Samstag, 29. Juni 2024

Der Ruf von Johannes dem Täufer in heutiger Zeit

 „Siehe, ich sende meinen Gesandten vor Dir her,“…

Wer ist der Gesandte, wer ist der jeweils Gesandte in dem Leben von den Menschen unseres Alltagsumfeldes? Wer??? Und … warum erblicke ich, wir hier den Gesandten auf unseren Wegen durch das Leben so selten „unmittelbar“ oder erinnern uns oft erst viel später, auch zu spät daran, welche Chance uns da das Leben in den Weg gespielt hat mit dem für bedeutungslos gehaltenen Menschen, der uns z.B. in der Fussgängerzone für einen winzigen Moment angelächelt hat.

Wer ist also der Gesandte in dem Leben eines jeden von uns unter den Augen des Johannes des Täufers? Es ist das Du, das Dir jeweils bei dieser oder jener Gelegenheit in den Weg tritt. Es ist konkreter gesagt genau immer jenes Du, das Dich in Deinen Vorurteil-Anhaftungen offen oder still auf die eine oder andere Weise herausfordert. Es ist das Du das Dich herausfordert  w e i t e r  zu denken, vom Gesichtspunkt des anderen Menschen also, vom Du das Dir eben jetzt gegenüber steht das Thema denkend zu durchdringen das zwischen euch steht und die eigene Sichtweise zurückzustellen. Das Dich bittet, ja bittet in die Stille einzukehren und zu verstehen, wirklich zu     v e r s t e h e n was diesen Menschen bewegt, was nicht heisst Du müsstest damit Deine eigenen Gedanken zu dem Problemkomplex entsorgen. Nein, es bedeutet zu verstehen ohne Beimengungen oder Verfremdungen durch Deine eigenen Gedanken.

Wo die Stille nicht einkehren kann und darf, dort kann der Kyrios, der Christus oder auch der Meister von Emaus nicht zwischen die Menschen treten, um mit seinem Segen zu heilen. Dort kann der Erzengel Michael nicht die Metanoia Taufe bewirken, um über das Ego hinaus das Ich als schöpferischen Kraftquell mit einem jeden Menschen zu verbinden. Kann das Ich, aus den Banden seiner Ego-Vorstellungen befreit, nicht auf die Reise seiner Selbstverantwortung gehen.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 29.06.2024

Dienstag, 25. Juni 2024

Denken ist ... ein Facebook Kommentar

Etwas verspätet will ich mich nun doch noch in den hier laufenden Denkprozess entlang der Philosophie der Freiheit einbringen. Ich springe mitten hinein und frage ist das so, dass ich zuerst einen Standpunkt ausserhalb meiner Aktivität einnehmen muss, wenn ich meine Gedanken „über“ den Tisch „und“ den Tisch beobachten möchte. Ist das so? Oder lasse ich mich da aus Gewohnheit von der grundständigen Befangenheit einfangen - Ich und Welt als meine nicht weiter mehr zu hinterfragende Dualität Erfahrung in meinem von Logik folgerichtig geleiteten Erleben unbesehen zu billigen. Ist mein vielleicht allzu leicht hingenommenes Abgleiten in die Dualität näher betrachtet nicht eine Folge - und jetzt segle ich wirklich hart vor dem Wind - von Denkfaulheit? Von ungenügender Achtsamkeit auf qualitativ tiefere Erfahrungsdimensionen des Denkens? 

Denken kann nicht inhaltlich gedacht werden. Denken ist in sich durch und durch Prozessgeschehen. Und als Prozessgeschehen offen, offen und noch einmal offen und damit nicht im gleichen Augenblick auf irgendwelche Inhalte zu beziehen. Denken ist in sich ein Blicken, ist Blickgeschehen mit dem tieferen Auge, dem Horus-Auge um es bildhaft auszudrücken. Denken ist pure Tätigkeit und solange ich nicht zu einer derartigen „Erfahrung“ gelangen kann denke ich kurz und bündig gesagt einfach nicht wirklich. Ich gaukele durch „Vorstellungen,“ die mir weiter nichts vermitteln als den blossen Schein von Wirklichkeit.

