Dienstag, 20. März 2018

Dialogische Herausforderungen 2/2018

https://egoistenblog.blogspot.ch/2018/03/burghard-schildt-versuch-eines.html
Bernhard AlbrechtSamstag, 17. März 2018 um 20:01:00 MEZ

Das mit dem Sonne untergehen, das ist schon so eine Sache - so ein Prozess will ich gar nicht sagen - denn da hängt unversehens zu viel emotionaler Teer im eigenen Getriebe, der das Sonne Untergehen auf alle nur mögliche Weise behindert. Und diesbezüglich im eiligen Kopf-Wegdrehen auf den jeweils anderen Menschen zu blicken, das macht das eigene Sonnenrad noch lange nicht flott und lässt es gegen seinen Sonnenuntergang rollen. Keck vorgetragene wortreich hämische Hilfsbereitschaft ist hier demnach keine Option.

Burghard beschreibt es sehr treffend: „Und da es sich dabei, laut Steiner, um ein Geist-Erleben handelt, daher kann zudem gesagt werden: Geist-Erinnern und Geist-Besinnen.“

Burghard weist mit seinem Sagen auf drei Punkte. Geist-Erleben, Geist-Erinnern und Geist-Besinnen. Angeschaut: Inwieweit hat hier Geist-Erleben stattgefunden und wenn in welcher inneren Ausrichtung? Ego zentriert oder darüber hinaus reichend? Das wäre bei gutem Willen also erst einmal zu überprüfen. Was sich vordergründig gezeigt hat, das weist eher in die Richtung: Schraube von der eigenen Ölwanne lösen und Altöl ablassen, alle denkbaren Regeln zur Vermeidung von Innwelt Verschmutzungen ausser acht lassend.

Punkt zwei: Geist-Erinnern. Hier geht es um ein genaues und tiefer reichendes Anschauen dessen was mir sagend entgegen tritt. Und im Anschauen, gewissermassen in seiner inneren Gegenbewegung um eine Überprüfung (Geist-Erinnern) meiner Vorstellungen, inwieweit sie wenigstens teilweise passgenau an das anschauend Erfasste tatsächlich anknüpfen. Ein auf eine monistisch/nonduale Art ausgerichteter Dialog Beitrag fusst auf einem möglichst exakten Geist-Erinnern. Ansonsten sind emotionale Kampfszenen unvermeidlich. 

Das ist eben die grosse Täuschung: Wir leben nicht im Krieg gegeneinander, sondern sehen uns in zum Teil hoch komplexe Verfilzungen unseres eigenen Selbst verwickelt. Die Zündstoffe, die dort am Wirken sind tragen wir anstatt sie innerlich für uns aufzuarbeiten mehr oder weniger selbst verdrängend oder aggressiv nach aussen. 

Das wiederum verhindert die Entfaltung von Punkt drei nach Burghard. Wir berauben uns der Möglichkeit aus dem Besinnen heraus zu Lösungen im Umgang mit- und untereinander zu gelangen. Der eigene Blick wird von eigenen und fremden emotionalen Schwaden soweit getrübt, das im zueinander Sagen sachliche Verbindungen nur schwer, wenn überhaupt noch geknüpft werden können, wenigstens über mehrere Dialogstationen hinweg. Wir reden aneinander vorbei, wo durchaus mehr Gemeinsamkeiten gefunden werden könnten.



Bernhard Albrecht

Anonym Samstag, 17. März 2018 um 22:18:00 MEZ

@Bernhard



Danke für deine Interpretation des Burghard-Textes. Finde ich gut, dass du dir die Mühe gemacht hast, ist ein Klassiker geworden quasi. Ich denke, in dem Text liegt sicher noch Spielraum für andere Interpretationen... 


Zu deiner subjektiven Wertung: 

Kecke hämische Hilfsbereitschaft (?) usw. usf. Auch da hast du relativ viel Zeit, Mühe und Wort reingepackt insgesamt.

Und fast scheint es, dass deine Antipathie für 'kecke Hilfsbereitschaft' (so DEINE Interpretation) und vieles andere aus der Einleitung, so groß ist, dass es sich unterschwellig wie so ein abschreckendes Übel, durch deinen ganzen übrigens Text zieht.. so scheint es...


Sicher ist nicht alles nach Schema F gelaufen, aber meine Meinung habe ich gerne kundgetan, muss da aber jetzt nicht weiter drauf rumreiten, gibt wichtigeres. Ich habe da andere Ansprüche..


Aber du, wie sagte Steiner einmal, sinngemäß: 
Ein weiser Mensch schaut alle Seiten an.

