Freitag, 13. Dezember 2019

Der Dialog als Geburtsstätte der Bewusstseinsseele

Die Dialogkultur ist heute nicht selten von nichtssagenden und verschleppenden, um nicht zu sagen feindseligen Tendenzen geprägt. Der mutige Gedankenaustauch über Gegensätze hinaus, als Quelle möglichen Wachstums und innerer Reifung, scheint mir eher eine seltene Ausnahme zu sein. Einen Anstoss zu einem derartig offenen Dialog zu geben, war der Grundgedanke meines nachfolgend hier eingestellten Briefes.

Persönliche Stellungnahme zu dem Brief von 20 Mitgliedern des Dresdener Zweiges
an den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach, sowie
der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e.V., Stuttgart

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich will Sie vorweg wissen lassen, ihr Brief ist, auf welchen Wegen auch immer, im Internet https://egoistenblog.blogspot.com/2019/11/lieber-anthroposophischer.html#disqus_thread aufgetaucht. Der Inhalt und der Stil des Briefes, wie auch der Umstand seines Auftauchens im Internet, alles zusammen hat eine wachsende Betroffenheit in mir ausgelöst.
Zusammengefasst will ich das wie folgt beschreiben:
Unabhängig von den Gründen, die sie zur Abfassung dieses Briefes veranlasst haben, frage ich mich, drückt sich in der Argumentationsführung und dem Stil dieses Briefes der Geist aus wie Rudolf Steiner Geisteswissenschaft vertreten sehen wollte? Geist Erinnern und Geist Besinnen bis in tiefere Schichten „des eigenen Seins-Zustandes  hinein?“
Wie steht es, lausche ich in Ihren Brief hinein, um ein dialogisch zu entwickelndes Freies Geistesleben? Wie steht es hierbei um die durchgehende Sachlichkeit und den unbedingten Respekt, gerade im Umgang mit gegensätzlichen Argumentationslinien, denn wird ein Freies Geistesleben nicht gerade durch den Stil wie miteinander in Gegensätzen umgegangen wird erst wirklich zu einem Freien Geistesleben? Wird dabei in zureichender Weise an die allseitige Aussenwirkung eigenen Verhaltens innerhalb von Prozessen des miteinander Sprechens gedacht, was „die öffentlich beispielhafte Vertretung“ von Geisteswissenschaft als eines fortlaufend hoch sensiblen wechselseitig zwischenmenschlichen Entwicklungsprozesses des Erwachens aneinander betrifft? Gehört dazu das an den Pranger stellen von Personen des anthroposophischen Lebens, bzw. das Einfordern von „Sündenbock Opfern“ und das an die Wände Malen von Feindbildern, wie das seit dem Ausschluss von Ita Wegmann und Elisabeth Vreede aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft immer wieder geschah? In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?
Haben wir in beinahe einhundert Jahren nach Rudolf Steiners Tod so wenig gelernt? Selbst das Mittelalter verfügte über eine höhere Disputationskultur, als diejenige, die ich hier im Hintergrund  dieses Briefes mit seinen halbseidenen Vorstellungen und auch Unterstellungen vermisse. Mit einer Wagenburg Mentalität ist eine „Bewusstseinsseelen Haltung“ als Vermächtnis Rudolf Steiners nicht zu verwirklichen.
Ich scheue mich nicht es ganz offen zu sagen: Es schmerzt mich, wenn ich sehe, dass die Sorge und die „Angst“ um die Anthroposophie in ihrem Brief ein grösseres Gewicht einnimmt als der  „Mut,“ der nachhaltige Mut für eine wirklich offene Auseinandersetzung. Die letzte öffentliche Ansprache Rudolf Steiners vom 28.09.1924 sehe ich in Ihrem Brief jedenfalls nicht widergespiegelt.
Hegen Sie wirklich die Auffassung die beiden Vorstandskollegien, an die Sie ihren Brief gerichtet haben, könnten die angesprochenen Probleme von ihrer jeweiligen Warte aus durch eine wie auch immer geartete eindeutige Aussage, wie Sie diese sich zu wünschen scheinen oder gar durch ein „Machtwort,“ lösen? Fehl gedacht. Was Not tut ist, dass sich unter den Mitgliedern dieser Gesellschaft eine Haltung innerer Wandlung ausbildet, der Metanoia-Geist in Dialogen in Erscheinung tritt und eine bisher in weiten Teilen tradierte „Vorstellung“ von Anthroposophie, die sie aus Ihrer Sicht hier anscheinend gerne verteidigt sähen, sich in einer authentischen Lebenshaltung einen individuell bewussteren und von daher mutig verantworteten Lebensausdruck sucht.
Anthroposophie ist keine Ideologie. Wo Menschen das lebendige Geistesgut der Anthroposophie aus ihrer Seelenhaltung heraus „unmerklich“ nach und nach so weit verformen, dass sich im Umgang mit Aussagen Rudolf Steiners innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft immer mehr dogmatische Deutungs-Strukturen Bahn brechen, dort tut sich in meinen Augen eine Bruchlinie zu dem durchgehenden Freiheitsgedanken im Lebenswerk Rudolf Steiners, und dem wie er diesen im Willen der Bewusstseinsseele verwirklicht sehen wollte, auf.
Dialog bedeutet folgerichtig ausgerichtet Suche, Suche, die das Bewusstsein eigener blinder Flecken mit einschliesst und von dort her Suche nach dem selbstverantwortlich zu vertretenden individuellen Geist Ausdruck. Menschen, die eine wirklich michaelische Dialogkultur repräsentieren wollen, suchen gerade in gegensätzlich verlaufenden Argumentationsprozessen unermüdlich den sachlichen Dialog, in dem sie immer wieder aufeinander zugehen — und halten an sich einem „scheinbar“ als Feind ausgemachten wissenschaftlichen Autor, bildhaft gesprochen wie Krähen die Augen auskratzen zu wollen.
Rudolf Steiner hat die Geisteswissenschaft, wie ich das sehe, als einen bewussten Impuls zur Vertiefung des Wissenschaftsverständnisses für die gegenwärtige Weltlage verstanden wissen wollen. Und das heisst, er betrachtete seine wesentlichen, aber dennoch keimhaft verbliebenen Aussagen dazu als erste Veranlagung einer Kehrtwende von einer auf das Aussen der Natur bezogenen exakten wissenschaftlichen Forschung hin zu einer nicht weniger notwendigen exakten Erforschung der inneren Bewusstseinsfelder des Menschen. Die Aufklärung der Renaissance, die der exakten Naturwissenschaft in die Spur verhalf, ist erst dann vollendet, wenn die Kehrtwende auf die geistigen Ebenen des Menschen, wie sie Rudolf Steiner programmatisch durch die seelischen Beobachtung nach naturwissenschaftlicher Methode weiter bearbeitet sehen wollte, sich etabliert haben wird.
Es ist leicht aus einem Mix von eng geschürzten eigenen Vorstellungen (die im übrigen nach immer wieder geäusserten mahnenden Worten Rudolf Steiners verbrannt werden sollten) einen Menschen wie Christian Clement zum Gegner der Anthroposophie zu machen und anerkannte Vertreter wissenschaftlichen Denkens innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft wie Wolf Ulrich Klünker oder Jost Schieren, pointiert gesagt dem Verdacht der Toten-Gräberei anthroposophischen Wissenschaftsverständnisses auszusetzen — nur weil sie für einen offenen wissenschaftlichen Dialog eintreten.
Die Geschichte der Wissenschaft setzt sich aus einer Kette menschlicher Gegensätze zusammen und lief über diese Gegensätze oft sehr mühsam im Dialog auf eine Abstraktheit im Denken zu, welche die Entwicklung einer Geisteswissenschaft im Sinne Rudolf Steiners erst möglich machte. Mit anderen Worten, die abstrakte Klarheit im Denken war für Rudolf Steiner die Grundvoraussetzung, dass er das Bewusstsein für den Willen, der seit Aristoteles dem Denken mehr und mehr verloren gegangen war, wieder in das Denken hineinzuversetzen vermochte und von daher die Geisteswissenschaft begründen konnte. Kant wurde so für Rudolf Steiner zum wissenschaftlichen Eckpfeiler, der es ihm in Folge ermöglichte von der seelischen Beobachtung nach naturwissenschaftlicher Methode im Gang durch seine Philosophie der Freiheit sprechen zu können.
Wollen Sie also wirklich die unleidliche Geschichte von Dialogabbrüchen und Dialogverweigerungen innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft fortsetzen und das, wie ich das bisher Gesagte hiermit auf den Punkt bringen will, in dem Wissen, dass „allein“ durch Dialog, durch die immer wieder neue und auch schmerzhafte Begegnung von Ich und Du im wechselseitigen „Hinblicken Müssen“ auf eigene blinde Flecken die Bewusstseinsseele entwickelt, zu je individuellen Erfahrung werden kann? Wollen Sie den ruppigen Gastwirt von Bethlehem nach diesem Brief weiter ausspielen, der auf ein fragendes Anklopfen hin die Bewusstseinsseele auf der Suche nach Einkehr in winterlicher Kälte weiterziehen lässt?
An uns liegt es, den mit der Bewusstseinseele verbundenen Prozess der Willenserweckung im Erwachen am anderen Menschen aufzunehmen und weiter zu entwickeln, damit Geisteswissenschaft durch ihn immer deutlicher ihren zeitgemässen wissenschaftlichen Ausdruck finde. An uns liegt es, wieviel an Selbstkritik jeder Einzelne von uns dabei für sich immer wieder gegenüber dem Drang den schwarzen Peter beim jeweiligen Dialogpartner suchen zu wollen zu sich zu nehmen bereit ist (d.h. seelisch seine Willensprozesse zu beobachten und gegebenenfalls zu korrigieren), um z.B. zu vermeiden in dualistische Auseinandersetzungen verwickelt zu werden, die nur allzu schnell zu einem Schattenboxen führen. Die Wissenschaftsentwicklung steht nämlich im Übergang von einem dualen, auf die äussere Natur bezogenen Verstandesseelen Bewusstsein hin auf eine Bewusstseinsseele, die nach innen im Denken auf die exakte Führung von Willensprozessen die Aufgabe hat Entwicklungen voran zu bringen.
Schütten Sie also bitte nicht weiter Öl ins Feuer und halten im kommenden Jahr den Dialog mit aus Ihrer bisherigen Sicht gegnerischen Elementen der Anthroposophie  über alle Gegensätze hinweg offen. Suchen Sie, mit Verlaub in unser aller guten Willen, das Gespräch mit Wolf Ulrich Klünker, Christian Clement und Jost Schieren in einem geeigneten Dialogforum.
Ich grüsse Sie aus vorweihnachtlicher Kälte,

Bernhard Albrecht Hartmann


                Erkenne Dich selbst


                Im Spiegel des Ander-Ich
                trittst Du Dir entgegen,
                bist laut oder leise aufgefordert
                Dich zu erinnern,
                wo von heute her
                Du wachsen kannst über Dich hinaus.
               
                Das Ander-Ich ist Dein Stimmgeber.

                Im grossen Orchester der Vielen,
                die mit Dir unterwegs sich zu erkennen,
                bist du herausgefordert
                stets auf ein Neues das Mass zu finden,
                die notwendig nächsten Schritte zu erwägen
                und authentisch besonnen zu gehen.

                © baH, 27.11.2019


Montag, 18. November 2019

Im Dialog zu notwendige Berichtigungen III - Ingrid Haselberger und Bernhard Albrecht Hartmann

 
Ingrid H. • vor einem Monat

Lieber Bernhard Albrecht,
ich habe mich zwar lange Zeit nicht mehr an den Gesprächen hier im Blog beteiligt, aber dennoch regelmäßig mitgelesen.
Daß Du mich vor kurzem ausdrücklich erwähnt hast (danke für die „Blumen“ :-)), nehme ich zum Anlass, meine „Stimme“ hier wieder zu erheben.
Es geht um Deine Bitte:

»Sollten Dir aus der reichhaltigen Erinnerungsliteratur irgendwelche Verlautbarungen bekannt sein, wonach Rudolf Steiner suggestiv gesprochen habe, so lass es mich bitte wissen. Mir jedenfalls sind diesbezüglich nur Erinnerungen zugänglich gewesen, die sein freilassendes Sprechen hervorzuheben wussten.«
Ich weiß, diese Bitte richtete sich an Michael - aber mir fällt so vieles dazu ein, daß ich's Dir nicht vorenthalten will.
Es gibt sehr wohl etliche Äußerungen von Zeitgenossen, die von Steiners Charisma, von seiner beinahe magischen Ausstrahlung, von der hypnotischen Kraft seiner Augen berichten.

