Montag, 18. November 2019

Im Dialog zu notwendige Berichtigungen III - Ingrid Haselberger und Bernhard Albrecht Hartmann

 
Ingrid H. • vor einem Monat

Lieber Bernhard Albrecht,
ich habe mich zwar lange Zeit nicht mehr an den Gesprächen hier im Blog beteiligt, aber dennoch regelmäßig mitgelesen.
Daß Du mich vor kurzem ausdrücklich erwähnt hast (danke für die „Blumen“ :-)), nehme ich zum Anlass, meine „Stimme“ hier wieder zu erheben.
Es geht um Deine Bitte:

»Sollten Dir aus der reichhaltigen Erinnerungsliteratur irgendwelche Verlautbarungen bekannt sein, wonach Rudolf Steiner suggestiv gesprochen habe, so lass es mich bitte wissen. Mir jedenfalls sind diesbezüglich nur Erinnerungen zugänglich gewesen, die sein freilassendes Sprechen hervorzuheben wussten.«
Ich weiß, diese Bitte richtete sich an Michael - aber mir fällt so vieles dazu ein, daß ich's Dir nicht vorenthalten will.
Es gibt sehr wohl etliche Äußerungen von Zeitgenossen, die von Steiners Charisma, von seiner beinahe magischen Ausstrahlung, von der hypnotischen Kraft seiner Augen berichten.

Dazu vier Zitate aus dem Band „Der andere Rudolf Steiner. Augenzeugenberichte, Interviews, Karikaturen“, den Wolfgang Vögele 2005 herausgegeben hat:

Nikolaj Aleksandrowitsch Berdjajew (S 214):

»Steiners Werke schienen mir immer langweilig und ziemlich unbegabt. […] Steiner [hatte] rednerisches Talent […], aber kein literarisches. Seine Manier zu sprechen war ein magischer Akt zwecks Eroberung der Seelen durch entsprechende Gestikulation, durch wechselnden Ausdruck der Augen. Er hypnotisierte seine Jünger, einige unter ihnen schliefen sogar ein. Andrej Belyj, der damals das Deutsche so gut wie gar nicht konnte, unterlag ebenfalls dieser hypnotischen Wirkung.«

Neue Zürcher Zeitung vom 25.2.1919 (S 237):
»[…] 
Und dann kam der Meister selber: mittelgroß, schmal, blass, mit welkem Mund, buckliger Stirn und flammenden Augen. Er beginnt langsam, ruhig, fast trocken; seine Bewegungen sind noch sparsam und beherrscht. Aber bald schwillt seine Stimme an, klingt immer singender, lauter, donnert dumpf, grollt, wird süß, beschwörend, beteuernd, fleht, droht, verheißt, segnet, - kurz: kein primo amoroso kann es besser machen. […]
Aber es kommt ja auch gar nicht auf die Gedanken an, sondern auf den Ausdruck der Stimme des Meisters und auf seine Gebärden, sein Händefalten, sein in-den-Himmel-greifen, sein Kopf-Zurückwerfen, seine flammenden Augen. 
Je dünner und allgemeiner die Gedanken werden, desto ausdrucksvoller wird der Vortrag, desto andächtiger die Zuhörerschaft: sie ahnt - und sie soll auch ahnen, sie soll hinter all dem scheinbar so nüchternen Wortkram mystische Tiefen fühlen, erneuernde Kräfte, reinigende Mächte; sie soll glauben, dass die soziale Frage im Geiste des Meisters schon gelöst sei und dass es nur auf den guten Willen der bösen Welt ankäme, um das Wirklichkeit werden zu lassen, was der Meister geoffenbart. «Sursum bumbum».«

Emil Kläger (S 277, über den Kongress 1922):
»[…] 
Wien hat Dr. Steiner mit seiner liebenswürdigen Neugierde und Freude am Geheimnisvollen wie einen sehenswerten Schauspieler aufgenommen. So wirkte er auch, als er in dem gut gefüllten großen Musikvereinssaal mit seinem einleitenden Vortrag vor einem Parkett, das sich aus den gebildeten Ständen rekrutierte, sprach. 
Sein mageres, blasses Gesicht mit tiefem müden Blick, von Brillengläsern umrahmt, gefiel. In seinem schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte und der mild pathetischen Haltung sah er wie ein Priester aus, besser: Wie ein geistreicher Schauspieler, der einen Priester mit gutem Gelingen darstellt. 
Ein mächtiges, metallisches Organ schallte durch den Raum und drang mit Intensität auf die Hörer ein. Diese nicht erlahmende Stimme, die das mächtige Haus bis zum Schluss ohne Anstrengung durchdrang, ist das Organ der Suggestion dieses Mannes, der in allen Abschattierungen bis zum schmeichelnden süßen Piano die Klaviatur der Deklamation beherrscht und sich in der Diktion der erlesenen Mittel des echten wissenschaftlichen Forschers bedient. 
Es war zweifellos eine rhetorische Leistung ersten Ranges, die Dr. Steiner bot, dramatisch gesteigert, eine prickelnde Mischung zwischen Kirchenpredigt und Rezitation. 
Es gab unter den Hörern Andacht, Spannung und immer tiefer glitt dieses Publikum, das mit der Bereitschaft gekommen war, sich überzeugen zu lassen, in die Gedankengänge Dr. Steiners hinein, verstrickte sich dort, wurde festgehalten, glaubte am Ende fest an anthroposophisches Heil. 
Denn die Gemeinde der geistig Entwurzelten, Unzufriedenen, Unerlösten ist groß und alle bunt kostümierten Verkünder neuer Lehrern haben Zulauf. […]«

Stefan Zweig (S 131f):
»[…] Hier, in Rudolf Steiner, dem später als Begründer der Anthroposophie die prachtvollsten Schulen und Akademien von seinen Anhängern zur Durchsetzung seiner Lehre gebaut wurden, begegnete ich nach Theodor Herzl zum ersten Mal wieder einem Mann, dem vom Schicksal die Mission zugeteilt werden sollte, Millionen Menschen Wegweiser zu werden. 
Persönlich wirkte er nicht so führerhaft wie Herzl, aber mehr verführerisch. 
In seinen dunklen Augen wohnte eine hypnotische Kraft, und ich hörte ihm besser und kritischer zu, wenn ich nicht auf ihn blickte, denn sein asketisch-hageres, von geistiger Leidenschaft gezeichnetes Antlitz war wohl angetan, nicht nur auf Frauen überzeugend zu wirken.
[…]

Ich masse mir kein Urteil über die Anthroposophie an, denn mir ist bis heute nicht deutlich klar, was sie will und bedeutet; ich glaube sogar, dass im Wesentlichen ihre verführende Wirkung nicht an eine Idee, sondern an Rudolf Steiners faszinierende Person gebunden war. 
Immerhin, einem Mann solcher magnetischer Kraft gerade auf jener frühen Stufe zu begegnen, wo er noch freundschaftlich undogmatisch sich Jüngeren mitteilte, war für mich ein unschätzbarer Gewinn. An seinem phantastischen und zugleich profunden Wissen erkannte ich, dass die wahre Universalität, derer wir uns mit gymnasialer Überhebung schon bemächtigt zu haben meinten, nicht durch flüchtiges Lesen und Diskutieren, sondern nur in jahrelanger brennender Bemühung erarbeitet werden kann. […]«
Herzlichen Gruß,

Ingrid

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor einem Monat 


Liebe Ingrid.

