Freitag, 16. März 2012

Einer Freundin

Bewegt in Bewegung.

Bewegt sein, sich berühren lassen durch das Sagen des Du, auch dann, wenn es mir vielleicht zunächst befremdlich daher kommen mag, das ist es, was mich in die tiefere Bewegung um, mit und schlussendlich in das Wort, welches das Du an mich heran trägt, erlebend hinein führt.

Bedacht sein darauf eigene Vorstellungen, die sich allzu schnell einstellen und unversehens hinein schwappen, sich übertragen auf das vom Du Gesagte und dieses damit in seinem ursprünglichen Gehalt verfremden, dass diese Vorstellungen zurückgehalten oder noch besser auf dem eigenen Denkbildschirm gelöscht werden, das schafft jenen Zwischenraum der Stille aus dem wir dann "bedacht" werden können, aus dem die Möglichkeit zu echter menschlicher Nähe erst wirklich entstehen kann.
Eigentlich fange ich dem Du erst von dem Augenblick an zu begegnen, in dem ich unter Verzicht auf Interpretation seines Sagen vor dem Hintergrund eigener Verstellungen oder Erwartungen jene erlebend fragende Offenheit herstellen kann, die das Rauschen im Blätterwald eigener Wortblähungen, die sich als Erwiderung aufdrängen wollen, einstelle.
Das Sagen des Du deutet sich durch sich selbst, wenn ich ihm in und aus dieser Stille heraus, die der fragenden Offenheit auf das Du hin folgt, entgegen trete, mich innerlich aufschliesse für sie, mich einlasse auf sie, die Stille  ... und in dieser inneren Stille einfach innerlich still hinschaue wiederum auf das Du.
Dies ist insofern nicht leicht getan, weil Mensch heute gemeinhin die grössten Schwierigkeiten damit hat den "Sokratischen Zustand," die innere Verfassung des "ich weiss, das ich nichts weiss" in solchen Momenten  zu zu lassen und "erlebend" aus und durch zu halten, bis eine Antwort durch sich selbst sich einstellt, bis Ich aus dem Raum der Stille heraus "bedacht" wird.
Die abstrakte intellektuelle Haltung, die heute als Verständigungsgrundlage weitgehend zu einem menschheitlichen Gemeingut geworden ist, sie ist Befreiung für den jeweils einzelnen Menschen selbst, aber zugleich auch tragisches Hindernis innerhalb der Möglichkeiten sozialer Begegnungen mit anderen Menschen. Die weltweit so zahlreichen offenen und verdeckten,  bis zur Unkenntlichkeit hin verschütteten inneren Konflikte unter den Menschen sprechen hier eine eindeutige Sprache.
Die Lösung liegt darin, aus der Stille heraus in neuer Weise handlungsfähig zu werden. Und wenn das nicht durch aktive Selbsterkenntnis möglich wird, dann werden eben Mächte des Chaos innerlich oder äusserlich auf diese oder jene Art zu schmerzlichen Lehrmeistern.
Für einen die Freiheit verwirklichen wollenden Menschen führt kein Weg mehr daran vorbei in seinem kleinen Lebensraum Ich- Verantwortung nach jeweils bestem wachsenden Vermögen zu ergreifen, erlebend in individuelle Gestaltungen zu prägen.
Du änderst die Welt, wenn Du Dich änderst - ganz bescheiden, ohne Angst, „Deinen“ möglichen Anteil an Erneuerung übernimmst, ohne darauf hin zu schielen, was der andere Mensch in Deiner jeweiligen Nähe nach Deinem Dafürhalten zu tun hätte. Wenn diese Erwartung nicht innerlich gestrichen werden kann, dann kann sich in einem sozialen Netzwerk, ob klein oder grösser gar nichts ändern.
Es mag ungewohnt sein, doch genau in dem Moment stehst Du, die Lesende dieser Zeilen im Zentrum der Verantwortung, die durch Dich wie auch immer gestaltet werden will, wenn Du vom Computerbildschirm Dich abwendest und in den Hintergrund Deines Wohnraumes trittst ... und niemand sonst. Was tust und denkst Du dann, zu was führt Dich dieses mein Denken und Tun. Wie begegnest Du diesen oder jenen inneren Anwandlungen usw.. Wie weit bist Du bereit in meinem Spiegel, im Spiegel vieler anderer Menschen aus Deinem sozialen Netzwerk, Dir selber zu begegnen, ... ohne warum auch immer, in dieser oder jener Weise innerlich ab zu blocken.
Hier werden Möglichkeiten sozialer Veränderung vorbereitet. Kein anderes Du kann durch irgendein Tor der Veränderung gehen, wenn ich nicht vorgängig durch mein Tor schreite, das im Spiegel des Du sich immer wieder neu auftut, Torbogen auf Torbogen, mich führend zum Erwachen zu mir selbst.
Ich in Balance. Der andere Mensch, das Du angenommen „auf Augenhöhe“, ohne Ärger, ohne inneres Verkrampfen, ohne ... wie auch immer. Still.

Frühling, Kraft der Erneuerung aus der morgendlichen Stille vor dem ersten Vogelruf. Frühling, kraftvolle Schritte hinein in den Morgen, hinein in den wachsenden Chor jubilierender Vögel. Frühling, ich werde selbst zum Sänger durch mein Tun. Frühling, Ich in Balance, Ermunterung aus tausend Vogelkehlen!

Bernhard Albrecht