Dazu vier Zitate aus dem Band „Der andere Rudolf Steiner. Augenzeugenberichte, Interviews, Karikaturen“, den Wolfgang Vögele 2005 herausgegeben hat:

Nikolaj Aleksandrowitsch Berdjajew (S 214):

»Steiners Werke schienen mir immer langweilig und ziemlich unbegabt. […] Steiner [hatte] rednerisches Talent […], aber kein literarisches. Seine Manier zu sprechen war ein magischer Akt zwecks Eroberung der Seelen durch entsprechende Gestikulation, durch wechselnden Ausdruck der Augen. Er hypnotisierte seine Jünger, einige unter ihnen schliefen sogar ein. Andrej Belyj, der damals das Deutsche so gut wie gar nicht konnte, unterlag ebenfalls dieser hypnotischen Wirkung.«

Neue Zürcher Zeitung vom 25.2.1919 (S 237):
»[…] 
Und dann kam der Meister selber: mittelgroß, schmal, blass, mit welkem Mund, buckliger Stirn und flammenden Augen. Er beginnt langsam, ruhig, fast trocken; seine Bewegungen sind noch sparsam und beherrscht. Aber bald schwillt seine Stimme an, klingt immer singender, lauter, donnert dumpf, grollt, wird süß, beschwörend, beteuernd, fleht, droht, verheißt, segnet, - kurz: kein primo amoroso kann es besser machen. […]
Aber es kommt ja auch gar nicht auf die Gedanken an, sondern auf den Ausdruck der Stimme des Meisters und auf seine Gebärden, sein Händefalten, sein in-den-Himmel-greifen, sein Kopf-Zurückwerfen, seine flammenden Augen. 
Je dünner und allgemeiner die Gedanken werden, desto ausdrucksvoller wird der Vortrag, desto andächtiger die Zuhörerschaft: sie ahnt - und sie soll auch ahnen, sie soll hinter all dem scheinbar so nüchternen Wortkram mystische Tiefen fühlen, erneuernde Kräfte, reinigende Mächte; sie soll glauben, dass die soziale Frage im Geiste des Meisters schon gelöst sei und dass es nur auf den guten Willen der bösen Welt ankäme, um das Wirklichkeit werden zu lassen, was der Meister geoffenbart. «Sursum bumbum».«

Emil Kläger (S 277, über den Kongress 1922):
»[…] 
Wien hat Dr. Steiner mit seiner liebenswürdigen Neugierde und Freude am Geheimnisvollen wie einen sehenswerten Schauspieler aufgenommen. So wirkte er auch, als er in dem gut gefüllten großen Musikvereinssaal mit seinem einleitenden Vortrag vor einem Parkett, das sich aus den gebildeten Ständen rekrutierte, sprach. 
Sein mageres, blasses Gesicht mit tiefem müden Blick, von Brillengläsern umrahmt, gefiel. In seinem schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte und der mild pathetischen Haltung sah er wie ein Priester aus, besser: Wie ein geistreicher Schauspieler, der einen Priester mit gutem Gelingen darstellt. 
Ein mächtiges, metallisches Organ schallte durch den Raum und drang mit Intensität auf die Hörer ein. Diese nicht erlahmende Stimme, die das mächtige Haus bis zum Schluss ohne Anstrengung durchdrang, ist das Organ der Suggestion dieses Mannes, der in allen Abschattierungen bis zum schmeichelnden süßen Piano die Klaviatur der Deklamation beherrscht und sich in der Diktion der erlesenen Mittel des echten wissenschaftlichen Forschers bedient. 
Es war zweifellos eine rhetorische Leistung ersten Ranges, die Dr. Steiner bot, dramatisch gesteigert, eine prickelnde Mischung zwischen Kirchenpredigt und Rezitation. 
Es gab unter den Hörern Andacht, Spannung und immer tiefer glitt dieses Publikum, das mit der Bereitschaft gekommen war, sich überzeugen zu lassen, in die Gedankengänge Dr. Steiners hinein, verstrickte sich dort, wurde festgehalten, glaubte am Ende fest an anthroposophisches Heil. 
Denn die Gemeinde der geistig Entwurzelten, Unzufriedenen, Unerlösten ist groß und alle bunt kostümierten Verkünder neuer Lehrern haben Zulauf. […]«

Stefan Zweig (S 131f):
»[…] Hier, in Rudolf Steiner, dem später als Begründer der Anthroposophie die prachtvollsten Schulen und Akademien von seinen Anhängern zur Durchsetzung seiner Lehre gebaut wurden, begegnete ich nach Theodor Herzl zum ersten Mal wieder einem Mann, dem vom Schicksal die Mission zugeteilt werden sollte, Millionen Menschen Wegweiser zu werden. 
Persönlich wirkte er nicht so führerhaft wie Herzl, aber mehr verführerisch. 
In seinen dunklen Augen wohnte eine hypnotische Kraft, und ich hörte ihm besser und kritischer zu, wenn ich nicht auf ihn blickte, denn sein asketisch-hageres, von geistiger Leidenschaft gezeichnetes Antlitz war wohl angetan, nicht nur auf Frauen überzeugend zu wirken.
[…]

Ich masse mir kein Urteil über die Anthroposophie an, denn mir ist bis heute nicht deutlich klar, was sie will und bedeutet; ich glaube sogar, dass im Wesentlichen ihre verführende Wirkung nicht an eine Idee, sondern an Rudolf Steiners faszinierende Person gebunden war. 
Immerhin, einem Mann solcher magnetischer Kraft gerade auf jener frühen Stufe zu begegnen, wo er noch freundschaftlich undogmatisch sich Jüngeren mitteilte, war für mich ein unschätzbarer Gewinn. An seinem phantastischen und zugleich profunden Wissen erkannte ich, dass die wahre Universalität, derer wir uns mit gymnasialer Überhebung schon bemächtigt zu haben meinten, nicht durch flüchtiges Lesen und Diskutieren, sondern nur in jahrelanger brennender Bemühung erarbeitet werden kann. […]«
Herzlichen Gruß,

Ingrid

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor einem Monat 


Liebe Ingrid.

Es ist schön, dass Du, aus dem Hintergrund hervortretend, Dich wieder zeigst. Auch auf die Gefahr hin, dass Michael oder Tomtetom auch diese Gelegenheit nicht auslassen können meine Haltung zu Rudolf Steiner kurzschlüssig aufs Korn zu nehmen, will ich Dir doch einige Gedanken zu Deinen Zitaten über Rudolf Steiner zum eigenen Weiterbedenken mitteilen. Ich mache diese Aussagen vor dem Hintergrund, dass schon zu Rudolf Steiners Lebzeiten und heute noch sehr viel deutlicher die innere Dynamik der Bewusstseinsseele, sich wie herausschälend aus der Verstandesseele, mehr und mehr zeigt.

Was heisst: Wer immer das Wort ergreift spricht in erster Linie nicht über ein Thema das ihm wichtig ist oder über das zu sprechen er aufgefordert wurde (was konsequenterweise hier auch für mich gilt), er macht eine Bewusstseinsseelen-Aussage, er spricht aus seiner Bewusstseinsseele heraus, so wie er sie eben werdend bereits zum Ausdruck bringen kann. Bewusstseinsseele aber ist Ausdruck einer inneren geführten Entfaltungsdynamik, ist selbstbeherrschte Willensaktivität oder auch Metanoia-Bereitschaft in stiller Vorleistung. Der Bewusstseinsseelen-Mensch steht demnach sprechend seinem „Erkenne Dich selbst“ gegenüber.

Verstandesseele hingegen arbeitet sich ab am Gegenüber, nimmt dieses mehr oder weniger ausschliesslich in sein Blickfeld und fordert offen oder indirekt Veränderungen ein, die „vermeintlich“ eine Angelegenheit des Gegenüber sein sollen, in Wirklichkeit aber nur vom Sprechenden selber auf einen Weg innerer und äusserer Erneuerung gelenkt werden können -soweit er sich anteilig ihnen stellen kann und mag. Verstandesseele ist also mehr oder weniger subjektseitig, Ego zentriert gebunden und in ihrer mehr objektseitigen Ausprägung innerlich meist sehr deutlich in abstrakten Aussagen von der eigenen Willensgegenwärtigkeit abgeschnitten.

Daher die Aussage Rudolf Steiners: Alles Vermeinen, alle Vorstellungen müssen verbrannt, einer inneren Wandlung unterzogen werden, was verstärkt ins Bewusstsein genommen zu inneren Kamaloka-Erlebnissen im Leben führen kann. 
Bewusstseinsseele ist keine Sommerfrischen-Kutschenfahrt. Sensibilisierung der eigenen Seele in seelischen Beobachtungen ist angesagt, mit der Folge individuelle Verantwortungen ohne wenn und aber sich zuzusprechen - selbstverantwortlich. Darum geht es und nicht um das Ausmachen angeblicher beanspruchter Deutungshoheit und in Einsitz genommener Elfenbeintürme. 

Die folgenden Aussagen zu Aleksandrowitsch Berdjajew usw. mache ich bewusst stichpunktartig, um damit für Dich eine Art Tropfenbild erzeugen zu können und eine fliessende Bewegung durch die Zwischenräume des Gesagten aufzuschliessen - als Einstieg in eigene Dich weiterführende seelische Beobachtungen. 
In der seelischen Beobachtung geht es wie Du weisst darum sehr feine Tonschwingungen beobachtend sich in die Vergegenwärtigung zu bringen. Tonschwingungen von aussen wie gleicherweise Resonanz-Töne von innen - beides sich anschauend und erlebend auf Abstand haltend, um aus dem ganzen Spektrum - an auch Echotönen - möglichst wenig zu verlieren und alles sich nach und nach immer besser ichhaft beobachtend bewusst machen zu können. 
Also den Atem im Hinblick auf Neulande zu weiten. 
Die gesangliche Erarbeitung einer Koloratur-Passage in einer Stimmen-Partitur scheint mir dem nicht so unähnlich zu sein, lächel.

Nun denn eine mögliche Spiel-Sequenz zu Berdjajew: …immer langweilig … magischer Akt …Eroberung … Gestikulation … Ausdruck der Augen … schliefen sogar ein … dieser hypnotischen Wirkung.

Anmerkung: Ich will hier nicht möglichen aufschlussreichen seelischen Beobachtungen Deinerseits vorgreifen und nur einen Tatbestand etwas hervorheben. Wer das Glück gehabt hat in seinem Leben einmal einer wirklich kraftvollen Geistespersönlichkeit zu begegnen, der hat dabei möglicherweise die Erfahrung machen dürfen, dass deren Denkbewegungen zu folgen keine so ganz leichte Sache ist. Dass dabei der Faden der eigenen Konzentration abreissen kann, bei wiederholt neu aufgenommener Anstrengung zwei, drei … Mal - mit so etwas wie einer vorübergehenden Nebelbildung in der eigenen Seele, einem Black-out was die eigene Aufmerksamkeit betrifft und am Ende sogar einem kurzen Nickerchen, der weiss um die positive Herausforderung, der Du Dich im Nachgang so einer Erfahrung vielleicht zu stellen gewillt bist. 

Zu dem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung und zu Emil Kläger magst Du Dir eigene Klang-Spiel-Sequenzen erstellen, wenn Du willst. Ich muss Rudolf Steiner nicht verteidigen oder auch nur eine Zeile dieser Aussagen auf welche Weise auch immer zurechtrücken. Zwischen den Worten und Zeilen ist alles Notwendige verzeichnet. Wenigstens für den, der ein Sagen nicht nur hinnimmt, sondern dabei seinen Willen auch aktiv in Einsatz zu bringen weis.

In Stefan Zweig sehe ich so einen Menschen vor mir stehen, der den Willen aktiv innerlich ergreift und sich auf "seinen" ureigenen individuellen Weg begibt.
Ich aber will hier, meiner Gesundheit Rechnung tragend, diese (in mancher Hinsicht unvollendeten) Gedankengänge abschliessen und grüsse Dich von Herzen.

Bernhard Albrecht



Ingrid H. an Bernhard Albrecht Hartmann • vor einem Monat 


Lieber Bernhard Albrecht,

danke für Deine Antwort!
:-) Danke auch für Dein »Tropfenbild« - das für mich freilich kein »Einstieg in eigene [m]ich weiterführende seelische Beobachtungen« ist: denn natürlich bin ich längst in solche Beobachtungen „eingestiegen“, noch bevor ich diese Zitate hier hereingestellt habe.

Zu Deinen Berdjajew-Assoziationen:

Freilich kenne auch ich Erlebnisse wie das von Dir geschilderte: »Wer das Glück gehabt hat in seinem Leben einmal einer wirklich kraftvollen Geistespersönlichkeit zu begegnen, der hat dabei möglicherweise die Erfahrung machen dürfen, dass deren Denkbewegungen zu folgen keine so ganz leichte Sache ist. Dass dabei der Faden der eigenen Konzentration abreissen kann, bei wiederholt neu aufgenommener Anstrengung zwei, drei … Mal - mit so etwas wie einer vorübergehenden Nebelbildung in der eigenen Seele, einem Black-out was die eigene Aufmerksamkeit betrifft und am Ende sogar einem kurzen Nickerchen, der weiss um die positive Herausforderung…«
Ja natürlich - positive Herausforderung.