Es ist schön, dass Du, aus dem Hintergrund hervortretend, Dich wieder zeigst. Auch auf die Gefahr hin, dass Michael oder Tomtetom auch diese Gelegenheit nicht auslassen können meine Haltung zu Rudolf Steiner kurzschlüssig aufs Korn zu nehmen, will ich Dir doch einige Gedanken zu Deinen Zitaten über Rudolf Steiner zum eigenen Weiterbedenken mitteilen. Ich mache diese Aussagen vor dem Hintergrund, dass schon zu Rudolf Steiners Lebzeiten und heute noch sehr viel deutlicher die innere Dynamik der Bewusstseinsseele, sich wie herausschälend aus der Verstandesseele, mehr und mehr zeigt.

Was heisst: Wer immer das Wort ergreift spricht in erster Linie nicht über ein Thema das ihm wichtig ist oder über das zu sprechen er aufgefordert wurde (was konsequenterweise hier auch für mich gilt), er macht eine Bewusstseinsseelen-Aussage, er spricht aus seiner Bewusstseinsseele heraus, so wie er sie eben werdend bereits zum Ausdruck bringen kann. Bewusstseinsseele aber ist Ausdruck einer inneren geführten Entfaltungsdynamik, ist selbstbeherrschte Willensaktivität oder auch Metanoia-Bereitschaft in stiller Vorleistung. Der Bewusstseinsseelen-Mensch steht demnach sprechend seinem „Erkenne Dich selbst“ gegenüber.

Verstandesseele hingegen arbeitet sich ab am Gegenüber, nimmt dieses mehr oder weniger ausschliesslich in sein Blickfeld und fordert offen oder indirekt Veränderungen ein, die „vermeintlich“ eine Angelegenheit des Gegenüber sein sollen, in Wirklichkeit aber nur vom Sprechenden selber auf einen Weg innerer und äusserer Erneuerung gelenkt werden können -soweit er sich anteilig ihnen stellen kann und mag. Verstandesseele ist also mehr oder weniger subjektseitig, Ego zentriert gebunden und in ihrer mehr objektseitigen Ausprägung innerlich meist sehr deutlich in abstrakten Aussagen von der eigenen Willensgegenwärtigkeit abgeschnitten.

Daher die Aussage Rudolf Steiners: Alles Vermeinen, alle Vorstellungen müssen verbrannt, einer inneren Wandlung unterzogen werden, was verstärkt ins Bewusstsein genommen zu inneren Kamaloka-Erlebnissen im Leben führen kann. 
Bewusstseinsseele ist keine Sommerfrischen-Kutschenfahrt. Sensibilisierung der eigenen Seele in seelischen Beobachtungen ist angesagt, mit der Folge individuelle Verantwortungen ohne wenn und aber sich zuzusprechen - selbstverantwortlich. Darum geht es und nicht um das Ausmachen angeblicher beanspruchter Deutungshoheit und in Einsitz genommener Elfenbeintürme. 

Die folgenden Aussagen zu Aleksandrowitsch Berdjajew usw. mache ich bewusst stichpunktartig, um damit für Dich eine Art Tropfenbild erzeugen zu können und eine fliessende Bewegung durch die Zwischenräume des Gesagten aufzuschliessen - als Einstieg in eigene Dich weiterführende seelische Beobachtungen. 
In der seelischen Beobachtung geht es wie Du weisst darum sehr feine Tonschwingungen beobachtend sich in die Vergegenwärtigung zu bringen. Tonschwingungen von aussen wie gleicherweise Resonanz-Töne von innen - beides sich anschauend und erlebend auf Abstand haltend, um aus dem ganzen Spektrum - an auch Echotönen - möglichst wenig zu verlieren und alles sich nach und nach immer besser ichhaft beobachtend bewusst machen zu können. 
Also den Atem im Hinblick auf Neulande zu weiten. 
Die gesangliche Erarbeitung einer Koloratur-Passage in einer Stimmen-Partitur scheint mir dem nicht so unähnlich zu sein, lächel.

Nun denn eine mögliche Spiel-Sequenz zu Berdjajew: …immer langweilig … magischer Akt …Eroberung … Gestikulation … Ausdruck der Augen … schliefen sogar ein … dieser hypnotischen Wirkung.

Anmerkung: Ich will hier nicht möglichen aufschlussreichen seelischen Beobachtungen Deinerseits vorgreifen und nur einen Tatbestand etwas hervorheben. Wer das Glück gehabt hat in seinem Leben einmal einer wirklich kraftvollen Geistespersönlichkeit zu begegnen, der hat dabei möglicherweise die Erfahrung machen dürfen, dass deren Denkbewegungen zu folgen keine so ganz leichte Sache ist. Dass dabei der Faden der eigenen Konzentration abreissen kann, bei wiederholt neu aufgenommener Anstrengung zwei, drei … Mal - mit so etwas wie einer vorübergehenden Nebelbildung in der eigenen Seele, einem Black-out was die eigene Aufmerksamkeit betrifft und am Ende sogar einem kurzen Nickerchen, der weiss um die positive Herausforderung, der Du Dich im Nachgang so einer Erfahrung vielleicht zu stellen gewillt bist. 

Zu dem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung und zu Emil Kläger magst Du Dir eigene Klang-Spiel-Sequenzen erstellen, wenn Du willst. Ich muss Rudolf Steiner nicht verteidigen oder auch nur eine Zeile dieser Aussagen auf welche Weise auch immer zurechtrücken. Zwischen den Worten und Zeilen ist alles Notwendige verzeichnet. Wenigstens für den, der ein Sagen nicht nur hinnimmt, sondern dabei seinen Willen auch aktiv in Einsatz zu bringen weis.

In Stefan Zweig sehe ich so einen Menschen vor mir stehen, der den Willen aktiv innerlich ergreift und sich auf "seinen" ureigenen individuellen Weg begibt.
Ich aber will hier, meiner Gesundheit Rechnung tragend, diese (in mancher Hinsicht unvollendeten) Gedankengänge abschliessen und grüsse Dich von Herzen.

Bernhard Albrecht



Ingrid H. an Bernhard Albrecht Hartmann • vor einem Monat 


Lieber Bernhard Albrecht,

danke für Deine Antwort!
:-) Danke auch für Dein »Tropfenbild« - das für mich freilich kein »Einstieg in eigene [m]ich weiterführende seelische Beobachtungen« ist: denn natürlich bin ich längst in solche Beobachtungen „eingestiegen“, noch bevor ich diese Zitate hier hereingestellt habe.

Zu Deinen Berdjajew-Assoziationen:

Freilich kenne auch ich Erlebnisse wie das von Dir geschilderte: »Wer das Glück gehabt hat in seinem Leben einmal einer wirklich kraftvollen Geistespersönlichkeit zu begegnen, der hat dabei möglicherweise die Erfahrung machen dürfen, dass deren Denkbewegungen zu folgen keine so ganz leichte Sache ist. Dass dabei der Faden der eigenen Konzentration abreissen kann, bei wiederholt neu aufgenommener Anstrengung zwei, drei … Mal - mit so etwas wie einer vorübergehenden Nebelbildung in der eigenen Seele, einem Black-out was die eigene Aufmerksamkeit betrifft und am Ende sogar einem kurzen Nickerchen, der weiss um die positive Herausforderung…«
Ja natürlich - positive Herausforderung.

Nun ging es mir allerdings nicht um „positiv“ oder „negativ“, sondern um die Beantwortung Deiner Frage:
»Sollten Dir aus der reichhaltigen Erinnerungsliteratur irgendwelche Verlautbarungen bekannt sein, wonach Rudolf Steiner suggestiv gesprochen habe, so lass es mich bitte wissen.«

Ich finde, die Zitate, die ich hereingestellt habe, sind solche „Verlautbarungen“.
Meiner Ansicht nach war Rudolf Steiners unstreitig großes Charisma selbstverständlich mit großer Suggestivkraft verbunden.

