Montag, 18. März 2013

Wer bin Ich, eine Fortsetzung

Denkmuster bilden sich durch wiederholt kreisendes sich Bewegen, bezogen auf einen unmerklich festgelegten Denkraum, bilden sich unter der Verweigerung, diese (anfangs möglicherweise unmerklich) zu hinterfragen. Je mehr sich derartige Denkmuster aber durchstrukturieren und im Hinblick auf ein begegnendes Denken wie selbstverständlich ablaufen, desto herausfordernder werden fremde Denkbewegungen, die sich dem eignen Denken entgegen stellen, erlebt. Die Abwehr erfolgt so schnell auf dem Fuss, dass sie selber gar nicht mehr bemerkt wird, so sehr hat sie sich in einen inneren Zusammenklang dem eigen Denkmuster verbunden. Das „Richtige,“ sprich das eigene Denkmuster, muss um jeden Preis verteidigt werden.
Mit der eigenen Verhärtung in der Bewegungslosigkeit auf ein Richtiges selbst fixiert, geht Bewegung auf „das Leben hin“ verloren.
Ich gräbt sich selber die Wurzeln ab.
Leben gebiert sich nämlich aus dem Fragen und die Blüte des Fragens, des immer wieder neu fragend sich auf den Weg Begeben, führt Dich zur Geburt Deines Ich. Ich ist gewissermassen die Belichtung im Prozess, ist Fokussierung auf Neues hin, fragend, weltoffen und mutig. Ich ist die unmittelbare Erfahrung Deines Springens von einem Augenblick in den Nächsten. Ich ist die Prozessgebärde des Zwischenraumes.
Wer sich nicht selber immer wieder neu erfinden mag, der kann die Bewusstseinserfahrung des Ich nicht haben. Noch schärfer formuliert: Bewusstsein ist nur durch das Ich möglich, Fragen ist sein Treibstoff. Die nicht gestellten Fragen sind der Tod des Ich.
„Das Ich scheitert an seinem Zerbrochen-Sein,“(Angel Maria Perezano Fragment 25/1. www.lebensmelodie.wordpress.com 25.11.2012) weil in der fragenden Bewegung sich nicht Ende los neu und immer wieder neu selbst gebärend. Es erstickt in der eigenen Bewegungslosigkeit.
Mithin ist es nicht der materielle Kosmos, der mir vortäuscht, „alles kenne eine stabile Form,“ (Quelle siehe oben) es ist meine innere Bewegungslosigkeit, meine Fixierung auf Denkmuster, auf an der Welt gebildete Vorstellungen, ohne diese denkend fragend neu zu öffnen, welche die Illusion des Scheiterns, der Unmöglichkeit der Ich-Findung, des bewussten Einklangs mit sich im Ich, erzeugt.
Im Spiel der Relationen, in dem sich Bewegen durch die Zwischenräume derselben erfährt das Ego seine Katharsis in seiner Geburt zum Ich. Aus der Raupe schlüpft der Schmetterling.

Bernhard Albrecht