Montag, 11. September 2023

„Ich bin der volle Kreis meiner Macht …“(1)

Dieses Titelmotto, auf Facebook vor einigen Tagen entdeckt, regt mich zu einem Selbstgespräch an …und darüber hinaus zu einem offenen Brief an (den), (die) (noch) unbekannte(n) Freund(in). Aus Respekt und zum Schutz dieses Menschen eliminiere ich jedoch alle direkten Hinweise auf seine Identität.

Ich bin … der volle Kreis … der Macht. Welch ein Steckbrief als Topos vor das eigene Account Bild gesetzt! Was für eine intuitive Rückverbindung zum eigenen Wesenskern drückt sich darin aus gerade dieses Motto auszuwählen. Eine Intuition, die gleich einer Sternschnuppe Dir in den Schoss fiel. Mit einem Mut in die Welt hinein ausgesprochen, der, wie mir scheint vor sich selbst noch nicht wirklich erwacht ist und der sich deshalb auch schnell wieder verbirgt, um nicht zu sagen versteckt. Offenheit scheu erprobt.

Junge Menschen tun dies und erproben sich sich dabei auf ihre ganz eigene Weise - Erfahrung suchend. Der Weg ins Leben hinein - eine zick-zack Spurensuche. Wer bin ich … und was ist möglich durch mein individuelles Tun auszudrücken. Die Rückbesinnung und Reflexion auf mein Tun, seine Wirkung auf andere wie auf mich selbst geschieht eher später, oft auch erst Jahre danach und kann auf dem Weg sich selber zu finden in Bezug auf Erlebtes auch ein Leben lang immer wieder neue Fragehorizonte eröffnen. Im Rückblick auf mein eigenes Leben kann ich heute die Bedeutung des Fragen, des immer tiefer fragenden Ausforschen von Lebensbegebenheiten nicht hoch genug veranschlagen. Das Fragen im Sinne von Sokrates bis an die existentielle Basis des „ich weis, dass ich nicht weis“ … und über sie hinweg. Was wortwörtlich gemeint einen Gang durch das Nichts bedeutet.

Das Nichts … im Sinne des Begriffsgebrauchs durch Emanuel Kant ein Abstraktum. Füge ich jedoch diesem Nicht(s) ein „an sich“ hinzu, dann steht vor meinem inneren Auge die Frage: Was ist das Nichts an sich? „Was ist das N (ich) ts an s (ich)?“ Hier erinnere ich mich des Schlusssteins von Kants Transzendental-Philosophie, die in der Aussage gipfelt, was ist „das Ding an sich?“ Was ist das Ding, das Nichts an sich?

Was ist … das  „N  ich  ts  an  s  ich?“ Ein Satz der zweimal das „ich“… in sich trägt. Zwei mal. Versuche ich in meiner inneren Zusammenschau diesem Umstand näher zu treten, so stehe ich vor einer doppelten Frage, die ich anschauend so umschreiben könnte, was ist der Kern des Nichts und was bin ich als das scheinbare Gegenüber dieses Ding, dieses Nichts „wer bin ich an sich?“ (2)

Im Umgang mit dem Steckbrief Deines Facebook Account wer bin ich, wer bist Du, der Du geneigt scheinst Dich leicht vom Leben zurückzuziehen? Du schreibst: „Ich bin der volle Kreis meiner Macht, die Gott erschaffen …“ Hhm? Im Sinne von Kant (auf die Spitze getrieben) erschaffen aus einem Abstraktum, den Inhalten einer alternden Theologie hervorgehend? Wirklich? Kann das in der gegenwärtigen Zeiten-Wende-Zeit noch angehen die Wirklichkeit so zu sehen? Oder bedeutet es eher „sein Bett in die Hand zunehmen,“ sich bei der Hand zu nehmen und in die Welt hinauszutreten? Bedeutet es im Erfahren der Welt sich selber Schritt für Schritt tiefer zu ergreifen, ichmächtiger aufzutreten und damit das Nichts durchdringend den vollen Kreis der Macht einzunehmen, den mein Ich in sich birgt? Bedeutet es nach manchen Lebensherausforderungen im vollen Kreis der Macht heimisch werdend der Welt die selbstlos gereifte Ich-Kraft einzuverleiben?

