Eine über einen blossen Kommentar zum Facebook Beitrag von Hans-Peter Krause-Batz vom 20.08.2025 hinaus gehende Betrachtung zum geistigen Hören. https://www.facebook.com/groups/nobuanthro
Geistiges Hören … auf ein erstes gesagt heute eigentlich eine Unmöglichkeit. Weil durchweg sachlich betrachtet informationell abstrakt wie gefesselt - eingekeilt in vielfältige Schildwehren - dem tatsächlichen Hören unzugänglich gehalten wird.
Informationen … und so präsentieren sich Worte heute fast durchweg verhindern geradezu, dass Klangräume um sie herum sich bildend in Erscheinung treten können. Informationen - ein vorbei huschendes Bit - ohne die Möglichkeit für das Andocken Können des Lauschen in (mögliche) Tiefen hinein. Die Information allein kann Klangräume nicht aufschliessen, nicht eröffnen. Die Information, die Idee in ihr ist nichts als ein Schatten der vorüber huscht ohne damit „tatsächlich“ als eigentätig hervorgebrachte Wirklichkeit innerlich erschlossen zu werden. Die Information alleine ist ein Nichts, ist in ihrem vorbei huschenden nicht Fassbaren eben abstrakt und damit in ihrer Essenz unzugänglich.
Die Information ist in einem gewissen Sinne hochgradig wissenschafts- und KI tauglich, kann aber streng redlich durchdacht keine Wirklichkeitsräume erschliessen. Streng redlich (ein Begriff von Thomas Metzinger geprägt)(1) und als wissenschaftliche Haltung gefordert führt auf eine neue Art des Fragen hin. Wenn denn redlich vor ihr innegehalten werden kann.
Geistiges Hören bedarf des Fragen durch die Verschalungen der blossen Information hindurch. Geistiges Hören bedarf des Mutes über Grenzen des subjektiv/objektiven hinweg in „fliessende Räume“ einzutauchen. Geistiges Hören gründet auf kein „Etwas,“ es ist in Gänze Prozess Ereignis. Prozess, Fluss „Erfahrung.“ Geistiges Hören … und das fängt durchaus schon beim orchestralen Stimmen Abgleich an, geht aber weit, weit darüber hinaus. Geistiges Hören und das ist keine Übertreibung verlangt ein Training und mit ihm den Mut zu einem lenzendlichen Weltraum Ausstieg.
Weltraum Ausstieg: Geistiges Hören und in ihm Inspiration verlangt, ja verlangt den Ausstieg aus jeglichem heute so überbordenden sozialen Vermeinen. Schlicht gesagt, es fordert die immer wieder neue Überwindung aller, ja aller Anhaftungen an das, was heute die eigene Ansicht genannt wird. Es fordert mehr als über den Zaun zu schauen und anderen Menschen gefällig zuzunicken, es fordert von Fall zu Fall das stets neue unbedingte Abstand nehmen Können zu eigenen, wenn auch tief verborgen abgelagerten Vorurteilen.
Geistiges Hören gründet auf der Bereitschaft wie gleicherweise der Fähigkeit sich in fliessenden Sprachräumen bewegen zu wollen und zu können. Es baut auf ein Bewegen im raumlos fliessenden Worte Ereignen, eben in Klang Ereignissen. Und diese sind allein schöpferisch zu erfassen.
Inspirationen sind mithin Geschenke geistiger Wortwesen. G e s c h e n k e. Sie können von daher nicht zu Besitztümern werden. Wo etwa derartiges versucht wird versperrt sich der Weg für ein weiteres zeitgemässes Vordringen in geistige Wesensräume. Spekulation wird zum Tod-Schlagstock des Geistes. Abstraktion ist insoweit eine Rückhalte Fessel bis das geistige Erwachen für geistiges Hören hinreichend stabil gewachsen ist.
