch schon heran rauschen, der sich auf diese meine Aussage hin unmittelbar aufbauen will.
Nun, ich will Sie Susanne einladen und alle anderen Leser dieses Beitrags ebenso, einmal genau hier den Versuch zu machen Ihren Widerspruch zu bezähmen und stattdessen darauf hin zu lauschen versuchen, was unter Aufrechterhaltung einer inneren beobachtenden Haltung auf das von mir Gesagte hin, bzw. auf die Gedankentumulte, die aus Ihrer Innenwelt hier möglicherweise ausbrechen möchten; - einfach nur hin zu schauen wie auf eine Theaterbühne, auf der ein Drama gespielt wird oder auch eine Komödie. Beides ist möglich und keinesfalls ein Widerspruch in sich. Sie sind der Regisseur und was und wie Ihnen die erzählende Handlung herüber kommt, das bestimmen Sie durch ihre Gestimmtheit im Beobachten des inneren Theater Geschehens. Vorschnell Interpretieren des Gesagten oder O f f e n h e i t!
Wenn Sie am Ende, nach vielleicht sogar mehreren Tagen der inneren Rückkehr zu einer weiteren Beobachtung dieses Theatergeschehens, über das ein oder andere Lachen können oder mit der Bemerkung, aha, so ist das also, innerlich durch schnaufen, dann haben Sie einiges von Ihrem abgelagerten Ego Mist entsorgt und ja, sie werden hier vielleicht erneut „hui“ oder etwas Ähnliches innerlich über Ihre Lippen springen lassen, Sie werden diesen „EGO-GOLDMIST“ gewinnbringend in Ihre Entwicklung investiert haben. Einfach dadurch, dass Sie sich haben provozieren lassen.
Das EGO ist per se nicht schlecht oder etwas das in den Schrank gestellt und weg gesperrt werden müsste. Im Ego manifestieren sich vielmehr in letzter Konsequenz bis in die Erstarrung hinein geronnene Gedankenmuster. Solche Muster geben Halt im Leben, geben auch Schutz, bis das Selbstbewusstsein so weit gereift ist, dass es aus sich heraus das freie und seiner selbst in Beobachtungsgegenwärtigkeit bewusste Ich gebären kann. Das Ego beschenkt mich also mit den Wänden für mein Selbstbewusstsein und ohne diese Verankerung in einem eigenen Haus, kann das Ich seinen Gang über die Brücke nicht antreten. Ohne Akzeptanz des Egos als dem Ich vorauseilender Diener, bleibt die Brücke eine idealisierte Illusion, um nicht zu sagen eine Fata Morgana.
Erstarkt das Ich im Verlauf meines Lebens, dann können Wände in Form von Denkmustern, die das Ego zur Verfügung gestellt hat, allmählich abgebaut, in schöpferische Bewegung moduliert werden. Das Ich entwickelt eine in sich selbst tragende Kraft. Es wird heimisch im Schöpferischen. Es begegnet der Fülle, weil es selbst Quellpunkt der Fülle ist.
Meine Verantwortung besteht also darin bereit zu sein, der Provokation durch andere Menschen an meinem Weg standhalten zu lernen. In der Begegnung mit Ihnen, auch in der Konfrontation eine lauschende Beobachtungsschärfe zu entwickeln, für das, was sich ausgelöst durch ihr Denken in meinem Denken als D a s spiegelt, was mich in der einen oder anderen Weise zur Evolution aufruft. Erwachen in D a s hinein, was sich spiegelt, Selbstbegegnung akzeptieren zu lernen. Unterscheiden, dass, wenn ich vom Widerspruch verführt an der Selbstbegegnung vorbei, gegen diesen oder jenen Gedanken des anderen Menschen allzu schnell Sturm laufe, ich vor mir selber davon laufe.
Apropos davonlaufen, manchmal kann es sein, dass Gesagtes, das an mich herantritt von mir noch nicht aufgelöst, in mein Sein eingebettet werden kann, einfach weil die Zeit für dieses Thema noch nicht reif ist. Dann kann es hilfreich sein derartiges gleichsam innerlich in einer Art Kiste zwischen zu lagern und bei späterer Gelegenheit erneut zu betrachten und dann vielleicht zu sehen, das sich ein erweitertes Verständnis dafür zwischenzeitlich entwickelt hat. Ich jedenfalls habe in dieser Richtung im Laufe meines Lebens gute Erfahrungen gemacht.
„Ablegen mit einer "offenen F r a g e“"
Es geschieht auf diesem Wege nämlich Erstaunliches! Die Frage entwickelt sich durch sich selbst auf eine Antwort hin, bzw. führt mich in Situationen, die erhellend auf diese innerlich abgelegte Frage einwirken können. Ich mache mich damit frei für ein Zusammenspiel von Bewegungen aus unterschiedlichen Quellen  innerhalb verschiedener Begegnungen.
Es geht auch nicht darum im Verlaufe der inneren Begegnung mit fremdartigen, provozierenden Gedanken die eigenen negativen Emotionen in positive zu verwandeln, es geht vielmehr darum den inneren Beobachter zu ermutigen, ihn anzuspornen durchzudringen, d.h. auf ein Verständnis hin zu schärfen, insbesondere dann, wenn ich durch bestimmte Indizien der Auffassung bin gute Gründe zu haben, dass die Aussagen des anderen Menschen in dieser oder jener Hinsicht schief oder gar falsch sind. Wenn, ich wiederhole es, wenn ich mich innerlich weiter entwickeln will, dann geschieht dies mit Sicherheit weniger kurvenreich, je mehr ich mich in die Lage versetze in der Betrachtung fremder Gedanken mein Interpretieren aussen vor zu lassen.
Zum vorläufigen Ende dieser Ausführungen noch eine kleine Bemerkung zur folgenden Aussage von Ihnen Susanne vom 05.01.10:

„Wann wirft der in der Sonne Stehende keinen Schatten seiner Selbst auf die Erde?“

Wenn es mir gelingt nach inneren Kämpfen mich (vielleicht auch nur im stillen Kämmerlein) vor ein Du, mit dem ich im Widerstreit gestanden bin, das Haupt zu beugen. Wenn ich mich ob meiner inneren Nacktheit nicht schäme, sondern ja sagen kann zu dem durch ihn mir zugefügten Schmerz, weil dieser Schmerz mich hin geschliffen hat zu einer höheren Ich – Gegenwärtigkeit, der Geburt nondualen Erfahrens. In so einem Moment kann es geschehen, dass mich ein Licht durchdringt, das mich für einen kurzen Augenblick so umhüllt, dass kein Schatten bleibt. Auf diesen Aspekt möglichen Erfahrens fällt in solchen Augenblicken selten die Beobachtende Aufmerksamkeit. Und das ist vielleicht auch gut so, denn es könnte auch einen angesichts dieses Erlebens unangemessenen Vollkommenheitsrausch auslösen. Letztendlich wird ein derartiges Erleben aus meiner Sicht im vollen Umfang erst der Endzeit einer Entwicklung meines Menschseins voll zugänglich werden können.
© baH, 20.01.2015