Freitag, 23. April 2021

Die grosse Täuschung

Was heute landauf und landab, in privaten, wie gleicherweise in öffentlichen Räumen geschieht kann im Grunde einen jeden Menschen nur betroffen machen. Das tut es aber nicht oder wenn doch dann viel zu wenig. Die Nachrichtenwelle überrollt etwaige Erlebnisansätze zu öffentlichen Ereignissen in breiter Front, bzw. ein bereits tief eingebranntes individuelles  Wahrnehmungsausschluss-Verhalten lässt diese Erlebnisse nur noch oberflächlich bis gar nicht mehr auf den Bildschirm des eigenen Bewusstseins gelangen. Die eigene tiefer reichende Logik wird im weiträumigeren Verfolgen dieser Nachrichten nicht selten unversehens ausgeschaltet und die Leser finden sich mehr oder weniger in einer Grauzone der Täuschung wieder ohne dass dies klar durchschaut wird. Und das nicht nur bei weniger gebildeten Menschen, nein schleichend geschieht des auch innerhalb höher gebildeter Menschenkreise.

Mit nur ein wenig innerem Abstand zu den Tagesnachrichten kann dieser Phänomen Komplex jedoch durchaus aufgelöst werden. Erinnern wir uns, so war der Begriff „Lügenpresse,“ vor nicht allzu langer Zeit noch eine Randerscheinung. Ja er war es. Neuerdings drängt er immer unverblümter in die Nachrichtenspalten und mischt sie auf die eine oder andere Weise auf. Differenziert? Der Tendenz nach eher nicht. 

Auch der Begriff „Verschwörungsdenken“ dringt, wenn auch etwas langsamer in  der Gesellschaft zunehmend weiter vor. In kruden Varianten, weltanschaulich rechtslastig, reichsbürgerlich, in Richtung kämpferische AFD Randbereiche oder Q-Anon gewendet. Auch Rudolf Steiner und die Waldorfschule meint so mancher damit in Verbindung bringen zu können. Genauer und tiefer reichender werden diese Vorgänge jedoch meiner bisherigen Überschau nach nicht untersucht. Warum auch, das würde einige Arbeit erfordern, bei Verfechtern dieser Begriffe, wie bei Bedenken Trägern. Der schnelle Punsch Ball ist in der Kommunikation einfach tagesaktuell in Nachrichten oder privaten Gesprächen wirksamer einzubauen. Verstärkung der eigenen Ego Position und oder Sensation als Geschäftsmodel. Nur für nicht wenige ist genau diese Haltung schon ausreichend, um von Lügenpresse zu sprechen, einfach weil die „eigene Meinung“ scheinbar überhaupt nicht, bzw. nur ungenügend einbezogen oder abgebildet wurde. Und das beidseitige Karussell wechselseitiger Täuschungen dreht und dreht sich.

Der Verfassungsschutz nimmt neuerdings auch Teile der sogenannten Querdenker-Bewegung unter Beobachtung. Wie weit hinein wurde meines Wissens nach nicht öffentlich kommuniziert. Das trifft gegebenenfalls auch Menschen, die sich nur um eine eigene tiefer reichende Meinungsbildung bemühen und darüber randständig da oder dort sprechen ohne sich an konkreten Querdenker Aktionen zu beteiligen. Das immer weiter um sich greifende Sicherheitsdenken öffnet Grauzonen, die immer schwieriger zu übersehen sind und demgemäss sachlich nicht mehr so ohne weiteres reguliert werden können. Der Argwohn, bzw. das erblindete verwaltungsmässige Agieren greifen um sich und erodieren in Schattenprozessen gesellschaftliche Strukturen. Über zahllose, meist nicht näher identifizierbare Kanäle - raunende Sprechblasen, Meinungssteige vom Hörensagen - bahnen sich Veränderungen am Gesellschaftskörper an, die eigentlich aufhorchen lassen müssten. 

Während über die richtigen Corona-Massnahmen gestritten wird - mit der Keule der Panikmache in der Hand - blubbert der Gedanke der Verhältnismässigkeit innerhalb aller dieser Erwägungen nur noch in Restbezügen angekündigter Verfassungsbeschwerden über Bordstein Kuppen. Die Logik, sprich die sachlich weiter und tiefer verknüpfte Argumentation - folge ich den Trendverlautbarungen der Meinungsbildung des öffentlichen Lebens zur Corona Lage - werden unscheinbar in Sackgassen abgedrängt. Durchgreifen ist die Ansage. Durchgreifen ohne zu bemerken, dass dies mit der Täuschung in der Hand selbst auf mittelfristige Sicht nicht zu machen sein wird, wenn nicht noch mehr Schwierigkeiten losgetreten werde sollen. Aber genau diese Blickrichtung wird von den Befürworten durchgreifender Massnahmen, bzw. privater kurzschlüssiger Ego Positionierungen in diesem Zusammenhang ausser Acht gelassen.