Deshalb auch die „Brandaufforderung“ von Rudolf Steiner im Zuge der Weihnachtstagung 1923 alle, wirklich alle Vorstellungen zu verbrennen, wenn sich „geistige Augen“ öffnen können sollen auf die sich notwendig zu erneuernden Beziehungen der Menschen, was auch heisst Denkhaltungen untereinander. Die geistige Welt liegt vor unser aller Augen offen zutage, ich,  wir müssen uns nur wirklich tätig in Gang bringen, was heisst unsere so weit reichenden Ego-Sicherheitsbande hinter uns lassen, sie abstreifen, abstreifen, abstreifen … 

Denken hat mit Gedanken Auffädeln, mit Gedanken einander zu und untereinander umordnen nichts zu tun. Denken ist kein puristischer Vorgang sogenannten reinen Denkens. Damit würde ich neben der Dualität Falle nur in eine weitere Abstraktionsfalle hineinlaufen, in die seinerzeit schon Kant sich verfangen hat mit seinem Konstrukt des „Ding an sich.“ Dem Ding an sich mit der Folge, dass er das Ich in seinem Dornröschenschlaf belassen hat. Was die weitere Folge auslöste, dass heute Subjektivismen aller Art nur so um sich greifen können und Verschwörungserzählungen nach freiem Belieben auslösen. Zeugen eines in sich gleichsam abschmierenden Denkens.

Denken ist seiner Essenz nach dem Verbrennen aller Vorstellungen die Entscheidung zum Gang über das Wasser und damit das Gehen über beständig schwankendem Grund.  Denken bedeutet bereit zu sein durch das Nichts zu gehen mit der nicht genug zu vertiefende Frage, weis ich das ich nicht weis oder weis ich was ich weis? … Ohne in der Nachfolge des Sokrates den Giftbecher zu leeren, die eigenen Ego Anteile in Denkbemühungen unter den Menschen zu sich zu nehmen, sie schlucken zu wollen kann ein über den Verstand hinaus gehendes Denken in Bewusstheit nicht Wirklichkeit werden.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 25.06.2024

Donnerstag, 16. Mai 2024

Ein etwas anderer Blick auf die gegenwärtige weltpolitische Konfliktlage um Israel und seine Verbündeten

Ist das so, die politischen Linien der Verwerfung zwischen den Völkern in Ost und West als Blutlinien der Unterwerfung unter den US-Imperialismus zu betrachten >Yeshayahu Ben-Aharon<, ist damit möglicherweise nicht eine grobe Vereinfachung verbunden? 

Erinnern wir uns an den Auszug des Volkes Israel unter der Führung des Moses aus Ägypten als Befreiung von imperialer Macht. War das im Blick auf eine Unzahl von Wiederholungen der Befreiung des jüdischen Volkes aus den verschiedensten Umklammerungen im Laufe der Geschichte von heute her betrachtet alles was Moses tief innen vor Augen stand, als er sich mit seinem Volk auf diesen Weg der Befreiung begab? Sicher, das Joch des Pharaos abzuschütteln war das Ziel, aber dynamisch durch die Geschichte betrachtet, konnte es das alleinige Ziel von Moses gewesen sein das im Raum stand?

Schauen wir uns die heutige Situation des Staates Israel an. Israel ist - auch wenn das nicht gefallen mag - ein imperialer Staat unter dem Schutz der Amerikaner. Die Vorfahren der heutigen Bürger Israels flüchteten seinerzeit vor dem Joch der imperialen Macht, das der Pharao über sie „unerbittlich“ verhängt hatte, sie flüchteten in der neueren geschichtlichen Zeit vor dem Terror Nazi-Deutschlands und …, was haben sie, bzw. alle diejenigen, die mit diesem Volk eine wie auch immer geartete Geschichte eingegangen sind daraus gelernt? 

