Mittwoch, 30. Mai 2018

Fragment 1/2018

Das Denken, wenn es denn ein wirkkräftiges Denken und nicht nur eine mehr oder weniger kunstvolles Aneinander-Reihen von Vorstellungen, ohne klaren eigenen inneren Erfahrungsbezug ist, mithin letztendlich numinosen Abstraktionen verhaftet bleibt - ein derartiges Denken ist und wird für den so Denkenden, wie den Leser von daraus hervorgehenden Denkereignissen zu einer existentiellen Herausforderung. Denken als innere Peripatetik, als dynamischer Prozess in der eigenen Erfahrung. Aristoteles modern.
Ein Denken dieser Art zu entwickeln erscheint mir zeitnotwendig und für eine moderne wissenschaftliche Ausdrucksweise der Ausweg aus dem Turmverlies der Abstraktionen zu sein. Ausweg in einen erweiterten philosophischen Realismus, eine neuartige Verknüpfungserfahrung, ein prozesshaftes Durchdringen von Welt tragenden Sinnfeldern.

© Bernhard Albrecht, 30.05.2018

Dienstag, 15. Mai 2018

Dialogische Herausforderungen 4/2018

https://egoistenblog.blogspot.ch/2018/04/nachlese-zur-generalversammlung-der.html#comments
Ingrid H. Freitag, 27. April 2018 um 10:12:00 MESZ

Lieber Bernhard Albrecht, herzlichen Dank für diese Nachlese!


Zum bisher entstandenen Eindruck des „Sturmlaufens der Hardliner“ siehe den Bericht in der Zeitschrift info3.
 Zum äußerlichen Geschehen siehe das Dossier zur Generalversammlung 2018 auf der website des Goetheanum (inklusive das den teilnehmenden Mitgliedern zur Verfügung stehende Rosa Heft mit u.a. Tagesordnung, Finanz- und Revisionsbericht).


Ton Majoor Freitag, 27. April 2018 um 18:01:00 MESZ

Der AG-Vorstand spricht jetzt von einer ‘Krise‘. 
Die Ansprachen Mackays und von Platos enthielten durchaus einen inneren Feuer- (resp. Licht-) Prozess, 
z.B. von Platos Schlusswort: “… ich bedauere, dass es dem grössten Teil der Weltgesellschaft nicht möglich ist, an einer Entscheidung … teilzunehmen ...“.
Es ist ein öffentlicher, schweizerisch-italienischer Wahlbetrug, darauf kommt es an. 


Auch der absurd-konservative Antrag 9 ist angenommen ‘indem bei jedem Erscheinen der Wochenschrift mindestens eine ganze Seite mit Rudolf Steiners Wortlaut aus seinem umfangreichen anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Werk in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› zu einem gewählten Thema abgedruckt und eventuell kommentiert wird. | Eckhart Dönges, Bern (CH)‘.

Ingrid H. Freitag, 4. Mai 2018 um 15:36:00 MESZ

Wie schon an anderer Stelle erörtert, sehe ich in dieser Abstimmung keinen Wahlbetrug - ich möchte das daher auch hier nicht so unkommentiert stehenlassen.
 Siehe dazu meine Antworten hier und hier.

 Als eine Möglichkeit des inneren Feuer- resp. Licht-Prozesses würde ich vor allem das von Bernhard Albrecht in diesem Artikel geschilderte »Stehen im Ich« sehen...



bobby Samstag, 5. Mai 2018 um 13:22:00 MESZ

Das könne man so "…nicht stehenlassen…". 

Ein vielsagender Satz. Zeigt vor allem aber, dass gewisse Anthroposophen immer noch nicht fähig sind, auch nicht dazu bereit sind, aus Fehler zu lernen. Damals nicht, 1935, und heute ebenso wenig. Die Vorgänge um den Ausschluss von Wegman und Vreede waren Unrecht. Die heutigen, um die sogenannten "demokratischen" Entscheidungsprozesse, die betrügerischen Manipulationen einer Wahl, sind es auch. 

Es zeigt auch peinlichst wie verkümmert das Bewusstsein und das Verständnis für demokratische Prozesse, wie groß die Verachtung für Prinzipien des Rechtes und der Rechtsstaatlichkeit ist dieser in Teilen urkonservativen Anthroposophischen Gesellschaft und manchen seiner Gesinnungspolizisten. Auch in der Gegenwart.

 
Die Rehabilitation der damaligen Personen, sie war nach über 80 Jahre ohnehin fragwürdig, sie wird ersetzt durch neues Unrecht und sie wird dadurch, aber nicht nur dadurch, vollends zur Makulatur. Von Bereinigung durch einen Lernprozess aus den Fehlern der eigenen Vergangenheit ist keine Spur erkennbar. 
Fehlanzeige gilt nach wie vor bei der Selbstreflexion, hier im Beitrag genannt das "aufrechte Stehen im Ich". Sie beinhaltet gerade auch das Eingestehen von eigener Schuld, auch von persönlicher Schuld, als erster Schritt zur Verarbeitung und inneren Bereinigung. 


Stattdessen Vorurteile noch und nöcher. Der vergangenheits-behaftete Glauben an Verschwörungswelten ist ungebrochen. Die Schuldigen sind, wie immer, die gegnerischen Mächte, die dämonischen Mächte, die sich der Menschen auf Erden bedienen gegen die Anthroposophie. So sehen es auch die Putschführer der Konservativen identitärer Prägung. 

In dieser Hinsicht hat der Satz von Michael Butter, Professor für Amerikanistik an der Universität Tübingen, durchaus eine gewisse Berechtigung:

"…Verschwörungstheoretiker haben ein Weltbild, das zutiefst anthroposophisch daherkommt, daher rührt die Verbindung zur Esoterik…"


Marcus Schneider, der in diesen Tagen vielgescholtene Leiter des Basler Paracelsus-Zweiges der anthroposophischen Gesellschaft, gehört neuerdings zu den ausdrücklichen Befürwortern des Buches "Nichts ist wie es scheint – Über Verschwörungstheorien" von Butter. Er meint sogar, in eklatanten Widerspruch zu seinen bisherigen Äußerungen, zu den Verschwörungspropheten "seiner" Tagung ("Terror, Lüge und Wahrheit") Daniele Ganser, Elias Davidson, Thomas Meyer und Ken Jebsen: 

Das Statement des Marcus Schneiders

"…Diese Spinner (Daniele Ganser, Elias Davidson, Thomas Meyer, Ken Jebsen) sollen nur in die volle Öffentlichkeit treten, das ist doch viel besser, als wenn sie irgendwo in "schrägen" Medien unter sich bleiben!..."