Und das geschieht an einem einfachen Vorgang aufgezeigt so: Die steigende Inzidenz ist in aller Munde, was aber nicht kommuniziert wird das ist, dass mit gesteigerter Testaktivität zwangsläufig auch mehr  Corona-Erkrankungen ans Licht kommen müssen. Die ins öffentliche Bewusstsein hinein primär verschobene Dritte Welle ist in ihrer benannten Ausprägung von daher nur eine Halbwahrheit und als Modus operandi eine Täuschung. Darüber hinaus ist auch das eine Täuschung, es gibt in Deutschland einiges mehr an Intensivbetten als aktuell in Betrieb. Nur können diese auf Lager stehenden Betten zu wenig aktiviert werden, weil das Fachpersonal für ihre Inbetriebnahme fehlt. Folgen des über Jahre hinweg tot gesparten Gesundheitssystems.

Mit solcherart Desinformation wird kein umfassend stabiles Mittragen der Corona- Massnahmen auf längere Dauer hin erreicht werden. Die Unzufriedenheiten bündeln sich und brechen von unterschiedlichen Orten her aus. Das ist zu erwarten. Dennoch in diesem Zusammenhang von Lügenpresse zu sprechen ist nicht richtig.

Das Dilemma: Über Jahrhunderte hinweg hat sich weltweit ein Verstandesdenken ausgebildet, das sich in seinen Grundstrukturen an die unterschiedlichsten Ego- Basispunkte gebunden hat. Und von diesen Punkten her hat es sich dual ausgerichtet. Dass dem so ist entspricht der geistigen Evolution auf die notwendige Ausbildung  des Ego hin. Kant hat vor dem Hintergrund dieser Entwicklungslinie gegen Swedenborg und, wie er es dazumal sah, dessen illusionär überbordenden Subjektivismus einen Wall errichtet, der in einer kaum zu überbietenden Abstraktheit in dem „Ding an sich“ seiner Transzendental Philosophie gipfelte. So angeschaut kann Kant als der Vater gegen jede Art von fake news in unserer Zeit angesehen werden.

Es mag manchem Querdenker unter den Lesern dieses Essays hart aufstossen, wenn ich hier sage, Lügenpresse ist ein abwehrendes fake new gegen eine vermeintliche Intransparenz der sogenannten Mainstream Presse. Denn: Die Mainstream Presse ist per se nicht intransparent, sie bewegt sich denkend im Allgemeinen nur innerhalb eines Ego Netzwerkes, welches durch das Verstandesdenken in einer langen Entwicklung entstanden ist. Und genau das tun Querdenker auf der anderen Seite auch. Das in diesem Zusammenhang aus meiner Sicht weitgehend unerkannte Problem ist, dass Dualität im gesellschaftlichen Diskurs heute ein Auslaufmodel ist.

Haben wir von Kant genug gelernt, wenn wir behaupten die Mainstream Presse lüge? Oder schauen wir hier nur einem eigenen transzendentalen Begriff in die Augen, der weit davon entfernt ist von lebendigem Denken durchdrungen zu sein? Der von Kant geprägte Begriff „des Ding an sich“ kann, mühe ich mich ab über seine vordergründige Abstraktion hinaus in seine Tiefe vorzudringen die Erfahrung einer im höchsten Sinne dynamischen Begrifflichkeit vermitteln. Und diese Erfahrung könnte je nach Sichtweise auf unterschiedlichen Wegen allmählich dazu führen den Tanz um das goldene Kalb eigenen Vermeinens einzustellen und echte Entwicklungsbeiträge im Hinblick auf die Überwindung der Dualität im gesellschaftlichen Diskurs zu Tage fördern. 

Will die allseitige grosse Täuschung überwunden werden geht es also um die Entwicklung eines tief greifenden eigenen lebendigen Denkens. Dieses ist in meinen Augen aber nicht ohne sich wiederholende bittere Durchgänge im Hinblick auf eigene Selbsterkenntnisse zu erreichen. Über Kant hinausgehend stelle ich zum Ende dieses Essays daher die weitere Frage, haben ich von Rudolf Steiner genug gelernt, wenn wir vollmundig einem Verschwörungsdenken innerhalb unseres eigenen Denkens Platz einräumen? Und das 125 Jahre nach dem Erscheinen seiner Philosophie der Freiheit? Nicht was ich denke ist wichtig, sondern wie ich denke, d.h. ob und wie ich die beständig sich vertiefende Anschauung meines eigenen Denkprozesses weiter belebe. Durchschaue ich also immer besser die Täuschungen, die das Ego gegen mich verschwörerisch führt und erwache in die Aufrechte meines Ichs, so kann der Pfingstgeist die Verkrustungen meines Ego durchbrechen. In wie weit bin ich hier individuell unterwegs, das scheint mir die entscheidende zu klärende Frage im Angesicht der gegenwärtigen Corona Krise zu sein. Bin ich  fremdbestimmt von Anhaftungen der unterschiedlichsten Art oder ein im belebten Geist atmender Denker? Die grosse Täuschung ist eine vielfarbig individuelle Erfahrung, die es zu durchschauen gilt.

