Sonntag, 14. April 2024

"Hörst Du" was die Natur Dir zuspricht?

Wenn wir genauer auf das Lauschen würden, was sich im Toben der Elemente auszudrücken sucht, dann würden wir zutiefst erschrecken. Denn das was dabei geschieht durchkreuzt keineswegs die tagesaktuell unterschiedlichen Wünsche der Menschen, wie zum Beispiel nach mehr Sonnenschein oder etwas herunter gekühlten Temperaturen. Es ist  n o t w e n d i g e r  reinigender Ausgleich der globalen Elementarkräfte im Ringen für ihr schöpferisches Schaffen, das durch die Blindheit der Menschen in Schieflage geraten ist und sich keineswegs, wie uns von politisch/wissenschaftlicher Seite glaubhaft gemacht werden möchte noch beherrschbar sei, wenn …

Der gegenwärtige Zeiten-Wende Hipe ist vom Grund her ein Fanfaren Ruf nach tiefreichender Bewusstseinsumkehr für  a l l e  Menschen. Passivität und Empörung über säumiges Verhalten politisch/wirtschaftlicher Kreise, das war gestern als billige Ausrede opportun.  Heute zählt nur noch die Verantwortungsübernahme für das Weltganze und sei es über noch so kleine Beiträge. Denn: Wirksame Verantwortlichkeit bildet sich im Verbund vieler kleiner Tropfen echter Bereitschaft zur Umkehr. Veränderung kann ich demnach nicht mehr an diese oder jene Partei delegieren. Ich kann mich nur selber immer tiefer in die Verantwortlichkeit hineinrufen. Jede Stunde und jeden Tag.

Die Zeiten-Wende Währung ist demnach nicht der Bitcoin oder irgendeine andere Anlage für die nähere Zukunft, sie ist allein die  R e d l i c h k e i t  im Umgang mit mir selbst und die aufrechte Bewusstseinskraft die mir in den Fährnissen dieser Zeit dadurch von innen her zuwächst. Mich das rechte tun lässt wo immer es von mir gefordert wird. 

Im Durchgang durch mein Metanoia bin ich nicht allein. Der Meister von Emaus ist an meiner Seite.

© Bernhard Albrecht Hartmann 14.04.2024


Sonntag, 10. März 2024

Johannes 1, 1 - 18 Prolog (1) Dritte überarbeitete Version

Alle schöpferische Freiheit des Urbeginns liegt gegründet im Wort und die Befreiung dieser dem Wort innewohnenden schöpferischen Kraft ist in die Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen gelegt, auf dass die Einzelnen ihr schöpferisches Ich entfalten durch die göttliche Kraft des Wortes.

Sie, die schöpferische Freiheit war und ist immer bei den Einzelmenschen, denn nichts von dem Gewordenen ist jemals anders als durch die befreiende Kraft des Wortes geworden. In ihm wird stets von neuem offenbar die Quelle allen menschlichen Seins und aus dieser Quelle strömt immerdar leuchtende Liebe für die Menschen. Diese Liebesfülle strahlt hinein in die Taträume der Menschen, rufend zu den Menschen mit wachen Sinnen und erflehend ihren Opfer- und Wandlungswillen.

Doch der immer wieder aufs neue im Selbstsinn erstarrende Wille der Menschen baut aus tief gegründeten Ängsten eine Mauer der Finsternis um sich herum, anstatt der Kraft des Lichtes im Wort zu vertrauen, die selbst geschaffenen Finsternisse aktiv zu durchdringen und im innerlichen Annehmen derselben die Kernung des eigenen Ich voranzubringen.

Denn durch das Licht ist und wird das Leben und aus dem Fluss dieses Lebens das lebendige Ich gezeugt. Dieses stets aufs neue sich fort zeugende Ich aber ist das Licht der Menschen. Durch das Du scheint die stille Aufforderung, in den eigenen blinden Flecken den Weg zum Ich-Werden zu sehen und zu eröffnen beständig in die Lebenswelt der Menschen. Doch die mangelnde Wachheit der Menschen lässt den Werde-Ruf, der in unendlicher Güte durch die Worte des Du auf stets neue Weise ausgesandt wird, in den Schatten des menschlichen Selbstsinns ersterben.

Es war da Johannes, auch der Täufer genannt, der seinem Schicksal nach ein Zeuge des Lichtes war und – da er in stiller Ergebenheit auch im Angesicht seiner Enthauptung nicht wankte für das Licht zu zeugen – ist er seither der verborgene Hüter eines jeden Du, das unter der Verneinung des Werde Rufes des göttlichen Ich als Zeuge für das Licht von den Mitmenschen verkannt wird. Nicht ist das Du und in ihm der es überschattende Geist des Johannes das Licht, nur ein Zeuge für die schaffende Kraft des göttlichen Lichtes - zur Belebung der Mitmenschen in einem jeden Augenblick ist das Du.

Auf das Licht hinter seinen Worten verweist ein jedes Du mit seinem Sagen zu jeder Zeit und durch all seine Worte, denn es sind niemals nur seine Worte, sondern unscheinbar auch die Worte des göttlichen Ich, das leise die Wege der Wandlung weist. Das göttliche Ich wandert alle Tage an der Seite der Menschen, auf das sie durch sein Licht Zuversicht finden auf den Wegen ihres Werdens.

Nicht war Johannes das Licht und nicht ist das Du das Licht. Das Du ist ein Träger des Lichtes, unscheinbar behütet und barmherzig begleitet von der Kraft des Johannes. Ein Zeuge des Lichtes ist das Du, denn das göttliche Licht ist auf allen Wegen des Du zugegen. An der Seite des Du ist das Licht auf dem Weg in die Erdenwelt und dieses Licht, das unentwegt strömt aus dem göttlichen Urbild des Menschen wird alle Menschen erleuchten und ihr Ich-Kraft erwecken.

