Seit bald 40 Jahren begleitet mich innerlich das Bild eines Holzschnitts (des anthroposophischen Malers Gerhard Reisch), das den Erzengel Michael mit seinem Schwert darstellt, wie er dieses sein Schwert mit der Spitze gegen den Boden gekehrt in einer einzigartigen Aufrechte an seiner Seite tragend von einem Hügel der Zerstörung in eine völlig zerstörte Landschaft hinein schaut.
Ich habe dieses Bild im Laufe der Jahre immer und immer wieder betrachtet, bis mir eines schönen Tages klar wurde, dass dieses Schwert leise auf eine vom Betrachter her zu vollziehende innere Umkehr seiner Kräfte weist.
Das Schwert, das die Zerstörung wie in sich hereinnimmt und in der Gegenbewegung eine heilende Präsenz kraftvoll abstrahlt und der Erzengel Michael Helfer im Vollzug einer derartigen Kräfteumkehr in jedem Betrachter, der durch das Bild an diese Erfahrung herangeführt wird.
Ich überlasse es dem Leser dieser Zeilen sich aus meinen wenigen Andeutungen über das Bild sich dieses imaginativ selber aufzubauen und im Hinschauen auf das Schwert seiner eigenen inneren Präsenz jene heilende Präsenz-Strahlung einzuarbeiten, die in meinen Augen heute zeitnotwendig ist.
Es liegt nur wenige Tage zurück, dass ich mit dem Einsatzleiter eines Rotkreuz Hilfsteams nach seiner Rückkehr von den Kriegsfronten in den Ruhestand hier sprechen durfte, der mir von seinen Einsätzen in Syrien, im Irak, Afghanistan und in Afrika erzählte und dabei von Erlebnissen und menschlichen Hintergründen berichtete, die noch weit schrecklicher waren, als wir sie über das Fernsehen kurzzeitig zu Gesicht bekommen, um sie meist allzu schnell wieder ins Vergessen abzuschieben. Während seines zweistündigen Berichts kehrte er immer wieder einmal für einige Augenblicke still wie in sich zurück, um dann, mich aus seinen klaren blauen Augen anschauend, in seinem Bericht fortzufahren. Ein Mann, der viele Male zwischen den Fronten unvorhersehbarem Geschütz- und Granaten Explosionen ausgesetzt, dem Tod immer wieder Aug in Auge begegnet war, markant in seinen Gesichtszügen und … einem ungebrochen offenen Herzen.
Bernhard Albrecht
Wen hast Du innerlich vor Augen, wenn Du zu einem Du sprichst? Wo liegt der innere Schwerpunkt Deiner blickenden Aufmerksamkeit im Augenblick, da Du dies tust? Wenn Du Dich auf diesen Augenblick einlassen kannst, wirst Du Dir innerlich vergegenwärtigen können, dass Du nichts über Dein jeweiliges Gegenüber erfahren kannst, solange Du Dir in solchen Momenten in erster Linie nicht selber bereit bist innerlich zu begegnen. Am Du erwacht Dein Ich. Was wirst Du also tun?
Donnerstag, 22. September 2016
Dienstag, 20. September 2016
Ein- und Aussicht des Alterns
Ist es wirklich so, dass „der im Mauerwerk der Begriffe fast unsichtbare Eingang ins Innere des Turms des Denkens … geschlossen (ist)?“
Unsichtbar ist dieser Eingang gewiss, denn ansonsten gäbe es für den zur Freiheit unterwegs seienden Menschen nicht die Möglichkeit ihn im eigenen Inneren aufzufinden, ihn mit dem Hineinwachsen in die eigene Freiheitsfähigkeit der eigenen Reife gemäss nach und nach in die Weite hinein öffnen zu können. Demnach lässt also erst ein gewisses Mass an Freiheitsfähigkeit oder mit anderen Worten auch erst dem reiferen Alter möglichen heiteren Gelassenheit diesen Eingang voll umfänglich sichtbar werden.
Und … entschliesse ich mich den Turm durch diese je ganz individuelle Pforte dann auch zu betreten oder lässt mich mein Geschick manchmal auch erst später bemerken, wie ich immer wieder schon ein gutes Stück die Aufwärtsspirale im Treppengang dieses Turms hinaufgestiegen bin, was dann?
Unsichtbar ist dieser Eingang gewiss, denn ansonsten gäbe es für den zur Freiheit unterwegs seienden Menschen nicht die Möglichkeit ihn im eigenen Inneren aufzufinden, ihn mit dem Hineinwachsen in die eigene Freiheitsfähigkeit der eigenen Reife gemäss nach und nach in die Weite hinein öffnen zu können. Demnach lässt also erst ein gewisses Mass an Freiheitsfähigkeit oder mit anderen Worten auch erst dem reiferen Alter möglichen heiteren Gelassenheit diesen Eingang voll umfänglich sichtbar werden.
Und … entschliesse ich mich den Turm durch diese je ganz individuelle Pforte dann auch zu betreten oder lässt mich mein Geschick manchmal auch erst später bemerken, wie ich immer wieder schon ein gutes Stück die Aufwärtsspirale im Treppengang dieses Turms hinaufgestiegen bin, was dann?
Aus meinem Erfahren tönt mir im inneren Aufgang dieses Turms nämlich ein „Erinnere Dich“ entgegen und das so laut, dass es mich zu Beginn meiner Aufstiegsbemühungen immer wieder wie vor den Eingang des Turms zurückdrängt und mich erst vor der Pforte wieder aus dem Traum meiner Selbstbefangenheit aufwachen lässt, im scheinbaren Anblick der geschlossenen Pforte. Die Tür aber erscheint mir nur solange geschlossen bis ich mich darauf besinnen kann, dass in meinen zahlreichen Menschenbegegnungen es nicht in erster Linie darauf ankam, dass der oder die anderen Menschen mich in meinem Sagen, bzw., tieferen Bestreben verstanden, sondern dass sie mir über so manche Schroffheiten, um nicht zu sagen Feindseligkeiten hinweg nur dazu bestimmt waren, dass ich lernte mich selber besser verstehen zu können.
Bin ich in meinem inneren Erfahren im Aufstieg durch den “Turm des Denkens“ an diesen Punkt gelangt, dann geht das „Erinnere Dich“ in ein „Besinne Dich“ über, dahingehend, dass ich eine ganze Reihe mehr Freunde hatte und unscheinbar habe, als ich bisher annahm. Und dass ich, soweit ich lernte mich daran zu erinnern, wer ich bin, also meinem Ich leise zum Leuchten i n der Dunkelheit verhalf, ich für weit weniger „ungelöste Beziehungen“ verantwortlich bin, als mir das der Irrwitz meiner Selbstbefangenheit bis an mein Lebensende da und dort weiter vorgaukeln mag.
Ob der oder die anderen Menschen an meinem Lebensweg ihrerseits zu diesem „Erinnere Dich“ gelangen, dafür trage ich nicht die Verantwortung.
Rudolf Steiner hat dieses „Erinnere Dich“ und das sich unmittelbar daran anschliessende „Besinne Dich“ in seinem Grundstein-Spruch niedergelegt. Er hat damit in meinen Augen den Keim einer gänzlich neuen Sozialordnung hinterlassen.
Lieber Jostein Saether, ich grüsse Sie aus der weiten Peripherie von Herzen,
Bernhard Albrecht Hartmann
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