Mittwoch, 15. Juli 2015

Eine Anmerkung zu Mieke Mosmullers Blog-Eintrag: Das dreifache spirituelle Ideal des Menschen

Wenn der Materialist nur für Sekunden sich einmal darauf einlassen wollte, das, was er in abstraktem Selbst-Illusionieren  an Bewegungsgeschehen im Protonenbeschleuniger des europäischen Kernforschungszentrums in Genf technisch veranlasst, im eigenen Bewusstsein für einen Augenblick als Erfahren zuzulassen, wenn er sich ermutigen könnte an dieses Geschehen erfahrend heran zu treten, er würde bis ins Mark hinein erblassen und womöglich ohnmächtig zusammenbrechen vor der Bewegungsmacht, die er, ausschliessend von seinem Ich im Ego gebannt hält.
Wenn Menschen, die nach ihrem Erleben sich einer Anthroposophie oder einer anderen massgeblichen spirituellen Zeitströmung zugeneigt empfinden, nicht den Krieg untereinander bereit sind zu beenden, dann wird all ihr Bemühen für einen erweiterten Wissenschaftsbegriff in heutiger Zeit einen Beitrag zu leisten ins Leere laufen. Denn eine vermeintlich nicht zu umgehende Auseinandersetzung mit anderen Menschen um „die Wahrheit“ vernebelt das entscheidende Geschehen, um das es eigentlich geht, die Furcht vor dem Sprung über den Abgrund, von in Abstraktionen erstarrten Ego-Anhaftungen in den Bewegungsfluss des Ich zu meistern.
Barmherzigkeit für den anderen Menschen fängt bei der Barmherzigkeit gegenüber mir selbst an, bei dem inneren Loslassen ich müsse einem anderen Menschen den Weg zur Wahrheit weisen. Wahrheit findet ein anderer Mensch ganz aus sich, je mehr ich meine Ego-Verhaftungen bereit bin zu lösen. Gelingt es mir einem anderen Menschen, der mich um der Wahrheit Willen heftig attackiert dennoch Respekt zu erweisen, dann ist dies der Beginn möglicher Barmherzigkeit vom Herzen her.
Wir leben nicht mehr im Mittelalter, sondern in einer Zeit, in der es um die innere Ausbildung einer Bewusstseinsseelen-G e m e i n s c h a f t  geht.

Bernhard Albrecht

Im Vorbeigehen einem alten Herrn zugesprochen

Vergesslichkeit ist nicht selten ein beklagter Selbstausdruck, wo eigene Anhaftung an die Erinnerung vergangener schöner Tage die Wirklichkeit vernebelt. Der Mensch ist ein sich entwickelndes Wesen. Wohl dem, der sich zu jeder Zeit erneut auf Reisen begeben kann dies Wunder Mensch immer wieder neu zu erkunden. Manch einer hat schon ein Leben lang neben einem „Schatz,“  auf hohem Level in sich verhakt vor sich hin gelebt, ohne auch nur in die Nähe dieses Schatzes an seiner Seite gelangen zu können, dessen verschleiert „an ihn gerichtetes Sagen“ in seinen Tiefen wirklich aus zu loten. 

Manch einer erkennt erst am Ende seines Lebens, dass er trotz nicht weniger Mühen, die er aufgewendet hat, die Welt des anderen Menschen zu verstehen, er den eigenen Gartenzaun Blick des stillen Vorurteils nicht bewältigt hat, mit dem er sich den Zugang zu der Welt des anderen Menschen letztendlich immer wieder selbst verstellt hat. 

Auf solchen Wegen baut sich nicht selten eine Schimäre vom Sein des anderen Menschen auf, die leichthin betrachtet und scheinbar schwergewichtig durch dies und das untermauert als Wirklichkeit gelten mag und doch ein Produkt eigner Selbstillusion ist. Der wirklich unbefangene Blick auf den mir nahen Menschen an meiner Seite ist eine der schwersten Lebensübungen, die uns als Menschen auferlegt wird. Und das nicht ohne Grund. Denn nicht anders als durch diesen mitunter sehr harten Widerstand können wir zu uns selbst erwachen. Am Widerstand des Du bildet sich die Erfahrung eigenen Ich - Werdens.

Ich kann wunderbar in einer planetarischen Meta Welt kreisen und dort in stiller (selbstverliebter) Selbstherrlichkeit residieren und wenn das nicht mehr geht z.B. im schwarzen Humor letztendlich nur mich selbst bedauernd mir eine Selbstbescheidung und Schein - Freiheit vorgaukeln, die Lebenslüge ist. Lebenslüge von der Art, die schon Platon in seinem Höhlengleichnis mehr als deutlich benennt.
Dem mir nahen Menschen an meiner Seite einmal für seine Treue zum Lebenswiderstand  zu danken, ist vielleicht eine etwas ungewöhnliche Sicht, aber bei Bereitschaft zum Einlassen auf diese Sicht auch ein Torbogen zu neuer Lebenskraft. Mit Herzenstakt gepaart sogar eine Möglichkeit zu mehr gemeinsamer Lebensfreude erneut hinfinden zu können.

Nichts für ungut für diese deutlichen Worte an dieser Stelle! Ein schriller Pfiff, bevor der Karren endgültig an der Wand zerschellt. Es ist nie zu spät von eigenen umnebelten Sichten Abschied zu nehmen. Und ... Möglichkeiten Liebe zu bekunden sind auch in scheinbar mehr als verfahrenen Situationen immer gegeben, es sei denn ich will den Stoffel in mir zum inneren Gott meiner letzten Lebenstage erheben.
Ich wünsche von Herzen allen erdenklichen Mut!

© Bernhard Albrecht Hartmann, 15.07.2015