Das Geistes-Urbild des Menschen ist seit Anbeginn der Zeiten in der Welt, denn alles ist aus dem inneren Hinschauen auf dieses Urbild und der stets aufs Neue sich daran entzündenden Freiheitskraft des Menschen geworden, die Menschen aber haben es bisher noch kaum erkannt und in sich belebt.

Über das Du wendet sich das Licht an die Einzelmenschen und sucht sie in ihren Herzen zu erreichen, doch die Einzelmenschen ziehen es vor ihre Vorstellungen über das Sagen des Du weiter zu pflegen, anstatt sich der eingeborenen schöpferischen Kraft, die durch das Ich sich zeigen will zu öffnen.

Diejenigen aber, die sich dem göttlichen Ich innerlich zuwenden, indem sie ihren Selbstsinn opfern und durch innere Wandlung der Kernung ihres Ich den Weg ebnen, haben in den Worten des Du das Evangelium des menschlichen Urbildes vernommen. Sie bereiten hinfort, gesegnet von der Weisheit- und Liebekraft des dem menschlichen Urbild innewohnenden göttlichen Ich, dem Licht den Weg zu den Herzen der Menschen.

Als in die schöpferische Freiheitskraft ihres eigenen Wesens hinein erwachende Menschen leben sie allein aus der Zuversicht auf das göttliche Ich hin und dürfen, wann immer sie dessen bedürfen, seine Kraft und Gegenwart erleben.

Nicht mehr leben sie im Rausch ihrer Illusionen und in der Fixierung auf ihre Vorstellungen, die von zerfallenden Blutskräften gewirkt, nichts als Dunkelheit um sie her schaffen. Nicht mehr leben sie aus dem leiblichen Begehren ihren Selbstsinn gegenüber den Worten des Du durchzusetzen, sondern erfahren im Licht der sich befreienden Ich-Kraft, das ihnen durch die Pforte des Du entgegen leuchtet, die Geburt ihres eigenen Freiheitswesens.

Sie leben aus der Wertschätzung für alles Menschliche und schaffen so dem Wort in ihren Ich-Taten einen irdischen Leib. So folgen sie dem nach, der zu allen Zeiten an der Seite der Menschen geht, dem aus dem Vater und Mutter Göttlichen geborenen Sohn.

Von jeher lebt die Freiheit entfaltende Kraft des Ich in dieser Weise unter uns, für alle sichtbar, die mit wachen Augen durch die Welt gehen, denn für sie ist die Offenbarung seines Wesens in den Schwellenerfahrungen mit dem Du eine beständige Tatsache. In den Schmerzen der wechselseitigen Du-Begegnungen geläutert, weitet sich ihr Blick für die Fülle seiner begnadenden Liebe und heilenden Wahrheit an der Schwelle von Du zu Ich (von Ich zu Du).

Auf das göttliche Ich-Urbild richtet sich die weisende Hand des Johannes. Im göttlichen Ich-Urbild ist gegründet das Du, das dich anspricht, wo immer du gehst. So nimmt dich auf deinen Schicksalswegen stets von neuem an seine Hand das Du und verkündet in seinem Sagen an Dich, überschattet vom Geist des Johannes die ewige Gegenwart keimender Freiheitskraft im Ich durch die Zeit zu entfalten.

Und es spricht: Vernimm in meinen Worten nicht mich, sondern sieh Dich selbst in Deinem Spiegelbild, das sich im Schimmer des göttlichen Urbildes, das mich unscheinbar überlagert, sich abbildet. Geh den Weg deinen Sinn zu ändern und du wirst wissen, dass ich nur zu künden habe von dem, der nach mir kommt, der aber mir wie Dir durch alle Zeiten vorangeht, um die Fülle seiner Liebe über uns beide auszugiessen.

Die Richtschnur des Gesetzes hat Moses gegeben. Die begnadende Liebe und heilende Wahrheit aber wird den Menschen in dem Masse zu Teil werden, wie sie die abweisende Hand gegenüber dem Sagen des Du zurücknehmen und sich im Schimmer des göttlichen Ich-Urbildes, welches das Du hinter seinem Sagen aufzudecken berufen ist, sich selbst erkennen.

Wo solches geschieht und durch das erkennende Ich, das Du von der Last seiner Werde-Botschaft frei wird, tritt der Christus aus dem Schatten hervor und spendet seinen Emaus-Segen. Mit diesem Segen aber ist für den Menschen der Weg offen, in der Schau auf den mütterlich-väterlichen Weltengrund, sein Wesen immer tiefer in Geistesfreiheit zu gründen.

© Bernhard Albrecht Hartmann 04.01.2011 (1)/10.03.2024

(1)   https://ich-quelle.blogspot.com/2011/01/innere-herausforderung.html 

Eine notwendige Nachbemerkung:

Nach 2003 liegt mit der hier vorliegenden Arbeit nunmehr die dritte überarbeitete Version des Johannes Prologs vor. Wer lesend still bei sich nach der Berechtigung und sachlichen Grundlage für diese hier vorgelegte Arbeit fragt, dem sei nur dies gesagt: Meiner Auseinandersetzung mit dem Johannes Prolog, die ich hier vorlege, liegen 50 Jahre meditativer Arbeit, wie gleicherweise praktischer Erfahrungs-Handhabung und fortlaufend lebensnahe Überprüfung derselben zu Grunde. Die hoch differenzierten Klangräume der Johannes Worte sind nicht einfach zu entschlüsseln. Ihr Bedeutungsumfang ist ohne tiefes existenziell Sich Einlassen auf sein Sagen innerlich nicht aufzuschliessen. Mut zur eigener schmerzlicher  Seelenverwandlung ist dafür unumgänglich notwendig. Meiner Erfahrung nach ist METANOIA das gesamthaft übergreifende Schlüssel-Wort dieses Prologs. Wer durch praktische Lebens-Meditation nicht auf eine derartige Umgangsweise mit dem Johannes Prolog einsteigen will, dem kann ich auch kein vor Johannes gültiges Urteil zu meiner Arbeit zugestehen. Denn wer die Ausdauer die aus Inspiration und Intuition geschöpften Klangräume der Johannes Worte sich zu eröffnen nicht aufbringen will, dem kann ich nur sagen, er möge lieber schweigen anstatt unter Verweis auf irgendeine ihm gültige Berechtigung mein Tun in Frage zu stellen. Ich füge ausdrücklich hinzu, der wissenschaftliche Standard für diese meine Arbeit ist die selbsttätige innere Erschliessung der "Quell-Bewegung" des Wortschaffens von Johannes, die in seelischen Beobachtungen erfasst werden kann. 