Nun ging es mir allerdings nicht um „positiv“ oder „negativ“, sondern um die Beantwortung Deiner Frage:
»Sollten Dir aus der reichhaltigen Erinnerungsliteratur irgendwelche Verlautbarungen bekannt sein, wonach Rudolf Steiner suggestiv gesprochen habe, so lass es mich bitte wissen.«

Ich finde, die Zitate, die ich hereingestellt habe, sind solche „Verlautbarungen“.
Meiner Ansicht nach war Rudolf Steiners unstreitig großes Charisma selbstverständlich mit großer Suggestivkraft verbunden.

Schon allein der Umstand, daß er offenbar imstande war, den großen Musikvereinssaal in Wien (den ich sehr gut kenne) mit seiner Stimme, und zwar seiner Sprechstimme, zu „füllen“, und das stundenlang — schon allein dieser Umstand muß überwältigende Wirkung gehabt haben.

Nun ja.
„Überwältigend“ ist so ziemlich das Gegenteil von freilassend - nicht wahr? 
Und: wie „frei“ ist ein Mensch, in dessen Seele sich vorübergehend »Nebel« bildet, dessen Aufmerksamkeit gerade im »Black out« ist, und der so manche Passage eines Vortrags während eines »Nickerchens« aufnimmt… ?

Ich finde übrigens nichts Verwerfliches daran.
 Aber ich finde es wichtig, uns - im Zeitalter der Bewusstseinsseele - bewußt zu machen, daß wir nicht in jedem Augenblick unseres Lebens „frei“ sind.
Wir schlafen als Willenswesen, sagt Rudolf Steiner… frei sein können wir aber nur in unseren wachen Gedanken.

Lieber Bernhard Albrecht, ganz besonderen Dank noch für diesen Satz, dem ich voll und ganz zustimme:
»Verstandesseele hingegen arbeitet sich ab am Gegenüber, nimmt dieses mehr oder weniger ausschliesslich in sein Blickfeld und fordert offen oder indirekt Veränderungen ein, die „vermeintlich“ eine Angelegenheit des Gegenüber sein sollen, in Wirklichkeit aber nur vom Sprechenden selber auf einen Weg innerer und äusserer Erneuerung gelenkt werden können -soweit er sich anteilig ihnen stellen kann und mag.
«
Herzlichen Gruß,

Ingrid


Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor einem Monat 


Liebe Ingrid

Der „Einstieg“ in eigene weiterführende seelische Beobachtungen war allein auf die hier angeführten Zitate bezogen. Lächel. Es ist ja durchgehend in Deinen Beiträgen auf diesem Blog nicht zu übersehen, wie Du mit seelischen Beobachtungen umzugehen weisst. Und was mein „Tropfenbild“ betrifft, so eröffnet dieses ja nur eine Variation der Aussage. 
Andere sind möglich, insbesondere auch Aussagen zu Berdjajew selber. Diese sich zu enthüllen halte ich für wichtig, um seiner Aussage über Rudolf Steiner gewissermassen noch ein Gegengewicht hinzufügen zu können. Ein Blick auf seelische Grundstrukturen von Berdjajew, die ihn (nur) so sprechen lassen wie er spricht und damit den Horizont seines Sprechens aufweisen.

„Meiner Ansicht nach war Rudolf Steiners unstreitig grosses Charisma selbstverständlich mit grosser Suggestivkraft verbunden.“ Wirklich selbstverständlich, Ingrid? 
Oder könnte hier nicht möglicherweise ein Verwirrspiel geistiger Kräfte vorliegen, die uns so lange ein weiter gehendes Eindringen in den Zusammenhang dieser vordergründig nicht anders zu beschreibenden Situation verwehren, wie wir über billige Vorstellungsübertragungen hinaus uns nicht mehr Anschauung auf die tiefere Ebene tatsächlichen Geschehens durch eigene aktivierte Willenskraft verschaffen wollen?

Seelische Beobachtungen tragen gewissermassen den Impuls in sich erweitert und vertieft zu werden. Sie drängen sich aber dem Träger nicht auf, sobald auf dessen Seelenboden sich derartige Impulse zeigen. Der Geist ist geduldig und kann warten bis eine noch subjektseitig an das Ego gebundene Verstandesseele sich fragend weiter zu öffnen bereit ist.

Hat Rudolf Steiner hier also wirklich suggestiv auf seine Zuhörer eingewirkt? Oder hat er nicht sehr viel dafür getan diese suggestive Illusion von Seiten seiner Zuhörer immer wieder und wieder aufzulösen? Z.B. sogar durch zottige Witze mitten in einem Vortrag, um seine Zuhörer wieder aus schwärmerischen Höhen auf den Boden zurückzuholen. Tut so etwas ein Mensch, der tatsächlich suggestive Verbindungen erzeugt? 

Tiefer grabend: Wenn Du Dich jetzt aus freien Stücken wirklich erlebend jener Gedankenrichtung zuwenden willst, die mir hier vor Augen steht, dann betrittst Du eine sehr turbulente Erfahrungsebene. 
Ich muss das hier sagen: Halte also inne und überlege Dir genau, ob und wie weit Du hier erlebend mitgehen willst und kannst. Denn die Frage zielt darauf: Durch welches geistige Wesen wurde Rudolf Steiner in dieser Weise charismatisch begnadet, dass er den Musikvereinssaal in der Weise stimmlich durchdringen konnte, wie er es tat. Eine Begnaden das mir möglich erscheint, sobald die Bewusstseinseele eine bestimmte Ich-Reifung durchlaufen hat. Eine Ich-Reifung innerhalb derer das Fürchten gelernt und bewältigt werden konnte. 

Über die innere Reifung Rudolf Steiners und ihre Konsequenzen für ihn scheint mir bis heute nämlich noch viel zu wenig nachgedacht worden zu sein. Was heisst: Hat Rudolf Steiner vor den Augen seiner Zuhörer etwa lebensnah bezeugt von was er sprach.

Von Adolf Hitler wissen wir, dass in der Reichskanzlei, nahe bei ihm, ständig drei Grünmantel Lamas meditierend anwesend waren, die ihn mit dämonischer Kraft gespeist haben. Und Rudolf Steiner? Von wem wurde er begnadet? 
Michael?
 Kann Michael suggestive Wirkungen auslösen? Und wenn dem so sein sollte, wo liegen dann die Auslöse-Momente, von woher in den Seelen der Zuhörer Rudolf Steiners breitet sich das Empfinden einer suggestiven Wirkung aus? Hier ist genau hinzuschauen und dieses Hinschauen, wenn es denn ein echtes Hinschauen ist, kann nichts anderes bewirken, als dass es sehr sehr weh tut.

Vorstellungsverklebungen Ingrid, 
es sind unsere eigenen Vorstellungsverklebungen, die wir beständig in Bezug auf unser ängstlich als Haltestange gehütetes Ego subjektseitig übertragen um nicht in eine möglicherweise individuell nicht mehr so leicht zu bändigende Willens-Dynamik hineingerissen zu werden. 
Unsere Vorstellungsverklebungen sind tiefer betrachtet nichts anderes als Selbstsuggestionen. Michael versuchte durch Rudolf Steiner uns zu wecken. Haben wir seinen Weckruf bis in die Füsse hinein vernommen?

Eine gute Nacht Dir,

Bernhard



Ingrid H. • vor 25 Tagen

Lieber Bernhard Albrecht,
»Der „Einstieg“ in eigene weiterführende seelische Beobachtungen war allein auf die hier angeführten Zitate bezogen.«
:-) Ja, so hatte ich Dich auch verstanden.
Und eben in solche „seelischen Beobachtungen“ war ich bereits vor dem Posten dieser Zitate „eingestiegen“. 
Ich habe daher ganz bewußt unterschiedliche Stimmen angeführt: den philosophischen „Konkurrenten“ (Bjerdjajew); den polemischen Journalisten (NZZ); den Berichterstatter und genauen Beobachter seiner Zeit (Kläger); und den einfühlsamen Weltbürger (Zweig). 
Sie alle bezeugen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, die Suggestivkraft Rudolf Steiners.
Du fragst:
 »Hat Rudolf Steiner hier also wirklich suggestiv auf seine Zuhörer eingewirkt? Oder hat er nicht sehr viel dafür getan diese suggestive Illusion von Seiten seiner Zuhörer immer wieder und wieder aufzulösen? Z.B. sogar durch zottige Witze mitten in einem Vortrag, um seine Zuhörer wieder aus schwärmerischen Höhen auf den Boden zurückzuholen.«
:-) — und gibst damit selbst zu, daß Steiners Vorträge suggestive Wirkung hatten.

Denn hätte es keine suggestive Wirkung gegeben — was hätte Steiner dann »immer wieder und wieder aufzulösen« gehabt?
Zeigen nicht gerade die überraschenden Witze in Steiners Vorträgen, ebenso wie so manche Anekdote (»Ich muß doch die Steinchen aus meinem Schuh heraustun, sonst hinkt morgen ganz Dornach« ;-) ) — zeigt das alles nicht sehr deutlich, daß er selbst um seine suggestive Wirkung wußte?
Deine anschließende Frage: »Tut so etwas ein Mensch, der tatsächlich suggestive Verbindungen erzeugt?« zeigt mir, daß Du mich immer noch mißverstehst.
Suggestivkraft – ohne die, so meine Ansicht (die Du vielleicht als der »subjektseitig an das Ego gebundenen Verstandesseele« geschuldet wahrnimmst ;-) ), Charisma nunmal nicht zu haben ist – ist nicht dasselbe wie absichtliche Manipulation. (Wenn das nicht auseinandergehalten wird, würde ich von »Vorstellungsverklebung« sprechen ;-) ).
Aber: Suggestivkraft wirkt auch dann, wenn sie nicht absichtlich zur Manipulation eingesetzt wird.

Und ein auf seine Freiheit bedachter Zuhörer tut gut daran, das im Bewusstsein zu behalten.
Dazu ein Zitat aus GA 293:
»Stehen Sie einem Menschen gegenüber, dann verläuft das folgendermaßen: Sie nehmen den Menschen wahr eine kurze Zeit; da macht er auf Sie einen Eindruck. Dieser Eindruck stört Sie im Inneren: Sie fühlen, daß der Mensch, der eigentlich ein gleiches Wesen ist wie Sie, auf Sie einen Eindruck macht wie eine Attacke.
Die Folge davon ist, daß Sie sich innerlich wehren, daß Sie sich dieser Attacke widersetzen, daß Sie gegen ihn innerlich aggressiv werden. Sie erlahmen im Aggressiven, das Aggressive hört wieder auf; daher kann er nun auf Sie wieder einen Eindruck machen. Dadurch haben Sie Zeit, Ihre Aggressivkraft wieder zu erhöhen, und Sie führen nun wieder eine Aggression aus. Sie erlahmen darin wieder, der andere macht wiederum einen Eindruck auf Sie und so weiter.
Das ist das Verhältnis, das besteht, wenn ein Mensch dem anderen, das Ich wahrnehmend, gegenübersteht: Hingabe an den Menschen - innerliches Wehren; Hingabe an den anderen - innerliches Wehren; Sympathie - Antipathie; Sympathie - Antipathie.
Ich rede jetzt nicht von dem gefühlsmäßigen Leben, sondern nur von dem wahrnehmenden Gegenüberstehen. Da vibriert die Seele; es vibrieren: Sympathie - Antipathie, Sympathie - Antipathie, Sympathie - Antipathie.
Das können Sie in der neuen Auflage der «Philosophie der Freiheit» nachlesen. 
Aber es ist noch etwas anderes der Fall. Indem die Sympathie sich entwickelt, schlafen Sie in den anderen Menschen hinein; indem die Antipathie sich entwickelt, wachen Sie auf und so weiter. Das ist ein sehr kurz dauerndes Abwechseln zwischen Wachen und Schlafen in Vibrationen, wenn wir dem anderen Menschen gegenüberstehen.
Daß es ausgeführt werden kann, verdanken wir dem Organ des Ich-Sinnes. 
Dieses Organ des Ich-Sinnes ist also so organisiert, daß es nicht in seinem wachenden, sondern in einem schlafenden Willen das Ich des anderen erkundet - und dann rasch diese Erkundung, die schlafend vollzogen wird, in die Erkenntnis hinüber leitet, das heißt, in das Nervensystem hinüber leitet.