Ein halbherziger Beistand der Deutschen und Amerikaner aus einer je unterschiedlichen Staatsräson heraus, eine „zumeist tief verborgen ungeliebte“ scheinbare Beistandspflicht einem imperialen Partner gegenüber? Warum nur diese Halbherzigkeit? Muss das hier nicht tiefer hinterfragt werden? Und Israel selbst: Hat es die ganze Botschaft des Moses wirklich bis in seine Tiefen hinein verstanden … und umgesetzt? Hat der Israeli und der Deutsche die innere Konfrontation mit den sehr alten wie den neueren Traumata wirklich in Ganzheit gesucht und ist daselbst dem reinigenden Schmerz - ohne Flucht in die Opferumkehr - begegnet und von daher berechtigt(?) Beistand (von Amerika) allseits einzufordern, bzw. von Deutschland wie selbstverständlich jegliche moralische Unterstützung zu erwarten?  

Versuchen wir uns noch tiefer an das heranzutasten was im Untergrund das bisher Nicht-Aufgelöste dieses Konfliktes die Staatsfindung Israels anhaltend begleitet. Israel lebt unter dem Joch seiner selbst geschaffenen imperialen Macht, mithin in der Umkehrung des ehedem ägyptischen Joches nunmehr von oben nach unten. Ist diese in sich gekehrte Wiederholung das Ziel seiner Befreiung gewesen, hat es mit dieser Umkehrung der Verhältnisse in seiner Staatsfindung das erreicht, was mit seinem ursprünglichen Auszug aus Ägypten an traumatischen Erfahrungen aufzulösen war?

Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmahl für Brandmahl, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme (2 Mose 21,24). 

Moses spricht hier eindeutig. Es geht ihm um Wiedergutmachung und Vergebung, was in meinen(unserer aller(?) Augen eine grundlegende innere Umkehr der eigenen Haltung gegenüber dem Leben bedeutet. Imperiale Macht ist demgegenüber in erster Linie auf Selbstbehauptung ausgerichtet. Sie ordnet alles was in diesem Staat geschieht wie selbstverständlich auf Sicherheit hin aus. Was die stets untergründig anwesende Frage auslöst: Ist das was jetzt geschieht dem Erhalt und Schutz des eigenen Staatswesen dienlich oder gefährdet es seinen Bestand? Das Verständnis für die Menschen und ihre tatsächliche Lebenssituation in Gaza kann demnach vor der Gefahr eine stets nur untergeordnete Rolle einnehmen. Dies wiederum induziert die weitere Frage. Ist die „Lebenssituation“ der Juden im Ghetto von Warschau während des 2. Weltkrieges nicht sehr ähnlich der Lebenslage der quasi staatenlosen Bürger von Palestina in Gaza, ohne damit beide Geschehnisse eins zu eins miteinander vergleichen zu wollen. Die Lebenssituation beschreibt in beiden Fällen eine Ghetto Situation.

In diesem Zusammenhang muss ich ich seit geraumer Zeit immer wieder an das Vermächtnis denken, das mir vor langer Zeit in dem scheinbar so einfachen Satz: „Du musst  w e i t e r  denken“ übergeben wurde und mein ganzes weiteres Leben von da an, noch ehe ich es versah, tief bestimmte und in seinen Grundfesten  immer  wieder  herausforderte.  Du musst  weiter  denken. Du musst in die  W e i t e  und die        T i e f e  hinein denken in Allem was immer Dir von innen und aussen begegnet. 

Das Gesagte von daher zusammenfassend betrachtet: Was kann dieser Satz - Du musst weiter denken - vor dem Hintergrund dessen, was Rudolf Steiner nach der Weihnachtstagung von den Mitgliedern der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft erwartete, nachdem er mit den Tagungsteilnehmern gleichsam den  S I N A I  Gipfel in gemeinsamer Wanderung über einige Tage hinweg bestiegen hatte hier bedeuten.  Dass sie alle dazumal und wir alle heute gefordert sind uns durch alle unsere lebenslangen Ich - Du Geschichten mit daraus hervorgehenden Vorstellungen hindurch zu arbeiten, um Illusion im Vermeinen von noch zu erringender Wirklichkeit zu scheiden (siehe: Die letzte Ansprache Rudolf Steiners vom 28.09.1924). Das heisst: Individuell möglicherweise traumatische Selbst - Verhaftungen sind aufzuarbeiten um Wege in geistesgegenwärtige Präsenz eröffnen zu können. 