Dienstag, 20. Februar 2024

Johannes - Das Buch verschlingend (Albrecht Dürer)

 

                                                 

Wie allgemein beschrieben sehe ich die „Säulen-Füsse“ im Bild nicht als in Flammen stehende Füsse, sondern als vom Licht des Geistes in ihrem abstrakten Darinnenstehen in der Wirklichkeit gleichsam zur geistigen Offenheit hin aufgesprengte Füsse. Denn die Art wie diese Füsse den Boden berühren über den sie gehen spricht nicht von Sensibilität, sondern eher von Fremdheit oder Verschlossenheit gegenüber dem tieferem Erleben für dieses Wirklichkeitsfeld. Sie bilden keine unmittelbare Sinnesverbindung mit ihm ab und stehen als gleichsam tönerne Gebilde wie verloren im Bildganzen.

Die Dynamik des Bildes entfaltet sich zwischen Johannes und der lichten Gestalt, die ihm das Buch reicht. Er beginnt zeitgleich mit dieser Handreichung das Buch zu verschlingen. Und: Er wendet sich vom Schriftgelehrten Bücherstudium ab, erwacht für die Leuchtkraft des Denkens in seiner Unmittelbarkeit, findet die „Tateinheit“ mit dem Leben. Denken und Wille verbinden sich in tieferem Lebenserfahren in ihm. Er wird in seiner Person zur Brücke für Inspiration und Intuition. …

Und wächst über die duale Reflexion im Denken hinaus, erwacht für das vertiefte Leben und erneuert in seinem Tun, was seinerzeit schon Aristoteles wusste, dass Denken und Wille lebensgemäss nicht voneinander getrennt werden dürften. Er bezeugt gelebtes Bewusstsein beispielgebend für zukünftige Zeiten.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 20.02.2024

Bildquelle: I-F-1-54-StaatsbibliothekBamberg_0114.jpg

Freitag, 16. Februar 2024

Weisses Papier

Weisses Papier. Fürchte Dich nicht mich zu beflecken. Eine jede Spur, die Du setzt ist ein Ausdruck Deiner Würde, eine Gebärde Dich immer klarer in dem was Du bist zu manifestieren. Fühle die Scham ob Deiner Unvollkommenheiten im Hier und Heute dieses Augenblicks. Sie ist Ausdruck Deiner Vollkommenheit, denn sie beleuchtet das ganze Spektrum Deines Seins. Sie beleuchtet Dich und umarmt Dich zugleich. Du kannst Dir nicht entgleiten. Denn als Mensch bist Du vielfarbig. Und in keiner dieser Farben bist Du weniger wert als im weiss dieses Papiers, das eben jetzt vor Dir liegt und das Du mit Worten Deines Herzens belebst. Wage das Leben. Das Leben ist vielfarbig. Mut … Eine jede Erfahrungsfarbe auf Deinem Weg ist eine Stufe zur Auferstehung Deiner vollen Menschlichkeit.

Freitag, 12. Januar 2024

Fragment 1/2024

Das wirkliche Ich ist immer Einmaligkeit und damit Besonderheit. In dieser seiner Besonderheit ist es unantastbar. Unantastbar weil die Würde, seine Würde in Einmaligkeit unantastbar ist. Wer dies nicht so sehen kann, der wird sich folgerichtig als Egoist und in der Steigerung desselben als Narzisst einzigartig fühlen und von daher blind für das Wesenhafte des Menschseins auf andere Menschen herunterschauen. Sich grossartig fühlend verliert er jedoch unmerklich im gleichen Atemzug die Verbindung zur Einmaligkeit des eigenen Wesens und damit zum Ur-Kraftquell seiner Würde. Gross nach aussen verschliesst sich ihm der innere Zugang zum Menschen schlechthin. Das eigene Vermeinen im Vordergrund übersieht er den Schlüssel zum Leben, der sich ihm in der Stille des Augenblicks leise anbietet, wenn er denn sein Vermeinen über Du und Welt hier nur eine kleine Zeitfolge zu bändigen weis, um im Angesicht der Stille allein im Augenblick zu verharren. Im Augen-Blick. In der Stille dieses Augenblicks, in Einzigmaligkeit. Sich verneigend vor der Würde des so Anderen und vernehmend dessen Botschaft an ihn. 

© Bernhard Albrecht Hartmann, 12.01.2024

Dienstag, 2. Januar 2024

Friedensarbeit

 „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ (Hermann Hesse)

Um dieses Anfanges Willen das Wagnis einzugehen immer wieder einmal für einige Minuten durch eine städtische Fussgängerzone zu gehen - mit offenen Augen und von eigenen Vorurteilsnebeln befreitem Herzen - dem Leben nachspüren, das dort ständig um mich herum stattfindet, ein Lichtlein da, ein anders dort aufflammen lässt um mich zu berühren und nachdenklich machen kann in Bezug auf unbemerkt verengte Seelenräume in mir. Mit anderen Worten in den Augenblick einzutreten für das, was an durchaus Wundersamen um mich herum geschieht, wenn ich meine Augen momenthaft wirklich öffne, um über alle eigenen Schutzbarrieren hinweg „Teilhabe“ zu üben und mich zu verbinden mit der menschlichen Würde … des Fremdartigen - für das ich vermeine keine Zeit zu haben.

