Samstag, 29. Juni 2024

Der Ruf von Johannes dem Täufer in heutiger Zeit

 „Siehe, ich sende meinen Gesandten vor Dir her,“…

Wer ist der Gesandte, wer ist der jeweils Gesandte in dem Leben von den Menschen unseres Alltagsumfeldes? Wer??? Und … warum erblicke ich, wir hier den Gesandten auf unseren Wegen durch das Leben so selten „unmittelbar“ oder erinnern uns oft erst viel später, auch zu spät daran, welche Chance uns da das Leben in den Weg gespielt hat mit dem für bedeutungslos gehaltenen Menschen, der uns z.B. in der Fussgängerzone für einen winzigen Moment angelächelt hat.

Wer ist also der Gesandte in dem Leben eines jeden von uns unter den Augen des Johannes des Täufers? Es ist das Du, das Dir jeweils bei dieser oder jener Gelegenheit in den Weg tritt. Es ist konkreter gesagt genau immer jenes Du, das Dich in Deinen Vorurteil-Anhaftungen offen oder still auf die eine oder andere Weise herausfordert. Es ist das Du das Dich herausfordert  w e i t e r  zu denken, vom Gesichtspunkt des anderen Menschen also, vom Du das Dir eben jetzt gegenüber steht das Thema denkend zu durchdringen das zwischen euch steht und die eigene Sichtweise zurückzustellen. Das Dich bittet, ja bittet in die Stille einzukehren und zu verstehen, wirklich zu     v e r s t e h e n was diesen Menschen bewegt, was nicht heisst Du müsstest damit Deine eigenen Gedanken zu dem Problemkomplex entsorgen. Nein, es bedeutet zu verstehen ohne Beimengungen oder Verfremdungen durch Deine eigenen Gedanken.

Wo die Stille nicht einkehren kann und darf, dort kann der Kyrios, der Christus oder auch der Meister von Emaus nicht zwischen die Menschen treten, um mit seinem Segen zu heilen. Dort kann der Erzengel Michael nicht die Metanoia Taufe bewirken, um über das Ego hinaus das Ich als schöpferischen Kraftquell mit einem jeden Menschen zu verbinden. Kann das Ich, aus den Banden seiner Ego-Vorstellungen befreit, nicht auf die Reise seiner Selbstverantwortung gehen.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 29.06.2024

Dienstag, 25. Juni 2024

Denken ist ... ein Facebook Kommentar

Etwas verspätet will ich mich nun doch noch in den hier laufenden Denkprozess entlang der Philosophie der Freiheit einbringen. Ich springe mitten hinein und frage ist das so, dass ich zuerst einen Standpunkt ausserhalb meiner Aktivität einnehmen muss, wenn ich meine Gedanken „über“ den Tisch „und“ den Tisch beobachten möchte. Ist das so? Oder lasse ich mich da aus Gewohnheit von der grundständigen Befangenheit einfangen - Ich und Welt als meine nicht weiter mehr zu hinterfragende Dualität Erfahrung in meinem von Logik folgerichtig geleiteten Erleben unbesehen zu billigen. Ist mein vielleicht allzu leicht hingenommenes Abgleiten in die Dualität näher betrachtet nicht eine Folge - und jetzt segle ich wirklich hart vor dem Wind - von Denkfaulheit? Von ungenügender Achtsamkeit auf qualitativ tiefere Erfahrungsdimensionen des Denkens? 

Denken kann nicht inhaltlich gedacht werden. Denken ist in sich durch und durch Prozessgeschehen. Und als Prozessgeschehen offen, offen und noch einmal offen und damit nicht im gleichen Augenblick auf irgendwelche Inhalte zu beziehen. Denken ist in sich ein Blicken, ist Blickgeschehen mit dem tieferen Auge, dem Horus-Auge um es bildhaft auszudrücken. Denken ist pure Tätigkeit und solange ich nicht zu einer derartigen „Erfahrung“ gelangen kann denke ich kurz und bündig gesagt einfach nicht wirklich. Ich gaukele durch „Vorstellungen,“ die mir weiter nichts vermitteln als den blossen Schein von Wirklichkeit.

Deshalb auch die „Brandaufforderung“ von Rudolf Steiner im Zuge der Weihnachtstagung 1923 alle, wirklich alle Vorstellungen zu verbrennen, wenn sich „geistige Augen“ öffnen können sollen auf die sich notwendig zu erneuernden Beziehungen der Menschen, was auch heisst Denkhaltungen untereinander. Die geistige Welt liegt vor unser aller Augen offen zutage, ich,  wir müssen uns nur wirklich tätig in Gang bringen, was heisst unsere so weit reichenden Ego-Sicherheitsbande hinter uns lassen, sie abstreifen, abstreifen, abstreifen … 

Denken hat mit Gedanken Auffädeln, mit Gedanken einander zu und untereinander umordnen nichts zu tun. Denken ist kein puristischer Vorgang sogenannten reinen Denkens. Damit würde ich neben der Dualität Falle nur in eine weitere Abstraktionsfalle hineinlaufen, in die seinerzeit schon Kant sich verfangen hat mit seinem Konstrukt des „Ding an sich.“ Dem Ding an sich mit der Folge, dass er das Ich in seinem Dornröschenschlaf belassen hat. Was die weitere Folge auslöste, dass heute Subjektivismen aller Art nur so um sich greifen können und Verschwörungserzählungen nach freiem Belieben auslösen. Zeugen eines in sich gleichsam abschmierenden Denkens.

Denken ist seiner Essenz nach dem Verbrennen aller Vorstellungen die Entscheidung zum Gang über das Wasser und damit das Gehen über beständig schwankendem Grund.  Denken bedeutet bereit zu sein durch das Nichts zu gehen mit der nicht genug zu vertiefende Frage, weis ich das ich nicht weis oder weis ich was ich weis? … Ohne in der Nachfolge des Sokrates den Giftbecher zu leeren, die eigenen Ego Anteile in Denkbemühungen unter den Menschen zu sich zu nehmen, sie schlucken zu wollen kann ein über den Verstand hinaus gehendes Denken in Bewusstheit nicht Wirklichkeit werden.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 25.06.2024