Rudolf Steiner hat sein Lehramt niedergelegt, wir sind also in unserem Metanoia Durchgang hinfort auf uns alleine gestellt. Moses ist seinerzeit auf den Berg Horeb gestiegen und hat sterbend sich von seiner 40jährigen Führungsverantwortung gelöst. Scheinbare Parallelen, die auf ein Gemeinsames deuten, den individuellen  S I N A I  Aufstieg zu finden als Schicksal-Aussöhnung des Volkes Israel und all jener, die mit diesem Volk verbunden sind, bei gleichzeitiger Bereitschaft der Übernahme eigener Ich-Verantwortung für individuell zukünftig sich stellende Aufgaben in einer hoch fragilen Welt. Die Blutlinie oder geistgemäss ausgedrückt die Drachenlinie verläuft heute zwischen Ego-Sicht und Ich-Präsenz, was heisst dieser Umstand kann wirklichkeitsgemäss betrachtet nicht mehr auf einen wie auch immer zu bezeichnenden Aussen - Bezug bzw. eine Beistandsverpflichtung abgewälzt werden. Der Hass auf Israel wird sich nicht wenden lassen ohne allseitige Metanoia Ein- und Umkehr.

Michael steht uns still zur Seite in den Gefährdungen unserer individuell durchzugestaltenden Alltagswege  im Aufstieg zum Berg  S I N A I.  Er hält die Waage in der seelischen Beobachtung.

© Bernhard Albrecht Hartmann 16.05.2024  



Sonntag, 14. April 2024

"Hörst Du" was die Natur Dir zuspricht?

Wenn wir genauer auf das Lauschen würden, was sich im Toben der Elemente auszudrücken sucht, dann würden wir zutiefst erschrecken. Denn das was dabei geschieht durchkreuzt keineswegs die tagesaktuell unterschiedlichen Wünsche der Menschen, wie zum Beispiel nach mehr Sonnenschein oder etwas herunter gekühlten Temperaturen. Es ist  n o t w e n d i g e r  reinigender Ausgleich der globalen Elementarkräfte im Ringen für ihr schöpferisches Schaffen, das durch die Blindheit der Menschen in Schieflage geraten ist und sich keineswegs, wie uns von politisch/wissenschaftlicher Seite glaubhaft gemacht werden möchte noch beherrschbar sei, wenn …

Der gegenwärtige Zeiten-Wende Hipe ist vom Grund her ein Fanfaren Ruf nach tiefreichender Bewusstseinsumkehr für  a l l e  Menschen. Passivität und Empörung über säumiges Verhalten politisch/wirtschaftlicher Kreise, das war gestern als billige Ausrede opportun.  Heute zählt nur noch die Verantwortungsübernahme für das Weltganze und sei es über noch so kleine Beiträge eines jeden Einzelnen von uns allen. Denn: Wirksame Verantwortlichkeit bildet sich im Verbund vieler kleiner Tropfen echter Bereitschaft zur Umkehr. Veränderung kann ich demnach nicht mehr an diese oder jene Partei delegieren. Ich kann mich nur selber immer tiefer in die Verantwortlichkeit hineinrufen. Jede Stunde und jeden Tag.

Die Zeiten-Wende Währung ist demnach nicht der Bitcoin oder irgendeine andere Anlage für die nähere Zukunft, sie ist allein die  R e d l i c h k e i t  im Umgang mit mir selbst und die aufrechte Bewusstseinskraft die mir in den Fährnissen dieser Zeit dadurch von innen her zuwächst. Mich das rechte tun lässt - wo immer es von mir gefordert wird. 

Im Durchgang durch mein Metanoia bin ich nicht allein. Der Meister von Emaus ist an meiner Seite.

© Bernhard Albrecht Hartmann 14.04.2024


Sonntag, 10. März 2024

Johannes 1, 1 - 18 Prolog (1) Dritte überarbeitete Version

Alle schöpferische Freiheit des Urbeginns liegt gegründet im Wort und die Befreiung dieser dem Wort innewohnenden schöpferischen Kraft ist in die Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen gelegt, auf dass die Einzelnen ihr schöpferisches Ich entfalten durch die göttliche Kraft des Wortes.