Wie schwer ist das denn höre ich raunen. Es ist nicht so schwer, wenn ich es mit Bedacht immer wieder einmal tue … und aus meiner Erfahrung heraus bereichernd und „Kraft spendend.“ Denn tatkräftiges Interesse für das so Andere, Interesse in die Tiefe hinein erschliesst nicht nur Erfahrungen über das oft so Fremdartige, es öffnet auch den Bewusstseinsraum für Bewusstseins - Lebenskräfte in mir. 

Ich trete heraus aus dem Schein in das Sein, denn so manches, das ich bisher - verbarrikadiert hinter meinen Ego zentrierten Vorstellungsschleiern - nicht sehen wollte wird auf diesem Wege zur ernsten Herausforderung für eigene innere Wandlungen. Metanoia Erschütterung als Weg-Wende-Markierung für echte Friedensarbeit. 

Halten wir inne. Kann es zwischen der Ukraine und Russland, zwischen Israel und Palestina Frieden geben, wenn dieser Friede nicht aktiv in meinem näheren sozialen Umraum beginnt. Alles ist mit Allem verbunden. Was immer ich tue, es erzeugt Wirkungen weit über mich hinaus.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 02. 01. 2024


Sonntag, 17. Dezember 2023

Wer nicht stirbt bevor er stirbt … Ein leiser Rückblick auf einhundert Jahre Zeitenwende

Advent - Zeit des Erwarten der Ankunft des Lichts. Licht … Geburt … Kind . Christgeburt - wie kann das sein, heute in diesen kriegerischen Zeiten dergleichen zu erwarten. Gegenwärtig und eben nicht wie allgemein geübt als festlich gepflegtes Gedenken der Überlieferung ferner Zeiten. Christgeburt demnach ganz konkret jetzt in diesen Tagen. Christgeburt  e r f a h r e n  im eigenen Herzen und Willen …

Das ist doch Nonsens oder etwa nicht? Und doch hat Rudolf Steiner sich davon nicht beirren lassen und während der Weinachtstagung 1923 (1) den modernen Weg zum Erfahren der Christgeburt eröffnet. Er hat den Menschen, die dazumal in Dornach sich um ihn versammelt hatten für einen Zeitenwende Moment durch seine Art in Sprachräume hinein zu lauschen das Tor aufgetan im inneren Dialog mit sich selbst in den Erfahrungsprozess der eigenen Ich-Geburt eintreten zu können. Im Vertrauen sie könnten den Weg aufnehmen, den er als Bewusstseinstat dazumal im Blick auf die Weltverhältnisse als Ferment für eine tiefer greifende soziale, welthaft geweitete Wandlung menschlicher Verantwortung von Mensch zu Mensch für notwendig erachtete. Welthaft geweitet … nicht Ego zentriert.

„ÜBE  GEISTERINNERN“ (2). Ungewöhnlich, so mag der eine oder andere Zeitgenosse im Hinblick auf diese Worte Rudolf Steiners heute denken, wenn er denn Kenntnis von diesem Ereignis bekommt. Wer jedoch bemüht ist nachvollziehend tiefer in diesen Prozess einzusteigen, der wird im erfahrenden Fortschreiten auf diesem Weg innere Erschütterungen nicht umschiffen können, denn sie sind in diesem mantrisch angelegten Prozess als keimbildende Substanzkräfte veranlagt. Es geht darin aus meiner jahrzehntelangen Arbeit nämlich um nicht weniger als dieses: Die aktive Wiederverbindung des Willens mit dem Denken, wie sie Aristoteles in seinen Gedankenbildungen zum Aktus als Entwicklungsaufgabe für die Zukunft innerlich bereits vor Augen standen (3).

Doch was heisst das denkend genauer forschend untersucht? Mit dem „ÜBE GEISTERINNERN in Seelentiefen“ betritt Rudolf Steiner im Nachgang zu Aristoteles den neuzeitlich Mysterien-Weg über das Selbsterkennen im Denken sehend zu werden. Damit knüpft er an seine wissenschaftliche Ausgangsposition an, die im Titel: „Die Philosophie der Freiheit - Grundzüge einer modernen Weltanschauung - Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode“ erstmals konkret niedergelegt ist und die vom Grund her besagt, dass ohne eingeübtes Selbsterkennen (seelische Beobachtungen) Wissenschaft, in Sonderheit Geisteswissenschaft nicht betrieben werden könne. Er fordert dies jedoch von der äusseren Wissenschaft seinerseits nicht ein, er geht vielmehr seinen Freiheitsweg in einer Weise, dass  Menschen, die ihm nachvollziehend folgen wollen ihr Selbsterkennen auf individuellen Wegen eigenständig ausbilden können. Zu Weihnachten 1923 stellt sich dieser Weg dann in der dreifachen Wortfolge: „Übe Geisterinnern in Seelentiefen, „Übe Geistbesinnen im Seelengleichgewichte“ und „Übe Geisterschauen in Gedankenruhe“ dar. 

Wer sich vor diesem Hintergrund nun die Frage stellt: Wie steht es um mein eigenes Denken? Was weis ich tatsächlich darüber? Was kann ich mir innerlich hier von Fall zu Fall mit Gewissheit vor Augen rücken, der wird früher oder später zutiefst erschrecken. Denn folge ich übend meinen eigenen Denkbewegungen nur um ein Weniges immer wieder einmal in vertiefter Intensität, dann werde ich im Verlauf derartiger Bemühungen zu gegebener Zeit unweigerlich erlebend zu Erfahrungen gelangen wie wenig ich eigentlich weis … und dass ich hier buchstäblich durch das Nichts zu schreiten herausgefordert bin. Will ich mich also über die eigenen inneren Bewegungsvorgänge aufklären, dann ist aktive Achtsamkeit durch mich vorrangig z.B. vor der Supermarkt Ladenkasse aufzurufen. Das Erwachen zu mir hin findet in meinen Augen nämlich dort oder bei ähnlichen Anlässen statt. 

