Freitag, 17. März 2017

Zwischenmenschlich ...

Ein Kommentar, zeitgleich veröffentlicht auf: https://egoistenblog.blogspot.ch/2017/02/das-anthroposophische-om.html?showComment=1489760490269#c6903274968618501874

Könnte es nicht einfach sein, dass Ingrid von der Arbeit ihres Tages her müde war? Sie hat sich mit „Gute Nacht!“ verabschiedet. Dass sie persönlich und unsachlich unter der Gürtellinie angegriffen hätte, ist durch kein Wort von ihrer Seite her belegbar.
Grundsätzlich.
In die Ecke gestellt, wie auch immer, ist ein anderer Mensch ganz schnell, vor allem dann, wenn er sich scheinbar in einer Weise äussert, die nicht der meinen entspricht und erst recht, wenn er Gedanken ausspricht, die mich auf ein Erstes hin befremden oder sogar empören, die meinem Dafürhalten schwierig oder gar unverständlich sind. Die eigene Sicht auf die Dinge hat Vorrang, Vorrang nicht unbedingt aus einer Ellbogenmentalität oder einer Besserwisserei heraus, sondern ganz einfach dem Umstand geschuldet, dass im Prozess des Aussprechen eine unmittelbare und enge Anbindung an mich den Prozess Auslöser unvermeidbar ist.
Weil mit dem Aussprechen dann auch noch eine Fülle biographisch gebundener Empfindungen mit transportiert werden, bekommt der andere Mensch mitunter auch ungewollt ein Etikett angeheftet. Das ist wie ein Spiel gegenläufig aufeinander zulaufender Wellen (an jedem See bei windiger Wetterlage zu beobachten) mit der Folge, dass sie sich zwangsläufig momenthaft wechselseitig überspülen.
In solchen Geschehnissen überspülen sich unterschiedliche Akasha Hinweise, die von den Beteiligten leise eine weiter führende Antwort erfragen. Akasha ist heute kein Offenbarungsverweis mehr. Akasha ist in der unmittelbaren zwischenmenschlichen Realität angekommen, spielt in ein jedes Gespräch unter Menschen hinein, also auch hier in diesen meinen Versuch aus meiner Erkenntnis heraus darauf zu verweisen.
Ich weis es damit nicht besser als andere und schon gar nicht besser als Rudolf Steiner. Ich trage damit nur innerhalb meiner Erkenntnismöglichkeiten der Bewusstseinsentwicklung der letzten 100 Jahre Rechnung und die ruft im Hinblick auf die Gegenwärtigkeit des Akasha im Zwischenmenschlichen eine Verantwortung bei mir ab. Bei mir, was nicht heisst, dass diese Verantwortung, wie ich sie hier und jetzt auszugestalten versuche, die Verantwortung auch nur eines weiteren Lesers hier sein muss. In der Realität des netzwerkartigen Verbundensein kann jeder seinen Verantwortungsanteil innerhalb der gegenwärtigen Bewusstseinsentwicklung nur selber finden.

Niemand kann aus meiner Sicht einem anderen Menschen zusprechen, was seine Verantwortung sei.

Verändern kann ich nur mich allein. Und das zu tun … und durchzustehen erfordert Mut, sehr viel und immer neuen Mut.
Wenn sich hier auf diesem Blog also jemand in der Art eines „gläubigen Anthroposophen“ oder als „Dinosaurier“ usw. ausdrückt, dann ist das ohne wenn und aber sachlich angeschaut einfach so und im Sinne eines praktisch ausgeübten Freien Geistesleben nicht zu kritisieren. Es fällt in die alleinige Verantwortung dessen der sich in dieser Weise öffentlich zeigt. Ihn herunter zu machen geht an der Sache vorbei. Was meiner Erfahrung nach darüber hinaus getan werden kann, das ist, mich selber sorgfältig zu befragen, warum z.B. regt mich diese Äusserungsweise auf, wie kann ich in diversen Versuchen mein Verständnis in Bezug auf den anderen Menschen so vertiefen, dass ich mich nicht mehr aufrege, aufrege ohne diesen Menschen in meinen inneren Dialogen oder äusserlich kundgegebenen Antworten gleichzeitig abzuwerten. 
Die Bewusstseinsentwicklung verläuft aus meiner Sicht gegenwärtig nämlich mehr und mehr in die Richtung, dass Denken „keine Privatsache“ mehr ist. Eine jede Art von Denken schafft im Fluss der Geschehnisse neue Realitäten, gleichgültig ob ich öffentlich das Wort ergreife oder vor meinem Schreibtisch still bestimmten Gedanken nachsinne. Wie in einem Billardspiel lösen meine Gedankenkugeln Folgewirkungen aus. Der Ätherraum um mich und in die Welt hinaus ist erfüllt von sensiblen und gleichzeitig hoch komplex agierenden, sich ständig verwandelnden Bewegungen einer Wesensgegenwärtigkeit.
Meinem Erfahren nach hat das einschneidende Folgewirkungen. Stellen sich in mir auch nur leiseste Erfahrungen in dieser Richtung erlebend immer wieder ein, so hat das in einer Art inneren Gegenerfahrung eine immer weniger zu umgehendes Hinschauen auf eigene Unvollkommenheiten zur Folge. Illusionen der verschiedensten Art zerplatzen. Und das will ausgehalten und verarbeitet sein.
Ich will es einmal so sagen, der „Anfängergeist“ schlüpft in mir gewissermassen aus dem Ei. Und damit die beständige Herausforderung, mit andern Menschen einen noch sorgsameren Umgang zu suchen.

Bernhard Albrecht