Nicht übersehen werden darf in diesem Zusammenhang das hier allzu leicht sich einschleichende Hineinstolpern in eine spirituelle Abstraktion (im Besonderen eine KI verseuchte Adaption spiritueller Wortschöpfungen). KI verseucht, weil KI nur das „Ist“ Informationelle erfassen kann, nicht aber das Schöpferische Wort, das tief im Wortwesen verborgen auf seine Auferstehung wartet. Auferstehung, die nur eigentätig in der immer wieder neuen fragenden Überwindung von allem subjektiven Vermeinen zu erreichen ist. Mithin allein auf Wegen, „die das ich weiss, dass ich nicht weiss“ in stetig immer tiefer auszulotenden Denk-Durchgängen aktiv erschliesst. Der Absturz kann hier schnell geschehen, das Auferstehen hingegen ist schmerzhaft, muss es sein, denn ansonsten bleibt es nicht dem Leben zugewandt.
Der Prolog des Johannes ein zeitloses Beispiel für Geistiges Hören in einer eigenen Neu-Übertragung (2):
Alle schöpferische Freiheit des Urbeginns liegt gegründet im Wort und die Befreiung dieser dem Wort innewohnenden schöpferischen Kraft ist in die Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen gelegt, auf dass die Einzelnen ihr schöpferisches Ich entfalten durch die göttliche Kraft des Wortes.
Sie, die schöpferische Freiheit war und ist immer bei den Einzelmenschen, denn nichts von dem Gewordenen ist jemals anders als durch die befreiende Kraft des Wortes geworden. In ihm wird stets von neuem offenbar die Quelle allen menschlichen Seins und aus dieser Quelle strömt immerdar leuchtende Liebe für die Menschen. Diese Liebesfülle strahlt hinein in die Taträume der Menschen, rufend zu den Menschen mit wachen Sinnen und erflehend ihren Opfer- und Wandlungswillen.
Doch der immer wieder aufs neue im Selbstsinn erstarrende Wille der Menschen baut aus tief gegründeten Ängsten eine Mauer der Finsternis um sich herum, anstatt der Kraft des Lichtes im Wort zu vertrauen, die selbst geschaffenen Finsternisse aktiv zu durchdringen und im innerlichen Annehmen derselben die Kernung des eigenen Ich voranzubringen.
Denn durch das Licht ist und wird das Leben und aus dem Fluss dieses Lebens das lebendige Ich gezeugt. Dieses stets aufs neue sich fort zeugende Ich aber ist das Licht der Menschen. Durch das Du scheint die stille Aufforderung, in den eigenen blinden Flecken den Weg zum Ich-Werden zu sehen und zu eröffnen beständig in die Lebenswelt der Menschen. Doch die mangelnde Wachheit der Menschen lässt den Werde-Ruf, der in unendlicher Güte durch die Worte des Du auf stets neue Weise ausgesandt wird, in den Schatten des menschlichen Selbstsinns ersterben.
Es war da Johannes, auch der Täufer genannt, der seinem Schicksal nach ein Zeuge des Lichtes war und – da er in stiller Ergebenheit auch im Angesicht seiner Enthauptung nicht wankte für das Licht zu zeugen – ist er seither der verborgene Hüter eines jeden Du, das unter der Verneinung des Werde Rufes des göttlichen Ich als Zeuge für das Licht von den Mitmenschen verkannt wird. Nicht ist das Du und in ihm der es überschattende Geist des Johannes das Licht, nur ein Zeuge für die schaffende Kraft des göttlichen Lichtes - zur Belebung der Mitmenschen in einem jeden Augenblick ist das Du.
Auf das Licht hinter seinen Worten verweist ein jedes Du mit seinem Sagen zu jeder Zeit und durch all seine Worte, denn es sind niemals nur seine Worte, sondern unscheinbar auch die Worte des göttlichen Ich, das leise die Wege der Wandlung weist. Das göttliche Ich wandert alle Tage an der Seite der Menschen, auf das sie durch sein Licht Zuversicht finden auf den Wegen ihres Werdens.