Sie, die schöpferische Freiheit war und ist immer bei den Einzelmenschen, denn nichts von dem Gewordenen ist jemals anders als durch die befreiende Kraft des Wortes geworden. In ihm wird stets von neuem offenbar die Quelle allen menschlichen Seins. Und - "aus dieser Quelle" strömt immerdar leuchtende Liebe für die Menschen. Diese Liebesfülle strahlt hinein in die Taträume der Menschen, rufend zu den Menschen mit wachen Sinnen und erflehend ihren Opfer- und Wandlungswillen.

Doch der immer wieder aufs neue im Selbstsinn erstarrende Wille der Menschen baut aus tief gegründeten Ängsten eine Mauer der Finsternis um sich herum, anstatt der Kraft des Lichtes im Wort zu vertrauen, die selbst geschaffenen Finsternisse aktiv zu durchdringen und im innerlichen Annehmen derselben die Kernung des eigenen Ich voranzubringen.

Denn durch das Licht ist und wird das Leben und aus dem Fluss dieses Lebens das lebendige Ich gezeugt. Dieses stets aufs neue sich fort zeugende Ich aber ist das Licht der Menschen. Durch das Du scheint die stille Aufforderung, in den eigenen blinden Flecken den Weg zum Ich-Werden zu sehen und zu eröffnen beständig in die Lebenswelt der Menschen. Doch die mangelnde Wachheit der Menschen lässt den Werde-Ruf, der in unendlicher Güte durch die Worte des Du auf stets neue Weise ausgesandt wird, in den Schatten des menschlichen Selbstsinns ersterben.

Es war da Johannes, auch der Täufer genannt, der seinem Schicksal nach ein Zeuge des Lichtes war und – da er in stiller Ergebenheit auch im Angesicht seiner Enthauptung nicht wankte für das Licht zu zeugen – ist er seither der verborgene Hüter eines jeden Du, das unter der Verneinung des Werde Rufes des göttlichen Ich als Zeuge für das Licht von den Mitmenschen verkannt wird. Nicht ist das Du und in ihm der es überschattende Geist des Johannes das Licht, nur ein Zeuge für die schaffende Kraft des göttlichen Lichtes - zur Belebung der Mitmenschen in einem jeden Augenblick ist das Du - und in ihm die zu allen Zeiten anwesende Zeugenschaft des Johannes.

Auf das Licht hinter seinen Worten verweist ein jedes Du mit seinem Sagen zu jeder Zeit und durch all seine Worte, denn es sind niemals nur seine Worte, sondern unscheinbar auch die Worte des göttlichen Ich, das leise die Wege der Wandlung weist. Das göttliche Ich wandert alle Tage an der Seite der Menschen, auf das sie durch sein Licht Zuversicht finden auf den Wegen ihres Werdens.

Nicht war Johannes das Licht und nicht ist das Du das Licht. Das Du ist ein Träger des Lichtes, unscheinbar behütet und barmherzig begleitet von der Kraft des Johannes. Ein Zeuge des Lichtes ist das Du, denn das göttliche Licht ist auf allen Wegen des Du zugegen. An der Seite des Du ist das Licht auf dem Weg in die Erdenwelt und dieses Licht, das unentwegt strömt aus dem göttlichen Urbild des Menschen wird alle Menschen erleuchten und ihr Ich-Kraft erwecken.

Das Geistes-Urbild des Menschen ist seit Anbeginn der Zeiten in der Welt, denn alles ist aus dem inneren Hinschauen auf dieses Urbild und der stets aufs Neue sich daran entzündenden Freiheitskraft des Menschen geworden, die Menschen aber haben es bisher noch kaum erkannt und in sich belebt.

Über das Du wendet sich das Licht an die Einzelmenschen und sucht sie in ihren Herzen zu erreichen, doch die Einzelmenschen ziehen es vor ihre Vorstellungen über das Sagen des Du weiter zu pflegen, anstatt sich der eingeborenen schöpferischen Kraft, die durch das Ich sich zeigen will zu öffnen.