So ist, wenn man die Sache richtig betrachtet, die Hauptsache beim Wahrnehmen des anderen doch der Wille, aber eben gerade der Wille, wie er sich nicht wachend, sondern schlafend entwickelt; denn wir spinnen fortwährend schlafende Augenblicke in den Wahrnehmungsakt des anderen Ich ein.«
Wer sich durch das Charisma des Vortragenden verleiten läßt, nur die „Sympathie“ walten zu lassen, sodass er fortwährend in den Vortragenden „hinein schläft“ und auf das „antipathische Aufwachen“ verzichtet, der verzichtet solange auf seine Freiheit. 
Und zwar unabhängig davon, von welchen »geistigen Wesen« der Vortragende »charismatisch begnadet« ist, und auch unabhängig davon, ob er von „guten“ oder „bösen“ Mächten inspiriert ist.
Wie schon gesagt: ich finde an solchem „Hinein-Schlafen“ nichts prinzipiell Verwerfliches.
 Ich meine nur, daß wir uns - im Zeitalter der Bewusstseinsseele - dessen bewußt sein sollten. 
Gefährlich wird es dann, wenn wir überhaupt nicht mehr „aufwachen“ und das nicht wahrhaben wollen.
Daß es möglich war, Steiner auch zuzuhören, ohne von ihm „überwältigt“ zu werden – daß er also für diejenigen, die nicht auf „antipathisches Aufwachen“ verzichteten, tatsächlich „freilassend“ vortrug –, das genau belegen die von mir zitierten Zeitgenossen.
Herzlich,

Ingrid

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor 19 Tagen 


Liebe Ingrid

Ein grosses Wort das „Aufwachen.  “
Nur: Wie vollziehe „ich“/„Du“ es in jedem Augenblick, da Worte von dritter Seite mir zugesprochen Empfindungen auslösen, da Empfindungen von einem anderen Menschen mich berühren und Worte aus meiner Seele, meinem Denken an die Oberfläche steigen, um ausgesprochen zu werden. Sympathie und Antipathie, Rudolf Steiner hin oder her sind mir zu einfache Wortgefässe, jedenfalls so lange, wie ich sie nicht weit über die Vorstellung hinaus, die diese Worte unmittelbar auslösen bereit bin tiefer auszuforschen. Und da komme ich in innere Willenslandschaften wo es schwierig wird Kurs zu halten, und mein inneres Radarsystem die Untiefen auf dem Weg vorweg ausloten kann ohne dass ich mit meinem Schiff auf Grund laufe.

Auf Grund laufen: Gehört dieses Auf Grund laufen nicht elementar dazu mit Möglichkeiten in Berührung zu kommen, die schlussendlich in ein Erwachen, mein Erwachen und nur mein Erwachen münden können. Auf Grund laufen — sich auf neue Fragehorizonte einlassen … 
Auf Grund laufen also die Geburtsstunde durch bisherige Selbstverschleierungen hindurch sich neue Fragehorizonte eröffnen für das eigene Ich-Werden? Das eigene Ich-Werden Wirklichkeit werden lassen durch sich in Frage stellen … und … sich nicht Verführen Lassen die Abgründe oder auch nur das Nichtverstehen anderer „vermeintlich vordergründig“ auflösen zu können.

Ich/Du können einander nur Briefträger sein, zu erinnern was immer. Ob daraus ein Erwachen erblüht, das kann ein jeder nur selbst auf den Weg bringen. 
Sympathie und Antipathie sind von jedem Wort her, das Rudolf Steiner ausgesprochen zu prüfen, sachlich auch in Bezug auf meine Reaktionen, Empfindungen und Wortbildungen, die zuhörend sich in und durch mich ereigneten, vor allem aber jene schwer zu identifizierenden „Übertragungen“ auf Rudolf Steiner, die nicht Teil seines Sagens, bzw. seines Sprachausdrucks waren. 

Hier begegnet einander mein minder durchgearbeiteter Denkkraft-Wille dem Denkkraft-Ausdruck Rudolf Steiners. Und dieser mein Denkkraft-Wille ist eben durchwachsen mit Vorstellungsverklebungen, deren subjektiv mich „suggestiv fesselnde Selbststeuerung-Mechanismen“ es zu durchschauen gilt. 
Ja, Du hast richtig gelesen: Vorstellungsverklebungen beinhalten geradezu ein kleines Atomlager an Selbstsuggestionen, die mich unbemerkt in der Unfreiheit fesseln und damit auch im Missverstehen Rudolf Steiners, wie darüber hinaus vieler, vieler Alltagssituationen.
Charisma beutet das eigene Unterbewusstsein „immer“ zu suggestiven Steuerung anderer Menschen aus. Eine nicht manipulative Suggestiv-Kraft ist ein Widersinn in sich.

Es ist geradezu ein Merkmal von Charisma (in Verbindung mit Narzissmus), dass es allenfalls ein flirrendes Bewusstsein ihres Tuns hat, aber eben kein wirkliches. Charisma ist von einem verdeckten korrupten Verhalten umgeben, das macht deren Träger so gefährlich. Sie lächeln Dich an oder wissen Dich zu faszinieren und werfen im gleichen Atemzug einen Anker aus, der Dich von da an von Deinem Unterbewusstsein für sie steuerbar macht.

War Rudolf Steiner nun ein suggestiv sprechender Mensch? Ich denke, dass ich Dir einiges Werkzeug an die Hand gegeben habe, um das für Dich klären zu können. Bewusstsein-Seelenprozesse können nur vollkommen eigenständig vollzogen werden. 
Sie unterliegen nicht der Möglichkeit von dritter Seite her beweiskräftig untermauert zu werden. 

Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht



Ingrid H. an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 19 Tagen • edited 


Lieber Bernhard Albrecht,

»Ein grosses Wort das „Aufwachen.“
Nur: Wie vollziehe „ich“/„Du“ es in jedem Augenblick, da Worte von dritter Seite mir zugesprochen Empfindungen auslösen, da Empfindungen von einem anderen Menschen mich berühren und Worte aus meiner Seele, meinem Denken an die Oberfläche steigen, um ausgesprochen zu werden.«
Freilich können wir ein solches „Aufwachen“ nicht in jedem Augenblick vollziehen.

Deshalb spricht Steiner ja auch von einer Art „Pendelbewegung“: Hinein-Schlafen - Aufwachen - Hinein-Schlafen („Sympathie“) - Aufwachen („Antipathie“) …
 Ohne „Hinein-Schlafen“ gibt es kein Sich-Hinein-Fühlen in den jeweils anderen, und damit kein Verstehen.

Ohne „Aufwachen“ aber gibt es keine Freiheit des eigenen Denkens …
 „Sympathie“ und „Antipathie“ sind Dir »zu einfache Wortgefäße«, sagst Du — nun, es war Rudolf Steiner, der diese Wortgefäße verwendet hat, um die Vorgänge der zwischenmenschlichen Kommunikation zu schildern, und der gleichzeitig - meiner Ansicht nach sehr klar und deutlich - beschrieben hat, was er mit diesen Begriffen meint. Nur in diesem Sinne habe auch ich die beiden Begriffe verwendet. Deshalb habe ich sowohl „Sympathie“ als auch „antipathisches Aufwachen“ in Anführungszeichen gesetzt - und gehofft, sie damit aus den Vorstellungen herauszulösen, die, wie Du richtig anmerkst, diese Worte im „normalen“ Sprachgebrauch unmittelbar auslösen.

Du sagst:
 »Charisma beutet das eigene Unterbewusstsein „immer“ zu suggestiven Steuerung anderer Menschen aus. Eine nicht manipulative Suggestiv-Kraft ist ein Widersinn in sich.
«
- nun, ich bleibe dabei:
» Suggestivkraft – ohne die, so meine Ansicht, Charisma nunmal nicht zu haben ist – ist nicht dasselbe wie absichtliche Manipulation. (Wenn das nicht auseinandergehalten wird, würde ich von »Vorstellungsverklebung« sprechen ;-) ).«
Dabei spreche ich von absichtlicher Manipulation - die also nicht aus dem Unterbewusstsein des „Manipulierenden“ kommt, sondern ganz bewußt erfolgt.

Du sagst weiter:
 »Es ist geradezu ein Merkmal von Charisma (in Verbindung mit Narzissmus), dass es allenfalls ein flirrendes Bewusstsein ihres Tuns hat, aber eben kein wirkliches. Charisma ist von einem verdeckten korrupten Verhalten umgeben, das macht deren Träger so gefährlich. Sie lächeln Dich an oder wissen Dich zu faszinieren und werfen im gleichen Atemzug einen Anker aus, der Dich von da an von Deinem Unterbewusstsein für sie steuerbar macht.«
- und machst damit deutlich, daß der Begriff, oder, wie Du es nennst: das Wortgefäß „Charisma“ für Dich einen vollkommen anderen Inhalt hat als für mich. 
Das überrascht mich.

Hattest Du nicht selbst (hier) gefragt: »Durch welches geistige Wesen wurde Rudolf Steiner in dieser Weise charismatisch begnadet […] Von wem wurde er begnadet? Michael? « 
Eben. Für mich ist Charisma eine Begnadung, eine „Gottesgabe“, wenn man so will … und selbstverständlich fällt darunter auch die Begabung/Begnadung durch den Erzengel/Zeitgeist Michael. 
(Ich freue mich, daß auch die wikipedia von „Gnadengabe“ spricht …)

Im übrigen möchte ich daran erinnern, daß Deine ursprüngliche Frage, die mich zum Hereinstellen diverser Zitate veranlaßte, nicht diese (aus heutiger Sicht wohl kaum unstreitig zu beantwortende) war:
 »War Rudolf Steiner nun ein suggestiv sprechender Mensch?«
 sondern diese:
 »Sollten Dir aus der reichhaltigen Erinnerungsliteratur irgendwelche Verlautbarungen bekannt sein, wonach Rudolf Steiner suggestiv gesprochen habe, so lass es mich bitte wissen. Mir jedenfalls sind diesbezüglich nur Erinnerungen zugänglich gewesen, die sein freilassendes Sprechen hervorzuheben wussten.«

Herzlichen Gruß,

Ingrid


Ingrid H. Ingrid H. • vor 19 Tagen 


P.S.:
Ich sehe jetzt (erst jetzt - verzeih bitte!):
Dein Charisma-Begriff unterscheidet sich offenbar doch nicht so sehr von dem meinen, wie ich gedacht hatte - denn Du sprachst ja von »Charisma (in Verbindung mit Narzissmus)«.
Ah ja.
Allerdings das habe ja wiederum ich nicht gemeint, als ich von „Suggestivkraft“ sprach.
Suggestivkraft - unbewußt oder auch bewußt - hat ein charismatischer Mensch auch dann, wenn er kein Narzisst ist.
Umso besser, wenn er sich - wie offenbar Rudolf Steiner - dessen bewußt ist.



Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor 6 Tagen 


Liebe Ingrid

Aus gegebenem Anlass muss ich meine weiteren Ausführungen zur Klärung dessen, was Charisma alles an Bedeutungsaspekten in sich fasst und welche Aspekte möglicherweise von heute her gesehen bewusstseinsgenetisch Sinn machen zu modifizieren, knapp halten.


Auch wenn ich mich jetzt scheinbar widerspreche (ich öffne nur ein weiteres Fenster im Fliessgeschehen hier möglicher seelischer Beobachtungen) frage ich: Kann es angehen Rudolf Steiner als von Michael charismatisch begnadet zu betrachten? 
In wie weit kollidiert ein Begnaden mit dem reinsten Freiheitsgeist, den Michael repräsentiert?

Der Schulungsweg ist ein Pfad der freien Entscheidungen. Ich entscheide wie weit und wie tief ich diesen höchst individuellen Pfad jeweils beschreite. Michael steht solange unscheinbar am Wegrand -- schweigend, bis ich mein "Ich will" bereit bin selbstlos in die Waagschale zu legen. Und dann, so meine Sicht, unterstützt er den Wanderer, soweit dieser es zulässt.

Soweit dieser es zulässt ... Und da, im Zulassen tritt das hier entscheidende Willenselement in Erscheinung. Wie weit und wie tief bin ich bereit in dialogischen Willensbewegungen seelische Beobachtungen meiner Seele an die Oberfläche zu heben und mich diesen betrachtend "wie ein Fremder gegenüber zu stellen"(Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten).

In Zeiten einer immer mehr sich konturierenden Bewusstseinsseele halten sich geistige Mächte im Gegensatz zu früheren Zeiten zurück. Sie begnaden nicht mehr, sondern öffnen dem Geisteswanderer von einem bestimmten Zeitpunkt an lediglich die Augen für das was wirklich ist - eben soweit dieser es zulässt. Die Anzahl der „Vorstellungsverklebungen ist eine viel, viel grössere als wir zunächst annehmen möchten. Seelische Beobachtung ist ein Weg der Desillusionierung, was unser so sicher angenommenes Wirklichkeitsverständnis betrifft, dass wir alle nur möglichen Register ziehen, um die Verantwortung für die uns auferlegte Wirklichkeitsbildung nicht aufnehmen zu müssen.

Michael ist hier sehr geduldig im Zuwarten, er ist aber auch streng und geradezu kompromisslos in dem, was er den Menschen zutraut. Dem in die Augen zu schauen birgt harte Zumutung wie Milde gleicherweise in sich. Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. Weil Rudolf Steiner das wusste, deshalb hat er sein Lehramt niedergelegt. Die Tragik ist, dass dies bis heute nur von wenigen verstanden wird.

