Dienstag, 16. April 2013

Eine Antwort

auf den Eintrag vom 16.04.2013  http://www.dashieristkeinblog.blogspot.com 

Du bist nicht unsichtbar, denn Du schreibst für Deinen Blog, wirst sichtbar in dem, was Du schreibst. Ich und wer weiss wie viele andere tun genau in diesem Augenblick Kontakt mit Dir aufnehmen, indem sie lesen, was Du uns über Deinen Blog anvertraust. Wir gehen in Fühlung mit Dir, spüren durch Deine Worte hindurch Deinen Atem, nehmen Deine Beklemmungen wahr und Dein Stehen, zitternd auf schwachen Füssen.
Erinnere Dich, so wie Du jetzt stehst, bist Du vor langer Zeit einmal in Deinem Kinderbett gestanden und hast Dich mit aller Macht in diesen Stand, auf diese Deine wackeligen Beine hochgezogen. Damals war da keine Panik, nur ein unendlicher Drang diese Welt jenseits der Gitter Deines Bettes für dich zu erobern, einen festen Stand in ihr zu finden.
Was zwischen damals und heute geschehen ist, das hat Dich vielleicht entmutigt, die Kraft aber, die Dir damals verhalf in die Aufrechte zu gelangen, sie ist noch immer da. Sie schlummert tief unten in Dir, weil du glaubtest durch bestimmte Ereignisse in Deinem Leben sie dort hin zurückdrängen zu müssen, aber sie ist da, denn sonst würdest Du nicht so schreiben wie Du schreibst.
Du beobachtest Deine inneren Zustände sehr differenziert. Schau Dir das einmal an. Es gibt viele Menschen, die das nicht annähernd so gut können wie Du. Wenn das nicht ein Anzeichen von einer grossen Kraft ist, über die Du verfügst, in dieser Schwäche noch so klar die inneren Zustände Deiner Seele in Worte zu fassen.
Spüre diese deine Kraft und lenke sie von unten durch Deine Beine in Deinen Körper. Stehe auf und gehe. Es warten da draussen, jenseits des Niemandslands viele Menschen auf Dich, die von den leidvollen Erfahrungen einer Siegerin über sich selbst lernen wollen ihr eigenes Leid mit ihrem Körper und ihrer Seele zu bewältigen.
Ja Inka, Du bist schon jetzt eine Siegerin, indem Du schreibst wie Du schreibst. Steh auf und feiere Deinen Sieg über Dich selbst, Du hast die Kraft dazu!
Niemand ist hier irgendjemand, wie Du so schön sagst. Und weil das so ist, Du eingeschlossen, niemand hier irgendjemand ist, erlaube der Kraft in Dir sich zu zeigen und tritt als Inka die Siegerin in Erscheinung.
Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht

Donnerstag, 11. April 2013

Zuruf


Es sind nicht andere "qualifizierte" Menschen, die über "mich" so dies und das denken könnten, es bin immer nur ich der im Begegnen eines anderen Menschen, auf welche Weise auch immer, in den Spiegel schaut und "sich selber begegnet.“ Der andere Mensch sagt mir gar nichts, auch wenn es so erscheinen mag, es bin nur immer ich, der sich etwas zuspricht oder auch nicht, je nach dem wie tief ich bereit bin in den Spiegel zu schauen, darin einen für mich anstehenden Entwicklungsschritt konstatiere und "meinem" Anschauen folgend das Notwendige in die Wege leite.
Wenn ich den Augenblicken, in denen ich einem anderen Menschen begegne, auch nur ein ganz klein wenig vor mir selber innerlich zurück trete, mich unbefangen dabei selber in den Blick nehme, dann kann ich das, "mit einer gleichsam naturwissenschaftlichen exakten Sachlichkeit auf die Phänomene hin" feststellen. Tue ich das nicht, dann wird mir früher oder später klar werden, dass ich ein Träumer war. Nicht weil der andere Mensch das von mir denkt, sondern weil ich in diesem Augenblick noch nicht bereit war, es noch nicht konnte, tiefer in den Spiegel zu schauen. Es ist alles eine Frage der Entwicklung, des inneren Wachsens und wachsen und entwickeln tust Du Dich dadurch, dass Du fällst, Dir mehr oder weniger erheblich weh tust, vielleicht deshalb, weil Du zur rechten Zeit nicht wachsam, nicht achtsam genug für das warst, was Dir im Spiegel vor Augen getreten ist, Du etwas beiseite gewischt hast.
Nicht der andere Mensch ist der "Qualifiziertere". Dadurch, dass ich lebe, stehe ich vor der Notwendigkeit mich selber zu qualifizieren, sonst lebe ich, genau besehen" nicht wirklich. Entwicklung, die daraus resultiert, dass ich in den Spiegel schaue, diese Art von innerer Regsamkeit macht mich erst zu einem authentischen Menschen. Auf dem Weg dort hin kannst Du machen, was immer Du willst. Dein innerer Spiegel begleitet Dich geduldig auf dem Weg Deines Erwachens zu Dir selber hin.
Wenn Du magst, dann lies einmal den Roman von Franz Kafka: "Der Prozess." Die Beschreibung eines inneren Prozesses und seiner Auswirkungen, wenn ein Mensch zu sehr den tatsächlichen Hinweisen im Blick auf den eigenen inneren Spiegel ausweicht. Welche Verwicklungen sich ergeben, wenn hier immer wieder Augen Wischerei betrieben, alle möglichen anderen "qualifizierteren" Menschen in die Verantwortung gerufen werden, nur um meiner alleinigen Selbstverantwortung für mich wieder ein Stück des Weges aus dem Weg gehen zu können.
Erwachsen bin ich, wie landläufig so gedacht wird, nicht mit 21 Jahren, sondern werde ich „ein Leben lang“ in dem Masse, wie „ich mir zu wachse, also zu dem er-wach-se," der ich im Grunde meines Wesens von allem Anfang bin. Leben in dieser Welt heisst, sich „ent-falten,“  dem Ego-Ei entschlüpfen als ein Ich. Mit 21 Jahren endet die Verantwortung der Eltern, bin ich gefordert Schritt für Schritt Selbstverantwortung für alles und jedes zu übernehmen. In dem Masse wie mir das gelingt qualifiziere „ich“ mich als Mensch.
Indem ich „Ich“ sage bin ich noch nicht Ich, ich bin auf dem Wege meine Ich-Kraft zu entfalten, mich als Ich bewusst zu etablieren. Zu tun, was ich will, bedeutet ab dem 21 Lebensjahr das Fallen in einem tieferen und weiteren Sinn zu lernen und damit umzugehen. Tue also weiter, was immer Du willst, vergiss dabei nur nicht das Lachen über die Verrenkungen und Verwicklungen, die Du Dir selber dabei verursachst, wenn Dich Dein innerer Spiegel dann gelegentlich auch etwas unsanft darauf aufmerksam macht. Du wirst es schon merken, wie entwicklungsfördernd das Lachen über sich im rechten Augenblick sein kann, neben der Strenge des Lebens die Leichtigkeit, beides im rechten Gleichgewicht, nicht ausser Acht zu lassen.
Und noch einmal, ich bin nicht einer von den „Qualifizierteren,“ auf die Du leise mit Deinem Finger hin deutest. Ich lese das, was Du sagst und schaue dabei in „meinen inneren Spiegel.“ Schaust Du wirklich sachlich exakt auf das hin, was ich sage, so ist damit kein Urteil über Dich verbunden. Dieses Urteil Dir zu zu sprechen steht allein Dir zu. Hier bist Du keinem Richter unterworfen als Dir allein (siehe Kafka: Der Prozess). Dass dies so ist, darin liegt auch die Würde des Menschen in seiner tiefsten Bedeutung begründet.
Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht

Samstag, 6. April 2013

Etwas über die Bedeutung des Fragens

Es ist eine, wie mir scheint, heute jedermann zugängliche Erfahrung, dass, so mir eine bestimmte Auffassung aus meinem sozialen Umfeld zugetragen wird, die mir unverständlich erscheint, mit der ich mich auf ein Erstes hin nicht vollumfänglich verbinden kann, zu der ich also in einer gewissen Nicht-Übereinstimmung mich befinde, dass ich geneigt bin diese Nicht-Übereinstimmung durch geeignete Argumente nach aussen hin, also in einer Auseinandersetzung mit dem Meinungskontrahenten auszutragen suche.
In Anbetracht einer derartigen Erfahrung sich selber in Frage zu stellen, erscheint eher seltener die erste Option zu sein, wie einer Nicht-Übereinstimmung begegnet wird.
Der erste Blick gilt zumeist dem, worin ich mich argumentativ von dem Gesagten des anderen Menschen unterscheide. Nicht das Übereinstimmende seiner Rede mit meiner Auffassung gerät ins Zentrum der eigenen Betrachtung, sondern das, was sich von meiner Auffassung zu dem angesprochenen Thema abhebt, was einen Missklang im Verhältnis zu meiner Auffassung erzeugt hat. Diesen Missklang zu beseitigen ist also das erste Anliegen.
Und genau das ist es, was allzu viele Diskussionen so schwer zu einem wirklichen, einem wirkkräftigen Ende kommen lässt. Die einzelnen Mitglieder derselben sind sich selbst nicht bewusstseinsmächtiger Mittelpunkt, sie agieren auf dieses oder jenes Gegenüber hin, aber nicht lebensecht und nondual aus sich heraus.
Nicht wenige soziale Gemeinschaften (von ganz kleinen privaten bis zu Staatsgebilden hin) ächzen heute geradezu beängstigend in ihren inneren Gefügen. Die tieferen Ursachen derenthalben das so ist scheinen mir jedoch nur selten wirklich gesehen zu werden und so doch, dann werden sie, wie ich aus zahlreichen eigenen Erfahrungen heraus weiss, mit einer ungenügend vernetzten individuellen, wie in Gemeinschaft untereinander verbundenen Sachlichkeit, Herzensgüte und Ressourcen Orientierung angegangen.
Dreigliederung als verinnerlichte Lebensgebärde.
Mangelnde Sachlichkeit und innere Feigheit, als eine dem eigenen Herzen gegenüber geschlossene Haltung nach aussen hin, sind aus meiner Sicht wesentliche Ursachen, dass so viele Misthaufen in sozialen Einrichtungen Fortbestand haben können auf denen Platzhirsche ihre Burgen errichten und mitunter beinahe endlos halten können.
Wenn ich mich aber selber nicht in Frage stellen kann und durch ein derartiges mich in Frage Stellen durch innere Nullpunkte immer wieder hindurch gehen konnte, dann kann ich in sozialen Zusammenhängen auch nicht wirkkräftig, d.h. mit Achtung vor der Würde des anderen Menschen tätig werden und sein.
Es kann doch nicht darum gehen  Menschen in sozialen Zusammenhängen aus dieser oder jener Position heraus zu drängen, selbst wenn noch so vieles für eine Notwendigkeit in dieser Richtung sprechen sollte. Der soziale Unfriede, vielleicht sogar die äussere und noch schlimmer die innere Spaltung einer sozialen Gemeinschaft begünstigt nur Kräfte, in deren Windschatten sich ein neuer Platzhirsch etablieren kann.
Soziale Kunst fusst auf der Fähigkeit Fragen so zu stellen, dass sie andere Menschen in die Lage versetzt sich selber in Frage stellen zu können.

© Bernhard Albrecht, 06.04.2013

Freitag, 5. April 2013

Offener Brief

Vorbemerkung: Die Begegnung mit einer Reihe junger Menschen in der letzten Zeit veranlasst mich auf einige Fragen, die in diesem Zusammenhang aufgekommen sind in der Form eines „Offenen Briefes“ zu antworten, da mir die Zeit nach allen Seiten zu antworten gegenwärtig nicht gegeben ist.

Ja „der Körper ist ein Tempel und wir sollten ihn hüten.“ Der Körper will sein ein Tempel für den Geist, wenn aber der Körper nicht kraftvoll durchgebildet ist, dann kann er auf Dauer auch keine wirksame Wohnstatt für den Geist sein. Der Geist braucht einen gesunden Körper, damit er durch ihn in Erscheinung treten kann. Es gibt heute genug Verwirrung und Bewusstlosigkeit auf der Welt und das liegt nicht wenig daran, dass allem Anschein nach eine zu grosse Anzahl von Menschen ihren Körper mehr in ihrem Alltag hinter sich her schleppt, anstatt ihn zu einem echten Werkzeug für den Geist zu formen.
Du musst dazu aber nicht zum Meister in bestimmten sportlichen Disziplinen werden, sondern einfach achtsamer in Deinem Alltag mit ihm umgehen, sportliche Betätigung kann Dir helfen. Übertreibung wirkt aber hier, wie überall sonst, auch wieder kontraproduktiv. Im Grunde kommt es auf mehr Achtsamkeit an in dem, was Du mit Deinem Körper tust. Und Du tust den langen Tag lang sehr viel mehr mit Deinem Körper, als wovon Du ein Bewusstsein hast. Salopp gesagt, Dein Körper läuft eben gerade so mit.
Mal ganz ehrlich betrachtet, möchtest Du, dass in einem Dir lieben Menschen die Empfindung aufkommt, Du liefest ihm/ihr einfach nur so hinter her ohne wirklich dabei zu sein? Aber genau diese Empfindung hat Dein Körper von Dir. Er fühlt sich zu wenig wahrgenommen, es fehlt ihm die Achtsamkeit im Umgang mit ihm.
Du läufst sicher täglich mindestens einmal zur U-Bahn oder einem sonstigen öffentlichen Verkehrsmittel, um Deinem Studium oder einer Arbeit nach zu kommen und benützt auf diesem Wege vermutlich auch eine Treppe. Bist Du dabei schon einmal die Treppe so hinunter gegangen, dass Du gespürt hast, was Du da tust? Vermutlich nein! Deine Gedanken sind irgendwo voraus geeilt und Dein Körper ist hinter her gehoppelt. War/ist es nicht so.
Du hältst Dich für einen Beobachter, der oben in seinem Turmzimmer sitzt und aus einer geweiteten Perspektive vieles sieht. Eines aber sieht er nicht, nimmt er nicht wahr, den Turm unter sich, der fest gegründet auf der Erde stehen sollte. Du kannst den Turm/Körper aber nicht wahrnehmen, weil Dein Blick nur bis zu den wallenden Nebeln reicht, die dicht unter dem Turmzimmer hindurch ziehen. Du bist ein Beobachter mit einer eingeschränkten Perspektive.
Menschliches Beobachten, muss es sich nicht notwendig am Leib brechen? Muss es  gewissermassen nicht wie hindurch gehen durch den Widerstand, den der Körper einer bewusster werdenden Aktivität entgegen setzt, immer? Wo dieser Widerstand nicht gespürt wird, bin ich da Mensch?
Du bist in diese Welt hinein geboren, in diesen Deinen Körper, nimm ihn also gefälligst mit. 
Erwache Du romantischer Tänzer, spür Deine Füsse.


