Dienstag, 25. Juni 2024

Denken ist ... ein Facebook Kommentar

Etwas verspätet will ich mich nun doch noch in den hier laufenden Denkprozess entlang der Philosophie der Freiheit einbringen. Ich springe mitten hinein und frage ist das so, dass ich zuerst einen Standpunkt ausserhalb meiner Aktivität einnehmen muss, wenn ich meine Gedanken „über“ den Tisch „und“ den Tisch beobachten möchte. Ist das so? Oder lasse ich mich da aus Gewohnheit von der grundständigen Befangenheit einfangen - Ich und Welt als meine nicht weiter mehr zu hinterfragende Dualität Erfahrung in meinem von Logik folgerichtig geleiteten Erleben unbesehen zu billigen. Ist mein vielleicht allzu leicht hingenommenes Abgleiten in die Dualität näher betrachtet nicht eine Folge - und jetzt segle ich wirklich hart vor dem Wind - von Denkfaulheit? Von ungenügender Achtsamkeit auf qualitativ tiefere Erfahrungsdimensionen des Denkens? 

Denken kann nicht inhaltlich gedacht werden. Denken ist in sich durch und durch Prozessgeschehen. Und als Prozessgeschehen offen, offen und noch einmal offen und damit nicht im gleichen Augenblick auf irgendwelche Inhalte zu beziehen. Denken ist in sich ein Blicken, ist Blickgeschehen mit dem tieferen Auge, dem Horus-Auge um es bildhaft auszudrücken. Denken ist pure Tätigkeit und solange ich nicht zu einer derartigen „Erfahrung“ gelangen kann denke ich kurz und bündig gesagt einfach nicht wirklich. Ich gaukele durch „Vorstellungen,“ die mir weiter nichts vermitteln als den blossen Schein von Wirklichkeit.

Deshalb auch die „Brandaufforderung“ von Rudolf Steiner im Zuge der Weihnachtstagung 1923 alle, wirklich alle Vorstellungen zu verbrennen, wenn sich „geistige Augen“ öffnen können sollen auf die sich notwendig zu erneuernden Beziehungen der Menschen, was auch heisst Denkhaltungen untereinander. Die geistige Welt liegt vor unser aller Augen offen zutage, ich,  wir müssen uns nur wirklich tätig in Gang bringen, was heisst unsere so weit reichenden Ego-Sicherheitsbande hinter uns lassen, sie abstreifen, abstreifen, abstreifen … 

Denken hat mit Gedanken Auffädeln, mit Gedanken einander zu und untereinander umordnen nichts zu tun. Denken ist kein puristischer Vorgang sogenannten reinen Denkens. Damit würde ich neben der Dualität Falle nur in eine weitere Abstraktionsfalle hineinlaufen, in die seinerzeit schon Kant sich verfangen hat mit seinem Konstrukt des „Ding an sich.“ Dem Ding an sich mit der Folge, dass er das Ich in seinem Dornröschenschlaf belassen hat. Was die weitere Folge auslöste, dass heute Subjektivismen aller Art nur so um sich greifen können und Verschwörungserzählungen nach freiem Belieben auslösen. Zeugen eines in sich gleichsam abschmierenden Denkens.

Denken ist seiner Essenz nach dem Verbrennen aller Vorstellungen die Entscheidung zum Gang über das Wasser und damit das Gehen über beständig schwankendem Grund.  Denken bedeutet bereit zu sein durch das Nichts zu gehen mit der nicht genug zu vertiefende Frage, weis ich das ich nicht weis oder weis ich was ich weis? … Ohne in der Nachfolge des Sokrates den Giftbecher zu leeren, die eigenen Ego Anteile in Denkbemühungen unter den Menschen zu sich zu nehmen, sie schlucken zu wollen kann ein über den Verstand hinaus gehendes Denken in Bewusstheit nicht Wirklichkeit werden.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 25.06.2024