Schon allein der Umstand, daß er offenbar imstande war, den großen Musikvereinssaal in Wien (den ich sehr gut kenne) mit seiner Stimme, und zwar seiner Sprechstimme, zu „füllen“, und das stundenlang — schon allein dieser Umstand muß überwältigende Wirkung gehabt haben.

Nun ja.
„Überwältigend“ ist so ziemlich das Gegenteil von freilassend - nicht wahr? 
Und: wie „frei“ ist ein Mensch, in dessen Seele sich vorübergehend »Nebel« bildet, dessen Aufmerksamkeit gerade im »Black out« ist, und der so manche Passage eines Vortrags während eines »Nickerchens« aufnimmt… ?

Ich finde übrigens nichts Verwerfliches daran.
 Aber ich finde es wichtig, uns - im Zeitalter der Bewusstseinsseele - bewußt zu machen, daß wir nicht in jedem Augenblick unseres Lebens „frei“ sind.
Wir schlafen als Willenswesen, sagt Rudolf Steiner… frei sein können wir aber nur in unseren wachen Gedanken.

Lieber Bernhard Albrecht, ganz besonderen Dank noch für diesen Satz, dem ich voll und ganz zustimme:
»Verstandesseele hingegen arbeitet sich ab am Gegenüber, nimmt dieses mehr oder weniger ausschliesslich in sein Blickfeld und fordert offen oder indirekt Veränderungen ein, die „vermeintlich“ eine Angelegenheit des Gegenüber sein sollen, in Wirklichkeit aber nur vom Sprechenden selber auf einen Weg innerer und äusserer Erneuerung gelenkt werden können -soweit er sich anteilig ihnen stellen kann und mag.
«
Herzlichen Gruß,

Ingrid


Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor einem Monat 


Liebe Ingrid

Der „Einstieg“ in eigene weiterführende seelische Beobachtungen war allein auf die hier angeführten Zitate bezogen. Lächel. Es ist ja durchgehend in Deinen Beiträgen auf diesem Blog nicht zu übersehen, wie Du mit seelischen Beobachtungen umzugehen weisst. Und was mein „Tropfenbild“ betrifft, so eröffnet dieses ja nur eine Variation der Aussage. 
Andere sind möglich, insbesondere auch Aussagen zu Berdjajew selber. Diese sich zu enthüllen halte ich für wichtig, um seiner Aussage über Rudolf Steiner gewissermassen noch ein Gegengewicht hinzufügen zu können. Ein Blick auf seelische Grundstrukturen von Berdjajew, die ihn (nur) so sprechen lassen wie er spricht und damit den Horizont seines Sprechens aufweisen.

„Meiner Ansicht nach war Rudolf Steiners unstreitig grosses Charisma selbstverständlich mit grosser Suggestivkraft verbunden.“ Wirklich selbstverständlich, Ingrid? 
Oder könnte hier nicht möglicherweise ein Verwirrspiel geistiger Kräfte vorliegen, die uns so lange ein weiter gehendes Eindringen in den Zusammenhang dieser vordergründig nicht anders zu beschreibenden Situation verwehren, wie wir über billige Vorstellungsübertragungen hinaus uns nicht mehr Anschauung auf die tiefere Ebene tatsächlichen Geschehens durch eigene aktivierte Willenskraft verschaffen wollen?

Seelische Beobachtungen tragen gewissermassen den Impuls in sich erweitert und vertieft zu werden. Sie drängen sich aber dem Träger nicht auf, sobald auf dessen Seelenboden sich derartige Impulse zeigen. Der Geist ist geduldig und kann warten bis eine noch subjektseitig an das Ego gebundene Verstandesseele sich fragend weiter zu öffnen bereit ist.

Hat Rudolf Steiner hier also wirklich suggestiv auf seine Zuhörer eingewirkt? Oder hat er nicht sehr viel dafür getan diese suggestive Illusion von Seiten seiner Zuhörer immer wieder und wieder aufzulösen? Z.B. sogar durch zottige Witze mitten in einem Vortrag, um seine Zuhörer wieder aus schwärmerischen Höhen auf den Boden zurückzuholen. Tut so etwas ein Mensch, der tatsächlich suggestive Verbindungen erzeugt? 

Tiefer grabend: Wenn Du Dich jetzt aus freien Stücken wirklich erlebend jener Gedankenrichtung zuwenden willst, die mir hier vor Augen steht, dann betrittst Du eine sehr turbulente Erfahrungsebene. 
Ich muss das hier sagen: Halte also inne und überlege Dir genau, ob und wie weit Du hier erlebend mitgehen willst und kannst. Denn die Frage zielt darauf: Durch welches geistige Wesen wurde Rudolf Steiner in dieser Weise charismatisch begnadet, dass er den Musikvereinssaal in der Weise stimmlich durchdringen konnte, wie er es tat. Eine Begnaden das mir möglich erscheint, sobald die Bewusstseinseele eine bestimmte Ich-Reifung durchlaufen hat. Eine Ich-Reifung innerhalb derer das Fürchten gelernt und bewältigt werden konnte. 

Über die innere Reifung Rudolf Steiners und ihre Konsequenzen für ihn scheint mir bis heute nämlich noch viel zu wenig nachgedacht worden zu sein. Was heisst: Hat Rudolf Steiner vor den Augen seiner Zuhörer etwa lebensnah bezeugt von was er sprach.

Von Adolf Hitler wissen wir, dass in der Reichskanzlei, nahe bei ihm, ständig drei Grünmantel Lamas meditierend anwesend waren, die ihn mit dämonischer Kraft gespeist haben. Und Rudolf Steiner? Von wem wurde er begnadet? 
Michael?
 Kann Michael suggestive Wirkungen auslösen? Und wenn dem so sein sollte, wo liegen dann die Auslöse-Momente, von woher in den Seelen der Zuhörer Rudolf Steiners breitet sich das Empfinden einer suggestiven Wirkung aus? Hier ist genau hinzuschauen und dieses Hinschauen, wenn es denn ein echtes Hinschauen ist, kann nichts anderes bewirken, als dass es sehr sehr weh tut.

Vorstellungsverklebungen Ingrid, 
es sind unsere eigenen Vorstellungsverklebungen, die wir beständig in Bezug auf unser ängstlich als Haltestange gehütetes Ego subjektseitig übertragen um nicht in eine möglicherweise individuell nicht mehr so leicht zu bändigende Willens-Dynamik hineingerissen zu werden. 
Unsere Vorstellungsverklebungen sind tiefer betrachtet nichts anderes als Selbstsuggestionen. Michael versuchte durch Rudolf Steiner uns zu wecken. Haben wir seinen Weckruf bis in die Füsse hinein vernommen?

