Montag, 28. März 2016

Sich mit keimenden Kräften anfreunden ...

Anmerkungen zu einem Beitrag von Michael Eggert auf:

http://egoistenblog.blogspot.ch/2016/03/sich-mit-den-keimenden-kraften.html

Die Passage, die Michael Butty in seinem Kommentar zu Deinem Beitrag hervorhebt … Ich will sie der Anknüpfung halber noch um die unmittelbar nachfolgende Passage ergänzen.
„Die Keimkräfte gedeihen nicht, ohne dass im schlichten Schweigen die selbstbezogenen Schalen beiseite gelegt sind, die bislang Identität, innere seelische Strukturen und biografischen Kontext fixierten. Die Selbsterfahrung in reiner keimender Bewusstheit ist derart kraftvoll,“
(von hier ab erlaube ich mir Deinen Text in einer mir wesentlich erscheinenden Nuance ergänzend zu verändern)
dass ich sie in mir zwar beobachten kann, dass ich diese Kräfte aber nicht so einfach in der Lage bin sie nach dieser oder jener Seite hin auszuloten; ich kann sie in ihrer … Kraft - als Licht, als Dynamik oder in einer grossen Imagination - zwar erfahren, aber als dieser Mensch, der ich bin, nur in kleinen Dosen ertragen und gestaltend umsetzen.
Warum ist ein derartiges Unterfangen so schwierig? Weil es aus meiner Erfahrung heraus einfach „alleine“ nicht geht. Ich sehe mich gefordert zu lernen gerade die Menschen um mich herum wertzuschätzen, als meine Helfer anzuschauen, mit denen ich, salopp gesagt, es auf ein Erstes hin gar nicht kann, bzw. ich es sehr schwer habe einen Umgang auch nur ansatzweise zu finden. Diese Menschen sind nämlich, wie ansonsten wenige andere Menschen, in der Lage mein Unbewusstes im Spiegel ihres Denkens in einer Weise aufzubrechen, dass ich von daher meinerseits in seelischen Beobachtungen in die Gänge komme und festgefahrene eigene seelische Strukturen im stillen Anschauen umgestalte. Wer mir auf die Füsse tritt, der verdient aus meiner Sicht Beachtung nicht nur nebenbei, weil er mir Merkzeichen setzt, wie ich Karma zum Wahrhaftigen hin umgestalten kann. …
Ein fremdes Denken bekämpfen, es von oben herab abschätzig zu betrachten oder gar widerlegen zu wollen ist also in sich widersinnig, weil kontraproduktiv zu jeder sich entwickelnd wollenden Freiheitsbestrebung. Abgrenzung macht nur Sinn eigenen inneren Aufwallungen gegenüber. Alles andere wirkt genauer besehen nicht selten kränkend in Bezug auf den anderen Menschen oder provoziert den Dissens und kann demgemäss aus einer Gefühlslage heraus nicht verstanden worden zu sein diesen nur anstacheln zu weiteren, immer mehr ausufernden Attacken.
In menschlichen Zusammenhängen, innerhalb derer „Geisteswissenschaft“ aus den verschiedensten Zusammenhängen und Hintergründen heraus zu einem Interesse wird, bedarf es aus meiner mittlerweile langjährigen Erfahrung einer weitaus grösseren Anstrengung zu sachlichem Umgang untereinander, als in sozusagen klassischen wissenschaftlichen Diskurs Abläufen.  Hier kann das abstrakte Denken eine gewisse abfedernde Schutzfunktion ausüben, wo andererseits keimende Bewusstseinskräfte viel stärker sich der Gefahr aussetzen unmittelbar in die Abgründe chaotischer Kräftewirkungen hinein gezogen zu werden.
Sobald ich es wage das Visier meines Gedankenhelms auch nur leicht anzuheben, also meine Vorstellungsschablonen hintenanstelle und in meiner inneren Ausrichtung von meinem jeweiligen Gegenüber her keimhaft versuche zu denken, mache ich mich verletzlich. Ich öffne damit aber zugleich den Weg zu einer Freiheit, die mehr als ein Wortspiel ist. Ich eröffne für den anderen Menschen, wie gleicherweise für mich, die Möglichkeit eine innere Wesensumkehr von der Ego-Perspektive hinein in eine nonduale Ich-Dynamik langsam vollziehen zu können.

http://egoistenblog.blogspot.ch/2016/03/guru-steiner-das-kuckucksheim-fur.html

Dieser Link hier bedarf vor dem oben Gesagten eigentlich keiner weiteren Erläuterung im Einzelnen. Er enthält viel, viele denkbare Ansätze und auch innere Herausforderungen, um knospend Keimendes in seelischen Beobachtungen in sich zu veranlagen und Prozesse dieser Art still zu pflegen, hin zu mehr innerem Wachstum von in die Tiefe gehender Überschau. Zeugenschaft erscheint mir wirkkräftig erst dort präsent zu werden, wo die Konsequenz eigener Umwandlung in inter-subjektiven Prozessen ohne wenn und aber schmerzlich angenommen und fortlaufend neu erfahren wird. Verdikte offen oder verdeckt, in der einen oder anderen Weise über wen auch immer auszuschütten sind letztlich nicht zielführend.
Um einen Begriff von Michael Butty aufzugreifen, der „Eiter“ der Strasse kann mich selbst aus unscheinbaren Ritzen in kommunikativen Interaktionen anfallen. Und wenn er mich anfällt, dann verweist dieser Umstand aus meiner Sicht nur auf schwärende Wunden, die ich, bisher vielleicht unerkannt, mit mir herum getragen habe.

Abschliessend noch einige Anmerkungen zu der mir sehr bedeutsam erscheinenden Frage, ob einem Eingeweihten widersprochen werden dürfe.
Ich kann einem Nobelpreisträger der Physik widersprechen, wenn ich mir das wissenschaftsmethodische Instrumentarium für eine durchgehend sachliche Argumentation  innerhalb eines allfälligen Widerspruchs erarbeitet und darüber hinaus dieses auch verinnerlicht habe. Ich kann einem Eingeweihten widersprechen, wenn ich mich über ein sich Anfreunden mit einem keimenden Bewusstsein hinaus, wie es Michael Eggert in seinem Blog Beitrag in schöner Weise ausgebreitet hat, zu einem forschenden Bewusstsein auf dieser Grundlage aufrichten habe können. Da es meiner Kenntnis nach heute keinen Personenkreis gibt, der beratende Hilfe und Begleitung für Menschen gewährt, die einen inneren Entwicklungsweg zu geistigem Forschen gehen wollen, fällt die Selbstverantwortung nur um so schwerer ins Gewicht.
Für die Diskursfähigkeit einer „Geisteswissenschaft“ mit der klassischen Wissenschaft ist in meinen Augen hier Bewegung dringend geboten.
Frohe Ostern,

Bernhard Albrecht





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