Wir sind das Problem, nicht eine Wiederkehr Rudolf Steiners, die völlig illusionär sich aus verschiedenen Äusserungen Rudolf Steiners vermeintlich (vorstellungsverklebt) ablesen lässt. Hier wird einfach nicht tief und vernetzt genug in erwachender eigener Willensverantwortung mit seelischen Beobachtungen dialogisiert. 
Ich habe mich 50 Jahre lang an diesen und vielen anderen Äusserungen Rudolf Steiners fragend gestossen. Heute, da mir so einiges klar wird erschrecke ich, dies sagend, über die Konsequenzen.
Eine Verbindung mit dem individuellen Wesen Rudolf Steiners kann nur aufrecht erhalten, bzw. real neu geknüpft werden über den erwachenden Willen unsererseits. Alles gläubige Anhaften und Verantwortung delegieren an Rudolf Steiner gehört bewusstseinsgenetisch der Vergangenheit an und kann Anthroposophie in unserer heutigen Welt nicht wirklich vorwärts tragend beleben.

Das wird hart in Deinen Ohren, wie den Ohren vielleicht so mancher weiterer Leser klingen und sofern wir dem still standhalten wollen Beschämung auslösen angesichts unserer vielfältigen eigene Willensschwächen.

Es ist an der Zeit unsere Selbstsuggestionen (sprich Vorstellungsverklebungen), die wir weiter allzu gerne auf Rudolf Steiner (siehe Deine Zitate mit Ausnahme dessen von Stefan Zweig) weiter rück zu übertragen geneigt sind, selbstverantwortlich in Bezug auf uns in seelischen Beobachtungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Rudolf Steiner hat in diesen Vorträgen und an anderer Stelle uns lediglich für ein kurzes Momentum in die Lage versetzt in unserem Willen zu erwachen. Wir aber ziehen es bis heute anscheinend weiter vor hier weiter zu schlafen.

Ich grüsse Dich herzlich,

Bernhard Albrecht


Ingrid H. • vor 5 Tagen • edited

Lieber Bernhard Albrecht
zunächst eine kleine Klarstellung:
Du sagst:
 »Alles gläubige Anhaften und Verantwortung delegieren an Rudolf Steiner gehört bewusstseinsgenetisch der Vergangenheit an und kann Anthroposophie in unserer heutigen Welt nicht wirklich vorwärts tragend beleben. «
und fügst dann hinzu:
» Das wird hart in Deinen Ohren […] klingen und […] Beschämung auslösen«

Nicht im geringsten. Weder klingt das „hart“ für mich noch löst es in mir „Beschämung“ aus.
Und ich bin etwas verwundert darüber, daß Du mir so etwas unterstellst.
Ich bin es nicht gewohnt, die Verantwortung für irgendetwas, das heute geschieht, an Rudolf Steiner zu delegieren. Er ist nicht mein „Guru“ (und er war es auch niemals). 
Noch mehr: ich „glaube“ ihm nichts von seinen Mitteilungen; sondern ich erkenne darin entweder etwas wieder, das ich schon vorher selbst erfahren/erkannt habe - oder, wenn das nicht der Fall ist, dann halte ich es für möglich (aber auch nicht mehr!), daß es sich so verhält, wie er sagt.

Freilich kommt es vor, daß sich beim späteren Wiederlesen etwas, das ich früher nur für möglich gehalten habe, aufgrund eigener Erfahrungen in „Wiedererkennbares“ verwandelt.

Das bewirkt zwar, daß mein Interesse an Rudolf Steiner lebendig bleibt oder sogar größer wird — es bewirkt aber nicht, daß ich ihm daraufhin nun auch alles andere „glaube“: ich bleibe weiterhin bei meinem „für-möglich-Halten“.
Soviel zu Deinem Missverständnis.
Und bevor ich näher eingehe auf das Thema „Charisma“, insbesondere auf das, was Du über „Begnadung“ sagst (und darüber, ob sie heute noch „zeitgemäß“ ist oder nicht...) — vorher habe ich eine Frage:
Du sagst:
»Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. Weil Rudolf Steiner das wusste, deshalb hat er sein Lehramt niedergelegt.«
 Was genau meinst Du damit, Steiner habe »sein Lehramt niedergelegt«? Wann soll das geschehen sein? Gibt es dazu Äußerungen von ihm? 
(Und ich meine nicht das, was er vor 125 Jahren, am 4. November 1894, an Rosa Mayreder schrieb: »Vielleicht ist aber überhaupt die Zeit des Lehrens in Dingen, wie das meine, vorüber. Mich interessiert die Philosophie fast nur noch als Erlebnis des einzelnen.« — denn danach hat er ja dennoch nachweislich gelehrt - oder meinst Du, nicht?)
Herzlich,

Ingrid

(P.S.: Über Deine jüngsten Äußerungen bezüglich Deiner Rolle als „Punching Ball“ staune ich — soviel sei hier doch angemerkt.)

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor einem Tag 


Liebe Ingrid

Mit einem Lächeln will ich vom „PS.:“ Deiner Antwort an mich beginnen. Punching Ball … Wenn Du dieses Bild, wie anscheinend geschehen, im Sinne Deines Vor-Verständnisses Dir ins Auge sticht, was durchaus auch in gewissem Sinne dem landläufigen Verständnis dieses Bildes entspricht, sobald jemand sich zum Prügelknaben macht, dann hättest Du allen Grund Dich zu verwundern. Nur, ich habe mich „persönlich“ nicht zum Prügelknaben erklärt, mich vielmehr nicht in Michaels Interpretationen einwickeln und weiter durch die Gassen jagen lassen, sondern ihm lediglich bewusstseinsgenetisch sachlich die Schulter hingehalten mit der Bemerkung  er könne sich „an mir“ weiter abarbeiten, ... so zielt das auf seine festgefahrenen Interpretationen und nicht auf mich.

Ich selber bin in dieser Angelegenheit also aussen vor und Michael kann sich aufgefordert fühlen seine Interpretationen sachlicher zu durchforsten.

Mit Deiner Art, Ingrid, dies hier in der Weise anzumerken, wie Du es getan - mit Deinem so ganz individuellen Gefühlstimbre - hast Du lediglich den Raum geöffnet für eine im Gefühlsbereich gleichsam schwimmende verborgenere Flotte von Vorstellungsverklebungen, die in den allermeisten Fällen sich verwickelnder Gespräche unter Menschen unbemerkt bleiben. Wenigstens so lange wie Du Dich ihnen nicht ganz entschieden versuchst zuzuwenden, was wiederum ganz und gar nicht leicht ist, weil sie wirklich sehr verborgen agieren.

Und damit komme ich zum nächsten Fallstrick, den Vorstellungsverklebungen Dir/uns blitzschnell um die Füsse wickeln können. Es ist dies beim Lesen eines Textes, bzw. im Verlauf des einem Menschen Zuhören einfach ein Wort das schriftlich niederlegt, bzw. mündlich gesagt wurde hinten runter fallen zu lassen. „Ein Wort“ und schon ergibt sich ein völlig anderer Sinn … der unbemerkt besser in den eigenen Vorstellungshorizont passt und von daher Dich in die Lage versetzt den anderen Menschen vermeintlich aushebeln zu können, ein Missverstehen zu sehen, wo genauer besehen keines sein müsste.

Hier dein Exzerpt meines Sagens: »Das wird hart in Deinen Ohren […] klingen und […] Beschämung auslösen« Nicht im geringsten. Weder klingt das „hart“ für mich noch löst es in mir „Beschämung“ aus. Und ich bin etwas verwundert darüber, daß Du mir so etwas unterstellst.

Unterstellst … Du hast das kleine Wort „vielleicht“ in meinem Sagen hier völlig ausgeklammert - und darüber hinaus viele Worte mehr in meinem Sagen nicht in Deinem Empfinden abgebildet - lächel und damit das Missverstehen selber gesät.

Vorstellungsverklebungen sind eine Folge von selektivem Lesen und Hinhören, deshalb können sie auch so allgegenwärtig ihr Unwesen betreiben.

Doch nun zu Deiner Frage: „Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. …“
 Ich sagte es ja schon in verschiedenen Variationen. Bewusstseinsseele ist ein Weg zur Erfahrung des Seins durch seelische Beobachtungen zu gelangen, ist eine wachsende Seinserfahrung durch Willenserweckung. Und vieles nach und nach mehr, so ich es zulasse.
Bewusstseinsseele ist ein Weg sich für fragendes Erstaunen in Seinserfahrungen hinein zu öffnen, anstatt abstrakt Sperrgitter unversehens konstruierter Missverständnisse vor sich in Stellung zu bringen. …
 Bewusstseinsseele beinhaltet die Bereitschaft zu leben im „ich weis, dass ich nichts weis.“ Also um fliessende Bewusstseinsgegenwärtigkeit sich fort und fort zu bemühen.

Rudolf Steiner hat sein ganzes Leben die Frage innerlich bewegt, ob er in unserer Zeit noch in spirituellen Fragen lehrend unterwegs sein könne und dürfe. Im Bilde gesprochen hat er in seelischen Beobachtungen tagtäglich die Schwertspitze zu spüren bekommen, die sich einem Menschen in unserer Zeit zeigt, sobald er den Übergang von der Verstandesseele in die Bewusstseinsseele aktiv sucht. 
Du erwähnst ja Deinerseits seinen diesbezüglichen Brief an Rosa Mayreder. 
Diese Frage verdichtete sich in der Stuttgarter Zeit von 1923 geradezu dramatisch, als er sich in den dortigen Zusammenhängen, er erwähnt dies ganz nüchtern sogar in einem seiner Vorträge dieser Zeit, als quasi zu vernachlässigende Grösse sehen musste. Von verschiedenen Personen wurde er leise oder auch unverhohlen in den Querelen um den Kommenden Tag einfach nicht mehr ernst genommen. 
So kam er dazu: „Muss ich mein Lehramt opfern,“ wenn ich die Anthroposophische Gesellschaft neu begründen und mich als ihr Vorsitzender in die Mitte stellen will. (Die genaue Quelle kann ich zeitbedingt leider gegenwärtig lesend nicht belegen. Ich bin mir aber sicher, dass dies zwischen Oktober und Dezember 1923 geschah).

In die Mitte bedeutet hier bewusstseinsgenetisch angeschaut auch sich auf Augenhöhe zu den Mitgliedern zu begeben. Welchen Gegenwind er damit auslöste, das belegen die Folgen mehr als deutlich. Die Mitglieder waren in einer genügend grossen Zahl einfach nicht bereit den Übergang von der Verstandesseele zur Bewusstseinsseele praktisch anzugehen.

Inwiefern es für Rudolf Steiner im übrigen spirituell ein hohes Risiko bedeutete diesen Schritt ins Auge zu fassen, darüber will ich hier lieber schweigen. Rudolf Steiners inneren Bewusstseinsentwicklungsprozess tiefer sich vor Augen zu rücken, das ist in anthroposophischen Zusammenhängen einfach noch kein wirkliches Thema. Hätten sich Anthroposophen dies zum Thema gemacht, dann wäre nach und nach ein Verständnis dafür gewachsen, dass Rudolf Steiner vom Beginn seines Eintritts in die Theosophische Gesellschaft tiefer betrachtet eigentlich nicht mehr lehrte. Er vertrat durch seine innere Haltung vielmehr die Philosophie der Freiheit und damit die zeitgemässe Bewusstseinsseele, die „nicht gelehrt“ werden kann, sondern nur „aus dem Erwachen am anderen Menschen individuell lebensmässig in Wirklichkeit zu erschaffen ist.

Rudolf Steiner ist hier bewusstseinsmässig voraus gegangen. Zu wenige Zeitgenossen waren bereit ihm auf diesem Weg zu folgen. Das ist in meinen Augen der tiefere Grund warum die Weihnachtstagung gescheitert ist, der spirituelle Grund auch für die vielen Gesellschaftskrisen in der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft.

Ich grüsse Dich herzlich,

Bernhard Albrecht


Tomtetom Bernhard an Albrecht Hartmann • vor 5 Tagen

Hallo Bernhard,

was genau verstehst du unter bewusstseins-genetisch? 
Eine Wortschöpfung, die ich so noch nicht gehört bzw. gelesen habe...Ist das lediglich ein Hinweis darauf was man halt in den Genen trägt und geerbt hat? Oder meintest du damit ein erarbeitetes, besonderes Bewusstsein (worin du dich ebenfalls siehst) - was quasi erst im Laufe des Lebens quasi 'in die Gene übergeht' - wenn das denn überhaupt möglich ist...
Wie gesagt, der Begriff ist mir neu...


Bernhard Albrecht Hartmann an Tomtetom • vor 2 Tagen • edited 


„Bewusstseinsgenetisch:“
Eine Begriffsschöpfung von mir:. Doch eigentlich nicht so neu, wie sie erscheint, denn sie fokussiert lediglich die Fähigkeit zur Selbststeuerung (freier Wille) und Zurückdrängung des Leibes (wider die Gene, die nicht so weitgehend festlegen, wie lange vermutet) um das zu aktivierende Bewusstsein ins Feld zu führen. Prof. Joachim Bauer (Neurobiologe in Freiburg) ist einer, der dazu einiges schreibt. Die Philosophie der Freiheit ist insgesamt sehr viel mehr in der Wissenschaft von heute angekommen als von vermeintlichen Anthroposophen gerne angenommen.