Nicht war Johannes das Licht und nicht ist das Du das Licht. Das Du ist ein Träger des Lichtes, unscheinbar behütet und barmherzig begleitet von der Kraft des Johannes. Ein Zeuge des Lichtes ist das Du, denn das göttliche Licht ist auf allen Wegen des Du zugegen. An der Seite des Du ist das Licht auf dem Weg in die Erdenwelt und dieses Licht, das unentwegt strömt aus dem göttlichen Urbild des Menschen wird alle Menschen erleuchten und ihr Ich-Kraft erwecken.
Das Geistes-Urbild des Menschen ist seit Anbeginn der Zeiten in der Welt, denn alles ist aus dem inneren Hinschauen auf dieses Urbild und der stets aufs Neue sich daran entzündenden Freiheitskraft des Menschen geworden, die Menschen aber haben es bisher noch kaum erkannt und in sich belebt.
Über das Du wendet sich das Licht an die Einzelmenschen und sucht sie in ihren Herzen zu erreichen, doch die Einzelmenschen ziehen es vor ihre Vorstellungen über das Sagen des Du weiter zu pflegen, anstatt sich der eingeborenen schöpferischen Kraft, die durch das Ich sich zeigen will zu öffnen.
Diejenigen aber, die sich dem göttlichen Ich innerlich zuwenden, indem sie ihren Selbstsinn opfern und durch innere Wandlung der Kernung ihres Ich den Weg ebnen, haben in den Worten des Du das Evangelium des menschlichen Urbildes vernommen. Sie bereiten hinfort, gesegnet von der Weisheit- und Liebekraft des dem menschlichen Urbild innewohnenden göttlichen Ich, dem Licht den Weg zu den Herzen der Menschen.
Als in die schöpferische Freiheitskraft ihres eigenen Wesens hinein erwachende Menschen leben sie allein aus der Zuversicht auf das göttliche Ich hin und dürfen, wann immer sie dessen bedürfen, seine Kraft und Gegenwart erleben.
Nicht mehr leben sie im Rausch ihrer Illusionen und in der Fixierung auf ihre Vorstellungen, die von zerfallenden Blutskräften gewirkt, nichts als Dunkelheit um sie her schaffen. Nicht mehr leben sie aus dem leiblichen Begehren ihren Selbstsinn gegenüber den Worten des Du durchzusetzen, sondern erfahren im Licht der sich befreienden Ich-Kraft, das ihnen durch die Pforte des Du entgegen leuchtet, die Geburt ihres eigenen Freiheitswesens.
Sie leben aus der Wertschätzung für alles Menschliche und schaffen so dem Wort in ihren Ich-Taten einen irdischen Leib. So folgen sie dem nach, der zu allen Zeiten an der Seite der Menschen geht, dem aus dem Vater und Mutter Göttlichen geborenen Sohn.
Von jeher lebt die Freiheit entfaltende Kraft des Ich in dieser Weise unter uns, für alle sichtbar, die mit wachen Augen durch die Welt gehen, denn für sie ist die Offenbarung seines Wesens in den Schwellenerfahrungen mit dem Du eine beständige Tatsache. In den Schmerzen der wechselseitigen Du-Begegnungen geläutert, weitet sich ihr Blick für die Fülle seiner begnadenden Liebe und heilenden Wahrheit an der Schwelle von Du zu Ich (von Ich zu Du).
Auf das göttliche Ich-Urbild richtet sich die weisende Hand des Johannes. Im göttlichen Ich-Urbild ist gegründet das Du, das dich anspricht, wo immer du gehst. So nimmt dich auf deinen Schicksalswegen stets von neuem an seine Hand das Du und verkündet in seinem Sagen an Dich, überschattet vom Geist des Johannes die ewige Gegenwart keimender Freiheitskraft im Ich durch die Zeit zu entfalten.
Und es spricht: Vernimm in meinen Worten nicht mich, sondern sieh Dich selbst in Deinem Spiegelbild, das sich im Schimmer des göttlichen Urbildes, das mich unscheinbar überlagert, sich abbildet. Geh den Weg deinen Sinn zu ändern und du wirst wissen, dass ich nur zu künden habe von dem, der nach mir kommt, der aber mir wie Dir durch alle Zeiten vorangeht, um die Fülle seiner Liebe über uns beide auszugiessen.