Die Logik dieses unglaublichen und aufsehen-erregenden Statements ist kaum nachvollziehbar. Noch seltsamer aber ist die Metamorphose des Marcus Schneiders, die sonderbare Verwandlung seiner Gesinnung. Schriftlich will er aber nicht Stellung nehmen zu seiner ebenso überraschenden wie markanten Äußerung. 
Ist die fragwürdige Gedankenakrobatik von Herr Schneider doch nur ein großes Missgeschick? Vielleicht ist er sogar die Versuchungen der gegnerischen Mächte unterlegen, die sich der Menschen auf Erden bedienen die sich gegen die Anthroposophie verschworen haben. Hat er sich von ihnen sogar "die Butter vom Brot nehmen lassen"!

 Es wäre die kulminative Verwirklichung der Prophetie "Nichts ist wie es scheint"…

(Für weitere Einzelheiten siehe auch die Antworte der vorangegangenen Diskussion zum Beitrag an anderer Stelle.)

Ton Majoor Samstag, 5. Mai 2018 um 15:02:00 MESZ

Die lokalen, extra schweizerischen Mitglieder (300 oder 400) folgten scheinbar den legalistischen Weg von Wahlbeeinflussung (aus Rechtskonservatismus, aus schweizerischen Nationalismus?). Es ist nicht Wahlbetrug oder Wahlfälschung im rechtlichen Sinne, sondern in moralischer Ansicht (sowie zwei Verwaltungsfunktionen in einer Person). 


You cannot put a Fire out—
A Thing that can ignite
-Can go, itself, without a Fan—
Upon the slowest Night—

You cannot fold a Flood—
And put it in a Drawer—
Because the Winds would find it out—
And tell your Cedar Floor—

(Emily Dickinson)

Ingrid H. Sonntag, 6. Mai 2018 um 00:06:00 MESZ
@ bobby: 

Das könne man so "…nicht stehenlassen…".


Ein vielsagender Satz.«

:-) Vor allem ein unvollständig zitierter Satz. 
Ich habe Tons Kommentar schließlich stehen gelassen und nicht etwa gelöscht.
Ich wollte ihn nur nicht unkommentiert stehenlassen, um nicht den Eindruck zu erwecken, bei dem, was er sagt, handle es sich um eine unumstrittene Tatsache. 
Schließlich bleibt nach unserer Diskussion im anderen thread nicht einmal Ton selbst bei seiner früheren Behauptung, es habe einen Wahlbetrug (im rechtlichen Sinne) gegeben.



@ Ton

Statt über schweizerische Verschwörungen und Wahlbeeinflussungen zu spekulieren, halte ich mich lieber an die Berichte der Menschen, die dabei waren, wie Bernhard Albrecht und ein mir persönlich Bekannter, der es ähnlich wie B.A. schildert – und der zwar mit dem Ergebnis ganz einig ist, mit dem Vorgang aber überhaupt nicht. Dieser Bekannte schrieb mir auch noch: »Immerhin sind wohl ausnahmslos alle aufgestanden, als die beiden sich verneigten. «

Und Sebastian Jüngel schreibt (in „Anthroposophie Weltweit“):
 »Ein Teilnehmer, mit dem ich mich austauschte, hatte den Eindruck, dass die Gründe für oder gegen die Bestätigung recht verschieden liegen, also keineswegs einfach zwei homogene Parteiungen gegeneinander standen. Ich führe dies an, weil ich die Gefahren einer Legendenbildung und einer Stigmatisierung sehe und mich das Drama Andorra des Schweizers Max Frisch davor warnt, andere in eine Rolle zu drängen.
«

Gute Nacht!
 Ingrid

Bernhard Albrecht Sonntag, 6. Mai 2018 um 15:43:00 MESZ
@ Bobby Samstag 5.Mai 2018 um 13:22:00 MESZ



Könnte es sein, dass Du, die von Dir selbst so hoch gehängte Sachlichkeit hier deutlich überschreitest, indem Du in meinen Augen nicht gerade wenig an unterschwellig sich ereifernder Emotion Deinem Sagen beimengst, was Du möglicherweise noch gar nicht bemerkt hast? Könnte es sein, in den inneren Abstand zu Dir tretend, dass dies so ist? 

Ich habe in früheren Jahren meines Lebens ein juristisches Studium absolviert und habe von daher, auch wenn ich die Juristerei nach einiger Zeit hinter mir gelassen habe nach meinem Dafürhalten von da her immer noch genügend Übersicht über die faktisch justitiabel verwertbaren Prozesse in dem vorliegenden Zusammenhang. 

Und: Wie ich schon einmal kommentierend anmerkte, meinst Du wirklich die Aussage von Herrn Wittich nicht für Dich strenger zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass es keine juristisch verwertbaren Handhaben gäbe die Abwahl anzufechten? Kannst Du wirklich nicht sehen, dass der Vorstand der AAG sich nach dieser Wahlschlappe nicht juristisch hat beraten lassen, ob die Abwahl eventuell angefochten werden könne? Meinst Du wirklich die Herren und Damen dieses Gremiums wären nicht umgehend initiativ geworden, wenn das juristisch betrachtet erfolgversprechend gewesen wäre? 

Und last not least, kannst Du nicht sehen, dass durch Deine Art der Vermengung von Sachlichkeit und streckenweiser unterschwellig nicht zu übersehender Emotion, Du unmerklich an einer Legendenbildung mitstrickst, die kurz davor steht als drachenhafte Verschwörung aus dem Ei zu schlüpfen? Das kann doch wirklich nicht Dein Ansinnen sein, oder?
 
Ich hätte Dir noch einiges mehr zu sagen, aber wegen anderer Verpflichtungen muss ich das vorläufig zurückstellen. 
Nichts für ungut.


Bernhard Albrecht

Stephan Birkholz Sonntag, 6. Mai 2018 um 16:18:00 MESZ

Bobby, so klingt es, wenn ein willensdynamischer Gesinnungspolizist zum Ausdruck bringen möchte, dass man die Klappe halten soll, weil ansonsten zu viel Unruhe im Waldorfhort entstehe...



Bernhard Albrecht Sonntag, 6. Mai 2018 um 16:48:00 MESZ

Du weisst das, dass das nicht sachlich ist, was Du da von Dir gibst? Schmutz kippe, sprich Unterstellugen auf "ein Fragen zu kippen, das ist einem demokratischen Prozess sicher nicht förderlich, noch weniger einem "freien" Geistesleben.
 Über den Gesinnungspolizisten kann ich nur lächeln ...


Bernhard Albrecht

Michael Eggert Sonntag, 6. Mai 2018 um 17:16:00 MESZ

Das vollständige Auseinanderfallen von Handeln und gleichzeitiger Distanzierung vonseiten Herrn Schneiders hat schon einen erklärungsbedürftigen, wenn nicht putinesken Charakter. Es wäre in der Tat wünschenswert, dass er sich erklärte. Wie das Kasperletheater am Goetheanum weiter geht, wird man ja dann im Juni sehen. Trotz aller eifrigen Erklärungen und Beteuerungen ist ein Machtkampf der Traditionalisten zu erwarten. Ich lasse mich gerne überraschen.

