Mittwoch, 5. Oktober 2011

Stille als Quelle sozialen Wirkens

Kommentar auf einen Blog Eintrag von Junko Althaus.
http://philosophie-der-freiheit.blogspot.com/2011/10/moderne-christuserfahrung-teil-1-die.html#comments

Die Kulmination der anthroposophischen Bewegung der Jahrtausendwende ist bereits voll im Gange, wenn auch auf eine sehr stille Art. Und dennoch wirkt genau diese „Stille“ brüderlich über die gesamte Erde hin, in und durch viele Herzen, immer kraftvoller. Die Menschen, die ganz zu sich finden, sind die Träger dieses Impulses, durch alle Kulturen hindurch und über alle Länder hinweg. Lichtpunkte überall, für den, der mit dem Herzen hören und sehen will.
Sie benennen ja selbst einen derartigen Lichtpunkt, wenn sie die Rede eines amerikanischen Rechtsanwaltes für die Gerechtigkeit dem Vergessen entreissen.
Die Legalisierung des Krieges begründet keine Schuld, denn diese Legalisierung, der jeder Mensch heute verhaftet ist, wenn er Kriegsbilder in den Fernsehnachrichten auch nur zur Kenntnis nimmt, ist nicht der Grund unendlich schmerzvoller Erlebnisse vieler Menschen über die gesamte Erde hinweg.

Der Quellgrund ist die Untreue des Menschen gegenüber seinem eigenen Wesen, der Einheit zwischen seinem Denken, Fühlen und Wollen, die sich an dieser Stelle, wie angebunden an viele andere Ereignisse und Erlebnisse zeigt und die ein jeder Mensch in sich auffinden kann.

Das mitunter so leicht von der Hand gehende Zeigen mit dem Finger auf „Andere“ weisst nur aus, dass „Ich“ selber noch nicht denkend, fühlend und wollend mich weit genug fassen konnte, begriffen habe wie Ich mich in meiner eigenen Mitte einfinden und halten, damit aber auch umfassender meine Wesenskraft und Verantwortlichkeit zum Ausdruck bringen kann, in den Situationen vor die mich das Leben stellt. Was ja wiederum kein Versagen ausdrückt, sondern tiefer betrachtet letztendlich eine stille Aufforderung an mich ist der eigenen Wesenstiefe noch mehr Ausdrucksraum einzuräumen.
Tiefer betrachtet, zeige Ich mit dem Finger, der durch mich nach aussen weist, letztendlich auf mich selber. Im Aussen ändert sich nur soviel, wie ich vorauseilend an Vorleistung einzubringen bereit bin. Mein Vorbild wirkt und nichts anderes.
Solange aber noch Respektlosigkeit gegenüber anderen Menschen walten kann, mag ich auch sachlich betrachtet gute Gründe haben, deren Aussagen da und dort in Frage zu stellen, solange ich nicht zu unterscheiden weiss, zwischen der Sachaussage und dem Menschen, der sie tätigt, wird die Legalisierung des Krieges unter Völkern und in den Zwisten zwischen den Menschen weiter ihr verheerendes „Unwesen“ treiben können. Die Geschichte der anthroposophischen Gesellschaft gibt dazu wohl mehr als genug Aufschluss.
Die Brüderlichkeit unter den Menschen wird aus der „Unterscheidung“ genau hier geboren. Sprechend mit einem anderen Menschen, ihn hörend oder vernehmend, wo auch immer, kann genau hier das umfassende Wesen des Ich-Bin anwesend werden lassen, das verbindet und damit schöpferische Kräfte zur Lösung waltender Konflikte im Denken, Fühlen und Wollen der beteiligten Menschen freisetzen.
Wenn Sie es so anschauen wollen, dann liegt in der Wiederbelebung des Geistes von Emaus die Geburt der Brüderlichkeit unter den Menschen begründet. Dieser Geist war und ist schon immer aus der Stille hervorgegangen.

Bernhard Albrecht