Du findest die Welt, die Menschen in ihr zum Kotzen. Du erlebst die Leere in ihren Worten, das Nichts Sagende in ihren Wort Plänkeleien am Strassenrand und über den Mittagstisch hinweg. Es ekelt Dich an, dieses Lächeln, das nichts als Maske ist und Du möchtest schreiend davon laufen. Da dies aber nicht geht, Schreien und Weinen gilt als Schwäche, Empörung als Frechheit mit der Folge von Sanktionen, die in Dir die Wut nur noch mehr hochkochen lassen, schleppst Du Dich, wann immer es geht heimlich auf die Toilette, um mit der Nahrung all den Gefühls- und Gedanken Müll mit hinaus zu kotzen. Am liebsten möchtest du Dich aus dieser Welt hinaus beamen und Doch hängst Du an ihr, nicht wissend warum noch.
Könnte es nicht sein, dass ein gut Teil dessen, was Du als Müll um Dich und in Dir erlebst, was Dich immer wieder aufschreien lässt, so qualvoll rast dieser Müll über die Datenautobahnen Deiner inneren Welt, so rauschhaft gesucht von Dir türmt er sich hoch in Dir, hoch und höher, bis, ja bis Du ihn wieder heraus kotzt und eine Leere zurückbleibt die noch qualvoller ist, als alles, was Dich bis anhin quälte. Könnte es sein, „dass Du fasziniert“ von der Leere, dem sich selber nicht Spüren, als einer Art umgestülptem Erleben von Freiheit, diesem Erleben alles opferst und ... den Widerspruch spürend, Du für Deine Sucht Freiheit „zu erleben“ Dich nicht selber töten kannst, weil eben dann das von Dir so gesuchte Erleben der Freiheit im Gefühl der Leere hinfällig werden würde.
In einer Endlos Spirale Dich selbst verwickelt habend, kann es folgerichtig nicht anders sein, als dass Du Dich dafür selbst hasst. Deine Art mit dem Tod zu spielen lässt dich ekeln und dennoch kannst Du es nicht lassen, Tänzerin an der Grenze, Dir „das Lied vom Tod“ immer wieder neu durch Deine Adern zu jagen, mit einer raffiniert selber gesetzten psychischen Injektion.
Nicht die Welt um Dich herum macht Dich fertig, Du bist es der maliziös keine Möglichkeit aus lässt Dir selber in den Hintern zu treten. Damit will ich tatsächlich Dich hochgradig Belastendes in Deinem sozialen Umfeld nicht klein reden, was ich sagen will ist, schau „Deinen Anteil“ dabei an, der die Welt so grauenvoll aussehen lässt wie sie dann folgerichtig nur sein kann, weil Du sie innerlich so ausfilterst, dass nichts Schönes mehr übrig bleiben kann. Du willst es nicht anders.
Wie Deine Situation zu wenden ist, das willst Du nicht wirklich wissen. Jeder hier und an anderer Stelle vielleicht immer wieder ausgesprochene Ratschlag ödet Dich an. Ich weiss das und deshalb halte ich meinen Mund und sag nur, Du weisst, was zu tun ist!
Ich schliesse mit einem Erlebnis, das ich heute auf einem Spaziergang mit meinem Golden Retriever am See hatte. Obwohl am frühen Nachmittag geschehen klingt es in mir immer noch so nach, als sei es gerade eben erst geschehen. Zwei Schwäne paarten sich vor mir auf dem Wasser und jede ihrer Bewegungen waren dabei von einer solchen Anmut, einer Schönheit durchpulst, die mich tief berührte. Yin und Yang in vollendeter Harmonie, Freiheit ...
Ich grüsse Euch

Bernhard Albrecht, 05.04.2013