Während der Anthroposophische Zweig in Dresden einen Protestbrief an den Vorstand nach Dornach richtet findet das Leben ganz wo anders statt. Z.B. auch in den posthum veröffentlichten philosophischen Vorlesungen eines verstorbenen Professors und Heidegger Schülers aus Wien, der in der Art wie er auf Aristoteles zurückgreift eine moderne Logoslehre (philosophische Beschreibung des Lebensgeist-Prozesses (Rudolf Steiner) in Grundzügen liefert, die, hast Du nur die lebendige Lese-Bereitschaft dazu sie bewusstseinsgenetisch verstehen zu können, die Wände im Anthroposophen-Land zum wackeln bringt.
„Noch“ schützt dickwandige Illusion die Anthroposophen, dass dieses geschieht, „noch.“
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“

Bernhard Albrecht

Ingrid H. an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 5 Tagen

Lieber Bernhard Albrecht,
Du sagst zu meinem »Exzerpt [D]eines Sagens«, ich hätte »das kleine Wort „vielleicht“ in [D]einem Sagen hier völlig ausgeklammert« — ich habe nochmal nachgelesen: das kleine Wort „vielleicht“ steht da nur auf andere Leser bezogen, nicht aber auf mich. Der erste Teil Deines Satzes lautet vollständig: »Das wird hart in Deinen Ohren, wie den Ohren vielleicht so mancher weiterer Leser klingen« — und ich finde noch immer, daß Du damit (wie auch in manchen anderen Sätzen) zeigst, daß Du etwas von mir glaubst, das in Wirklichkeit nicht so ist, wie Du glaubst.
:-) Weißt Du, ich habe beim Lesen Deiner Antworten - vielleicht ähnlich wie Du beim Lesen der meinen - immer wieder den Eindruck, Du unterlegst dem, was ich sage, einen subtil anderen Sinn, »der unbemerkt besser in den eigenen Vorstellungshorizont passt und von daher Dich in die Lage versetzt den anderen Menschen vermeintlich aushebeln zu können« … :-) sehr schön ausgedrückt!
- - -
Zu meiner Frage bezüglich Steiners „Niederlegung des Lehramtes“:

Du hattest geschrieben:
 »Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. Weil Rudolf Steiner das wusste, deshalb hat er sein Lehramt niedergelegt.« Jetzt aber formulierst Du es anders, und obwohl Dein Satz einen Punkt hat, klingt er für mich wie eine Frage: 
»„Muss ich mein Lehramt opfern,“ wenn ich die Anthroposophische Gesellschaft neu begründen und mich als ihr Vorsitzender in die Mitte stellen will.«
 Eine Frage, die Rudolf Steiner meinem Dafürhalten nach (wenn ich mir die Vorträge ansehe, die er nach der Weihnachtstagung gehalten hat) schließlich doch mit „Nein“ beantwortet hat.

Du scheinst da anderer Ansicht zu sein?
P.S.:
Über alles, was Du zur Erläuterung Deines „Punching Ball“-Vergleiches sagst, wundere ich mich fast noch mehr als darüber, daß Du diesen Vergleich überhaupt angestellt hast. 
Das liegt wohl daran, daß ich Dein Gespräch mit Michael vollkommen anders wahrnehme als offenbar Du.
:-) Aber ich will mich in dieses Gespräch nicht einmischen und begnüge mich daher mit dieser Anmerkung, die ich ganz bewußt im P.S. lasse.

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor 2 Tagen

Liebe Ingrid
Du hast natürlich recht, ich habe Dich in meinem Sagen (Dein Exzerpt) nicht direkt angesprochen.
Nur stellst Du nur ein kleines Bruchteil des Resonanzfeldes dar, um den es in meinem Sagen geht, auf den ich meine Aufmerksamkeit richte und aus der Oberton-Ebene leise einlade sich darauf hin, die Kreise eigenen Vermeinens im Verstehen zu weiten, „vielleicht“ zu öffnen. Ich unterlege also nicht subtil einen anderen Sinn … weiche eloquent aus … ich versuche nur den Blick auf das grössere Ganze hin offen zu halten.

Aber ich habe Deinen Hinweis auch noch in einem anderen Sinne verstanden und das veranlasst mich mit diesem Kommentar vorläufig eine Zäsur zu setzen in der gegenwärtigen Kommunikation zwischen uns. Der Dialog zwischen uns ist mir einfach zu wertvoll, als dass ich ihn abstürzen lassen will und das könnte durch auch nur eine kleine weitere Unbedachtsamkeit geschehen.
Argumente umzudrehen und zurück zu rollen, das Ingrid ist doch nicht Dein wirklicher Stil, oder?
Ich denke es braucht einige Zeit um das zwischen uns Gesagte noch tiefer ausloten und verstehen zu können. Geben wir uns also diese Zeit, bitte.
Ich will mich auch einem grösseren Projekt widmen, das wie ich hoffe einiges noch weiter verdeutlichen kann, was mir gegenwärtig ein Anliegen ist.
Im Übrigen hast Du recht, ich habe eine andere Ansicht zu Rudolf Steiners Lehramt. Die Aussagen Rudolf Steiners dazu müssen in meinen Augen mehrschienig, auf unterschiedlichen Ebenen auch gegenläufig gelesen werden, um ihre tiefere Bedeutung entfalten zu können. Der heute überwiegend linear denkende Verstand ist diesbezüglich überfordert.

Die innere Dynamik des Willens auf dem weiteren Bewusstseinsfeld (ich habe das verschiedentlich angedeutet) ist turbulent und sich da in wechselseitigen Abgrenzungen einen tatsächlichen Überblick verschaffen zu können ist nicht einfach.
Auch hier ist sehr viel Zeit notwendig, bis die einzelnen Aspekte aus sich heraus zu sprechen beginnen. 
Der Logos spricht, wenn Du Dein Bewusstsein darauf einzustellen weisst.

Von Herzen,

Bernhard Albrecht






 















Mittwoch, 6. November 2019

Im Dialog zu notwendige Berichtigungen II

Bernhard Albrecht Hartmann Michael Eggert • vor einem Monat
Über den Schwebebalken mutig mit dem „Blick von nirgendwo“ (1)(2)

Teil 1
Lieber Michael. 
Deine Antwort auf meinen letzten Kommentar lässt mich wagen einigen Deiner Aussagen oben im Kommentarverlauf betrachtend noch etwas näher zu treten. 
Damit wir uns richtig verstehen. Es geht um mein Betrachten und nicht um eine Analyse Deiner Person, gewissermassen ein „Einbrechen“ in Deine persönliche Introspektion, wie Du etwas zurückliegend einmal in einem Deiner Kommentare leise befürchtend äussertest. 

Die Bewusstseinsseele ist, sofern Du Dich ihr aktiv innerlich zuwendest ein in sich geschlossener Raum, zu dem niemand Zutritt hat. Nur aus der Verstandesseele und ihrer dual ausgerichteten Grundsichtweise heraus kann aus einer mit dieser Bewusstseinsverfassung verbundenen grundständigen Angst die illusionäre Auffassung entstehen, irgendjemand könnte Eintritt in mein Innerstes nehmen. 

Ich wiederhole also noch einmal: Ich betrachte Deine Gedankengänge und Du stehst meinen Betrachtungen als freier Mensch gegenüber. Für was Du im Spiegel meiner Betrachtungen innerhalb Deiner Bewusstseinsseele für „Dein Sein“ tiefer erwachen willst und kannst, das entscheidest allein Du. Niemand kann Deine diesbezüglichen Prozesse innerlich verfolgen, d.h. Dir dabei über die Schulter gucken.

Manipulation und Einflussnahme auf andere Menschen ist allein an der Schnittstelle zwischen Verstandesseele und Bewusstseinsseele möglich … und das so lange bis ich mich einzig und allein auf mein „Bewusst-Werden“ bereit bin einzulassen. Was im gleichen Atemzuge heisst, dass ich davon Abstand zu nehmen weiss, dass ich einen anderen Menschen niemals allein durch mein Sagen, meine kritischen Repliken und seien diese über assoziatives Skaten hinaus auch stringent sachlich gehalten in seinem Verhalten zu einer Kurskorrektur veranlassen (sprich z.B. von seinem „Rechtsdrall“ abbringen) kann, wenn ich meinerseits nicht in Vorleistung gehe, in Vorleistung, was die eigene Seelenverwandlung betrifft. 

Die Substanz meiner Seelenvertiefung zu mehr Bewusstsein bezüglich meines eigenen Sein kann allein ätherisch, astrale Kräfte gleichsam so gereinigt freisetzen, dass sie dem Ich-Erwachen anderer Menschen dienen können.
 Und damit bin ich bei Rudolf Steiner und seinen vielleicht kurzschlüssig zu ermittelnden Fehlleistungen angelangt.

Rudolf Steiner ist den Weg des Bewusstseins gegangen. Er hat also nicht über Bewusstsein gesprochen, er hat Bewusstsein durch sein Leben von allem Anfang an erlebend gelebt, war ganz dem Sein zugewandt, wie es sich an den Wegrändern seines Lebens ihm darbot. 

Ihn (Rudolf Steiner) überbetont weiter als Hellsichtigen oder Eingeweihten darstellen zu wollen muss von heute her gesehen daher als ein Relikt der Verstandesseele angesehen werden, welche Vertreter derselben zu einseitigen Überhöhungen von Personen verführt, die ihrer Zeit weit voraus eilten, um für die Nachfolger derselben ein vermeintlich geeignetes Ventil zu schaffen nicht allzu stark in die Untiefen der eigenen Seelenlandschaften hineingezogen und zu Bewusstseinsarbeit herausgefordert zu werden. 
Dass mit einer in dieser Weise installierten Verehrungskultur zeitgleich aber auch der Wille zur Bewusstseinsvertiefung korrumpiert wird entgleitet dem inneren Blickfeld dieser Vertreter. Unter dem Leitgedanken notwendigen sozialen Gleichgewichts werden auf diese Weise überkommene oben/unten Machtstrukturen erhalten und verschleiert angstgesteuert die „wir sind noch nicht so weit Illusion“ aufrecht erhalten.

Rudolf Steiner ist den Weg der Bewusstseinsseele gegangen. Und was tun wir: Wir schütten unseren eigenen Seelenmüll über ihm aus und versuchen ihn für unser Entwicklungs-Versagen, was das zeitgerecht zu lebende Bewusstsein betrifft haftbar zu machen. Hallo, sind wir wirklich nicht zu mehr Weisheit ( und vor allem Krafteinsatz) fähig.

Bernhard Albrecht

Bernhard Albrecht Hartmann • vor einem Monat 
Über den Schwebebalken mutig mit dem „Blick von nirgendwo“ (1)(2)

Teil 2

Michael, ich sage bewusst betont hier wir und schliesse mich selbst damit ein und eine Kritik von Rudolf Steiner nicht aus. Ich sage nur, ohne tiefgreifende Selbstkritik ist eine ernsthafte und vor allem wissenschaftliche Kritikebene in Bezug auf Rudolf Steiner nicht zu installieren. Einen Bewusstseinsmenschen kannst Du nur aus einer annähernd adäquaten Bewusstseinsbemühung heraus anfangen (auch wissenschaftlich) zu kritisieren.
 Ich sage „Bewusstseinsbemühung“ und stelle es mit dieser Darstellungsweise in das freie Ermessen derer die diese Zeilen lesen sich diesbezüglich innerlich zu überprüfen. Denn Selbstkritik jenseits einer Scheinübung erwächst aus … Selbstbeschämung … und die kann schmerzhaft wie befreiend in ihren Auswirkungen in Erscheinung treten.
 Selbstbeschämung ist vor der seelischen Beobachtung jedoch auch der Spinnefeind der Verstandesseele. Dual ausgerichtet versucht diese durchwegs einen Schuldigen für eine jede in ihren Augen gesichtete Ungereimtheit nach aussen hin ausfindig zu machen, um auf diesem Wege möglichst alle Ungereimtheiten abwiegeln zu können, sprich hier konkret diese Ungereimtheiten Rudolf Steiner ans Bein zu binden. 
Selbstbeschwichtigend spricht sie dann von These und verschleiert, hier (auch unter wissenschaftlichen Herangehensweisen an Rudolf Steiner) die eigene Feigheit Ungereimtheiten bewusstseinsmässig tiefer zu ergründen - was sehr zeitaufwendig sein kann. Eine Zeit, von der bis heute weitgehend davon ausgegangen wird, dass Rudolf Steiner insoweit kein Thema sei, um ihm bewusstseinsmässig diese Zeit tiefer widmen zu müssen - was trotz grossen Fleisses insgesamt gesehen auch für die überwiegend wissenschaftlich philologisch ausgerichtete SKA gelten kann. Vielleicht ist dieser Mangel aber zu gegebener Zeit einmal über einen geeigneten Ergänzungsband zur SKA auszugleichen).
 