Diejenigen aber, die sich dem göttlichen Ich innerlich zuwenden, indem sie ihren Selbstsinn opfern und durch innere Wandlung der Kernung ihres Ich den Weg ebnen, haben in den Worten des Du das Evangelium des menschlichen Urbildes vernommen. Sie bereiten hinfort, gesegnet von der Weisheit- und Liebekraft des dem menschlichen Urbild innewohnenden göttlichen Ich, dem Licht den Weg zu den Herzen der Menschen.

Als in die schöpferische Freiheitskraft ihres eigenen Wesens hinein erwachende Menschen leben sie allein aus der Zuversicht auf das göttliche Ich hin und dürfen, wann immer sie dessen bedürfen, seine Kraft und Gegenwart erleben.

Nicht mehr leben sie im Rausch ihrer Illusionen und in der Fixierung auf ihre Vorstellungen, die von zerfallenden Blutskräften gewirkt, nichts als Dunkelheit um sie her schaffen. Nicht mehr leben sie aus dem leiblichen Begehren ihren Selbstsinn gegenüber den Worten des Du durchzusetzen, sondern erfahren im Licht der sich befreienden Ich-Kraft, das ihnen durch die Pforte des Du entgegen leuchtet, die Geburt ihres eigenen Freiheitswesens.

Sie leben aus der Wertschätzung für alles Menschliche und schaffen so dem Wort in ihren Ich-Taten einen irdischen Leib. So folgen sie dem nach, der zu allen Zeiten an der Seite der Menschen geht, dem aus dem Vater und Mutter Göttlichen geborenen Sohn.

Von jeher lebt die Freiheit entfaltende Kraft des Ich in dieser Weise unter uns, für alle sichtbar, die mit wachen Augen durch die Welt gehen, denn für sie ist die Offenbarung seines Wesens in den Schwellenerfahrungen mit dem Du eine beständige Tatsache. In den Schmerzen der wechselseitigen Du-Begegnungen geläutert, weitet sich ihr Blick für die Fülle seiner begnadenden Liebe und heilenden Wahrheit an der Schwelle von Du zu Ich (von Ich zu Du).

Auf das göttliche Ich-Urbild richtet sich die weisende Hand des Johannes. Im göttlichen Ich-Urbild ist gegründet das Du, das dich anspricht, wo immer du gehst. So nimmt dich auf deinen Schicksalswegen stets von neuem an seine Hand das Du und verkündet in seinem Sagen an Dich, überschattet vom Geist des Johannes die ewige Gegenwart keimender Freiheitskraft im Ich durch die Zeit zu entfalten.

Und es spricht: Vernimm in meinen Worten nicht mich, sondern sieh Dich selbst in Deinem Spiegelbild, das sich im Schimmer des göttlichen Urbildes, das mich unscheinbar überlagert, sich abbildet. Geh den Weg deinen Sinn zu ändern und du wirst wissen, dass ich nur zu künden habe von dem, der nach mir kommt, der aber mir wie Dir durch alle Zeiten vorangeht, um die Fülle seiner Liebe über uns beide auszugiessen.

Die Richtschnur des Gesetzes hat Moses gegeben. Die begnadende Liebe und heilende Wahrheit aber wird den Menschen in dem Masse zu Teil werden, wie sie die abweisende Hand gegenüber dem Sagen des Du zurücknehmen und sich im Schimmer des göttlichen Ich-Urbildes, welches das Du hinter seinem Sagen aufzudecken berufen ist, sich selbst erkennen.

Wo solches geschieht und durch das erkennende Ich, das Du von der Last seiner Werde-Botschaft frei wird, tritt der Christus aus dem Schatten hervor und spendet seinen Emaus-Segen. Mit diesem Segen aber ist für den Menschen der Weg offen, in der Schau auf den mütterlich-väterlichen Weltengrund, sein Wesen immer tiefer in Geistesfreiheit zu gründen.