Pointiert gesagt das Wissen um Ätherleib, Astralleib und dergleichen im wohl gehüteten Bauchladen ideell mit sich herumzutragen ist heute keine Option mehr. Der Astralleib will nämlich  konkret aktiv im Gleichgewicht gehalten werden quer durch alle Meldungen der Abendnachrichten im Fernsehen. „Übe Geistbesinnen.“ Er will im Gleichgewicht gehalten sein, wenn unterschiedliche politische Auffassungen zwischen einzelnen Menschen oder Menschengruppen, wie etwa zum Ukrainekrieg, in offiziellen Dokumenten zur politischen Ost - West Geopolitik unterschiedlich bewertet werden. Es geht also um die Ausbildung einer individualisierten Bewusstseinshaltung im Gleichgewicht … und nicht um Lagerbildung und daran sich anschliessende verschleierte Feindseligkeiten (sprich verborgenes Kopfschütteln über die Denkweise anderer Menschen/Dumm Gedödel unter Ausser-Achtlassen des eigenen zuckenden Astralleibs). Das ist keine kleine Aufgabe, sondern eine grosse Herausforderung, wenn ich sie denn wirklich in die Tiefe hinein ernst nehme.

Halten wir inne. Können  Konfliktlinien heute noch wirklich bereinigt werden ohne ein grundlegend gewandeltes Denken? Ein Denken, das im inneren Gleichgewicht in Seelentiefen gegründet … und durch das Erleben des Nichts belichtet wurde. Schon Platon sass der Illusion auf er könne in seiner ideellen Denkweise gegenüber dem Diktator von Sizilien Entscheidendes bewirken. Er musste fliehen, weil er nicht zu unterscheiden vermochte, dass ein gleichsam ideales Staatsgebilde auf dem eigenen inneren Bildschirm mit sich zu tragen, etwas gänzlich anderes ist als dieses umzusetzen. 

Von heute her gesehen muss Vladimir Putin gesamthaft ins Auge genommen werden und da kann es durchgehend sachlich betrachtet nicht angehen einzelne Handlungsaspekte von ihm über diese oder jene Rechtfertigungslinien gleichsam auszubleichen bzw. ganz auszuklammern … weil die Amerikaner … . Er ist verantwortlich, dass er eine Jahrhunderte alte Kultur in Schutt und Asche bombt. Das ist Fakt und nicht das Gerangel um die Interpretation diverser politischer Aussagen um sein eigenes Tun vor sich selbst  s c h ö n  zu reden. Die Verhältnismässigkeit der eingeleiteten Massnahmen gerät vollkommen aus dem Blick. Und das gilt auch für die Amerikaner und die Sprengung der Ostseepipeline 2 im Schatten der Einstellung der Öllieferungen Russlands aus eigenen Markt-Beherrschungsinteressen.

Genauer besehen gerät die Verhältnismässigkeit nach aussen hin immer dann aus dem Blick, wenn es um die Vernebelung von Bewusstseinsvorgängen geht. „Übe Geisterschauen in Gedankenruhe.“ Lass Dich also z.B. im Hinblick auf Versuche zur Einbindung in welche  Parteiung auch immer nicht übertölpeln, denn es geht vor dem Zeitenwende Bewusstsein heute nicht mehr um irgendwelche Gefolgschaften, ob nun Macht- und Meinungs- oder Meistergefolgschaften, sondern ausschliesslich um das Einüben von Bewusstseinsgegenwärtigkeit in Ich-Verantwortung. Da die Iche unterschiedliche Wege gehen müssen, um in Du Begegnungen Erfahrungen zu sammeln für ihr Erwachen zu sich selber hin kann es dabei auch vorrangig nicht um meine Einschätzung gehen ob hier richtig oder falsch gedacht wird, sondern um durchgehende Sachlichkeit  u n d  Respekt vor der Würde des anderen Menschen und dessen Denkwegen in Du Begegnungen. Um aktive Teilhabe also und die Bändigung des eigenen Astralleibs, der allzeit geneigt ist über Denk-Ufer zu springen nur um sein Vermeinen durchzusetzen. Dem Geisterschauen geht demnach die Umschmelzung eigener Schattenbezüge, die im Blick auf das Du und dessen Denkweisen gerne übersehen werden voran. Die eigenen Schattenanteile und nicht die des Du. Die eigenen … .

„Wer nicht stirbt bevor er stirbt, der verdirbt (4)(5).“ Was bedeutet das? Die durchgehende Neigung zur Rückbindungen im Denken an bis anhin gebildete Bezugsmuster im eigenen Denken nicht zu übersehen, bzw. vor sich selbst klein zu reden oder beiseite zu wischen, wenn ich Geist erinnernd feststellen kann, dass mich ein derartiges Bezugsmuster im Schattenmoment eines Augenblicks zur Fall gebracht hat. Es bedeutet auch über den anderen Menschen nicht herzufallen, wenn er einen Denkfehler begangen haben sollte. Mit der Konsequenz: Fragen zu stellen, die helfen eine sachliche Offenheit für weitere Denkbemühungen  m i t e i n a d e r  und über alle Grenzen hinweg in Wertschätzung  f ü r e i n a n d e r  zu ermöglichen. Was heisst die bisher mehr oder weniger bewusst im Denken bediente eigene Egozentrik zu Gunsten von dynamischer Offenheit durch mein Tun zu fördern. Mich von daher folglich stets bereit zu halten in Diskursen als wirksamer Ich-Repräsentant (6) (barmherziger Samariter) und nicht als, vom Grund her angeschaut, Geist Leugnender Pharisäer - weil in ideologischen Abstraktheiten gefangener (aus der Zeit gefallener) Zeitgenosse in Erscheinung zu treten. Dahin gehend aufzutreten indem ich andere Menschen nach meinem eigenwilligen Befinden anschwärze ohne dass ich in eine grössere Tiefe hinein mich abgemüht habe sie zu verstehen. Bewusstseinsseele zu leben ist schmerzhaft …, sehr schmerzhaft … Im Wirtshaus zu Bethlehem ist es ein Leichtes an Stammtischen Geistesfreunde auf die eine oder andere Weise despektierlich zu etikettieren. Schwer ist es hingegen den Mut aufzubringen sich durch die Kälte (sprich unzureichendes Einfühlungsvermögen) eigener Ego Keller-Winkel hindurch aufzumachen und die Geburtswege sich wandelnden eigenen Denkens über die Teilhabe am Denken des so anderen Menschen mutig im Ich zu gehen.