Eine gute Nacht Dir,

Bernhard



Ingrid H. • vor 25 Tagen

Lieber Bernhard Albrecht,
»Der „Einstieg“ in eigene weiterführende seelische Beobachtungen war allein auf die hier angeführten Zitate bezogen.«
:-) Ja, so hatte ich Dich auch verstanden.
Und eben in solche „seelischen Beobachtungen“ war ich bereits vor dem Posten dieser Zitate „eingestiegen“. 
Ich habe daher ganz bewußt unterschiedliche Stimmen angeführt: den philosophischen „Konkurrenten“ (Bjerdjajew); den polemischen Journalisten (NZZ); den Berichterstatter und genauen Beobachter seiner Zeit (Kläger); und den einfühlsamen Weltbürger (Zweig). 
Sie alle bezeugen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, die Suggestivkraft Rudolf Steiners.
Du fragst:
 »Hat Rudolf Steiner hier also wirklich suggestiv auf seine Zuhörer eingewirkt? Oder hat er nicht sehr viel dafür getan diese suggestive Illusion von Seiten seiner Zuhörer immer wieder und wieder aufzulösen? Z.B. sogar durch zottige Witze mitten in einem Vortrag, um seine Zuhörer wieder aus schwärmerischen Höhen auf den Boden zurückzuholen.«
:-) — und gibst damit selbst zu, daß Steiners Vorträge suggestive Wirkung hatten.

Denn hätte es keine suggestive Wirkung gegeben — was hätte Steiner dann »immer wieder und wieder aufzulösen« gehabt?
Zeigen nicht gerade die überraschenden Witze in Steiners Vorträgen, ebenso wie so manche Anekdote (»Ich muß doch die Steinchen aus meinem Schuh heraustun, sonst hinkt morgen ganz Dornach« ;-) ) — zeigt das alles nicht sehr deutlich, daß er selbst um seine suggestive Wirkung wußte?
Deine anschließende Frage: »Tut so etwas ein Mensch, der tatsächlich suggestive Verbindungen erzeugt?« zeigt mir, daß Du mich immer noch mißverstehst.
Suggestivkraft – ohne die, so meine Ansicht (die Du vielleicht als der »subjektseitig an das Ego gebundenen Verstandesseele« geschuldet wahrnimmst ;-) ), Charisma nunmal nicht zu haben ist – ist nicht dasselbe wie absichtliche Manipulation. (Wenn das nicht auseinandergehalten wird, würde ich von »Vorstellungsverklebung« sprechen ;-) ).
Aber: Suggestivkraft wirkt auch dann, wenn sie nicht absichtlich zur Manipulation eingesetzt wird.

Und ein auf seine Freiheit bedachter Zuhörer tut gut daran, das im Bewusstsein zu behalten.
Dazu ein Zitat aus GA 293:
»Stehen Sie einem Menschen gegenüber, dann verläuft das folgendermaßen: Sie nehmen den Menschen wahr eine kurze Zeit; da macht er auf Sie einen Eindruck. Dieser Eindruck stört Sie im Inneren: Sie fühlen, daß der Mensch, der eigentlich ein gleiches Wesen ist wie Sie, auf Sie einen Eindruck macht wie eine Attacke.
Die Folge davon ist, daß Sie sich innerlich wehren, daß Sie sich dieser Attacke widersetzen, daß Sie gegen ihn innerlich aggressiv werden. Sie erlahmen im Aggressiven, das Aggressive hört wieder auf; daher kann er nun auf Sie wieder einen Eindruck machen. Dadurch haben Sie Zeit, Ihre Aggressivkraft wieder zu erhöhen, und Sie führen nun wieder eine Aggression aus. Sie erlahmen darin wieder, der andere macht wiederum einen Eindruck auf Sie und so weiter.
Das ist das Verhältnis, das besteht, wenn ein Mensch dem anderen, das Ich wahrnehmend, gegenübersteht: Hingabe an den Menschen - innerliches Wehren; Hingabe an den anderen - innerliches Wehren; Sympathie - Antipathie; Sympathie - Antipathie.
Ich rede jetzt nicht von dem gefühlsmäßigen Leben, sondern nur von dem wahrnehmenden Gegenüberstehen. Da vibriert die Seele; es vibrieren: Sympathie - Antipathie, Sympathie - Antipathie, Sympathie - Antipathie.
Das können Sie in der neuen Auflage der «Philosophie der Freiheit» nachlesen. 
Aber es ist noch etwas anderes der Fall. Indem die Sympathie sich entwickelt, schlafen Sie in den anderen Menschen hinein; indem die Antipathie sich entwickelt, wachen Sie auf und so weiter. Das ist ein sehr kurz dauerndes Abwechseln zwischen Wachen und Schlafen in Vibrationen, wenn wir dem anderen Menschen gegenüberstehen.
Daß es ausgeführt werden kann, verdanken wir dem Organ des Ich-Sinnes. 
Dieses Organ des Ich-Sinnes ist also so organisiert, daß es nicht in seinem wachenden, sondern in einem schlafenden Willen das Ich des anderen erkundet - und dann rasch diese Erkundung, die schlafend vollzogen wird, in die Erkenntnis hinüber leitet, das heißt, in das Nervensystem hinüber leitet.

So ist, wenn man die Sache richtig betrachtet, die Hauptsache beim Wahrnehmen des anderen doch der Wille, aber eben gerade der Wille, wie er sich nicht wachend, sondern schlafend entwickelt; denn wir spinnen fortwährend schlafende Augenblicke in den Wahrnehmungsakt des anderen Ich ein.«
Wer sich durch das Charisma des Vortragenden verleiten läßt, nur die „Sympathie“ walten zu lassen, sodass er fortwährend in den Vortragenden „hinein schläft“ und auf das „antipathische Aufwachen“ verzichtet, der verzichtet solange auf seine Freiheit. 
Und zwar unabhängig davon, von welchen »geistigen Wesen« der Vortragende »charismatisch begnadet« ist, und auch unabhängig davon, ob er von „guten“ oder „bösen“ Mächten inspiriert ist.
Wie schon gesagt: ich finde an solchem „Hinein-Schlafen“ nichts prinzipiell Verwerfliches.
 Ich meine nur, daß wir uns - im Zeitalter der Bewusstseinsseele - dessen bewußt sein sollten. 
Gefährlich wird es dann, wenn wir überhaupt nicht mehr „aufwachen“ und das nicht wahrhaben wollen.
Daß es möglich war, Steiner auch zuzuhören, ohne von ihm „überwältigt“ zu werden – daß er also für diejenigen, die nicht auf „antipathisches Aufwachen“ verzichteten, tatsächlich „freilassend“ vortrug –, das genau belegen die von mir zitierten Zeitgenossen.
Herzlich,

Ingrid

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor 19 Tagen 


Liebe Ingrid

Ein grosses Wort das „Aufwachen.  “
Nur: Wie vollziehe „ich“/„Du“ es in jedem Augenblick, da Worte von dritter Seite mir zugesprochen Empfindungen auslösen, da Empfindungen von einem anderen Menschen mich berühren und Worte aus meiner Seele, meinem Denken an die Oberfläche steigen, um ausgesprochen zu werden. Sympathie und Antipathie, Rudolf Steiner hin oder her sind mir zu einfache Wortgefässe, jedenfalls so lange, wie ich sie nicht weit über die Vorstellung hinaus, die diese Worte unmittelbar auslösen bereit bin tiefer auszuforschen. Und da komme ich in innere Willenslandschaften wo es schwierig wird Kurs zu halten, und mein inneres Radarsystem die Untiefen auf dem Weg vorweg ausloten kann ohne dass ich mit meinem Schiff auf Grund laufe.

Auf Grund laufen: Gehört dieses Auf Grund laufen nicht elementar dazu mit Möglichkeiten in Berührung zu kommen, die schlussendlich in ein Erwachen, mein Erwachen und nur mein Erwachen münden können. Auf Grund laufen — sich auf neue Fragehorizonte einlassen … 
Auf Grund laufen also die Geburtsstunde durch bisherige Selbstverschleierungen hindurch sich neue Fragehorizonte eröffnen für das eigene Ich-Werden? Das eigene Ich-Werden Wirklichkeit werden lassen durch sich in Frage stellen … und … sich nicht Verführen Lassen die Abgründe oder auch nur das Nichtverstehen anderer „vermeintlich vordergründig“ auflösen zu können.