© Bernhard Albrecht Hartmann 04.01.2011 (1)/10.03.2024

(1)   https://ich-quelle.blogspot.com/2011/01/innere-herausforderung.html 

Eine notwendige Nachbemerkung:

Nach 2003 liegt mit der hier vorliegenden Arbeit nunmehr die dritte überarbeitete Version des Johannes Prologs vor. Wer lesend still bei sich nach der Berechtigung und sachlichen Grundlage für diese hier vorgelegte Arbeit fragt, dem sei nur dies gesagt: Meiner Auseinandersetzung mit dem Johannes Prolog, die ich hier vorlege, liegen 50 Jahre meditativer Arbeit, wie gleicherweise praktischer Erfahrungs-Handhabung und fortlaufend lebensnahe Überprüfung derselben zu Grunde. Die hoch differenzierten Klangräume der Johannes Worte sind nicht einfach zu entschlüsseln. Ihr Bedeutungsumfang ist ohne tiefes existenziell Sich Einlassen auf sein Sagen innerlich nicht aufzuschliessen. Mut zur eigener schmerzlicher  Seelenverwandlung ist dafür unumgänglich notwendig. Meiner Erfahrung nach ist METANOIA das gesamthaft übergreifende Schlüssel-Wort dieses Prologs. Wer durch praktische Lebens-Meditation nicht auf eine derartige Umgangsweise mit dem Johannes Prolog einsteigen will, dem kann ich auch kein vor Johannes gültiges Urteil zu meiner Arbeit zugestehen. Denn wer die Ausdauer die aus Inspiration und Intuition geschöpften Klangräume der Johannes Worte sich zu eröffnen nicht aufbringen will, dem kann ich nur sagen, er möge lieber schweigen anstatt unter Verweis auf irgendeine ihm gültige Berechtigung mein Tun in Frage zu stellen. Ich füge ausdrücklich hinzu, der wissenschaftliche Standard für diese meine Arbeit ist die selbsttätige innere Erschliessung der "Quell-Bewegung" des Wortschaffens von Johannes, die in seelischen Beobachtungen erfasst werden kann. 

Dienstag, 20. Februar 2024

Johannes - Das Buch verschlingend (Albrecht Dürer)

 

                                                 

Wie allgemein beschrieben sehe ich die „Säulen-Füsse“ im Bild nicht als in Flammen stehende Füsse, sondern als vom Licht des Geistes in ihrem abstrakten Darinnenstehen in der Wirklichkeit gleichsam zur geistigen Offenheit hin aufgesprengte Füsse. Denn die Art wie diese Füsse den Boden berühren über den sie gehen spricht nicht von Sensibilität, sondern eher von Fremdheit oder Verschlossenheit gegenüber dem tieferem Erleben für dieses Wirklichkeitsfeld. Sie bilden keine unmittelbare Sinnesverbindung mit ihm ab und stehen als gleichsam tönerne Gebilde wie verloren im Bildganzen.

Die Dynamik des Bildes entfaltet sich zwischen Johannes und der lichten Gestalt, die ihm das Buch reicht. Er beginnt zeitgleich mit dieser Handreichung das Buch zu verschlingen. Und: Er wendet sich vom Schriftgelehrten Bücherstudium ab, erwacht für die Leuchtkraft des Denkens in seiner Unmittelbarkeit, findet die „Tateinheit“ mit dem Leben. Denken und Wille verbinden sich in tieferem Lebenserfahren in ihm. Er wird in seiner Person zur Brücke für Inspiration und Intuition. …

Und wächst über die duale Reflexion im Denken hinaus, erwacht für das vertiefte Leben und erneuert in seinem Tun, was seinerzeit schon Aristoteles wusste, dass Denken und Wille lebensgemäss nicht voneinander getrennt werden dürften. Er bezeugt gelebtes Bewusstsein beispielgebend für zukünftige Zeiten.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 20.02.2024

Bildquelle: I-F-1-54-StaatsbibliothekBamberg_0114.jpg

Freitag, 16. Februar 2024

Weisses Papier

Weisses Papier. Fürchte Dich nicht mich zu beflecken. Eine jede Spur, die Du setzt ist ein Ausdruck Deiner Würde, eine Gebärde Dich immer klarer in dem was Du bist zu manifestieren. Fühle die Scham ob Deiner Unvollkommenheiten im Hier und Heute dieses Augenblicks. Sie ist Ausdruck Deiner Vollkommenheit, denn sie beleuchtet das ganze Spektrum Deines Seins. Sie beleuchtet Dich und umarmt Dich zugleich. Du kannst Dir nicht entgleiten. Denn als Mensch bist Du vielfarbig. Und in keiner dieser Farben bist Du weniger wert als im weiss dieses Papiers, das eben jetzt vor Dir liegt und das Du mit Worten Deines Herzens belebst. Wage das Leben. Das Leben ist vielfarbig. Mut … Eine jede Erfahrungsfarbe auf Deinem Weg ist eine Stufe zur Auferstehung Deiner vollen Menschlichkeit.

