Dienstag, 29. November 2016

Etwas über den Spott

Auch wenn ich mich mit den folgenden Gedanken mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zwischen alle Stühle setze, so will ich mir angesichts dieser Möglichkeit nicht den Mund verbieten und sage das Folgende.
Humor, auch schwarzer Humor kann ja in bestimmten Situationen eine belebende Wirkung auslösen, kann mit seiner Feinsinnigkeit Erlebnisweisen in sozialen Zusammenhängen dahingehend neu ordnen helfen, dass die in sie eingebundenen Menschen dadurch eine Horizont Verschiebung erfahren, welche sie in die Lage versetzt die erörterten Sachzusammenhänge aus einer erweiterten Perspektive heraus anschauen zu können, mit der Folge über eigene Blockaden hinweg aufeinander wieder zugehen zu können. Wenn sich aber in den Humor der Spott mischt, dann verschliessen sich die Tore für eine soziale Annäherung unterschiedlicher Anschauungshorizonte und weitere Bemühungen laufen ins Leere.
Der Spötter übersieht nicht selten, dass diejenigen Teilhaber an einem Dialogprozess, die er mit Spott übergiesst, zwar mitunter nicht über dessen intellektuelle Scharfsinnigkeit verfügen, aber allermeist auf ein tief verwurzeltes Gefühl zurückgreifen können, auf das sie sich in derartigen Lagen dann beziehen, um sich zu schützen. Sie klinken sich aus dem Dialogprozess aus, weil sie sich in ihrer individuellen Eigenart nicht geachtet, nicht auf Augenhöhe angesprochen fühlen und verfolgen den Dialog, wenn überhaupt, dann nur noch als Zaungäste - nicht ohne eine für den achtsamen Betrachter nachvollziehbare Bitterkeit. Wunden, die durch Spott hervorgerufen werden gehen tief und nicht selten langanhaltend in das Seelenleben dieser Menschen ein.
Verfängt sich der Spott schlussendlich dann noch in einer eigenen Selbstgenuss Schlaufe, dann fällt unscheinbar ein Art Eiserner Vorhang herunter und die „miteinander“ um einen Dialog Bemühten hören in ihren Sachaussagen nur noch ihre eigenen Echos. Die Zaungäste aber halten sich möglicherweise vermehrt die Ohren zu, ohne aber tiefer hinein orten zu können, was da eigentlich schief läuft. Und da es keinen Dirigenten gibt oder besser gesagt, da sich zu wenige aktive und passive Teilhaber an diesem Geschehen aufgerufen fühlen mehr Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, welche Dissonanzen ihnen da und dort entschlüpfen, die begonnene Dialoge auf Abwege oder in Sackgassen führen, läuft der Dialogdampfer immer wieder auf Grund und keiner(?) der Beteiligten scheint zu bemerken welche Anteile er zu diesem Umstand vielleicht unversehens beigetragen hat.
Ohne mich selber aussen vor zu lassen bestürzt mich das immer mehr. Ist es wirklich so, dass unsere innere Dualität Ausrichtung sich so unauflöslich in uns verhakt hat, dass wir unsere eigenen Anteile, die Dialoge oft schon in den Anfängen ins Leere laufen lassen, bei allem unseren Engagement so wenig bemerken? Sind wir sosehr auf die Unebenheiten im Sagen des anderen Menschen von vorne herein innerlich ausgerichtet, dass wir überhaupt nicht daran denken, dass, was er gesagt hat (zumindest in Teilen) einen völlig anderen Bedeutungszusammenhang ausgedrückt haben könnte, als den, welchen wir ihm „unterstellen oder überstülpen?“

Ich denke einmal, das was ich, wir so manches Mal nach aussen in Worte prägen, befindet sich, im Nachhinein tiefer betrachtet vielleicht nicht einmal in der Nähe dessen, was wir eine Kulmination gedanklicher, wie erlebnistiefer eigenverantwortlicher geistiger Prozessgestaltung nennen können, ist mehr Reaktion aus irgendeiner nicht näher definierten Erregung heraus, als Ant-Wort mit auch nur einem fernen Einschuss von Selbsterkenntnis, entzündet an dem vorausgegangenen Sagen des anderen Menschen.

Bernhard Albrecht

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