Stephan Birkholz Sonntag, 6. Mai 2018 um 18:56:00 MESZ

Doch, Bernhard, das ist sachlich (Stichwort 'antanzen')!

 Anthroposophische Anleitung zur Nullargument-Diskussion:


1. Man fahre seine (möglichst akademischen, noch besser MIT DOKTOR) Qualifikationen auf - DIE DÜRFEN RUHIG aus der Jugend stammen ('als ich noch ein junger Dachs war' kommt immer gut).

2. Man setzte den 'könnte es nicht auch ganz anders sein' - Hebel so an, dass im Gegenüber Unbehagen und universelle Selbstzweifel entstehen. Dann texte man so viel Blindtext auf den Hebel, bis die Hebelwirkung dem aus der Anthroposophie herausgefallenen unmissverständlich klar macht, dass es sinnvoller ist, im Geltungsbereich der Waschmaschine zu bleiben.

 Und das Schlussmantram der magischen Beschwörung: 
'Selbst, wenn Du recht haben solltest, so wollen wir doch alle nicht, dass beim Unbedarften Missverständnisse entstehen oder gar noch das Drachenei kaputt geht - ODER? '

Bring Argumente, Bernhard - alles andere ist Anthropology!

Stephan Birkholz Sonntag, 6. Mai 2018 um 18:59:00 MESZ

...oder aber echte 'Willensdynamik' (diesen Deinen Ansatz finde ich nämlich wirklich interessant), aber kein seichtes Glattbürsten.

Bernhard Albrecht Freitag, 11. Mai 2018 um 16:08:00 MESZ

Ob Stichwort antanzen etwas mit Sachlichkeit zu tun hat oder eher in Richtung eines Irrlichter Tanzes geht, bei der Du Dir zudem aus meiner Sicht genau jene Willensdynamik abgräbst, die Du Deinen Worten nach interessant findest, das will ich, so Du magst, Deinen weiteren seelischen Beobachtungen zur Untersuchung anheimgestellt sein lassen. Schnellschüsse, wie die von Dir geübten, sehe ich jedenfalls nicht für förderlich an eine tiefere Willensdynamik zu entwickeln, an der ich jedenfalls weiter arbeite.
 
Bei der Willensdynamik, auf die ich verschiedentlich "argumentativ" immer wieder verwiesen habe, geht es es zudem in erster Linie um eine grundlegend veränderte innere Haltung, die dem eigenen Sprechen im Argumentieren zugrunde gelegt wird. Ohne eine vorausgehende Verständigung mit sich selbst kann sich die von mir angesprochene Willensdynamik im eigenen Denken nämlich nicht entfalten. 
Der intellektuelle Schlagabtausch ist nicht das Feld dieser Willensdynamik. Verstandesdenken und Denken aus seelischer Beobachtung heraus sind zwei völlig verschiedene Prozesse.
 Bevor Du also Provokationspfürze wie "seichtes Glattbürsten" und ähnliches weiter von Dir gibst, setz Dich lieber hin und fasse in einem kurzen Essay zusammen, was Du unter "echter Willensdynamik" verstehst. 
Provokationtrompeterei gehört nicht dazu. 
Ich grüsse Dich,


Bernhard Albrecht

Stephan Birkholz Samstag, 12. Mai 2018 um 00:53:00 MESZ
@Bernhard


Bitte, mein ESSAY über WILLENSDYNAMIK:

 Verstandesdenken und Denken aus seelischer Beobachtung heraus sind zwei völlig verschiedene Prozesse.
 Und derjenige, der die Verbindung zwischen dem Verstandesdenken und der seelischen Beobachtung nicht herzustellen vermag, versucht sich, seine dadurch brachliegende Willenstätigkeit zu einer 'willensdynamischen' Rettungsinsel aufzublasen, um durch die Suggestionsvokabel 'Dynamik' wenigstens die Illusion von Fortbewegung zu generieren....

Stephan Birkholz Samstag, 12. Mai 2018 um 01:05:00 MESZ

...
Oder aber der Versuch, durch Anwendung des freien, dynamischen Willens, das Verstandesdenken durch die Ergebnisse der seelischen Beobachtung zu verwandeln und andersherum die Trugbilder der seelischen Beobachtung durch die Anwendung das Verstandesdenkens zu eliminieren und als solche zu durchschauen...

Bernhard Albrecht Montag, 14. Mai 2018 um 13:38:00 MESZ
@ Stephan



Schön, schön …
Du hegst also die Auffassung die Trugbilder „meiner“ seelischen Beobachtung durch die Anwendung „deines“ Verstandesdenkens eliminieren zu müssen, sprich: „Ich, Stephan durchschaue, dass Bernhard in seinem Sagen seine brachliegende Willenstätigkeit sich zu einer „willensdynamische“ Rettungsinsel aufbläst, um durch die Suggestionsvokabel „Dynamik“ sich wenigstens die Illusion von Fortbewegung generieren zu können.“ Habe ich Dein Sagen damit richtig wiedergegeben? 


Weisst Du Stephan, aufmischen ist zwischendurch ja ein netter, ja mitunter auch ein befreiender Spielzug. Wird derartiges Tun aber zu einer stetig wiederkehrenden, voraussehbaren Masche, dann verkümmert die Brillanz so eines Spielzuges …
 Denn „vor“ dem, was Du so brillant aus Dir heraus setzt, siehst Du Dich selber im Spiegel meines Denkens. Wie … ? Das herausfinden kannst nur Du. 

Ob ich recht habe in meinem Sagen oder nicht, darum geht es nämlich überhaupt nicht. Mithin auch nicht um eine schlaue Erwiderung. Derartiges Pingpong Verhalten gehört in die Kiste vergangener dualer Schatten Boxkämpfe. Heute geht es allein darum, ob und wieviel an Selbstkritik der Einzelne „in jeder Lebenssituation“ bereit ist zu sich zu nehmen und innerlich zu verwandeln. 
Es geht also um „gelebtes“ Interesse füreinander.
 Es geht nicht um frivoles Herabwürdigen des anderen Menschen oder brillantes Hinwegschreiten über ihn. Es geht „nur“ darum, was habe ich Dir zu sagen und was hast Du mir zu sagen und das „erlebende Zulassen“ der dazu gehörenden Selbstkritik in einem jeden von uns beiden. 
An dem: Du musst Dein Leben ändern, kann heute keiner, Du nicht und ich nicht vorüber gehen. 
Und zwar im Minutentakt nicht. Das ist, a u s  d e m  L e b e n  zu  schaffende  Wissenschaft, ist Lebenswissenschaft.