Mutig im Ich: Im Seelengleichgewichte in den Denkbewegungen des anderen Menschen mitzugehen und dessen Denkwege zu teilen ohne eigene Vorstellungen auf ihn zu übertragen. Wenn dem in Anlehnung an diesbezügliche Worte Rudolf Steiners Folge geleistet wird, dann signalisiert dies die Bereitschaft mit der aktiven Individualisierung durch das Nichts, „das ich weis, dass ich nicht weiss“ zu gehen, also seinen existentiellen Todesprozess zu durchlaufen. Weihnachten 1923 ist in meinen Augen die stille Vorausnahme der Zeitenwende durch Rudolf Steiner für das Bewusstsein der Menschheit, die heute einhundert Jahre später dringender den je ansteht im Bewusstsein vieler Menschen tätig manifestiert zu werden.

© Bernhard Albrecht Hartmann


(1)  Weihnachtstagung am Goetheanum in Dornach 24.12.1923 - 01.01.1924

(2)  Siehe: Rudolf Steiner - Die Weihnachtstagung zur Begründung

       der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 24.12.1923 - 01.01.1924   

       3. neu durchgesehene Auflage 1963, Seite 54 - 55

       https://steiner.wiki/

       GA_260#GRUNDSTEINLEGUNG_DER_ALLGEMEINENANTHROPOSOPHISCHEN_

       GESELLSCHAFT_durch_Rudolf_Steiner_am_25._Dezember_1923,_10_Uhr_vormittags   

(3)  Siehe: Unter der Platane - ein Dialog über die Zeiten hinweg im zeitlosen Nullfeld

      1.Teil: 

       https://ich-quelle.blogspot.com/2013/12/ 

      2.Teil: 

      https://ich-quelle.blogspot.com/2015/01/

      unter-der-platane-ein-dialog-uber-die_10.html 

      3.Teil: 

      https://ich-quelle.blogspot.com/2017/04/

      ein-dialog-uber-die-zeiten-hinweg-im.html 

(4)  Jakob Böhme

(5)  siehe: 

       https://ich-quelle.blogspot.com/2023/11/der-racheengel-der-verderbnisse.html

(6)  siehe: 

       https://ich-quelle.blogspot.com/2018/09/ich-karl-balmer-die-frage-geht-weiter.html 

(7)  https://ich-quelle.blogspot.com/2018/09/die-frage-nach-dem-wirklichen-ich-eine.html 

(8)  https://ich-quelle.blogspot.com/2018/09/die-frage-nach-dem-wirklichen-ich-3teil.html

 

Dienstag, 21. November 2023

Aus den Erlebnissen eines alten Mannes an der Schwelle seines Todes

Ich hatte in den letzten Monaten in meiner Wohnumgebung immer wieder Begegnungen mit einem alten Mann, der zu Ostern vor 2 1/2 Jahren ohne irgendwelche gesundheitliche Vorwarnungen von einer Krebsdiagnose im weit fortgeschrittenen metastasierenden Stadium überrascht wurde. Die medizinischen Befunde legten nahe, dass seine Erkrankung so ernst sei, dass er mit dem Tod wohl noch vor Ende selbigen Jahres rechnen müsse. Trotz dieser Aussicht und entgegen einiger Bedenken aus seinem persönlichen Umkreis entschloss er sich, wie er mir vor einiger Zeit einmal erzählte, zu einer Chemotherapie. Er fuhr also unscheinbar zielstrebig wie er war alle drei Wochen mit dem Zug nach Zürich und unterzog sich am dortigen Universitätsspital ambulant seiner spezifischen Chemotherapie. Vier Monate später dann, nach einer erneuten gründlichen Untersuchung, der ärztliche Bescheid: Es seien keinerlei Symptome seiner ursprünglichen Erkrankung mehr nachzuweisen. Wie konnte das sein?

Wie er mir erzählte sei er in dem Bewusstsein in die Chemotherapie hineingegangen, dass das Leben noch etwas mit ihm vor hätte und habe in dieser inneren Haltung die Beschwernisse, die überwiegend erst nach der Chemotherapie sich einstellten, innerlich durchgetragen. Der bestürzend erlebte Vitalitätsverlust nach der Chemotherapie sei riesig gewesen und er hätte die letzten zwei Jahre durchweg stark damit ringen müssen sich wieder in seine Beine hinein zu finden. Am Morgen wie neben sich stehend war ein Sinn gebender Tagesablauf beinahe durchgehend mit dem Ringen um seine körperlich innere Aufrichte verbunden. Doch er hätte trotz der Beschwernisse, die im verminderten Umfang bis heute anhielten zu keinem Zeitpunkt auch nur daran gedacht aufzugeben.