Ich/Du können einander nur Briefträger sein, zu erinnern was immer. Ob daraus ein Erwachen erblüht, das kann ein jeder nur selbst auf den Weg bringen. 
Sympathie und Antipathie sind von jedem Wort her, das Rudolf Steiner ausgesprochen zu prüfen, sachlich auch in Bezug auf meine Reaktionen, Empfindungen und Wortbildungen, die zuhörend sich in und durch mich ereigneten, vor allem aber jene schwer zu identifizierenden „Übertragungen“ auf Rudolf Steiner, die nicht Teil seines Sagens, bzw. seines Sprachausdrucks waren. 

Hier begegnet einander mein minder durchgearbeiteter Denkkraft-Wille dem Denkkraft-Ausdruck Rudolf Steiners. Und dieser mein Denkkraft-Wille ist eben durchwachsen mit Vorstellungsverklebungen, deren subjektiv mich „suggestiv fesselnde Selbststeuerung-Mechanismen“ es zu durchschauen gilt. 
Ja, Du hast richtig gelesen: Vorstellungsverklebungen beinhalten geradezu ein kleines Atomlager an Selbstsuggestionen, die mich unbemerkt in der Unfreiheit fesseln und damit auch im Missverstehen Rudolf Steiners, wie darüber hinaus vieler, vieler Alltagssituationen.
Charisma beutet das eigene Unterbewusstsein „immer“ zu suggestiven Steuerung anderer Menschen aus. Eine nicht manipulative Suggestiv-Kraft ist ein Widersinn in sich.

Es ist geradezu ein Merkmal von Charisma (in Verbindung mit Narzissmus), dass es allenfalls ein flirrendes Bewusstsein ihres Tuns hat, aber eben kein wirkliches. Charisma ist von einem verdeckten korrupten Verhalten umgeben, das macht deren Träger so gefährlich. Sie lächeln Dich an oder wissen Dich zu faszinieren und werfen im gleichen Atemzug einen Anker aus, der Dich von da an von Deinem Unterbewusstsein für sie steuerbar macht.

War Rudolf Steiner nun ein suggestiv sprechender Mensch? Ich denke, dass ich Dir einiges Werkzeug an die Hand gegeben habe, um das für Dich klären zu können. Bewusstsein-Seelenprozesse können nur vollkommen eigenständig vollzogen werden. 
Sie unterliegen nicht der Möglichkeit von dritter Seite her beweiskräftig untermauert zu werden. 

Ich grüsse Dich,

Bernhard Albrecht



Ingrid H. an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 19 Tagen • edited 


Lieber Bernhard Albrecht,

»Ein grosses Wort das „Aufwachen.“
Nur: Wie vollziehe „ich“/„Du“ es in jedem Augenblick, da Worte von dritter Seite mir zugesprochen Empfindungen auslösen, da Empfindungen von einem anderen Menschen mich berühren und Worte aus meiner Seele, meinem Denken an die Oberfläche steigen, um ausgesprochen zu werden.«
Freilich können wir ein solches „Aufwachen“ nicht in jedem Augenblick vollziehen.

Deshalb spricht Steiner ja auch von einer Art „Pendelbewegung“: Hinein-Schlafen - Aufwachen - Hinein-Schlafen („Sympathie“) - Aufwachen („Antipathie“) …
 Ohne „Hinein-Schlafen“ gibt es kein Sich-Hinein-Fühlen in den jeweils anderen, und damit kein Verstehen.

Ohne „Aufwachen“ aber gibt es keine Freiheit des eigenen Denkens …
 „Sympathie“ und „Antipathie“ sind Dir »zu einfache Wortgefäße«, sagst Du — nun, es war Rudolf Steiner, der diese Wortgefäße verwendet hat, um die Vorgänge der zwischenmenschlichen Kommunikation zu schildern, und der gleichzeitig - meiner Ansicht nach sehr klar und deutlich - beschrieben hat, was er mit diesen Begriffen meint. Nur in diesem Sinne habe auch ich die beiden Begriffe verwendet. Deshalb habe ich sowohl „Sympathie“ als auch „antipathisches Aufwachen“ in Anführungszeichen gesetzt - und gehofft, sie damit aus den Vorstellungen herauszulösen, die, wie Du richtig anmerkst, diese Worte im „normalen“ Sprachgebrauch unmittelbar auslösen.

Du sagst:
 »Charisma beutet das eigene Unterbewusstsein „immer“ zu suggestiven Steuerung anderer Menschen aus. Eine nicht manipulative Suggestiv-Kraft ist ein Widersinn in sich.
«
- nun, ich bleibe dabei:
» Suggestivkraft – ohne die, so meine Ansicht, Charisma nunmal nicht zu haben ist – ist nicht dasselbe wie absichtliche Manipulation. (Wenn das nicht auseinandergehalten wird, würde ich von »Vorstellungsverklebung« sprechen ;-) ).«
Dabei spreche ich von absichtlicher Manipulation - die also nicht aus dem Unterbewusstsein des „Manipulierenden“ kommt, sondern ganz bewußt erfolgt.

Du sagst weiter:
 »Es ist geradezu ein Merkmal von Charisma (in Verbindung mit Narzissmus), dass es allenfalls ein flirrendes Bewusstsein ihres Tuns hat, aber eben kein wirkliches. Charisma ist von einem verdeckten korrupten Verhalten umgeben, das macht deren Träger so gefährlich. Sie lächeln Dich an oder wissen Dich zu faszinieren und werfen im gleichen Atemzug einen Anker aus, der Dich von da an von Deinem Unterbewusstsein für sie steuerbar macht.«
- und machst damit deutlich, daß der Begriff, oder, wie Du es nennst: das Wortgefäß „Charisma“ für Dich einen vollkommen anderen Inhalt hat als für mich. 
Das überrascht mich.

Hattest Du nicht selbst (hier) gefragt: »Durch welches geistige Wesen wurde Rudolf Steiner in dieser Weise charismatisch begnadet […] Von wem wurde er begnadet? Michael? « 
Eben. Für mich ist Charisma eine Begnadung, eine „Gottesgabe“, wenn man so will … und selbstverständlich fällt darunter auch die Begabung/Begnadung durch den Erzengel/Zeitgeist Michael. 
(Ich freue mich, daß auch die wikipedia von „Gnadengabe“ spricht …)

Im übrigen möchte ich daran erinnern, daß Deine ursprüngliche Frage, die mich zum Hereinstellen diverser Zitate veranlaßte, nicht diese (aus heutiger Sicht wohl kaum unstreitig zu beantwortende) war:
 »War Rudolf Steiner nun ein suggestiv sprechender Mensch?«
 sondern diese:
 »Sollten Dir aus der reichhaltigen Erinnerungsliteratur irgendwelche Verlautbarungen bekannt sein, wonach Rudolf Steiner suggestiv gesprochen habe, so lass es mich bitte wissen. Mir jedenfalls sind diesbezüglich nur Erinnerungen zugänglich gewesen, die sein freilassendes Sprechen hervorzuheben wussten.«

Herzlichen Gruß,

Ingrid


Ingrid H. Ingrid H. • vor 19 Tagen 


P.S.:
Ich sehe jetzt (erst jetzt - verzeih bitte!):
Dein Charisma-Begriff unterscheidet sich offenbar doch nicht so sehr von dem meinen, wie ich gedacht hatte - denn Du sprachst ja von »Charisma (in Verbindung mit Narzissmus)«.
Ah ja.
Allerdings das habe ja wiederum ich nicht gemeint, als ich von „Suggestivkraft“ sprach.
Suggestivkraft - unbewußt oder auch bewußt - hat ein charismatischer Mensch auch dann, wenn er kein Narzisst ist.
Umso besser, wenn er sich - wie offenbar Rudolf Steiner - dessen bewußt ist.



Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor 6 Tagen 


Liebe Ingrid

Aus gegebenem Anlass muss ich meine weiteren Ausführungen zur Klärung dessen, was Charisma alles an Bedeutungsaspekten in sich fasst und welche Aspekte möglicherweise von heute her gesehen bewusstseinsgenetisch Sinn machen zu modifizieren, knapp halten.


Auch wenn ich mich jetzt scheinbar widerspreche (ich öffne nur ein weiteres Fenster im Fliessgeschehen hier möglicher seelischer Beobachtungen) frage ich: Kann es angehen Rudolf Steiner als von Michael charismatisch begnadet zu betrachten? 
In wie weit kollidiert ein Begnaden mit dem reinsten Freiheitsgeist, den Michael repräsentiert?

Der Schulungsweg ist ein Pfad der freien Entscheidungen. Ich entscheide wie weit und wie tief ich diesen höchst individuellen Pfad jeweils beschreite. Michael steht solange unscheinbar am Wegrand -- schweigend, bis ich mein "Ich will" bereit bin selbstlos in die Waagschale zu legen. Und dann, so meine Sicht, unterstützt er den Wanderer, soweit dieser es zulässt.

Soweit dieser es zulässt ... Und da, im Zulassen tritt das hier entscheidende Willenselement in Erscheinung. Wie weit und wie tief bin ich bereit in dialogischen Willensbewegungen seelische Beobachtungen meiner Seele an die Oberfläche zu heben und mich diesen betrachtend "wie ein Fremder gegenüber zu stellen"(Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten).

In Zeiten einer immer mehr sich konturierenden Bewusstseinsseele halten sich geistige Mächte im Gegensatz zu früheren Zeiten zurück. Sie begnaden nicht mehr, sondern öffnen dem Geisteswanderer von einem bestimmten Zeitpunkt an lediglich die Augen für das was wirklich ist - eben soweit dieser es zulässt. Die Anzahl der „Vorstellungsverklebungen ist eine viel, viel grössere als wir zunächst annehmen möchten. Seelische Beobachtung ist ein Weg der Desillusionierung, was unser so sicher angenommenes Wirklichkeitsverständnis betrifft, dass wir alle nur möglichen Register ziehen, um die Verantwortung für die uns auferlegte Wirklichkeitsbildung nicht aufnehmen zu müssen.

Michael ist hier sehr geduldig im Zuwarten, er ist aber auch streng und geradezu kompromisslos in dem, was er den Menschen zutraut. Dem in die Augen zu schauen birgt harte Zumutung wie Milde gleicherweise in sich. Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. Weil Rudolf Steiner das wusste, deshalb hat er sein Lehramt niedergelegt. Die Tragik ist, dass dies bis heute nur von wenigen verstanden wird.

Wir sind das Problem, nicht eine Wiederkehr Rudolf Steiners, die völlig illusionär sich aus verschiedenen Äusserungen Rudolf Steiners vermeintlich (vorstellungsverklebt) ablesen lässt. Hier wird einfach nicht tief und vernetzt genug in erwachender eigener Willensverantwortung mit seelischen Beobachtungen dialogisiert. 
Ich habe mich 50 Jahre lang an diesen und vielen anderen Äusserungen Rudolf Steiners fragend gestossen. Heute, da mir so einiges klar wird erschrecke ich, dies sagend, über die Konsequenzen.
Eine Verbindung mit dem individuellen Wesen Rudolf Steiners kann nur aufrecht erhalten, bzw. real neu geknüpft werden über den erwachenden Willen unsererseits. Alles gläubige Anhaften und Verantwortung delegieren an Rudolf Steiner gehört bewusstseinsgenetisch der Vergangenheit an und kann Anthroposophie in unserer heutigen Welt nicht wirklich vorwärts tragend beleben.

Das wird hart in Deinen Ohren, wie den Ohren vielleicht so mancher weiterer Leser klingen und sofern wir dem still standhalten wollen Beschämung auslösen angesichts unserer vielfältigen eigene Willensschwächen.

Es ist an der Zeit unsere Selbstsuggestionen (sprich Vorstellungsverklebungen), die wir weiter allzu gerne auf Rudolf Steiner (siehe Deine Zitate mit Ausnahme dessen von Stefan Zweig) weiter rück zu übertragen geneigt sind, selbstverantwortlich in Bezug auf uns in seelischen Beobachtungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Rudolf Steiner hat in diesen Vorträgen und an anderer Stelle uns lediglich für ein kurzes Momentum in die Lage versetzt in unserem Willen zu erwachen. Wir aber ziehen es bis heute anscheinend weiter vor hier weiter zu schlafen.

Ich grüsse Dich herzlich,

Bernhard Albrecht


Ingrid H. • vor 5 Tagen • edited

Lieber Bernhard Albrecht
zunächst eine kleine Klarstellung:
Du sagst:
 »Alles gläubige Anhaften und Verantwortung delegieren an Rudolf Steiner gehört bewusstseinsgenetisch der Vergangenheit an und kann Anthroposophie in unserer heutigen Welt nicht wirklich vorwärts tragend beleben. «
und fügst dann hinzu:
» Das wird hart in Deinen Ohren […] klingen und […] Beschämung auslösen«

Nicht im geringsten. Weder klingt das „hart“ für mich noch löst es in mir „Beschämung“ aus.
Und ich bin etwas verwundert darüber, daß Du mir so etwas unterstellst.
Ich bin es nicht gewohnt, die Verantwortung für irgendetwas, das heute geschieht, an Rudolf Steiner zu delegieren. Er ist nicht mein „Guru“ (und er war es auch niemals). 
Noch mehr: ich „glaube“ ihm nichts von seinen Mitteilungen; sondern ich erkenne darin entweder etwas wieder, das ich schon vorher selbst erfahren/erkannt habe - oder, wenn das nicht der Fall ist, dann halte ich es für möglich (aber auch nicht mehr!), daß es sich so verhält, wie er sagt.

Freilich kommt es vor, daß sich beim späteren Wiederlesen etwas, das ich früher nur für möglich gehalten habe, aufgrund eigener Erfahrungen in „Wiedererkennbares“ verwandelt.

Das bewirkt zwar, daß mein Interesse an Rudolf Steiner lebendig bleibt oder sogar größer wird — es bewirkt aber nicht, daß ich ihm daraufhin nun auch alles andere „glaube“: ich bleibe weiterhin bei meinem „für-möglich-Halten“.
Soviel zu Deinem Missverständnis.
Und bevor ich näher eingehe auf das Thema „Charisma“, insbesondere auf das, was Du über „Begnadung“ sagst (und darüber, ob sie heute noch „zeitgemäß“ ist oder nicht...) — vorher habe ich eine Frage:
Du sagst:
»Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. Weil Rudolf Steiner das wusste, deshalb hat er sein Lehramt niedergelegt.«
 Was genau meinst Du damit, Steiner habe »sein Lehramt niedergelegt«? Wann soll das geschehen sein? Gibt es dazu Äußerungen von ihm? 
(Und ich meine nicht das, was er vor 125 Jahren, am 4. November 1894, an Rosa Mayreder schrieb: »Vielleicht ist aber überhaupt die Zeit des Lehrens in Dingen, wie das meine, vorüber. Mich interessiert die Philosophie fast nur noch als Erlebnis des einzelnen.« — denn danach hat er ja dennoch nachweislich gelehrt - oder meinst Du, nicht?)
Herzlich,

Ingrid

(P.S.: Über Deine jüngsten Äußerungen bezüglich Deiner Rolle als „Punching Ball“ staune ich — soviel sei hier doch angemerkt.)