Bernhard Albrecht

Stephan Birkholz Montag, 14. Mai 2018 um 16:36:00 MESZ 

Bernhard, mein ESSAY entsprang meinen ureigenen Erfahrungen mit der blindwütigen Dynamik des Willens; Du musst Dich nicht gleich ertappt fühlen, wenn Du Dich darin wiederfindest. 

Bernhard Albrecht Montag, 14. Mai 2018 um 21:19:00 MESZ 

Das freut mich.
Ja die Dynamik des Willens kann blindwütig über Dich/mich herfallen. Sie kann aber auch sanft schleichend durch eine Hintertür sich an Dich/mich heranschleichen. Sie kann selbst im klaren Denken unscheinbar wie unter dem Teppich liegen. Sie kann von überall her an Dich/mich herantreten.
Es ist die Vermengung von Astralität und Ätherkraft durch Dich/mich in Dir/mir, die das jeweilige Antlitz des Drachen in Dir/mir formt. Oft vielköpfig sich wandelnd von Augenblick zu Augenblick und mich innerhalb eines Satz aus dem inneren Gleichgewicht werfend, den ich gerade ausspreche oder versuche in die Tastatur meines Computers zu tippen.
Der moderne Michaelskampf ist ein Kampf zwischen Ich und Du um das Erwachen aneinander. Und das Interesse füreinander über das hinaus, was Du /ich in einem bestimmten Augenblick für richtig oder falsch halten oder auch nur angemessen im Sagen an dieser Stelle ist der Schutz dafür, dass wir im Ringen miteinander nicht straucheln. Je unterschiedlicher in einem bestimmten Zeitenmoment meine Auffassung im Vergleich zu der meines Gegenübers sein mag, um so höher muss der Einsatz für das jeweilige Interesse meines Gegenübers sein.

Bernhard Albrecht

Samstag, 5. Mai 2018

Dialogische Herausforderungen 3/2018

https://egoistenblog.blogspot.ch/2018/04/was-uns-verbindet.html

Was uns verbindet

Natürlich ist es leichter, anzuprangern und Fehlentwicklungen zu konstatieren, als tatsächlich selbst qualitative, relevante, konstruktive Beiträge zum Dialog zu verfassen. Die qualitative Ebene ist immer schwer zu greifen und noch schwerer zu formulieren. Zu bemerken ist, dass trotz ernsthafter Bemühungen standardisierte Vokabeln, Formeln und Phrasen sich gegenüber einem qualitativeren Sagen in den Vordergrund drängen. Die tatsächliche Erfahrung jedoch - die immer eine esoterische, d.h. mehrschichtige Qualität hat -, ja jegliche Erfahrung kann nur durch sprachschöpferische Aktivität ausgedrückt werden. Man kann nicht wirklich zurück greifen auf die Sprache und die Vorstellungen der Vergangenheit, wenn man mit Wirklichkeit konfrontiert ist - oder anders ausgedrückt: Das Jetzt fügt sich nicht in die sprachlichen Muster, die vergangen sind, und das sind sie notwendigerweise immer. Sprache beschreibt stets etwas, was bereits Konvention geworden ist. Aber auch das Denken und die Vorstellungen sind durch Sprache, Konvention und innere Kontextualisierung geprägt, durch die Geschichte eigener Erfahrung und deren Interpretation, durch einen reifen Erinnerungsleib voller gesammelter, geordneter und auch geschönter Geschichten, die so tun, als gäbe es eine zusammenhängende biografische Geschichte, die das Bild dieser meiner Person trägt. Aber auch das sind Geschichten, die eigentlich Vergangenheit sind; die aber, sobald man sie zu betrachten versucht, ein Eigenleben entwickeln; sie greifen nach einem, verwickeln einen, lassen einen in Scham, in vergangenes Glück, in stille Wünsche abgleiten, bis man sich in der alten Geschichte so verstrickt hat, dass sie das betrachtende Ich und jegliche Aufmerksamkeit verschlingt.

Ja, man muss regelrecht Stärke entwickeln vor der Kraft der eigenen Erinnerung. Man dachte, die Geschichten seien etwas wie ein abgelegter Film- aber berührt man die Oberfläche der eigenen Erzählung, erhebt sie sich, erwacht zu Leben und reißt eventuell nicht nur irgendwelche Wunden auf: Vielleicht sind es die Gespenster, die im Dunkeln kauern, die, um derentwillen man der geworden ist, der man ist- um die man eine seelische Insel gebaut hat, eine Burg, für die man gepflanzt, gesät, geackert hat, für die man vielleicht ein anständiger Mensch geworden ist, für die man geglaubt, für die man einen Beruf ergriffen oder für die man ein Vermögen angehäuft hat. Nun liegen die inneren Geister im Untergrund und reißen das Maul auf, und die eigene Welt stürzt auf sie ein.

Diese Dinge kann man nicht umgehen, wenn man „spirituell“ arbeitet. Es ist eigentlich eine Position der Stärke, der Souveränität, aus der man das seelische Gesamtbild, die biografische Struktur anschauen und das aushalten kann, dass dann auch die Brüche sichtbar werden, die Unaufrichtigkeit, das, was wie eine treibende Kraft, aber als Wunde und Schwäche, zugleich konstituiert und destabilisiert. Man muss das nicht moralisieren, mystifizieren oder mit christlicher oder anderer religiöser Begrifflichkeit überziehen; die menschliche Zwitterhaftigkeit zwischen biologisch- biografischer Erzählung und einem bewussten, aktiven Betrachter und Gestalter bedient solche Widersprüche; es ist kein individuelles Drama, oder eben doch, weil jegliche individuelle Geschichte ein solches Drama enthält. Die „Erlösung“ kann nur in dem aktiven Betrachter, in der bewussten Entität liegen, der das Drama entwirrt, sich der Geschichte, der Irrtümer und Verwirrung stellt, aber sich eben auch aus der Determination befreit. Die Souveränität im persönlichen Drama klärt die Angelegenheit und relativiert sie damit auch. Die konstruktiven Kräfte haben eine nicht mehr nur persönliche Note - zumindest nicht in dem Sinne, dass man in das eigene Drama verwickelt und von ihm getrieben wird. Aber es ist auch nicht etwas, was man ab- und weglegen könnte. Es ist eher so, dass die Kräfte, die das persönliche Trauma bindet, frei werden, und zur Verfügung stehen- als Bewusstseinkräfte, als Möglichkeit zur reinen Gegenwärtigkeit, als Möglichkeiten in der sozialen Gestaltung. So bindend die innere Wunde und die biografischen Gespenster waren, so unendlich ist die Entfaltung der vorher gebundenen Kräfte; die Entfaltung ist wie der Schnittpunkt einer kosmischen Energie- und Erkenntnisquelle. Die magische Bindung, der seelische Pflock, sie enthalten zugleich den heilenden Wendepunkt. Das ist eben die Maja, die große Illusion: Dass es kein Entkommen aus dem inneren Drama gäbe.