Jedenfalls so begann es hier, ganz sachlich, ganz keck und hilfsbereit:

"Hey, im falschen Beitrag gelandet? 
Verschwörungstheorien?"


und das kam u.a. dabei heraus gen Ende: 

"Vollkornkleie-Vollbart im Gesicht. Der "gute Hirte" spricht. Damit kannste Deine selbstmitleidenden Herz-Jesu Drachen in Anthropo-Tantistan beeindrucken. Ein kleiner St. Michaelischer. Anderen Menschen aber schadet Deine Ignoarrogänserige Elitität, Du egoloser Heiliger Du! Troll Dir heimwärts, Engelchen. Ehe Dir welche an die geflügelte Wäsche gehn."


Da bekommt man schon Angst, gell Bernhard. Aber vielleicht hat dich diese Äußerung ja auch gefreut, so ganz im Stillen? Denn kein Mensch ist ein Superheld und Häme kann viele Gesichter haben...




Das scheint dir aus gewissen Gründen wichtig zu sein, so dass du recht geschickt lavierend dein eigenes Kopfwegdrehen, quasi auch vor dir selbst verborgen hast.


@ Anonym Samstag, 17. März 2018 um 22:18:00 MEZ

Mein Kommentar eine Interpretation von Burghards Text? Das würde ich als zu hoch gegriffen ansehen. Allenfalls habe ich einem kleinen Wellenspiel aus seiner Flussbetrachtung etwas hervorgehobene Aufmerksamkeit gezollt, habe das dynamische Leuchten von einigen Edelsteinen unter einem gewissen Blickwinkel in die Sichtbarkeit gerückt.
Mit einem in sich fliessenden Denken liesse sich da noch einiges mehr hervorholen. Das aber hiesse bereit zu sein sich der Grundhaltung des Geist-Erlebens im Denken zu vergewissern und alle, wirklich alle Vorstellungen (wie Rudolf Steiner nach der Weihnachtstagung 1923/24 für diejenigen Menschen hervorhob, welche den Grundstock dieser neuen Gesellschaft bilden wollen) mit jedem seiner inneren seelischen Beobachtungsschritte immer mehr hinter sich zu lassen, was im Hinblick auf die Sprache bedeutete in das Reich „des ich weis, dass ich nichts weis“ konkret einzutreten.
Auf welcher tatsächlichen Sachgrundlage und … darüber innerlich noch ein Stück hinaus greifend, mit welchem Recht sinnen wir einem anderen Menschen an seine Aussagen seien z.B. von (auch nur scheinbarer) Antipathie tief durchwachsen? Was tun wir da eigentlich, ohne unserem Vermeinen tiefer auf den Grund zu gehen? Mit welcher Art wie beiläufiger Wirklichkeitsverdrehung gehen wir da unbemerkt um, zaubern aus unserem Nähkästchen mal diese, mal jene uns jeweils genehme Fata Morgana, um den Schorf über unseren möglicherweise eigenen inneren Wunden und den damit verbundenen Schmerz gar nicht erst aufkommen zu lassen? Welche unserer Illusionen halten wir damit am Leben, bzw. erzeugen diese sogar neu ohne sie unter der Lupe der seelischen Beobachtung tiefer zu bearbeiten?
Warum hindern wir uns nur so, beinahe möchte ich sagen so überwach daran unser Hineingehen in den inneren Sonnenuntergang, in die Nacht des „Nichtwissens“ zu verhindern? Warum ist es so schwer unserer eigenen Menschlichkeit in die Augen zu schauen und von daher ein schöpferisches Mitgefühl für das Weg Schreiten des jeweils anderen Menschen zu entwickeln. Oder war Rudolf Steiner ein „Depp,“ wenn er in diesem Zusammenhang von wechselseitiger Initiative zu innerer Umkehr sprach? Ganz nebenbei gesagt, die Konsequenzen seines Sagen ein wenig verdeutlichend! …

Manchmal erscheint es mir fast so, als ob es in verschiedenen Dialogansätzen um das Erringen einer Goldmedaille im andere Menschen  von ihren Standbeinen zu fegen ginge. Nur, anderen Menschen so lange auf den Kopf zu klopfen bis sie etwas kapieren, was „mir“ zwingend geboten erscheint, das ist vergebliche Liebesmühe. Aus meiner Sicht so lange, wie ich nicht selber einen Ansatz zu eigener innerer Verwandlung in einen Dialogprozess meinerseits leise mit einbringe. Initiative dreht ein Ding!

Bernhard Albrecht

Anonym Dienstag, 20. März 2018 um 19:51:00 MEZ

Bernhard, du hast so deinen Fokus...
Zu "Initiative dreht ein Ding!" Ja, da ist was dran, das kann passieren. Und sicherlich hat sich "das Ding" hier auch aus den unterschiedlichsten Gründen doch noch gedreht...ist doch schön...
                                                                        
Bernhard Albrecht Dienstag, 20. März 2018 um 23:05:00 MEZ

Jede kleinste Drehung ist wichtig und hat mitunter Wirkungen, die unterschwellig sehr viel weiter reichen. Ein springender Stein ...
 Gute Nacht.

 Bernhard Albrecht