Dienstag, 20. Februar 2024

Johannes - Das Buch verschlingend (Albrecht Dürer)

 

                                                 

Wie allgemein beschrieben sehe ich die „Säulen-Füsse“ im Bild nicht als in Flammen stehende Füsse, sondern als vom Licht des Geistes in ihrem abstrakten Darinnenstehen in der Wirklichkeit gleichsam zur geistigen Offenheit hin aufgesprengte Füsse. Denn die Art wie diese Füsse den Boden berühren über den sie gehen spricht nicht von Sensibilität, sondern eher von Fremdheit oder Verschlossenheit gegenüber dem tieferem Erleben für dieses Wirklichkeitsfeld. Sie bilden keine unmittelbare Sinnesverbindung mit ihm ab und stehen als gleichsam tönerne Gebilde wie verloren im Bildganzen.

Die Dynamik des Bildes entfaltet sich zwischen Johannes und der lichten Gestalt, die ihm das Buch reicht. Er beginnt zeitgleich mit dieser Handreichung das Buch zu verschlingen. Und: Er wendet sich vom Schriftgelehrten Bücherstudium ab, erwacht für die Leuchtkraft des Denkens in seiner Unmittelbarkeit, findet die „Tateinheit“ mit dem Leben. Denken und Wille verbinden sich in tieferem Lebenserfahren in ihm. Er wird in seiner Person zur Brücke für Inspiration und Intuition. …

Und wächst über die duale Reflexion im Denken hinaus, erwacht für das vertiefte Leben und erneuert in seinem Tun, was seinerzeit schon Aristoteles wusste, dass Denken und Wille lebensgemäss nicht voneinander getrennt werden dürften. Er bezeugt gelebtes Bewusstsein beispielgebend für zukünftige Zeiten.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 20.02.2024

Bildquelle: I-F-1-54-StaatsbibliothekBamberg_0114.jpg