Und seine Kraft sei nach und nach immer deutlicher wahrnehmbar wieder angewachsen. Wie er an dieser Stelle betonte sei aber nicht die alte Vitalität zurückgekehrt, sondern er hätte auf die letzten beiden Jahre zurückblickend eine neue Lebenskraftquelle in sich erschlossen. Er erlebe nämlich einen deutlichen Unterschied zwischen seinem alten Vitalitätsempfinden und seinem gegenwärtigen Kraftzustand. Die Kraft, die er an jedem Tag oft für die einfachsten Verrichtungen brauche, müsse er willentlich von Mal zu Mal aus sich hervorbringen. Nichts sei mehr so wie es war und das löse über die wortwörtlich fortlaufend neu zu initialisierenden Anstrengungen hinaus von Tag zu Tag am Ende eine wachsende Dankbarkeit aus. Er erlebe, dass das alte Leben ihm tatsächlich genommen worden sei damit ein neues Leben, vom Grund her immer mehr in seinem Willen stehend, an dessen Stelle treten könne. Mit diesem Neustart ins Leben hinein sei nämlich, wie er nachdenklich anmerkte, sehr viel mehr verbunden als die Folgen eines bedrohlichen Krankheitszustandes zu überwinden. Kurz und bündig gesagt. Arbeit am und mit dem Leib. … Arbeit am Leib als Instrument des Geistes … was wissen sie darüber wirklich? … fügte er lächelnd hinzu. Und nachdenklich … Sokrates sei, wenn ich es recht bedenke der erste Mensch gewesen, der Bewusstseinsarbeit im modernen Sinne angestossen habe.

Was mir in den Begegnungen mit diesem „Alten“ mit der Zeit sehr nahe ging war dessen tänzerische Leichtigkeit im Vollzug seines Denken. Um was es in unseren Gesprächen auch ging, er schien ganz aus der Anschauung dessen was ihn von Fall zu Fall bewegte zu sprechen. Einmal als er über Joe Biden und Vladimir Putin im Zusammenhang mit der Ostsee Pipeline 2 sprach riss es mich innerlich wie von den Füssen. Er sagte nämlich dieses: „Natürlich konnten die Amerikaner diese Pipeline sprengen und Joe Biden konnte das anordnen, natürlich kann Putin mit seiner verdeckten Kamikaze Einstellung die Ukraine mit Bomben in Schutt und Asche legen. Ob Joe Biden oder Vladimir Putin aber auch im Angesicht ihres eigenen Todes diese Selbstverständlichkeit zum Ausdruck bringen können, wenn die Sprengbomben der Pipeline, bzw. die Gesamtheit der über der Ukraine von Putin zu verantwortenden Bombenabwürfen mitsamt den Nöten vieler Bürger aus ganz Europa und weltweit, welche durch den daraus hervorgehenden Wirtschaftsabschwung in Not gerieten, … wenn die damit einhergehenden Geist-Seelenzustände wie lebendige Feuerprozesse diese beiden Männer durchdringen werden, ob sie dann immer noch so gerade vor der Welt dastehen wie sie es jetzt noch zu tun scheinen, er wisse es nicht.“ 

„Eines wisse er aber mittlerweile mehr als deutlich, dass die Perspektive der Menschen, die im eigenen Leben Bedeutung hatten, wenn deren Geist Dynamik auf dich angesichts deines plötzlichen nahen Todes Dir verstärkt ins Bewusstsein trete, dass dieses eine Menge schmerzlicher eigener Turbulenzen auslöse, denen nicht so ganz einfach zu begegnen sei.“ 

Nicht umsonst weist Jacob Böhme mit der Aussage: „Wer nicht stirbt bevor er stirbt, der verdirbt“ auf die notwendige Auseinandersetzung mit dem Tod hin. Denn, so sprach er wörtlich weiter, „das Leben ist erst dann wirklich gelebt, wenn es die Blickrichtung des anderen Menschen im Dialog im fragenden Interesse vor dem eigenen Tod mit einschliesst.“  Dieses zu tun könne nämlich erst jene Bewusstseinskraft freisetzten, die heute unbedingt in das Leben eingeflochten vor der Welt leise in Erscheinung treten müsse. Andere Menschen (wiederum wörtlich) „kann ich erst dann wirklich verstehen, wenn ich deren Intention im Angesicht meines Durchgangs durch den inneren Tod (die unverblendete Selbsterkenntnis) mir vor Augen habe treten lassen. … Ich frei geworden sei von der Unbedingtheit meiner eigenen Weltbetrachtungsweise.“

Ich frei geworden sei von der Unbedingtheit … , ich die Blickrichtung im Denken des je anderen Menschen vor dem eigentlichen Tod mit einschliesse. Ihn befragend, was das hiesse schwieg er lange, straffte dabei merklich die eigene Rückenhaltung auf der Bank wo wir Platz genommen hatten und schloss seine Augen, bis er nach mehreren Minuten - mir unmittelbar in die Augen schauend - wieder zu sprechen begann. Leise, so als ob er in weite Fernen gelauscht hätte und das dort Angeschaute nunmehr mühsam in geeignete Worte zu fassen suchte. „Wissen Sie, die Menschen sprechen heute nur noch sehr wenig mit - einander, wenn sie vordergründig zueinander sprechen. Sie tauschen Meinungen aus, aber sie sprechen nicht miteinander, sind wenig oder gar nicht bemüht den anderen Menschen wirklich zu verstehen. Ist es nicht weit verbreitet so, dass sobald der andere Mensch die ersten Worte ausgesprochen habe, diese noch ehe selbige Rede beendet ist im Gegenüber buchstäblich in dessen Meinungshorizont wie verwurstet werden. Verstehen wird viel öfter als wir dies gewahr werden gar nicht mehr gesucht. Endsprechend kurzlebig ist das Erinnern. Worte werden nicht mehr als Worte im eigentlichen Sinn vernommen, sondern sind nur noch Information. Information mit einer Halbwertzeit von oft nur wenigen Minuten.“ 

Demgemäss lösen Worte eher selten noch ein tieferes rückfragendes Interesse aus. Derartige Informationsaustausche geben keine Gewähr, dass sich daran noch Interesse geleitete Dialogbögen anschliessen. Das Interesse versickert im Augenblick und findet aus sich, weil das Denken im Allgemeinen in der Abstraktion gebunden ist“ keine Entwicklung in Richtung eines nachhaltigen fragenden Aufeinander Zugehen. Es bleibt kurzlebig. Rückbesinnung auf ein eigenes vertieftes Selbsterkennen wird so sehr erschwert, „denn Selbsterkennen bedarf des fragenden Du, wie gleicherweise des sich öffnenden Gegenüber Du.“ Wo sich aber Menschen zunehmend in Meinungsnetzen wie einspinnen, bzw. von aussen unversehens vereinnahmt werden breiten sich Einsamkeiten aus. Die Menschen entfremden sich zusehends voneinander. Mit der Gegenbewegung des persönlichen Protestverhaltens oder schlimmer noch manipulativ von aussen angezündeter gewaltsamer Protestaktionen (Israel/Hamas Sympathie Gegensätze auf deutschen Strassen). Die Emotionen kochen über und brechen sich Bahn. Ungehemmt.