Einer der wenigen anthroposophischen Autoren, der diese wirklich spirituell- allgemein-gültigen und vielschichtigen Themen bearbeitet, ist Karsten Massei. Auch in seinem neuesten Buch, „Erde und Mensch. Was uns verbindet“, geht er in aphoristischen Betrachtungen nicht nur auf das innere Drama, sondern auch auf das Verhältnis zur Natur und auf das Leben nach dem Tod ein. Der innere Wendepunkt klingt bei ihm so: „Durchaus ist eine innere Kraft nötig, um auszuhalten, was passiert, wenn ich mich den Bildern meines Lebens überlasse. Es kann leicht geschehen, dass ich übermannt werde von Erinnerungen, dass dadurch ein Nacherleben beginnt, das für mich schwer zu ertragen ist. Ich stürze dann in die Erlebnisse ab, vor denen ich mich bisher wohlweislich zu schützen wusste.“ (S. 132) Das „Licht der eigenen Aufmerksamkeit“ hellt eben auch das auf, was eben diese Aufmerksamkeit in Beschlag zu nehmen vermag, dem man schwer standhalten, ja das man kaum erkennen kann, obwohl es für andere Menschen vielleicht ganz offensichtlich ist. Für einen selbst ist es ein blinder Fleck im Auge.

Und zugleich, in dieser Blindheit und Schwäche, gilt eben auch das, was Massei als das eigentliche Wesen der bewussten Entität beschreibt: „Das Ich ist der Name, den man sich selbst gibt; aber es ist mehr, es ist die Kraft, aus der unsere Individualität hervorgeht, und es ist noch mehr: es ist das Wesen, in dem sich unser höheres Wesen, unser göttliches Selbst äußert. Wir sind unserer Natur nach geistige Wesen, eigentlich Götter. Im Ich, seinem für uns zwiespältigen Wesen, seiner Flüchtigkeit und Macht, offenbart sich unsere göttliche Natur.“ (S. 126)

Bei Karsten Massei sieht man in seinen über die letzten Jahren erschienenen Büchern eine immer weiter gehende Öffnung. Zuerst klang er wie ein hellsichtiger Heiler, der sich ganz den Pflanzenkräften und elementaren Wesen widmen will. Das scheint auch tatsächlich die Ebene zu sein, auf der Massei seinen Zugang findet. Aber von da aus widmet er sich dem Menschen und Schicksal in einem immer umfassenderen Sinne. In vieler Hinsicht trifft er dabei auf allgemein gültige Punkte, die für jeden spirituell interessierten und arbeitenden Menschen von Interesse sind - die Sprachbilder (Imaginationen), in denen sich Massei sich ausdrückt, erhalten eine Transparenz und Tiefe, die sich von Buch zu Buch steigert. Er wird damit zu einem der wenigen echten zeitgenössischen spirituellen Lehrer aus anthroposophischem Zusammenhang.

© Michael Eggert April 29 2018
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Karsten Massei, Erde und Mensch. Was uns verbindet, Basel 2018
Website Karsten Masseis

Kommentare:
Anonym Montag, 30. April 2018 um 09:34:00 MESZ

"Natürlich ist es leichter, anzuprangern und Fehlentwicklungen zu konstatieren, als tatsächlich selbst qualitative, relevante, konstruktive Beiträge zum Dialog zu verfassen".

Exakt so ist es. Es ist auch nicht nur leichter, es kann entlasten und Spannungen abbauen: Im Anprangern blickt man auf die Anderen, auf deren Fehler und Schwächen, man muss die eigenen Schattenseiten nicht anschauen. Es entsteht auch ein vermehrtes "Wir-Gefühl" und Überlegenheitsgefühl. Bringt zudem auch mehr Klicks, Likes und Aufmerksamkeit.

Jostein Sæther Donnerstag, 3. Mai 2018 um 10:03:00 MESZ

Wenn ich den folgenden Satz als verallgemeinernd aus dem Pronomen »man« geschrieben lese, ist er für mich nicht selbstverständlich, selbsterklärend, ich meine: er behauptet etwas Allgemein-gültiges, was ich nicht so bejahen kann: 
»Natürlich ist es leichter, anzuprangern und Fehlentwicklungen zu konstatieren, als tatsächlich selbst qualitative, relevante, konstruktive Beiträge zum Dialog zu verfassen.«
Ich würde eine solche Aussage differenzieren, zu einer Ich-Botschaft umwandeln und dann neu überlegen, wie ich ein ähnlicher Satz formulieren würde. Für mich würde er so aussehen:
»Manchmal überfällt mir die Neigung, anzuprangern und Fehlentwicklungen zu konstatieren, aber, wenn ich mir bewusst werde, dass es für meinen Kontrahenten und die Sache, das Thema besser ist, tatsächlich selbst qualitative, relevante, konstruktive Beiträge zum Dialog zu verfassen, dann überlege ich, wie ich dies demnächst tun kann.«
Ich erlebe, dass du hier, Michael, im Verhältnis zum Autor Karsten Massei, gerade dies getan hast: einen qualitativen, relevanten, konstruktiven Beitrag zum Dialog geschrieben hast! 
Würde dies jedes Mal geschehen, wenn Autoren und Kommentatoren etwas online posten, wäre der Dialog zu spirituellen Themen und Erfahrungen fortschrittlicher, als er heute noch ist. Dann bräuchten wir keine spirituellen Lehrer auch im anthroposophischen Zusammenhang nicht. Denn der Dialog wirft ein erquickliches Licht in unsere Biographien hinein, die auch die geistige Welt nicht geben kann. Egal wie eingeweiht ein Geistesforscher sein würde, in der geistigen Welt findet er die Qualität einer menschlichen Dialoggemeinschaft nicht. Sie ist ein sinnlich-geistiges Phänomen, nach dem die Hierarchien lechzen! 
Meine einzige Kritik ist, dass ich das »man» gänzlich weglassen würde, um zu schauen, welches Pronomen dann relevant wäre. Ich fühle mich mit dem »man› nicht angesprochen und lese bei solchen Texten selten zu Ende. Ich war gerade auf der Website der Zeitschrift »Die Drei« und las die Gratisaufsätze. Auch da häuft sich das Verwenden des »man« in den Himmel hinauf, aber dieser wendet sich davon ab! 


