Donnerstag, 17. März 2022

Wind/Worte 1

Wie viele Perlen trägt doch der Wind des Lebens unversehens unscheinbar an mir vorüber, wieviel Perlengeflüster geht im medialen Kampf um die Meinungshoheit, um das „up to date“ Sein auf Randwegen der Aufmerksamkeit verloren.  Wir leben in einem sozialen Kräfteorganismus. Von daher ist Innehalten um nicht nur zu registrieren, sondern bewusster aufzunehmen eine Zeitnotwendigkeit. Ist Ansichtig-Werden von „WindWorten“ im überbordenden Informationsalltag  so wichtig, heisst in gehaltenen Freiräumen atmend sich inspirieren lassen - um gelebter Freiheit willen. Bedeutet das tiefer hinein Lauschen in so dies und das eines Nebenbei, das der Wind mir von den Rändern des Lebens, ob von innen oder aussen zuträgt geistig am Leben zu bleiben.

Gerade heute ist „offen bleiben für das Licht Friedensarbeit,“ Friedensarbeit, die aus mir und der Umgangsweise mit meinen Gedanken und Gefühlen hervorgeht. Ist Perspektivenwechsel meinen eigenen Gedanken und Gefühlen gegenüber zeitgemässe Friedensarbeit. Denn Tretmienen liegen nicht nur auf den Strassen der Vorstädte von Kiew, sondern auch unter den Mustern meiner Denkgewohnheiten und Gefühlswallungen verborgen, Tretmienen, die von einem Augenblick auf den anderen die Mitglieder einer Familie auseinanderreissen können. Tretmienen weil z.B. meine Angst grösser ist als mein Vertrauen. 

Kinder müssen ihre eigenen Wege gehen dürfen … ohne dass Mütter und Väter sich verleugnen bis zum geht nicht mehr nur um „zusammenzuhalten.“ Da krachen halt dann auch mitunter abrupt berstende Eischalen durch den eben noch einvernehmlich erscheinenden Familien Zusammenhalt. Das  Nesthäkchen findet Worte, die Eigen-Sinn wie auch individuelle Eigenart ausdrücken und führt die Trennung aus dem Familienverbund herbei nicht ohne eine Rauchbombe der Schuldzuweisung zurückzulassen. Schuldzuweisung, die eine Mutter nicht zu sich nehmen muss, weil sie im Grunde nur ein Abwehrfeuer zum Ausdruck bringt um in diesem Augenblick nicht der vollen Konsequenz der eigenen Freiheitsentscheidung begegnen zu müssen. Vegan essen wollen ist das eine, es nicht zu wollen oder zu können das andere. Wenn ich das will muss ich mir die Bedingungen schaffen ohne jedwede Vorwürfe oder gar Forderungen gegenüber anderen. Das ist dann  im Gegensatz zu ideell beanspruchter Freiheit gelebte Freiheit. Die aber tut weh, weil sie auf zumindest partiellem Verlust gründet.

Freiheit leben ist ein Weg in die Einsamkeit. Das aber wissen Jugendliche zu Anfang nicht, müssen es auch nicht wissen, denn sie sollen sich auch unbeschwert erproben dürfen. Das Geheimnis ist, dass still begleitendes Vertrauen sie späterhin gereifter zurückfinden lässt. Vertrauen und zeitgleiche Bemühung die eigene Freiheitsarbeit im Umgang mit persönlichen Gedankenmustern und Gefühlseigenarten einer leisen Wandlung zu unterziehen, das lässt Zusammenhalt auch über einen langen Zeitraum nicht verlorengehen, lässt vielmehr Fähigkeiten reifen sich späterhin über das Eltern- Kind- Verhältnis hinaus auf Augenhöhe neu begegnen zu können. Friedensarbeit bedeutet  hier also loslassen.

© Bernhard Albrecht