Die Richtschnur des Gesetzes hat Moses gegeben. Die begnadende Liebe und heilende Wahrheit aber wird den Menschen in dem Masse zu Teil werden, wie sie die abweisende Hand gegenüber dem Sagen des Du zurücknehmen und sich im Schimmer des göttlichen Ich-Urbildes, welches das Du hinter seinem Sagen aufzudecken berufen ist, sich selbst erkennen.
Wo solches geschieht und durch das erkennende Ich, das Du von der Last seiner Werde-Botschaft frei wird, tritt der Christus aus dem Schatten hervor und spendet seinen Emaus-Segen. Mit diesem Segen aber ist für den Menschen der Weg offen, in der Schau auf den mütterlich-väterlichen Weltengrund, sein Wesen immer tiefer in Geistesfreiheit zu gründen.
Zu der in den Ausgangstext hier eingeschobenen Neu-Übertragung des Johannes Prologs noch eine kurze Nachbemerkung.
Nach 2003 liegt mit der vorliegenden Arbeit die dritte überarbeitete Version des Johannes Prologs vor. Wer lesend still bei sich nach der Berechtigung und sachlichen Grundlage für diese hier vorgelegte Arbeit fragt, dem sei nur dies gesagt: Meiner Auseinandersetzung mit dem Johannes Prolog, die ich hier vorlege, liegen 50 Jahre meditativer Arbeit, wie gleicherweise praktischer Erfahrungs-Handhabung und fortlaufend lebensnahe Überprüfung derselben zu Grunde.
Die hoch differenzierten Klangräume der Johannes Worte sind nicht einfach zu entschlüsseln. Ihr Bedeutungsumfang ist ohne tiefes existenziell Sich-Einlassen auf sein Sagen innerlich nicht aufzuschliessen. Mut zur eigener schmerzlicher Seelenverwandlung ist dafür unumgänglich notwendig. Meiner Erfahrung nach ist METANOIA das gesamthaft übergreifende Schlüssel-Wort dieses Prologs.
Wer durch praktische Lebens-Meditation nicht auf eine derartige Umgangsweise mit dem Johannes Prolog einsteigen will, dem kann ich auch kein vor Johannes gültiges Urteil zu meiner Arbeit zugestehen. Denn wer die Ausdauer die aus Inspiration und Intuition geschöpften Klangräume der Johannes Worte sich zu eröffnen nicht aufbringen will, dem kann ich nur sagen, er möge lieber schweigen anstatt unter Verweis auf irgendeine ihm gültige Berechtigung mein Tun in Frage zu stellen. Ich füge ausdrücklich hinzu, der wissenschaftliche Standard für diese meine Arbeit ist die selbsttätige innere Erschliessung der „Quell-Bewegung“ des Wortschaffens von Johannes, die in seelischen Beobachtungen erfasst werden kann.
© Bernhard Albrecht Hartmann 04.01.2011/10.03.2024
Vieles wäre im Sinne des Ausgangstextes noch zum „Geistigen Hören“ zu sagen. Ich will mich hier jedoch zurückhalten … weil ein jeder Leser hier sich selbst zum „Geistigen Hören“ ermächtigen kann, so er die eigenen Ego Anteile im Hinhören auf ein zu ihm Gesprochenes bereit ist aufzulösen.
„Geistiges Hören“ kann sich auf inneren Metanoia Wegen auch zu einem Chor Dialog entwickeln. So will ich also meinerseits „Geisterinnern“ weiter üben - in stiller Erwartung - dass sich daraus ein Chorgeschehen in Gemeinschaft entfaltet.
Schlussendlich mein Dank an Hans-Peter Krause-Batz, der mich durch seinen Beitrag ermutigt hat diesen Beitrag einzustellen.
© Bernhard Albrecht Hartmann 25.08.2025
(1) Thomas Metzinger: Der Ego Tunnel, 5. Auflage Piper Verlag München/Berlin 2016
(2) https://ich-quelle.blogspot.com/2024/03/johannes-1-1-18-prolog-1-dritte.html
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