Michael Eggert Donnerstag, 3. Mai 2018 um 12:02:00 MESZ


Lieber Jostein, Du hast sehr recht, die Neigung zur Verallgemeinerung ist auch ein Versuch, die eigene Meinung mit Tarnfarbe zu versehen. Es kann ein aggressiver Akt sein, der Versuch, ein Stück öffentliche Meinung zu besetzen. Dennoch bin ich mit Dir einer Meinung, dass es Anlässe zur Auseinandersetzung, aber auch solche gibt, die auf reiner Konstruktivität beruhen. Man muss eben immer sehen, inwieweit man noch dialogisch produziert, den Dialog behindert, monologisiert oder gar aggressiv manipuliert. Insgesamt hat das Netz dazu geführt, dass der aggressive Monolog grassiert. Aber es gibt in der Szene, die wir hier betrachten, auch insgesamt nicht so viele erfreuliche Erscheinungen- erfreulich insofern, dass man bei einem Autor eine kontinuierliche Entwicklung betrachten, ja ihr von Buch zu Buch folgen kann. Meist erlebt man bestenfalls eine Mühle der immer gleichen Meinungen, oft eine elaborierte Sprache, selten reale Originalität. All das erlebe ich bei Massei- und zwar so, dass sowohl der allgemein interessierte Leser als auch der Praktizierende (und zwar aus jedweder Schule) Gewinn ziehen kann, Einblicke nimmt, tiefe Imaginationen verarbeiten und auf sich wirken lassen kann. Das ist einfach auch tröstlich für alte Anthroposophen, dass es doch auch wieder tatsächlich spirituell relevante Autoren gibt.



Bernhard Albrecht Donnerstag, 3. Mai 2018 um 14:28:00 MESZ

@ Jostein und Michael



Ja genau so sehe ich es auch, der Himmel wendet sich ab gegenüber Deklinationen wie „wenn man dieses oder jenes in die Wege leiten würde dann …“ und so weiter. Es geschieht nichts, solange „ich“ nicht konstruktiv wertschätzend meine Hand dazu reiche. Der Himmel ist heute um ein Vieles näher an die Erde heran gerückt, als noch zu Rudolf Steiners Lebzeiten. Die Schwelle der geistigen Welt zieht sich mitten durch die Dialog-Zwischenräume von Mensch zu Mensch. „Reagiere“ ich hier kommentierend „halbbatzig“ kann die geistige Welt nicht helfend unterstützen. Die Frage geht also an mich zurück: Kann ich nicht ein Mehr an moralischer Phantasie im konkreten Fall aus mir heraus setzen, um den gegebenen Dialogansatz konstruktiver fortzusetzen? Ist für mich nicht mehr Durchatmen angesagt bevor ich antworte, mehr Hinschauen auf verborgene Triggern-Punkte bei mir, als dem anderen Menschen, salopp gesagt die Fresse zu polieren, weil er mir „scheinbar“ völlig unangemessen auf die Füsse getreten ist oder in seiner Auffassung völlig neben der Spur liegt? 
Ich jedenfalls habe bei mir in solchen Augenblicken des Innehalten immer wieder feststellen dürfen, dass es an mir liegt Selbstverwandlungen, sprich „Karma Bereinigungen“ ganz im Alltäglichen in die Gänge zu bringen und nicht zu glauben mein jeweiliges Gegenüber für etwas in die Haftung nehmen zu können, was tiefer betrachtet allein meine Sache ist tätig umzusetzen. Immer wieder war und ist mir der andere Mensch (oft auch unwissentlich) nur Bote gewesen für etwas, das jetzt einfach dran war genauer unter die Lupe meiner seelischen Beobachtung zu nehmen.
Es ist eines von Ätherleib und Astralleib zu reden und ein anderes in solchen, vielleicht auch schwierigen Dialogmomenten sich daran zu „erinnern“ und selber innerlich auf die Pirsch zu legen in seelischen Beobachtungen das eine oder andere Geschehen einmal forschend abzufragen, sprich sein eigenes Äther- und Astralleib Gestrüpp in seelischen Beobachtungen durchzukämmen.
 Ich kenne Karsten Massei bisher noch nicht, will dies aber nachholen. Vielen Dank für den wertvollen Hinweis.

Bernhard Albrecht


Anonym Donnerstag, 3. Mai 2018 um 18:39:00 MESZ

"Egal wie eingeweiht ein Geistesforscher sein würde, in der geistigen Welt findet er die Qualität einer menschlichen Dialoggemeinschaft nicht. Sie ist ein sinnlich-geistiges Phänomen, nach dem die Hierarchien lechzen! "

Dem kann man zustimmen, vorausgesetzt, dass der Artikel über Massei exemplarisch oder beispielhaft für diesen Blog stehen würde. Tut er aber nicht. Auf diesem Blog geht es eben gerade nicht um das "Was uns verbindet" sondern um zahlreiche Variationen zum Thema "Was uns trennt". Seit Jahren.

 Die heutigen Anthroposophen (häufig auch Steiner selbst) werden hier meistens dargestellt als mystische Schwärmer und/oder rechtspopulistische Verschwörer. Dass es noch zahlreiche positive Entwicklungen, interessante Autoren innerhalb der anthrop. Bewegung gibt (u.a. zu finden auf www. anthroposophische-meditation.org) ist hier grundsätzlich kein Thema. Mag daher sein, dass ganz andere Wesen nach dem lechzen, was hier passiert.



Jostein Sæther Donnerstag, 3. Mai 2018 um 19:17:00 MESZ

@ Anonym


Mit anonymen Kommentatoren führe ich erfahrungsgemäß keine Gespräche. Warum bist du denn hier anonym und habe nicht ein digitales Profil schon längsten gemacht, der dich als Person irgendwie mit einem Foto kennzeichnet? So dass ich dich auch mit deinem Namen im Internet anderswo wiedergefunden werden kann? Sind wir denn nicht beide mit Anthroposophie als Grundstein im Herzen unterwegs? Ich jedenfalls bin es, und dann versuche ich in jedem Fall immer so aufzutreten, wie es Bernhard Albrecht Albrecht es hier oben beschrieben hat. 
Ich würde mich freuen, bei den AnonyMusen, die hier im Blog häufig schreiben, bald mit menschlichen Gesichtern zu erblicken.
 Lieber Michael, deshalb fordere ich dich auf, den Kommentarzugriff in den Einstellungen auf »Registrierte Nutzer – einschließlich OpenID« zu ändern. Was hat denn diese Anonymität mit ehrlicher Dialog zu tun? 
»Dass es noch zahlreiche positive Entwicklungen, interessante Autoren innerhalb der anthrop. Bewegung gibt (u.a. zu finden auf www. anthroposophische-meditation.org) ist hier grundsätzlich kein Thema.«
 Gerade wird so etwas unter einem Beitrag geschrieben, in dem gerade »positive Entwicklungen, interessante Autoren innerhalb der anthrop. Bewegung« – jedenfalls kommt ein Autor hier vor – sehr positiv bewertet: »Bei Karsten Massei sieht man in seinen über die letzten Jahren erschienenen Büchern eine immer weiter gehende Öffnung.«


Jostein Sæther Donnerstag, 3. Mai 2018 um 19:19:00 MESZ

Soll heißen: …anderswo wiederfinden könnte?