Du hast meinen Account angeklickt und für einen kleinen Moment Deinen Account geöffnet, nur einen kleinen Augenblick offen gehalten … Was willst Du, wie willst du Dein Ich aus dem Verborgenen heraus entwickeln? Welches Sein willst Du durch Dein Ich zum Ausdruck bringen? Das Ich ist nämlich kein Ego Bezugspunkt, was tiefer betrachtet nur ein verborgenes Abstraktum wäre, ein vom Leben abgekoppeltes  N ich t  Ich.  Ein Sammelsurium inneren Vermeinens über angebliche Wirklichkeiten … ohne letztlich nachhaltig aufbauende Kraftwirkung für das Gemeinwohl. Im grösseren Weltzusammenhang hat das Ego einzig und allein die Aufgabe dem Ich Gebärmutter zu sein und darf/kann das Ich von daher nicht bleibend binden. Die überbordenden Kräfte des Ego zeigen sich mehr als deutlich in den gegenwärtigen Weltverhältnissen im Grossen, wie in Hashtag Ereignissen im Internet in aller Hässlichkeit nicht weniger bestürzend im Kleinen. Ich Kräfte sind über die Welt hin auch in vielfarbigen Nuancen da. Nur: Sind sie untereinander in wechselseitigem Respekt auch genügend vernetzt und kommunizieren über alle unterschiedlichen Auffassungsgrenzen hinaus offen miteinander? Du und ich können die Nation … in der wir leben nicht retten. Denn ideale Vorstellungen wie das vonstatten gehen könne gab es durch die Zeiten bis heute schon viele. Selbst so grosse Denker wie Platon sind bereits daran gescheitert. Mit seinen Ideen vom idealen Staat nach Syrakus reisend musste er bei seiner 5. Reise dorthin am Ende fliehen. Die Häscher des Tyrann von Syrakus waren ihm so nahe gekommen, dass er Syrakus buchstäblich im letzten Moment zu Schiff gerade noch verlassen konnte. Aber verändern? Ja, sofern jeder Einzelne verstärkt die Kraft seines Ich aktivieren will und den vollen Kreis der Macht, die in ihm schlummert mit seiner Kraft durchdringt! … Das ist die Substanz die letztlich weltverändernd wirken kann. … Worte eines alten Mannes, der ein Leben lang mit wachen Ohren junge Menschen still begleitete.

Möge Mut zur eigenen Veränderung Dich zu jeder Zeit aufrichten und Dich bewegt in Bewegung weiter auf Deinem Weg voranschreiten lassen. Ich grüsse Dich, Bernhard Albrecht


(1)   https://www.facebook.com/profile.php?id=100080989894088 

(2)   https://ich-quelle.blogspot.com/2021/02/aufrecht-stehen-im-n-ich-ts-teil-1.html 

       https://ich-quelle.blogspot.com/2021/02/aufrecht-stehen-im-n-ich-ts-2.html 

(3)   siehe hier einige lose herausgegriffenen 

       Beispiele aus meinem neben https://ich-quelle.blogspot.ch

       zweiten Internet Blog https://wege-der-befreiung.blogspot.ch 

        https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2023/06/ur-bewegung.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2017/01/zeitlos-die-zeit.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2017/02/vom-grund-her.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2017/02/eintreten-in-die-zeit.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2023/02/nicht-gefesselt.html 


                                              Butscha


Der Tod liegt offen auf der Strasse,

lauert hinter Hecken,

springt Dich schmerzlich

aus den Gesichtern der Anwohner an.


Entsetzt beklagen wir ihn,

doch die Tragik, die darin aufscheint

ist sehr viel grösser 

weil Butscha schon lange

vor seiner Zeit in unseren Herzen lebte.

Denn auf verdunkelten inneren Wegen,

gut getarnt hinter Büschen liegend,

haben wir mit Mörser Munition

auf allzu viele geschossen, 

die nicht unserer Meinung waren.


Wir alle haben hinterhältig

gemordet und vergewaltigt -

unsere Zeigefinger müssten von daher

in Kälte gefrostet abfallen,

wenn sie auf russische Soldaten deuten …


Denn unsere Toten verwesen im Nirgendwo,

weil Metanoia sie bis anhin nicht umarmt.


© baH, 24.10.2022

https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2022/10/butscha.html