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor einem Tag 


Liebe Ingrid

Mit einem Lächeln will ich vom „PS.:“ Deiner Antwort an mich beginnen. Punching Ball … Wenn Du dieses Bild, wie anscheinend geschehen, im Sinne Deines Vor-Verständnisses Dir ins Auge sticht, was durchaus auch in gewissem Sinne dem landläufigen Verständnis dieses Bildes entspricht, sobald jemand sich zum Prügelknaben macht, dann hättest Du allen Grund Dich zu verwundern. Nur, ich habe mich „persönlich“ nicht zum Prügelknaben erklärt, mich vielmehr nicht in Michaels Interpretationen einwickeln und weiter durch die Gassen jagen lassen, sondern ihm lediglich bewusstseinsgenetisch sachlich die Schulter hingehalten mit der Bemerkung  er könne sich „an mir“ weiter abarbeiten, ... so zielt das auf seine festgefahrenen Interpretationen und nicht auf mich.

Ich selber bin in dieser Angelegenheit also aussen vor und Michael kann sich aufgefordert fühlen seine Interpretationen sachlicher zu durchforsten.

Mit Deiner Art, Ingrid, dies hier in der Weise anzumerken, wie Du es getan - mit Deinem so ganz individuellen Gefühlstimbre - hast Du lediglich den Raum geöffnet für eine im Gefühlsbereich gleichsam schwimmende verborgenere Flotte von Vorstellungsverklebungen, die in den allermeisten Fällen sich verwickelnder Gespräche unter Menschen unbemerkt bleiben. Wenigstens so lange wie Du Dich ihnen nicht ganz entschieden versuchst zuzuwenden, was wiederum ganz und gar nicht leicht ist, weil sie wirklich sehr verborgen agieren.

Und damit komme ich zum nächsten Fallstrick, den Vorstellungsverklebungen Dir/uns blitzschnell um die Füsse wickeln können. Es ist dies beim Lesen eines Textes, bzw. im Verlauf des einem Menschen Zuhören einfach ein Wort das schriftlich niederlegt, bzw. mündlich gesagt wurde hinten runter fallen zu lassen. „Ein Wort“ und schon ergibt sich ein völlig anderer Sinn … der unbemerkt besser in den eigenen Vorstellungshorizont passt und von daher Dich in die Lage versetzt den anderen Menschen vermeintlich aushebeln zu können, ein Missverstehen zu sehen, wo genauer besehen keines sein müsste.

Hier dein Exzerpt meines Sagens: »Das wird hart in Deinen Ohren […] klingen und […] Beschämung auslösen« Nicht im geringsten. Weder klingt das „hart“ für mich noch löst es in mir „Beschämung“ aus. Und ich bin etwas verwundert darüber, daß Du mir so etwas unterstellst.

Unterstellst … Du hast das kleine Wort „vielleicht“ in meinem Sagen hier völlig ausgeklammert - und darüber hinaus viele Worte mehr in meinem Sagen nicht in Deinem Empfinden abgebildet - lächel und damit das Missverstehen selber gesät.

Vorstellungsverklebungen sind eine Folge von selektivem Lesen und Hinhören, deshalb können sie auch so allgegenwärtig ihr Unwesen betreiben.

Doch nun zu Deiner Frage: „Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. …“
 Ich sagte es ja schon in verschiedenen Variationen. Bewusstseinsseele ist ein Weg zur Erfahrung des Seins durch seelische Beobachtungen zu gelangen, ist eine wachsende Seinserfahrung durch Willenserweckung. Und vieles nach und nach mehr, so ich es zulasse.
Bewusstseinsseele ist ein Weg sich für fragendes Erstaunen in Seinserfahrungen hinein zu öffnen, anstatt abstrakt Sperrgitter unversehens konstruierter Missverständnisse vor sich in Stellung zu bringen. …
 Bewusstseinsseele beinhaltet die Bereitschaft zu leben im „ich weis, dass ich nichts weis.“ Also um fliessende Bewusstseinsgegenwärtigkeit sich fort und fort zu bemühen.

Rudolf Steiner hat sein ganzes Leben die Frage innerlich bewegt, ob er in unserer Zeit noch in spirituellen Fragen lehrend unterwegs sein könne und dürfe. Im Bilde gesprochen hat er in seelischen Beobachtungen tagtäglich die Schwertspitze zu spüren bekommen, die sich einem Menschen in unserer Zeit zeigt, sobald er den Übergang von der Verstandesseele in die Bewusstseinsseele aktiv sucht. 
Du erwähnst ja Deinerseits seinen diesbezüglichen Brief an Rosa Mayreder. 
Diese Frage verdichtete sich in der Stuttgarter Zeit von 1923 geradezu dramatisch, als er sich in den dortigen Zusammenhängen, er erwähnt dies ganz nüchtern sogar in einem seiner Vorträge dieser Zeit, als quasi zu vernachlässigende Grösse sehen musste. Von verschiedenen Personen wurde er leise oder auch unverhohlen in den Querelen um den Kommenden Tag einfach nicht mehr ernst genommen. 
So kam er dazu: „Muss ich mein Lehramt opfern,“ wenn ich die Anthroposophische Gesellschaft neu begründen und mich als ihr Vorsitzender in die Mitte stellen will. (Die genaue Quelle kann ich zeitbedingt leider gegenwärtig lesend nicht belegen. Ich bin mir aber sicher, dass dies zwischen Oktober und Dezember 1923 geschah).

In die Mitte bedeutet hier bewusstseinsgenetisch angeschaut auch sich auf Augenhöhe zu den Mitgliedern zu begeben. Welchen Gegenwind er damit auslöste, das belegen die Folgen mehr als deutlich. Die Mitglieder waren in einer genügend grossen Zahl einfach nicht bereit den Übergang von der Verstandesseele zur Bewusstseinsseele praktisch anzugehen.

Inwiefern es für Rudolf Steiner im übrigen spirituell ein hohes Risiko bedeutete diesen Schritt ins Auge zu fassen, darüber will ich hier lieber schweigen. Rudolf Steiners inneren Bewusstseinsentwicklungsprozess tiefer sich vor Augen zu rücken, das ist in anthroposophischen Zusammenhängen einfach noch kein wirkliches Thema. Hätten sich Anthroposophen dies zum Thema gemacht, dann wäre nach und nach ein Verständnis dafür gewachsen, dass Rudolf Steiner vom Beginn seines Eintritts in die Theosophische Gesellschaft tiefer betrachtet eigentlich nicht mehr lehrte. Er vertrat durch seine innere Haltung vielmehr die Philosophie der Freiheit und damit die zeitgemässe Bewusstseinsseele, die „nicht gelehrt“ werden kann, sondern nur „aus dem Erwachen am anderen Menschen individuell lebensmässig in Wirklichkeit zu erschaffen ist.

Rudolf Steiner ist hier bewusstseinsmässig voraus gegangen. Zu wenige Zeitgenossen waren bereit ihm auf diesem Weg zu folgen. Das ist in meinen Augen der tiefere Grund warum die Weihnachtstagung gescheitert ist, der spirituelle Grund auch für die vielen Gesellschaftskrisen in der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft.