Michael Eggert Donnerstag, 3. Mai 2018 um 19:41:00 MESZ


Lieber Jostein, das Anonyme ist und bleibt ein Teil der Freiheit, den der egoistische Blog bietet. Das ist Teil der Einstellung, solange es nicht zum Monolog oder zu Rechtsverstößen kommt. Es führt auch zu einer gewissen Lebendigkeit, vor allem, weil man sich über das Blog selbst auslassen kann 😉. Man kann an eine gewisse Verbindlichkeit der Kommentatoren appellieren, natürlich. Aber wer es schätzt, anonym zu bleiben, sollte die Freiheit dazu auch haben und behalten.



Anonym Donnerstag, 3. Mai 2018 um 19:58:00 MESZ

@ Jostein


Ich habe Dir auf Facebook geantwortet.



Bernhard Albrecht Donnerstag, 3. Mai 2018 um 20:36:00 MESZ


Wie schade! Ohne es anscheinend selber zu bemerken setzt Anonym (oben 18:39 MEZ) hier seinerseits ein deutliches Zeichen der Trennung. Warum nicht hier antworten? Sind auf dem Egoisten Blog wirklich nur Menschen unterwegs, die allesamt nur Trennendes im Auge haben? Die anscheinend unterschwellige Angst sich hier mit Beelzebub zu verbrüdern, was für einen "echten Anthroposophen" natürlich nicht gehen kann trägt in meinen Augen mitunter beinahe schon manische Züge an sich. Da kann ich nur sagen, je mehr ich diesen Kräften ausweiche, umso mehr haben sie mich am Wickel. Auf der Keule, dass "alle" Kommentatoren hier nur Trennendes im Sinne hätten sitzen sie zu Hauff - jedenfalls für den, der darauf hinschauen mag.


Bernhard Albrecht



Stephan Birkholz Donnerstag, 3. Mai 2018 um 20:42:00 MESZ

Trennung ist doch kein Problem, wenn man an Türen arbeitet. 
Wirklich schlimm ist nur die hermetische Unzugänglichkeit des Abgetrennten...



Bernhard Albrecht Donnerstag, 3. Mai 2018 um 22:48:00 MESZ


Zwei Nachfragen

Hm ... wenn "man" an Türen arbeitet ...
Kann ein "man" an einer wirklichen Türe arbeiten oder arbeitet es vielleicht dann nur an einer illusionierten Tür? Und: In welcher Richtung schielst Du, wenn Du von hermetischer Unzugänglichkeit sprichst?

Eine gute Nacht Dir,



Bernhard Albrecht



Anonym Freitag, 4. Mai 2018 um 06:09:00 MESZ


"Gerade wird so etwas unter einem Beitrag geschrieben, in dem gerade »positive Entwicklungen, interessante Autoren innerhalb der anthrop. Bewegung« – jedenfalls kommt ein Autor hier vor – sehr positiv bewertet"



@ Jostein


Wie schon oben dargestellt: Der Artikel über Massei ist "erfreulich", aber eben eine Ausnahme, eigentlich passt er überhaupt nicht zur ideellen Ausrichtung des Blogs. Sieht man u.a. auch daran, dass es vor Deiner Intervention keine inhaltlichen Kommentare zu dem Artikel gab. Ich gehe also weiter davon aus, dass jubilierende Chöre der Hierarchien im virtuellen Umkreis des Egoblogs eher nicht zu finden sind.



Stephan Birkholz Freitag, 4. Mai 2018 um 07:45:00 MESZ


Ob Türen entstehen, hängt von beiden Seiten ab; der 'hermetische Verschluss' findet dabei eigentlich immer von Innen gegen die Außenwelt statt. Idealer Weise sollte man eine sogenannte 'Klöndor' einbauen - für Leute, die eintreten wollen, lässt sie sich ganz öffnen, für Menschen, die nur monodirektional ihr Nicht- Einverstanden-Sein loswerden wollen, lässt sich oben eine Klappe öffnen, wo man dem Beschwerdeführer freundlich entgegen lächeln kann...



Anonym Freitag, 4. Mai 2018 um 09:49:00 MESZ


Letztendlich hängt es auch von der Verarbeitung des Lacks ab (Danke, wichtiges Thema)

www.haus.de/modernisieren/tueren-selber-lackieren-schritt-fuer-schritt



Bernhard Albrecht Freitag, 4. Mai 2018 um 11:52:00 MESZ

@ Stephan


Ist das so, dass der hermetische Verschluss "(eigentlich) "immer" von innen gegen die Aussenwelt" stattfindet? Ich sehe in diesem Zusammenhang fragend z.B. die tatsächliche Aussenwelt "und" im eigenen Innenraum einen Prozess einer Aussensetzung innerhalb des eigenen Innenraums, von etwas also, das nicht unbedingt mit dem tatsächlichen Aussen korrelieren muss. Vorstellungen haben diese Eigenart, dass sie eher selten mit dem Aussen so korrelieren wie sie dem inneren Vermeinen nach gesetzt werden. An das Anderssein kommt das Vorstellen nicht heran weil es den Prozess tatsächlichen Erlebens ausschliesst. Jedenfalls kann dies die eigene Selbsterforschung erschliessen.
 Ich halte meinerseits nichts von monodirektionalen Spielzügen. Das Fragen, Fragen , das Befragen und erneut Befragen, das innere Umkreisen und erneut Befragen usw. liegt mir näher. Hier komme ich immer wieder zu überraschenden Einsichten und Durchsichten ... wenn ich mir die Zeit dafür gebe. Und meinerseits gebe ich mir dieses Ausatmen und Durchatmen immer wieder. Die Welt, innen wie aussen wird farbiger, das jedenfalls ist meine Erfahrung.
 So, jetzt aber genug. Ich gehe mal klönen, eine alte Frau im Haus besuchen, deren Mann vor kurzem verstorben ist.



Bernhard Albrecht



Jostein Sæther Donnerstag, 3. Mai 2018 um 20:18:00 MESZ

Ich respektiere deine Einstellung, Michael, und kann verstehen, dass dadurch eine gewisse spielerische und impulsive Art entsteht! Für mich ist es eher ein Hindernis und ich gehe meistens alle diese Kommentare vorbei. 
Für mich hat Anonymität jedoch nichts mit Freiheit zu tun. Ich sehe hier die Gefahr, dass seelische Tendenzen ausgelebt werden, die sich dem Ich entziehen will. Die Lebendigkeit des offenkundigen, ehrlichen, angstfreien und sich selbst bekanntmachenden Ich finde ich interessanter als die untergründige Spitzfindigkeit und das intellektualistische Jonglieren des Astralleibs. 
Ich kann mich doch genauso gut und vielleicht noch besser »über das Blog selbst auslassen«, wenn nachvollzogen wird, wer ich bin. Im Zeitalter der Selfies, verstehe ich diesen Anonymitätswahn nicht!


