Ist es Dummheit sich angesichts einer eigenen Krankheit in einer sehr individuellen Weise mit dem Gesamtkomplex dieser Erkrankung auseinanderzusetzen? Ist es unverantwortlich gegenüber einer sich als Mehrheit generierenden Anzahl von Menschen, die in diesem Zusammenhang zu anderen Auffassungen und damit Vorgehensweisen gelangt sind abzusetzen und und seinen Weg selbstverantwortlich zu gehen? Ich, wir sind als individuelle Menschen in einem Prozess der Kompetenzerweiterung auf mehr Bewusstseinsbildung hin unterwegs. Und dazu sind eigene Wege der Erfahrung mehr als notwendig, denn das Leben besteht aus dem Zusammenführen unterschiedlichster Erfahrungen aufeinander zu und genauso auch wieder voneinander weg. Ohne unterschiedliche Erfahrungsverarbeitung gibt es keine Entwicklung.
Die leise oder offene Diffamierung von Menschen, nicht selten ein probates Mittel unterschiedlicher Sichtweisen, sind sie nicht letztlich Freiheit zersetzend und weil nicht selten Angst unerkannt mit im Spiel ein Angriff auch auf die menschliche Würde? Facebook wird damit heute in Nachfolge des mittelalterlichen Prangers in meinen Augen mit höchster Brisanz zu dem Verantwortungsforum schlechthin. Ich kann viel sagen, aber kann ich auch all mein so Gesagtes bis in die Tiefen hinein verantworten? Weis ich was ich weis und bin damit innerlich angebunden an die wissenschaftlichen Urväter Sokrates, Plato und Aristoteles unserer Zeit? Oder tappe ich einfach so durch die Lande um mein Vermeinen unter die Leute zu bringen? … Nicht immer redlich, weil in meinem Sagen in der Rück - „Sicht auf mich“ zu wenig geankert in eigener Selbsterkenntnis und Selbstverantwortung.
Von Wissenschaft zu reden ist das eine, sie in der eigenen Haltung aber auch zu repräsentieren etwas gänzlich anderes. Wissenschaft basiert nämlich auf zwei Säulen: Respekt vor unterschiedlichen Forschungsansätzen und Redlichkeit im Hinterfragen bis auf den Grund, was die Bereitschaft einschliesst in diesem Zusammenhang auch das Nirgendwo, das in sich und durch sich fliessende Niemandsland stetiger Bewegung zu betreten, die Furchtlosigkeit zu üben in Bewusstseinsverantwortung allein bei sich. Wer hier auch nur zu ein klein wenig Innehalten bereit ist, der erfährt wie schwer ein solches Unterfangen zu tragen ist.
Nun denn, warum ich das hier sage ist: Ich habe seit April 2021 einen sogenannten Mantelzellen - Lymphom Krebs. Das hatte eine intensive Chemotherapie und im Oktober 2024 eine CarT - Zellen Lymphom Transplantationsinfusion zur Folge. Die Aufarbeitung meiner Grenzerfahrungen in diesem Zusammenhang veranlassen mich in der mir noch verbleibenden Zeit, von der ich gegenwärtig nicht sagen kann wieviel das noch sein wird, mich noch stärker der Durchdringung von Vorstellungsbildung und fortlaufender Auflösung aller Vorstellungen im Sinne der Philosophie der Freiheit Rudolf Steiners zu widmen. Dieser Prozess markiert den Bewusstseinswandel vor dem Ich und jeder Mensch heute stehen ihn in individueller Weise zu vollziehen, denn das Wirklichkeitsverständnis verändert sich unter unseren Füssen fortlaufend, so ich es wage über meinen eigenen augenblickshaften Vorstellungshorizont hinauszusteigen - in einer geradezu bestürzenden Weise.
Die verdrängte In - Welt - Krise tritt allenthalben überdeutlich zu Tage, während wir in zahlreichen 100 Jahre Feiern „vermeinen“ Rudolf Steiner würdig zu gedenken anstatt uns zu fragen, wo habe ich versagt in Vorstellungsüberwindungen konsequent mich ins Niemandsland, in das Nirgendwo hineinzustellen und in den Kräfte Turbulenzen, die dabei auftreten meine Standfestigkeit zu üben. Es gibt keinen Abgrund, nicht einmal eine Schwelle zwischen dieser Welt - dem ihm durch uns zeitlich begrenzt eingeprägten Wirklichkeitsverständnis - und der sogenannten geistigen Welt. Alles durchdringt sich gegenseitig, ist jeder Zeit präsent. Nur meine aufrechte Haltung und wenn Sie sich hier hinterfragen wollen, in dem Sie sich in ihrem Alltag mit einer umfassenderen Redlichkeit bewegten, kann die von uns erzeugten illusionären Vorstellungen von den Bildern, die Rudolf Steiner benutzte um die grössere Ganzheit aufzuzeigen abziehen. Erwachen am anderen Menschen.
Erwachen am anderen Menschen ist keine schöne Geschichte, sie ist unser aller individuell zu erfahrendes Ereignis, wenn wir dazu nur wirkkräftig uns die Hand in kleinen Gesten umfassender reichen könnten als uns auf die vielfältigste Weise beständig offen oder verdeckt immer wieder abwertend bis geradezu feindlich abzugrenzen, um nicht zu sagen anzugiften oder gar ein Bein zu stellen. Ich/Wir sind Teil des Geschehens, das um uns stattfindet und damit auch mitverantwortlich für das was dort geschieht - wenn dieses uns auch überhaupt nicht gefallen mag. Wir sind mitverantwortlich.
Wir sind mitverantwortlich. Ich will also zur Sache kommen, zur Sache - mit der ausdrücklichen Betonung damit Niemanden hier persönlich attackieren zu wollen. Doch zu einer im Wortsinn redlichen Betrachtung der Sachlage ist ohne „die fragende Rück“ - Sicht auf mich selbst nicht mehr zu gelangen, wenn ich den Chaos-Kräften der heute allenthalben vor unser aller Haustüren herumlungernden Illusionen und Troll-Attacken nicht in die Arme laufen will. Ich sage es ausdrücklich: Niemand ist diesbezüglich vor Attacken gefeit, der die Redlichkeit bis auf den fliessenden Grund in sich nicht bereit ist zu üben. Und das wird und muss weh tun. Wo dieses nicht Erlebnis wird fehlt es schlichtweg an der genügend tief greifenden Redlichkeit im fragenden Umgang auf diesen seinen eigenen Grund hin.
Das „Raumschiff Anthroposophie“ will und muss landen und in wie weit das geschieht liegt verantwortlich „in eines jeden Hand,“ der dieses Raumschiff jemals für eine kurze oder längere Reise genutzt hat. Es ist an der Zeit. Mit dem 100. Todestag von Rudolf Steiner läuft aus meiner Sicht dessen sogenannte Verantwortlichkeit für jedes Missgeschick in der Umsetzung von Anthroposophie ab. Kritiker wie Befürworter seiner Gedanken sind herausgefordert ein sehr viel „Mehr“ an sachlicher wissenschaftlicher Verantwortlichkeit als bis anhin zu Tage zu fördern. Aristoteles und Kant lassen grüssen.
© Bernhard Albrecht Hartmann, 12.01.2025