Ich grüsse Dich herzlich,

Bernhard Albrecht


Tomtetom Bernhard an Albrecht Hartmann • vor 5 Tagen

Hallo Bernhard,

was genau verstehst du unter bewusstseins-genetisch? 
Eine Wortschöpfung, die ich so noch nicht gehört bzw. gelesen habe...Ist das lediglich ein Hinweis darauf was man halt in den Genen trägt und geerbt hat? Oder meintest du damit ein erarbeitetes, besonderes Bewusstsein (worin du dich ebenfalls siehst) - was quasi erst im Laufe des Lebens quasi 'in die Gene übergeht' - wenn das denn überhaupt möglich ist...
Wie gesagt, der Begriff ist mir neu...


Bernhard Albrecht Hartmann an Tomtetom • vor 2 Tagen • edited 


„Bewusstseinsgenetisch:“
Eine Begriffsschöpfung von mir:. Doch eigentlich nicht so neu, wie sie erscheint, denn sie fokussiert lediglich die Fähigkeit zur Selbststeuerung (freier Wille) und Zurückdrängung des Leibes (wider die Gene, die nicht so weitgehend festlegen, wie lange vermutet) um das zu aktivierende Bewusstsein ins Feld zu führen. Prof. Joachim Bauer (Neurobiologe in Freiburg) ist einer, der dazu einiges schreibt. Die Philosophie der Freiheit ist insgesamt sehr viel mehr in der Wissenschaft von heute angekommen als von vermeintlichen Anthroposophen gerne angenommen.

Während der Anthroposophische Zweig in Dresden einen Protestbrief an den Vorstand nach Dornach richtet findet das Leben ganz wo anders statt. Z.B. auch in den posthum veröffentlichten philosophischen Vorlesungen eines verstorbenen Professors und Heidegger Schülers aus Wien, der in der Art wie er auf Aristoteles zurückgreift eine moderne Logoslehre (philosophische Beschreibung des Lebensgeist-Prozesses (Rudolf Steiner) in Grundzügen liefert, die, hast Du nur die lebendige Lese-Bereitschaft dazu sie bewusstseinsgenetisch verstehen zu können, die Wände im Anthroposophen-Land zum wackeln bringt.
„Noch“ schützt dickwandige Illusion die Anthroposophen, dass dieses geschieht, „noch.“
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“

Bernhard Albrecht

Ingrid H. an Bernhard Albrecht Hartmann • vor 5 Tagen

Lieber Bernhard Albrecht,
Du sagst zu meinem »Exzerpt [D]eines Sagens«, ich hätte »das kleine Wort „vielleicht“ in [D]einem Sagen hier völlig ausgeklammert« — ich habe nochmal nachgelesen: das kleine Wort „vielleicht“ steht da nur auf andere Leser bezogen, nicht aber auf mich. Der erste Teil Deines Satzes lautet vollständig: »Das wird hart in Deinen Ohren, wie den Ohren vielleicht so mancher weiterer Leser klingen« — und ich finde noch immer, daß Du damit (wie auch in manchen anderen Sätzen) zeigst, daß Du etwas von mir glaubst, das in Wirklichkeit nicht so ist, wie Du glaubst.
:-) Weißt Du, ich habe beim Lesen Deiner Antworten - vielleicht ähnlich wie Du beim Lesen der meinen - immer wieder den Eindruck, Du unterlegst dem, was ich sage, einen subtil anderen Sinn, »der unbemerkt besser in den eigenen Vorstellungshorizont passt und von daher Dich in die Lage versetzt den anderen Menschen vermeintlich aushebeln zu können« … :-) sehr schön ausgedrückt!
- - -
Zu meiner Frage bezüglich Steiners „Niederlegung des Lehramtes“:

Du hattest geschrieben:
 »Die Entscheidung, wie es weiter geht, liegt alleine bei uns. Weil Rudolf Steiner das wusste, deshalb hat er sein Lehramt niedergelegt.« Jetzt aber formulierst Du es anders, und obwohl Dein Satz einen Punkt hat, klingt er für mich wie eine Frage: 
»„Muss ich mein Lehramt opfern,“ wenn ich die Anthroposophische Gesellschaft neu begründen und mich als ihr Vorsitzender in die Mitte stellen will.«
 Eine Frage, die Rudolf Steiner meinem Dafürhalten nach (wenn ich mir die Vorträge ansehe, die er nach der Weihnachtstagung gehalten hat) schließlich doch mit „Nein“ beantwortet hat.

Du scheinst da anderer Ansicht zu sein?
P.S.:
Über alles, was Du zur Erläuterung Deines „Punching Ball“-Vergleiches sagst, wundere ich mich fast noch mehr als darüber, daß Du diesen Vergleich überhaupt angestellt hast. 
Das liegt wohl daran, daß ich Dein Gespräch mit Michael vollkommen anders wahrnehme als offenbar Du.
:-) Aber ich will mich in dieses Gespräch nicht einmischen und begnüge mich daher mit dieser Anmerkung, die ich ganz bewußt im P.S. lasse.

Bernhard Albrecht Hartmann an Ingrid H. • vor 2 Tagen

Liebe Ingrid
Du hast natürlich recht, ich habe Dich in meinem Sagen (Dein Exzerpt) nicht direkt angesprochen.
Nur stellst Du nur ein kleines Bruchteil des Resonanzfeldes dar, um den es in meinem Sagen geht, auf den ich meine Aufmerksamkeit richte und aus der Oberton-Ebene leise einlade sich darauf hin, die Kreise eigenen Vermeinens im Verstehen zu weiten, „vielleicht“ zu öffnen. Ich unterlege also nicht subtil einen anderen Sinn … weiche eloquent aus … ich versuche nur den Blick auf das grössere Ganze hin offen zu halten.

Aber ich habe Deinen Hinweis auch noch in einem anderen Sinne verstanden und das veranlasst mich mit diesem Kommentar vorläufig eine Zäsur zu setzen in der gegenwärtigen Kommunikation zwischen uns. Der Dialog zwischen uns ist mir einfach zu wertvoll, als dass ich ihn abstürzen lassen will und das könnte durch auch nur eine kleine weitere Unbedachtsamkeit geschehen.
Argumente umzudrehen und zurück zu rollen, das Ingrid ist doch nicht Dein wirklicher Stil, oder?
Ich denke es braucht einige Zeit um das zwischen uns Gesagte noch tiefer ausloten und verstehen zu können. Geben wir uns also diese Zeit, bitte.
Ich will mich auch einem grösseren Projekt widmen, das wie ich hoffe einiges noch weiter verdeutlichen kann, was mir gegenwärtig ein Anliegen ist.
Im Übrigen hast Du recht, ich habe eine andere Ansicht zu Rudolf Steiners Lehramt. Die Aussagen Rudolf Steiners dazu müssen in meinen Augen mehrschienig, auf unterschiedlichen Ebenen auch gegenläufig gelesen werden, um ihre tiefere Bedeutung entfalten zu können. Der heute überwiegend linear denkende Verstand ist diesbezüglich überfordert.

Die innere Dynamik des Willens auf dem weiteren Bewusstseinsfeld (ich habe das verschiedentlich angedeutet) ist turbulent und sich da in wechselseitigen Abgrenzungen einen tatsächlichen Überblick verschaffen zu können ist nicht einfach.
Auch hier ist sehr viel Zeit notwendig, bis die einzelnen Aspekte aus sich heraus zu sprechen beginnen. 
Der Logos spricht, wenn Du Dein Bewusstsein darauf einzustellen weisst.

Von Herzen,

Bernhard Albrecht