Stephan Birkholz Donnerstag, 3. Mai 2018 um 20:38:00 MESZ


Der 'Anonyme' hat nicht Angst, sich vor der Umwelt zu seinen Anschauungen zu bekennen, er hat Panik davor, sich vor sich selbst zu seinen Ansichten bekennen zu müssen.
 Die Vorstellung, das eigene Gedankengut zu lesen und als Urheber den eigenen Namen darüber lesen zu müssen, schreckt ihn furchtbar.
 Dieses nicht ich, sondern der kleine Stänkerer in mir bietet ihm da eine Sandbox, eine Virtual-Machine für seine spielerische Auseinandersetzung mit den eigenen Blickwinkeln.
 An den Rollen- und Versteckspielchen eines Heinz Fleischmann (und seinen parallelen persönlichen Nachrichten auf Facebook) kann man das sehr schön exemplarisch beobachten...


Bernhard Albrecht Donnerstag, 3. Mai 2018 um 20:47:00 MESZ


Ja Jostein, da stimme ich Dir zu. Auch wenn ich gewisse Gedankengänge, die einen anonym bleiben wollenden Menschen bewegen nachvollziehen kann. Dieser scheint mir eben noch unterwegs zu sein "das Fürchten noch lernen zu müssen." Mit dem Ich, mit einer Repräsentation von Anthroposophischer Hochschule ist Anonymität in meinen Augen jedenfalls nicht zu vereinbaren. Da geht es um bis an die Wurzel gehende Zeugenschaft.



Bernhard Albrecht

…….

Anonym Freitag, 4. Mai 2018 um 06:28:00 MESZ

Die entscheidende Frage wurde bisher noch nicht gestellt: Wie steht Massei eigentlich zu Ganser und Putin?

Bernhard Albrecht Freitag, 4. Mai 2018 um 10:33:00 MESZ

Ja freilich, als ob es hier auf diesem Blog "nur" um diese eine entscheidende Frage ginge?



Bernhard Albrecht

Anonym Freitag, 4. Mai 2018 um 11:15:00 MESZ

"Nicht zu vergessen die Akasha-Chronik, in der sowieso alles ewig aufgezeichnet bleibt…"

Auch wenn's mit einem gewissen Lächeln gesagt wurde, das klingt aber doch irgendwie nach Drohung und erinnert mich an die Angstmacherei im Religionsunterricht in der Grundschule. Das analoge "Gott sieht alles" hat doch schon sehr lange Zeit Generationen geprägt.....



Bernhard Albrecht Freitag, 4. Mai 2018 um 12:33:00 MESZ

Nun, das mit der Angstmacherei im Religionsunterricht, das kenne ich auch. Die Akasha-Chronik ist aber alles andere als so ein Angstgebilde. Sie ist, so es Dir gelingt in der eigenen Selbsterforschung immer aufrechter Dir selber in die Augen schauen zu können, ein Kraftnetzwerk starker Mutkräfte die eigene Entwicklung an die Hand zu nehmen. Sie ist also kein Ort, wo alle unsere Sünden abgelegt sind, gewissermassen als beständig drohendes Damoklesschwert schrecklicher Bestrafungen über unserem Kopf. Das wäre die Deutung klerikaler Angsthasen.
 In der Akasha-Chronik sind vielmehr alle unsere eigenen Entschlüsse abgelegt unvollendete Entwicklungen wieder aufzunehmen und fortzusetzen. Die Akasha-Chronik ist kein Ort im Irgendwo, sie ragt heute, so wir unsere Augen wirklich öffnen wollen in alle unsere Sozialbezüge und Dialogräume herein und ruft uns leise zu dieser oder jener Entwicklungsfortsetzung auf.



Bernhard Albrecht

Ingrid H. Freitag, 4. Mai 2018 um 13:03:00 MESZ

Mein Hinweis auf die Akasha-Chronik war nicht als Drohung gemeint.
Derjenige, der alles sieht, ist ja nicht in erster Linie ein Strafender. 
Und die „Aufzeichnungen“ der Akasha-Chronik befinden sich, wie Bernhard Albrecht ja schon gesagt hat (danke), nicht an einem Gerichtshof irgendwo dort draußen, sondern diese „Chronik“ liegt in jedem einzelnen von uns - wenn auch nicht immer klar bewußt.

 Das Bewußtsein „Gott sieht alles“ hat unter anderem dazu geführt, daß Deckenfresken wunderbar genau ausgeführt wurden, obwohl der Künstler davon ausgehen mußte, daß niemand sie von unten so genau würde sehen können.

Ich denke auch an Rilkes Gedicht über den Archaïschen Torso Apollos, dessen letzte Zeilen lauten: 
» … denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. / Du mußt dein Leben ändern.« 

Unter Anthropotanten, so dachte ich jedenfalls bisher, haben Rudolf Steiners Mitteilungen doch einiges Gewicht. 
Zum Beispiel auch seine Schilderungen des nachtodlichen Lebens, über das rückläufige Wieder-Erleben unserer Erlebnisse hier auf Erden; allerdings werden wir dann, sagt Steiner, sozusagen die andere Hälfte erleben, also die Auswirkungen all dessen, was wir getan, gesagt oder unterlassen haben, auf unsere Umwelt… 
Man könnte denjenigen, der alles sieht, auch als unser „Gewissen“ bezeichnen; und den Menschen, der aus einem solchen Bewußtsein heraus handelt, als „gewissenhaft“.

Stephan Birkholz Freitag, 4. Mai 2018 um 13:47:00 MESZ

'Richten' ist wohl sinnvoller mit (wieder) zurecht-richten, aufrichten etc. als mit 'hin-richten' zu verknüpfen...

Bernhard Albrecht Freitag, 4. Mai 2018 um 17:14:00 MESZ

Apollo



Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt, 

darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber, 

in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt, 



sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug

der Brust dich blenden, und im leisen Drehen

der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen

zu jener Mitte, die die Zeugung trug.

Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz

unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle; 



und bräche nicht aus allen seinen Rändern 

aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, 

die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern. 




Aus: Der neuen Gedichte anderer Teil (1908) 

von Rainer Maria Rilke



@ Ingrid

» … denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. / Du mußt dein Leben ändern.« 



Nackt steht dieser Torso vor Dir … und ohne Kopf. Entblösst von aller Vorstellung schaut er Dich an. Er schaut Dich an, so als ob er spräche. Das ist der Mensch, nachdem er sich von allen Vorstellungen befreit, sich aller Abschirmungen entledigt hat. Nackt, im Ich stehend. Das ist der Mensch. Das bist Du, wenn Du ohne wenn und aber Dich Dir selber gegenüber stellst. Wenn Du Dein Akasha aus den Händen des Du entgegen nimmst. Mutvoll.



Bernhard Albrecht