© Bernhard Albrecht Hartmann 23.04.2021 


Mittwoch, 21. April 2021

Der Pfingstgeist im Aufbruch

Ist es nicht so ? Du wartest auf ..., auf was? Du meinst, es ginge nicht weiter, wenn ... ich, Du, er nicht voraus ginge, dies oder das in Gang brächte, bevor Du das Deine einbringen könntest? Ist das Deine gegenwärtige Realität?

Na dann verkennst Du, ihr, die ihr dies lest die Welten-Wende, die sich leise, unabwendbar still vollzieht ... 

Niemandes Stille kann kraftvoller ein Flügelschlagen in die Welt hinaus versetzen, als das Wort, das Du aus Deiner Stille freigibst. Es ist immer Deine ... und nur Deine Stille, die etwas in der Welt wendet, "Dein guter Wille," in einem jeden Augenblick.

Die Welt mag von endlosen Hurrikan Stürmen und Tsunamis aufgewühlt werden. Das Auge im Zentrum dieser Stürme ruft nach Deiner Tat und sei sie scheinbar noch so klein. Dein Mut ist gefragt. Verorte Dich also im Zentrum Deiner inneren Stürme und gib den Geschehnissen um Dich herum genau die kleine Wende, die sie hier und jetzt in diesem einen Augenblick brauchen und die nur Deine uneigennützige Liebe in Gang bringen kann, nur Du allein.

Ein Schmetterling kann mit seinem Flügelschlag den Keim für einen Hurrikan legen. Sei Du der Schmetterling, der im Zentrum dieses Hurrikans die Saat uneigennütziger Liebe ausbringt.

Bernhard Albrecht

Aus aktuellem Anlass erneut veröffentlicht. 

Montag, 12. April 2021

Zur Erinnerung in bewegter Zeit (überarbeitet)

Das Quadrat  im  Kreis, der Verweis auf die vier  Grundkräfte des  Geistes - Wille,  Gefühl, Intellekt und Bewusstsein - die über das Denken untereinander ins  Gleichgewicht zu bringen sind, lässt uns im Leben die Freiheit finden und damit die individuelle Erfüllung. 
Über  die  sokratische  innere  Haltung des in jedem  Einzelfall auf das Du hin ausgerichteten Fragen des "ich weis,  dass ich nicht weis" (was weis ich wirklich über Dich und was weis ich nicht in genau diesem Augenblick, klebe ich von daher an  Vorstellungen aus meinem  Gedankenfundus heraus über Dein tiefer gegründetes  "Sein)."  Das  Denken, das sich mir eben  "Jetzt"   offenbaren will,  so "Ich" es nur zulassen  will). Denn die innerer  Bewegung dieser sokratischen Frage  aushaltend kommen mir  im Lauschen "aus dem Leben" genau jene  Antworten zu, die ich jeweils brauche.                                                                            







Vertrauen ist hier alles und in diesem  Vertrauen das  jeweilige  Gleichgewicht zu  bewahren. Das lässt den Menschen in seine wahre innere Aufrechte in jeder Lebenslage immer  besser  hineinfinden. Hilft ihm sich von Innen her im Willen selbst dynamisierend aus der im Bild in der Kreuzigungshaltung hintergründig so dargestellten Selbstfesselung an Ängste bzw. an in eigenen Vorstellungen des Ego erstarrten Bewegungskräften zu befreien. Jene Kreuzigungshaltung, die den  Betrachter verborgen zum  "Aufrechten Stehen" im  Ich aus  selbst gefügten  Begrenzungen  auffordert. Zu einem in  innerem  Bewegen  gewagten Perspektivenwechsel, bewegt gezeugt von Augenblick zu Augenblick. 
Sich zu  öffnen für den  stetig zu vertiefenden  Zugriff in  den  ganzen  Kosmos des  Lebens  hinein, um in Hingabe dem Menschenleben zu dienen.

© Bernhard Albrecht Hartmann 

Mittwoch, 7. April 2021

Alpha und Omega

 Lieber Daryl

Erinnerst Du Dich noch an unsere kleine Kommentar-Begegnung auf meinem Blog (1 und 2)? Vermutlich eher nicht, denn die Begegnungen im Raum des Internet sind flüchtig, ähnlich vielleicht Begegnungen von der Art, die wir beim Gehen durch die Fussgängerzone einer Stadt haben können, wenn uns im Vorbeigehen irgend ein Gesicht kurz beeindruckt, ohne dass wir genau sagen können warum eigentlich, es tut es und dieses momenthaft Beeindruckt-Sein wieder verschwindet wie eine blühende Blume, die vor unseren Augen an einem Flussufer in der Strömung des Wassers an uns vorüber gleitet. Einfach so. 

