Donnerstag, 16. Mai 2024

Ein etwas anderer Blick auf die gegenwärtige weltpolitische Konfliktlage um Israel und seine Verbündeten

Ist das so, die politischen Linien der Verwerfung zwischen den Völkern in Ost und West als Blutlinien der Unterwerfung unter den US-Imperialismus zu betrachten >Yeshayahu Ben-Aharon<, ist damit möglicherweise nicht eine grobe Vereinfachung verbunden? 

Erinnern wir uns an den Auszug des Volkes Israel unter der Führung des Moses aus Ägypten als Befreiung von imperialer Macht. War das im Blick auf eine Unzahl von Wiederholungen der Befreiung des jüdischen Volkes aus den verschiedensten Umklammerungen im Laufe der Geschichte von heute her betrachtet alles was Moses tief innen vor Augen stand, als er sich mit seinem Volk auf diesen Weg der Befreiung begab? Sicher, das Joch des Pharaos abzuschütteln war das Ziel, aber dynamisch durch die Geschichte betrachtet, konnte es das alleinige Ziel von Moses gewesen sein das im Raum stand?

Schauen wir uns die heutige Situation des Staates Israel an. Israel ist - auch wenn das nicht gefallen mag - ein imperialer Staat unter dem Schutz der Amerikaner. Die Vorfahren der heutigen Bürger Israels flüchteten seinerzeit vor dem Joch der imperialen Macht das der Pharao über sie „unerbittlich“ verhängt hatte, sie flüchteten in der neueren geschichtlichen Zeit vor dem Terror Nazi-Deutschlands und …, was haben sie, bzw. alle diejenigen, die mit diesem Volk eine wie auch immer geartete Geschichte eingegangen sind daraus gelernt? 

Ein halbherziger Beistand der Deutschen und Amerikaner aus einer je unterschiedlichen Staatsräson heraus, eine „zumeist tief verborgen ungeliebte“ scheinbare Beistandspflicht einem imperialen Partner gegenüber? Warum nur diese Halbherzigkeit? Muss das hier nicht tiefer hinterfragt werden? Und Israel selbst: Hat es die ganze Botschaft des Moses wirklich bis in seine Tiefen hinein verstanden … und umgesetzt? Hat der Israeli und der Deutsche die innere Konfrontation mit den sehr alten wie den neueren Traumata wirklich in Ganzheit gesucht und ist daselbst dem reinigenden Schmerz - ohne Flucht in die Opferumkehr - begegnet und von daher berechtigt(?) Beistand (von Amerika) allseits einzufordern, bzw. von Deutschland wie selbstverständlich jegliche moralische Unterstützung zu erwarten?  

Versuchen wir uns noch tiefer an das heranzutasten was im Untergrund das bisher Nicht-Aufgelöste dieses Konfliktes die Staatsfindung Israels anhaltend begleitet. Israel lebt unter dem Joch seiner selbst geschaffenen imperialen Macht, mithin in der Umkehrung des ehedem ägyptischen Joches nunmehr von oben nach unten. Ist diese in sich gekehrte Wiederholung das Ziel seiner Befreiung gewesen, hat es mit dieser Umkehrung der Verhältnisse in seiner Staatsfindung das erreicht, was mit seinem ursprünglichen Auszug aus Ägypten an traumatischen Erfahrungen aufzulösen war?

Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmahl für Brandmahl, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme (2 Mose 21,24). 

Moses spricht hier eindeutig. Es geht ihm um Wiedergutmachung und Vergebung, was in meinen(unserer aller(?) Augen eine grundlegende innere Umkehr der eigenen Haltung gegenüber dem Leben bedeutet. Imperiale Macht ist demgegenüber in erster Linie auf Selbstbehauptung ausgerichtet. Sie ordnet alles was in diesem Staat geschieht wie selbstverständlich auf Sicherheit hin aus. Was die stets untergründig anwesende Frage auslöst: Ist das was jetzt geschieht dem Erhalt und Schutz des eigenen Staatswesen dienlich oder gefährdet es seinen Bestand? Das Verständnis für die Menschen und ihre tatsächliche Lebenssituation in Gaza kann demnach vor der Gefahr eine stets nur untergeordnete Rolle einnehmen. Dies wiederum induziert die weitere Frage. Ist die „Lebenssituation“ der Juden im Ghetto von Warschau während des 2. Weltkrieges nicht sehr ähnlich der Lebenslage der quasi staatenlosen Bürger von Palestina in Gaza, ohne damit beide Geschehnisse eins zu eins miteinander vergleichen zu wollen. Die Lebenssituation beschreibt in beiden Fällen eine Ghetto Situation.

In diesem Zusammenhang muss ich ich seit geraumer Zeit immer wieder an das Vermächtnis denken, das mir vor langer Zeit in dem scheinbar so einfachen Satz: „Du musst weiter denken“ übergeben wurde und mein ganzes weiteres Leben von da an, noch ehe ich es versah, tief bestimmte und in seinen Grundfesten immer wieder herausforderte. Du musst weiter denken. Du musst in die Weite und die Tiefe hinein denken in Allem was immer Dir von innen und aussen begegnet. 

Das Gesagte von daher zusammenfassend betrachtet: Was kann dieser Satz - Du musst weiter denken - vor dem Hintergrund dessen was Rudolf Steiner nach der Weihnachtstagung von den Mitgliedern der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft erwartete, nachdem er mit den Tagungsteilnehmern gleichsam den  S I N A I  Gipfel in gemeinsamer Wanderung über einige Tage hinweg bestiegen hatte hier bedeuten.  Dass sie alle dazumal und wir alle heute gefordert sind uns durch alle unsere lebenslangen Ich - Du Geschichten mit daraus hervorgehenden Vorstellungen hindurch zu arbeiten, um Illusion im Vermeinen von noch zu erringender Wirklichkeit zu scheiden (siehe: Die letzte Ansprache Rudolf Steiners vom 28.09.1924). Das heisst: Individuell möglicherweise traumatische Selbst - Verhaftungen sind aufzuarbeiten um Wege in geistesgegenwärtige Präsenz eröffnen zu können. 

Rudolf Steiner hat sein Lehramt niedergelegt, wir sind also in unserem Metanoia Durchgang hinfort auf uns alleine gestellt. Moses ist seinerzeit auf den Berg Horeb gestiegen und hat sterbend sich von seiner 40jährigen Führungsverantwortung gelöst. Scheinbare Parallelen, die auf ein Gemeinsames deuten, den individuellen  S I N A I  Aufstieg zu finden als Schicksal-Aussöhnung des Volkes Israel und all jener, die mit diesem Volk verbunden sind, bei gleichzeitiger Bereitschaft der Übernahme eigener Ich-Verantwortung für individuell zukünftig sich stellende Aufgaben in einer hoch fragilen Welt. Die Blutlinie oder geistgemäss ausgedrückt die Drachenlinie verläuft heute zwischen Ego-Sicht und Ich-Präsenz, was heisst dieser Umstand kann wirklichkeitsgemäss betrachtet nicht mehr auf einen wie auch immer zu bezeichnenden Aussen - Bezug bzw. eine Beistandsverpflichtung abgewälzt werden. Der Hass auf Israel wird sich nicht wenden lassen ohne allseitige Metanoia Ein- und Umkehr.

Michael steht uns still zur Seite in den Gefährdungen unserer individuell durchzugestaltenden Alltagswege  im Aufstieg zum Berg  S I N A I.  Er hält die Waage in der seelischen Beobachtung.

© Bernhard Albrecht Hartmann 16.05.2024  



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