Ein vorläufig Letztes noch als skizzenhafte Anmerkung:
Was in meinen Augen bisher im Umgang mit dem Vortragswerk Rudolf Steiners viel zu wenig Beachtung gefunden hat ist der Umstand, dass Rudolf Steiner möglicherweise „alle“ seine Vorträge dezidiert nur an wenige einzelne Teilhabende seiner Vorträgen gesprochen hat. Die übrigen Zuhörer waren deshalb nicht ausgeschlossen, sondern eingeladen sich diesen sehr individuellen Fragehintergrund der jeweiligen Vorträge vorgängig verstärkt erst zu erschliessen, also eine noch um einiges mehr gesteigerte Bewusstseinsarbeit in Anschlag zu bringen. 
Diese auf wenige Einzelne hin ausgerichtete Sprechweise Rudolf Steiners ist aber aus meiner Sicht mit zu berücksichtigen um verwendete Bilder Rudolf Steiners in ihrem Frage-Kontext zu halten und von dort her zu verstehen. Seine Vorträge könnten also sehr viel mehr Individualdokumente und „weniger bis keine“ Allgemeindokumente, wie bisher angenommen, sein.
Von dieser Ausgangslage her betrachtet ist das Vortragswerk Rudolf Steiners also alles andere als ein einfach kommensurables Etwas. Es ist keine Stangenware, die Du Dir, wenn auch mit Fleiss einfach so reinziehen, bzw. mehr oder weniger leichthin erarbeiten kannst. Sie ist unabhängig von ihrem jeweils individuellen Fragehintergrund und vordergründig darüber hinaus im einzelnen Fall vielleicht auch „leicht erscheinenden“ Zugang in jedem Fall Schwerstarbeit. 
Schwerstarbeit in dem Sinne, dass Rudolf Steiner ein siebzig Mal lesendes Durcharbeiten nur eines einzelnen Vortrages als unzureichend angesehen hat. Warum: Weil bevor sich durch die jeweilige Arbeit an einem Vortrag kein von Fall zu Fall tieferes Bewusstseinserleben einstellt dieser Vortrag nicht als durchgearbeitet gelten kann. 
Heute, da Rudolf Steiner nicht mehr lebt, ist die eigene Prüf-Latte hier eher noch höher zu hängen als zu seinen Lebzeiten, sie hängt im gleichen Masse aber auch tiefer dort wo durch Selbstkritik sich Tore in erweiterte Bewusstseinsräume öffnen, wenigstens für den, der darauf hinschauen mag.

Ein anderes ist die authentische Quellenlage jedes einzelnen Vortrages. Wer einmal mit der Transkription von stenographischen Vorlagen befasst war, der weiss um die Deutungsproblematik, die mitunter durch recht individuelle Kürzel des Stenographen sich bei der Transkription ergeben können. 
Ein weiteres Problem der stenographischen Transkription stellen darüberhinaus durch Marie Steiner (?), um der besseren Lesbarkeit willen vorgenommene sprachphilologische Kürzungen im authentischen Sprachfluss Rudolf Steiners dar. Karl Ballmer hat zu seinen Lebzeiten in unbequemer Weise auf diesen Tatbestand hingewiesen und Einzelfälle zu begründen gesucht durch die sich eine veränderte Verständnislage in seinen Augen einstellte. 
Schaue ich mir diesen Tatbestand an, so scheinen in meinen Augen, trotz aller bisher aufgewendeten Arbeit bei der Herausgabe des Vortragswerkes Rudolf Steiners, durchgängig wissenschaftlichen Standards genügende, wie auch bewusstseinsgenetisch durchgearbeitete, sprachphilologisch auf den ursprünglichen Sprachfluss Rudolf Steiners hin ausgerichtete Autographen der einzelnen Vorträge noch nicht in jedem Falle vorzuliegen. 
Es steht also noch sehr viel innere und nach aussen hin gerichtete Arbeit an. Einzelne Worte aus Vorträgen Rudolf Steiners heraus zu zupfen und daran Interpretationen zu knüpfen, stellt für mich keinen wissenschaftlich exakten und vor dem ethischen Individualismus ehrlichen Umgang mit dem Werk Rudolf Steiners dar, wie er letzteren selber vorzuleben suchte. 
Bewusstsein werde Leben, jetzt, war der unüberhörbare Ruf seiner letzten Lebenszeit, den er uns als sein inneres Testament hinterliess. Haben wir ihn gehört?

Ich grüsse Dich,
 Bernhard Albrecht

(1) Siehe Thomas Nagel: Der Blick von nirgendwo, 
Suhrkamp 
Taschenbuch Wissenschaft 2035,
 Frankfurt am Main 1. Auflage 2012


Tomtetom an Bernhard Albrecht Hartmann • vor einem Monat 

Hallo Bernhard, 
nur kurz...glaubst du dass Steiner wirklich durchweg aus (s)einer wie auch immer gearteten Bewusstseinsseele, also völlig bewusst, gesprochen und gedacht hat? Siehe u.a.(!) die Volkseelen-Vorträge in Skandinavien...Und kann man nun WIRK-lich gerade in diesem Zyklus, alles dem Stenographen oder Marie St. vorwerfen, diese hätten da Fehler gemacht oder geglättet? Und hätte er dann nicht wenigstens ein vorschnelles Veröffentlichen verbieten müssen oder hier und da auch selbst mal hätte reflektieren oder gar im Vortrag etwas demütiger auf seine ganz persönliche Sicht hinweisen sollen, als bewusster Öffentlichkeits-Mann?

Aber vielleicht mag ja vieles für ihn einfach DOCH seiner Vorstellung und Definition von Bewusstseinsseele oder gar Hellsicht entsprochen haben? ... wer weiss ;)
Objektivität, also bewusstes Abwegen, auch realistisches - Vorurteil freies Völkerwissen etc. etc. -hatte er es wirklich? 
Und war er denn wirklich von der Dualität befreit?

War er eventuell sogar in einigen Teilen polarisierend, auch aus einem gewissen „Hellseher Affekt" oder einem Wissensmangel heraus, weil er andere Kulturen und Völker gar nicht richtig kannte?

Dann sprach er mal vom Leichnam bezüglich der französischen Sprache und grauen Mulatten-Kindern im Mutterleib einer vielleicht sogar kulturinteressierten Schwangeren etc. etc.. Wahr, unwahr? Oder nur platt abwertend?

Ich bin sehr dafür, dass das Thema Bewusstseinsseele weitergedacht wird, auch selbstkritisch (überhaupt, war Steiner selbstkritisch und reflektierend?)

Aber ein halbwegs gesundes Urteil bzw. ein Einordnen dessen was mir begegnet, was mich interessiert und dies zu prüfen (O-ton Steiner) gehört auch dazu...sicher auch zum Werden einer Bewusst-Sein-s-Seele...in diesem Punkt sollte man Steiner nicht auf ein allzu überhöhtes Podest stellen und dem Stenographen und Marie für vieles verantwortlich machen...zu eindeutig

Beste Grüsse...


Tomtetom • vor einem Monat 
verschiedene Definitionen der Bewusstseinsseele nach Steiner, auf Anthrowiki: 
https://anthrowiki.at/Bewusstsein

Michael Eggert Mod an Tomtetom • vor 25 Tagen • edited 

Für mich ist es die selbstreflektierte intellektuelle Distanz, die gerade dadurch, dass sie sich selbst mit im Auge hat, über die seelische Korruption hinaus wächst- und damit auch so unabhängig und stark wird, dass sie ertragen kann, das Tat Twam Asi ins Auge zu nehmen: Ihr eigenes Lichtwesen, das aus sich selbst besteht. Das reine Erkenntniswesen, das im Herz- Chakra pulsiert, aber nirgends zuhause ist. All die Illusionen, die jeder/ jede aufbaut, um den Schmerz zu vermeiden, diese nackte Existenz zu erkennen.



Tomtetom an Michael Eggert • vor 25 Tagen 

Hallo Michael, 
empfindest du innerhalb oder bei dieser Distanz auch so etwas wie Absichtslosigkeit? Ich frage deshalb, weil doch
fast jeder Mensch noch gewiss so seine Intentionen und Motivationen hat...wir schreiben ja auch hier und haben dabei unterschiedliche Meinungen bzw. Betrachtungsweisen, auch kritische usw. und setzen uns auseinander mit diversen Dingen und Menschen...Also, da sehe schon gewisse individuelle Ansprüche an das Leben oder auch explizit an aktuelle, gesellschaftliche Ereignisse usw...
Kann man da denn überhaupt völlig distanziert sein und gleichzeitig nah dran und mittendrin (auch mitempfindend) - mit einer, ich sag mal - Steiner gemässen Bewusstseinsseele? 
H.Gruss



Michael Eggert Mod an Tomtetom • vor 25 Tagen 

Was ich beschrieb, ist ja ein Ausnahmezustand, der tatsächlich absichtslos und entspannt ist, sogar belebend. Man geht in ein Weben und Wogen, als ob man schläft. Es ist mit der Welt der Pflanzen verwandt. Danach kehrt man ja aus diesem Empfinden zurück ins Tagesbewusstsein. Wir kennen das alle vom Erholsamen des Schlafs her, vom Erfrischenden des Loslassen.



Tomtetom an Michael Eggert • vor 24 Tagen 
Danke, das kann ich sehr nachvollziehen.
So gesehen wäre dieser Ausnahmezustand (Bewusstseinsseele, höheres Ich usw.) für dich eher kein statischer Dauerzustand, sondern eher ein Werden oder ein Wechselspiel beider Ebenen? Ich frage deshalb weil man ja häufig davon ausgeht (in spirituellen Kreisen), das alte Ich komplett zu transformieren oder zumindest zu kultivieren, um dann dauerhaft aus dieser Bewusstseinsseele zu leben usw..

Michael 

Eggert Mod an Tomtetom • vor 24 Tagen 

Ich denke, es gibt mehrere Ebenen, die sich berühren im Bewusstsein. Die tieferen sind immer essentieller, schaffender, aber auch fühlender und willenhafter werden, ohne jemals aus dem wachen Bewusstsein heraus zu gehen. Das ist nun mal die Essenz unseres Seins, und das Leben selbst ist nur eine weitere, andere Seite. Das Gefühl, körperlich zu existieren bzw. zu denken, ist eine Variante dieses Bewusstseins, aber angereicht mit Selbstfühlen und daher (buddhistisch) Leid. Man kann nur vermuten, dass es bezüglich der Tiefe der Bewusstseinsebenen keine Grenze gibt.



Tomtetom an Michael Eggert • vor 24 Tagen 

Danke! O ja, Buddhas Mitteilungen bezüglich Leid sind ja vielzählig, fast unendlich, an denen man sich wenn man gewillt ist, quasi entlang hangeln kann bewusstseinsmässig um es verinnerlichen. Mit dem Selbstfühlen ist es dennoch so eine Sache finde ich...
Da ja ein Selbstfühlen im täglichen Leben durchaus oder zunächst seine Berechtigung hat (aber natürlich kennt es auch Auswüchse)..Auch liegt ja das feine Gespür, die Intuition usw. nah am Herzchakra und da kann es ja durchaus zu Vermischungen kommen...Wiederum, einige Suchende und Feinfühlige unterdrücken auch gerne mal ihre Gefühle oder haben sie noch nicht mal richtig gelebt...halten z.B. unnötig lange still um des Friedens willen, mögen sich nicht abgrenzen usw..
Was hälst du denn in diesem Zusammenhang und allgemein von dem Begriff - Lebensfreude bzw. Freude, Heiterkeit usw. Kann es oder muss es da immer um Höheres gehen? Vielen Menschen mangelt es ja genau daran (nicht nur Otto Normal) - insbesondere im Beruflichen bei mangelnder Wertschätzung und Ausbeutung etc.(laut Kassenstatistik)...die Psychiater, Neurologen und Psychologen haben sicher gerade Hochkonjunktur...Nur denen kann man ja nicht unbedingt mit Buddha und Leid kommen, manchmal hilft da nur Serotonin, Ruhe und positives Zusprechen...

Michael Eggert Mod an Tomtetom • vor 24 Tagen 

Ne, so wie ich das beschrieben habe, ist es halt das, wie es sich mir erschlossen hat. Wer es wie auch immer greifen kann (festhalten kann man es eh nicht), sollte es auf die ihm/ ihr eigene Art machen, ob in Lebensfreude, Spazieren, Musik, Reiten, malen, Kunstgenuss, Reisen, Kommunizieren, wie auch immer. Zugänge gibt es so viele wie es Menschen gibt. Selbstverständlich.