Freitag, 12. Januar 2024

Fragment 1/2024

Das wirkliche Ich ist immer Einmaligkeit und damit Besonderheit. In dieser seiner Besonderheit ist es unantastbar. Unantastbar weil die Würde, seine Würde in Einmaligkeit unantastbar ist. Wer dies nicht so sehen kann, der wird sich folgerichtig als Egoist und in der Steigerung desselben als Narzisst einzigartig fühlen und von daher blind für das Wesenhafte des Menschseins auf andere Menschen herunterschauen. Sich grossartig fühlend verliert er jedoch unmerklich im gleichen Atemzug die Verbindung zur Einmaligkeit des eigenen Wesens und damit zum Ur-Kraftquell seiner Würde. Gross nach aussen verschliesst sich ihm der innere Zugang zum Menschen schlechthin. Das eigene Vermeinen im Vordergrund übersieht er den Schlüssel zum Leben, der sich ihm in der Stille des Augenblicks leise anbietet, wenn er denn sein Vermeinen über Du und Welt hier nur eine kleine Zeitfolge zu bändigen weis, um im Angesicht der Stille allein im Augenblick zu verharren. Im Augen-Blick. In der Stille dieses Augenblicks, in Einzigmaligkeit. Sich verneigend vor der Würde des so Anderen und vernehmend dessen Botschaft an ihn. 

© Bernhard Albrecht Hartmann, 12.01.2024

Dienstag, 2. Januar 2024

Friedensarbeit

 „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ (Hermann Hesse)

Um dieses Anfanges Willen das Wagnis einzugehen immer wieder einmal für einige Minuten durch eine städtische Fussgängerzone zu gehen - mit offenen Augen und von eigenen Vorurteilsnebeln befreitem Herzen - dem Leben nachspüren, das dort ständig um mich herum stattfindet, ein Lichtlein da, ein anders dort aufflammen lässt um mich zu berühren und nachdenklich machen kann in Bezug auf unbemerkt verengte Seelenräume in mir. Mit anderen Worten in den Augenblick einzutreten für das, was an durchaus Wundersamen um mich herum geschieht, wenn ich meine Augen momenthaft wirklich öffne, um über alle eigenen Schutzbarrieren hinweg „Teilhabe“ zu üben und mich zu verbinden mit der menschlichen Würde … des Fremdartigen - für das ich vermeine keine Zeit zu haben.

Wie schwer ist das denn höre ich raunen. Es ist nicht so schwer, wenn ich es mit Bedacht immer wieder einmal tue … und aus meiner Erfahrung heraus bereichernd und „Kraft spendend.“ Denn tatkräftiges Interesse für das so Andere, Interesse in die Tiefe hinein erschliesst nicht nur Erfahrungen über das oft so Fremdartige, es öffnet auch den Bewusstseinsraum für Bewusstseins - Lebenskräfte in mir. 

Ich trete heraus aus dem Schein in das Sein, denn so manches, das ich bisher - verbarrikadiert hinter meinen Ego zentrierten Vorstellungsschleiern - nicht sehen wollte wird auf diesem Wege zur ernsten Herausforderung für eigene innere Wandlungen. Metanoia Erschütterung als Weg-Wende-Markierung für echte Friedensarbeit. 

Halten wir inne. Kann es zwischen der Ukraine und Russland, zwischen Israel und Palestina Frieden geben, wenn dieser Friede nicht aktiv in meinem näheren sozialen Umraum beginnt. Alles ist mit Allem verbunden. Was immer ich tue, es erzeugt Wirkungen weit über mich hinaus.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 02. 01. 2024