Doch das Leben ist niemals oberflächlich, auch nicht in derartigen Begebenheiten. Es erinnert uns immer an irgendetwas, auch wenn wir diese Erinnerung nicht sogleich tiefer zu fassen vermögen oder innerlich auf längere Sicht gegenwärtig halten können. Mitunter kann es sogar Jahre dauern, bis in uns ein Verstehen aufsteht oder sich in einer mittlerweile vertieften Sicht aus den Strömungen des Lebens neu zusammensetzen kann. 

Das Leben ist ein Netzwerker, der grösste den es gibt - ohne jegliche technische Ausstattung. Leider vergessen wir das allzu oft oder bekommen es überhaupt nicht auf den Schirm unseres Bewusstseins. Und so tippen wir auf unseren Handys in der U-Bahn oder sonst wo vor uns hin und verlieren das tatsächliche Leben um uns oder in uns aus den Augen. Und was entsteht … Du beschreibst es auf Deinem Blog: „Die ewige Leier, es dreht sich im Kreis. Alpha und Omega, der Anfang und das Ende. Könnte gähnen, so ermüdend ist dieses Thema für mich. Lasst uns die Gewohnheit feiern, denn in der Gewohnheit liegt die Sicherheit und in der Sicherheit? Tja, da können wir uns verkriechen. Wer hat denn schon Lust den Kreis zu durchbrechen …“ (3).

Das Alpha und Omega. Grosse Worte, die Du hier - genauer besehen - in einem ihnen fremden Zusammenhang gebrauchst. Von ihrer Ursprungsbedeutung her sind es nämlich Worte der Schöpfung, Worte von Anfang und Ende, von Tod und Auferstehung. Sie weisen auf ein Kräftewirken des Mutes und des inneren sich Aufgerichtet-Haltens durch alle Wirrnisse des Lebens. Es sind Worte, die in ihrer einzigartigen Tiefen-Dimension auf ein Bewusstsein deuten, das mächtiger ist als gebündelte Atomkraft. Worte, die auf die Ur-Schöpfermacht verweisen, die als Keim in jedem Menschen schlummert, bis er sie durch sein Entscheiden nach und nach in ihrem Wirksamwerden zum Sein erweckt.

… „bis er sie durch sein Entscheiden …“: Hm, welche Entscheidungen wirst Du im Hinblicken auf das hier vorausgehend Gesagte bezüglich Deiner Gewohnheiten treffen? Wirst Du Dich der tief in Dir verankerten Kraft des „Alpha und Omega erinnern, in Tateinheit erinnern wollen? 

Gewohnheiten sind nämlich sehr hartnäckige seelische Kräftegebilde. Sie sind auf Ego-Einstellungen fussende und da allermeist auf sehr unbewusste, fort und fort auf Bequemlichkeit hin sich ausrichtende, wenig rationale Vorstellungen mit einem steigend irrationalen Charakter bezogen. Kurz gesagt sind sie von daher verdeckte Produkte der eigenen inneren Faulheit. Mithin also  Selbsterzeugnisse aus dem Ruder laufender Triebkräfte und alles andere als ein Alpha und Omega.

Das Alpha und Omega fusst nämlich auf der Fähigkeit zur Selbstbestimmung und stetig wachsender Selbstermächtigung. Sich in die Kraft des Alpha und Omega hineinstellen ist von daher alles andere als bequem. Es ist eine Entscheidung auf eigene Authentizität hin. Bedeutet für die Würde des Menschen in immer weiter reichender Weise durch den Alltag des Lebens einstehen zu wollen und zu können.

Das Alpha und Omega findet seinen Ausdruck in schöpferischen Ich-Taten, in Kreis-Durchbrecher-Taten. Es ist kein Selbstläufer im ewig Gleichen, sondern fordert leise und beständig die Entscheidung Deines Ich-Willens, der Dir allein die Freiheit wahren Menschseins immer mehr verleihen kann. Wenn Du also so dies und jenes in Deinem Leben beklagst siehst Du nur Dir selber in die Augen, denn allein Dein Ich-Wille kann die Schlösser zu Veränderungen in Deinem Leben öffnen. Oder siehst Du das etwa anders?

Bernhard Albrecht

(1)  https://ich-quelle.blogspot.ch/2013/04/zuruf.html  

(2)  https://gedankenpoesie.blogspot.ch/2013/04/hauptsache.html#comment-form 

(3)  https://gedankenpoesie.blogspot.ch/2020/06/850-keine-lust.html