Tomtetom an Michael Eggert • vor 24 Tagen 
☆🙂☆
 



Lieber Bernhard Albrecht, offenbar treibt es Dich um, die "Ungereimtheiten" in Steiners Werk, von denen sicherlich auch hier im Blog an manchen Stellen die Rede war, auf denkbar komplizierteste Art und Weise aufzulösen; vor allem dadurch, dass der Zugang (z.B. von Philologen) von Dir als nicht relevanter eingeschätzt wird. Aber selbst für absolute Steiner- Kenner - so Deine Darstellung- eröffnet sich der Zugang zu seinem Werk deshalb nicht, weil nicht berücksichtigt werden könne, wen er mit seinen Worten eigentlich adressiert haben könnte. Damit, freilich, begibst Du Dich in babylonische Sprachgewirr- die Intentionen Steiners seien derartig individualisiert gewesen, dass selbst Eingeweihte und Sprachgelehrte zu einem angemessenen Verständnis nicht in der Lage sind. Wer aber ist es dann? Wer bleibt übrig, diese überaus exklusive Aufgabe zu erfüllen? Müssen die Sprachgelehrten selbst zu einer Art Eingeweihten-der-Sprachgelehrten werden, damit Steiners Worte auf dieser Ebene noch Sinn machen? An wen richtet sich dann sein Werk eigentlich? Ist es nicht das eigentliche anthroposophische Problem, dass es bereits viel zu viele Elfenbeintürme gibt, in denen höchst eigenwillige exklusive (sich exklusiv fühlende) Eingeweihte ihre Deutungshoheit zelebrieren? Erstickt nicht die ganze Bewegung an ihren gefühlt exklusiven Zirkeln? Macht es da Sinn, nach einer Kaste-in-der-Kaste zu verlangen, die dann endlich (angeblich), den "wahren" Zugang zur Deutung findet- den, der ohne Widerspruch ist? Ich bezweifle, dass das Sinn macht. Mit schlichten Grüßen, Don Michele

Lieber Michael
Nun, ich will Dir gerne als Punching Ball dienen, solange Du es brauchst. Arbeite Dich also weiter an mir ab. Ich will mich daher gegenüber Deiner erneuten Anmache hier auch nicht rechtfertigen. Deine eigenen Fehler zu bearbeiten ist Deine Aufgabe - ohne weitere Hilfestellungen meinerseits. Mir ein Sagen zu unterstellen ist zweifelsohne einfacher, als meine Äusserungen  genau zu lesen und nicht "narrativ" einfach schlammpig darüber hinweg zu gleiten und aus dieser Deiner inneren Schlammperei Gedankenverbindungen zu kreieren, die geradezu krotesk jenseits jeglichen Wirklichkeitsbezuges daherkommen. Weiter so also, bis im Rückfluss Deine eigenen Ergüsse Dir das Maul stopfen. Und das wird, im Sinne des unausweichlichen "Erkenne Dich selbst" geschehen.
Ich grüsse Dich,
Bernhard Albrecht

Michael Eggert Mod an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 15 Tagen
Drei Meister vom Himalaya
Die machten Hitler sonnenklar
Ermorde erst Millionen
In Shamballa zu thronen.
Dem Hitler mit dem hohlen Hirn
Hat’s kurz geblitzt
In seiner Stirn.
Die dunkle Sonne seiner Macht
Hat halb Europa umgebracht
Außer das ist sonnenklar
Wenn man blond und arisch war.
Der Anthroposoph der hebt so gerne
Den Massenmord ins Reich der Sterne.

Rudolf an Michael Eggert • vor 14 Tagen • edited 
Immer wieder und immer nur diese bitterbösen Anthroposophen. Geradezu grauenhaft!
Böser geht's ja kaum noch! Lasst uns also doch diese ewigen Verklärer des Massenmords (zumindest geistig) vernichten!
Auch wenn natürlich seit langem klar ist, dass Fragen stellen an sich auch schon böse und untermenschlich ist....
Sind hier die Anthroposophen im Allgemeinen gemeint, oder nur einige wenige oder ein bestimmter? Und wenn ja, wer sind diese?
Oder soll angedeutet werden, dass die Anthroposophie im weiteren Sinne, oder als Teil davon, allein schon die Hinweise Rudolf Steiners auf die durch Verinnerlichung geistiger Prinzipien und deren Wirkungsmechanismen hervorgerufenen potentiell auch negativen Folgen und Entwicklungen (sprich "Geheimnisverrat") ebenfalls bitterböse ist, bzw. sind?



Michael Eggert Mod an Rudolf • vor 14 Tagen 
Der Knüttel-Vers ist nur als Replik auf Bernhard Albrechts Lamas zu betrachten, die Hitler inspiriert hätten. Der knitterige Vers bezieht sich daher auch nur auf Anthroposophen, die an derlei Legenden glauben und sie tradieren. Nach meiner Erfahrung gibt es diesbezüglich eine hohe Quote. Aber quantitativ bemessen kann ich es natürlich nicht wirklich.



Bernhard Albrecht Hartmann an Michael Eggert • vor 14 Tagen • edited
Michael
, Du hast Dir soeben den Orden am blauen Band für: „Brachiales Hau Drauf“ verdient. Ich gratuliere. Wisse: Dieser Orden wird nur alle 10 Jahre verliehen für wirklich herausragende Lebensleistungen, wie z.B. dialogisch groteskes Danebenschiessen und unsachliches Auslesen der tatsächlichen Spurenlage.
 Weil ich Dich vom Grunde her wertschätze, darum sage ich Dir das. Es schmerzt mich, dass Du Dich hier öffentlich so unsäglich selbst bekleckerst. Halt also bitte öfter Mal die Klappe.
"Für mich ist es die selbstreflektierte intellektuelle Distanz, die gerade dadurch, dass sie sich selbst mit im Auge hat, über die seelische Korruption hinaus wächst- und damit auch so unabhängig und stark wird, dass sie ertragen kann, das Tat Twam Asi ins Auge zu nehmen: Ihr eigenes Lichtwesen, das aus sich selbst besteht. Das reine Erkenntniswesen, das im Herz- Chakra pulsiert, aber nirgends zuhause ist. All die Illusionen, die jeder/ jede aufbaut, um den Schmerz zu vermeiden, diese nackte Existenz zu erkennen." (Michael Eggert)

Das Tat Twam Asi in den heutigen dialogischen Prozessen ins Auge zu nehmen … ? Dass das so geht wie Du es hier getan hast, das wirst Du im Nachklang wohl kaum unterschreiben können.

Ich grüsse Dich,
B.A.

Nachtrag: Meinen Verweis auf die Grünmantel Lamas habe ich aus dem Vortrag eines Historikers. Leider besitze ich die Schreibmaschinen Kopie dieses Vortrags mit Quellenverweisen nach 40 Jahren nicht mehr.

Tomtetom an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 14 Tagen
Bernhard, "Verklebung durch die - Verstandesseele", wie du es oben in etwa nennst, ist meinem Empfinden und meiner Einsicht nach, eine viel zu pauschale und in Teilen unkorrekte Bezeichnung.

- Bewusstmachung - trifft es da schon eher, finde ich… Und das geschieht mit mehreren Organen, nicht nur mit dem Verstande, der ja ein wichtiges Werkzeug darstellt, übrigens auch als Spiegelorgan.
Oder allgemein ausgedrückt - wenn nicht mit Steiner, dann mal mit Paulus:
"Prüfet alles und das Beste behaltet."
H. Gruss

Bernhard Albrecht Hartmann an Tomtetom • vor 9 Tagen 
"Verklebung durch die Verstandesseele" habe ich zu keiner Zeit gesagt. Vorstellungsverklebung, was ich sagte, ist nicht einmal "in etwa" das Gleiche.

Den Wegen eigener Vorstellungsbildungen und damit einher gehend möglicher Vorstellungsverklebungen nach zu gehen ist harte innere Arbeit, zieht schmerzhafte Desillusionierung nach sich. Wenn ich da mit einem "so Ungefähr Gesagten" beginne, habe ich mir selbst gegenüber auch nicht, wie mir scheint, von Anfang an jene Strenge im Anschlag, die zur Entflechtung des "Gemischten Königs" nötig ist.
Denn darum geht es in der Belichtung von "Vorstellungsverklebungen."

Bernhard Albrecht



Tomtetom an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 8 Tagen 

Okay Bernhard!

Es kam mir vielleicht nur etwas negativ behaftet vor (Ego etc.). 
Du hattest es auch sogleich und eng in den Kontext gebracht mit dem Gedanken Steiners, mit dem: "Daher die Aussage R.St - Alles Vermeinen, alle Vorstellungen müssen verbrannt, einer inneren Wandlung unterzogen werden" usw.
 Also, ich sehe hier gewisse Gefahren... Unter anderem den vorschnellen Verlust des Potenzials der Verstandesseele z.B. als analytisches Spiegel oder Prüforgan inklusiv Ästhetik und Ethik im Verbund mit Herz und Intuition... Und zum anderen traue ich dem Braten grundsätzlich nicht so ganz, auch nicht dem, hierdurch ausschliesslich

zu Kamaloka-erlebnissen zu gelangen (oder gar hellsichtig zu werden?). Denn wir alle haben ja ein Gewissen und dieses Etwas, diese Gewiss-Heit muss doch nicht zwangsläufig durch Verbrennen aller Vorstellungen zum Leuchten gebracht werden...Ich vermute sogar, dass nicht Wenige daran zerbrechen oder weltfremd werden durch ein Zuviel oder gar in die Fänge falscher Propheten gelangen, weil sie vorschnell alle Potenziale entsorgt haben.
H.Gruss



Tomtetom an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 8 Tagen
Nachtrag bezogen auf meine letzte Antwort oben. 
Ich könnte also für mich sagen: Ich verbrenne durchaus - zumindest nach und nach - gewisse Vorstellungen und empfinde das als wohltuende Befreiung. Dazu gehören aber auch Vorstellungen und Ratschläge die mir in Teilen von Autoritäten sozusagen VOR-gestellt werden, um ein gewisses Ziel zu erreichen...
Egal ob nun esoterische Lehrer als Autoritäten oder Ärzte in weissen Kitteln, Lehrer in der Schule, Politiker usw.

Tomtetom an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 7 Tagen
Hallo Bernhard,
Nachtrag noch zu Verstandesseele. Hierzu eine Definition auf Anthrowiki: https://anthrowiki.at/Verst...
Sehr interessant... Auch deshalb, weil ich diesbezüglich den Schwerpunkt mehr im analytischen Intellekt sah oder erinnerte. Steiner beschrieb die Verstandes -oder Gemütsseele doch sehr differenziert. Damit kann ich a.j. Fall jetzt mehr anfangen..
H.Gruss

Tomtetom • vor 8 Tagen
... Vermeinen sollte es heissen ...

Bernhard Albrecht Hartmann an Tomtetom • vor 8 Tagen 

"... vorschnell alle Potentiale entsorgt haben."
Nun, wenn du wirklich ein wenig intensiver in den "Prozess" der Vorstellungsverbrennung gewillt bist einzusteigen, dann führt Dich das nicht zu einem Verlust aller Potenziale, sondern in der dynamischen Umwandlung derselben zu einem Kraftgewinn in Bewusstheit.
Zudem: das Gewissen wird dadurch noch viel sensibler und vor allem unabhängiger von Ego-Banden. Durch das Herz kann im Sinne Deines Dialogs oben mit Michael (Tat Twam Asi) das reine Erkenntniswesen in Erscheinung treten. Du wirst mehr und mehr fähig dieses reine Erkenntnisweg aus dem inneren Dialog, dem inneren Erfahren heraus in äussere Dialoge hinein zu übertragen.

Bernhard Albrecht



Tomtetom an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 8 Tagen 
Also, ich persönlich habe einen ganz guten Weg für mich gefunden, z.B. mit Vorstellungen, vor allem falschen, Vorstellungen, umzugehen.

Wenn du damit was du hier zum Ausdruck bringst anhand Steiners Aussagen, gut fährst, dann ist doch gut.

Ich vertraue auf meine Art meinem eigenen Gewissen (im Verbund) und versuche z.B. zu unterscheiden was Konvention und Erziehung, aber auch was insgesamt zu VIEL sogenanntes schlechtes Gewissen und somit Abhängigkeit bedeutet und bewirkt im esoterischen Lehrer/Schülerbereich...Das sind für mich oft langwierige Prozesse bis zum endgültigen Annehmen oder Ablehnen bzw. Loslassen und Freisein ... das nenne ich Gewiss-Heit. Und in der Praxis wird man ja auch fast täglich damit konfrontiert im Miteinander, in der Partnerschaft usw.
Umgekehrt prüfe ich nat. Steiners Aussagen auch so gut es geht, auch inwiefern SEIN Gesagtes mit der Praxis übereinstimmt.
Muss ganz ehrlich sagen, da fahre ich doch gerne mit Vorsicht und angezogener Handbremse, bevor ich mich mit Haut und Haar einlasse oder sogleich alles für wahr halte ...


Bernhard Albrecht an Tomtetom heute
"Für wahr halten?" Tue ich das?
Sich für eine geistesgegenwärtig willensgeleitete Bewusstseinshaltung einzusetzen verträgt sich in meinen Augen ganz und gar nicht mit etwas "für wahr halten."
Ich denke Mal, da besteht noch länger anhaltender Bedarf an Nachdenken über meine Art zu denken - so Du das wirklich zu ergründen wünscht. Denn das könnte nämlich von einem bestimmten Augenblick an eine ganz schöne Achterbahnfahrt mit Überschlägen in Deinem Denken auslösen.
Ich grüsse Dich,
Bernhard Albrecht