Mit einem Lächeln nahm der Alte an dieser Stelle mein unausgesprochenes Fragen mir wie vom Munde weg und sprach wie folgt. „In derart angespannten sozialen Verhältnissen kann nichts, rein gar nichts getan werden, das weitere soziale Unruhe-Ereignisse verhindern könnte. Im Gegenteil solche Geschehnisse werden zunehmen und sich weiter ausbreiten, Spannungen an vielen Orten und aus nicht voraussehbaren Anlässen heraus entzünden. Es sei sinnlos Menschen, die in dergleichen sozialen Umgebungen sich bewegen zu irgendetwas drängen zu wollen. Selbst eine noch so gut aufbereitete politische Bildungsarbeit kann da nur zu kurz greifen. Was Not tut ist eine durchgreifende innere Haltungsumkehr einer grösseren Anzahl von Menschen … gewissermassen als Ferment für eine tatsächliches in die Wege leiten der heute immer wieder so beschworenen Zeitenwende. Das aber bedeutet die heute überwiegend nach aussen gerichtete Perspektive in der Betrachtung der aktuellen politisch-sozialen Geschehnisse notwendig zu ergänzen um deren Innenperspektive. Denn: Ohne in die eigenen Handlungsabläufe permanent das Selbsterkennen einzubauen werden sich die gegenwärtigen Weltverhältnisse nicht nachhaltig verändern lassen.“

Beziehe ich die Erfahrungen meines unmittelbar vor den eigenen Tod gestellt Sein hier ein, so kann ich nur sagen, der Durchgang durch den eigenen inneren Tod zieht eine weitreichende Desillusionierung nach sich, die darüber hinaus in meinem Falle ein Lebensgefühl neuer Art in mir erweckt hat. Mich erinnernd welche Bedeutung nicht selten sehr gegensätzlich zu mir stehende anderen Menschen in meinem Lebenslauf ich angesichts meines zeitnah bevorstehenden Todes für meine eigene Entwicklung innerlich ausmachte, lässt mich von heute her in einer völlig neuen Weise auf den Tod hinblicken, der doch tief verwurzelt so ziemlich die ganze Menschheit in ihren Tiefen auf die eine oder andere Art mehr oder weniger belastet, bzw. vielfach verschleiernd vor sich her geschoben wird. Diese so weit reichenden Verschleierungen mit Bewusstsein zu durchdringen, das ist die eigentliche Aufgabe der gegenwärtig unabweisbar weltweit zu vollziehenden Zeitenwende im Denken. Der Mensch ist in die schöpferische Mitverantwortung gerufen.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 21.11.2023



Montag, 20. November 2023

Neutralität … die zur Geburt zu bringende Zeitenwende Kunst (Ein Versuch hier Neulande zu betreten)

„Die Digitalisierung der Welt, die einer totalen Vermenschlichung und Subjektivieren gleichkommt, bringt die Erde ganz zum Verschwinden. Wir überziehen sie mit unserer eigenen Netzhaut. Dadurch werden wir blind gegenüber dem anderen. … sie (die Menschen haben) das Staunen über jenes andere sich abgewöhnt, mit steigernder Vertrautheit ums Fremde sich betrogen (1).“ 

Dieses Zitat habe ich bewusst von dem hier nicht zum Thema schreibenden Autor Byung-Chul Han übernommen um damit von Anfang an jenseits unserer eigenen Denkansätze bezüglich des Themas „Neutralität“ und von daher grundsätzlicher politischer Perspektiven zum Problemkomplex politischen Handelns leise drauf aufmerksam zu machen, dass Neutralität heute weltweit grundsätzlich neu zu denken und in seiner Eigenheit neu zu fassen ist. Mithin eine Kehrtwende von in eigener subjektiver Befangenheit erblindetem Verständnis gegenüber der Wirklichkeit zu vollziehen ist. Denn: Die Wirklichkeit zeigt uns allenthalben, von einer Waffenstillstandsabsprache zwischen verschiedenen Rebellengruppen, einem Übereinkommen in einem wirtschaftlichen Fusionsprozess zweier Firmen oder in Gesprächen über die Möglichkeiten wie im Krieg stehende Nationen den Weg an den Verhandlungstisch finden können, dass letztlich alles an der in nachvollziehbaren Tatsachen niedergelegten folgerichtigen Gedankenführung, sprich Glaubwürdigkeit vertrauensbildender Massnahmen, ohne Hintertüren und  verborgene Schlupflöcher hängt, die im Vorfeld zum Austausch gelangen. Und damit weist >die unbegrenzte Offenheit im Denken< dieser in Verhandlungs- bzw. Friedensinterventionen tätigen Männer und Frauen zugleich auf die Essenz der Neutralität hin, die mit der Zeitenwende neu zu belichten ist.

Neutralität im Denken, wie das? Ein Prozess, der taste ich nur einmal meine eigenen Denkwege daraufhin ab alles andere als leicht herbeizuführen und sehr oft noch schwerer zu halten ist. Ein Gleichgewichtsprozess auf dem Hochseil (2) mit unvorhersehbaren Abstürzen in eigenes Vermeinen, ein Zurückfallen also auf in der Vergangenheit bereits gedachte Denkpositionen, sprich Vorstellungsbildungen ohne dieselben vom Jetzt her zu  überprüfen und gegebenenfalls >neu zu denken<. 

Kann es sein, dass Neutralität dem Erleben nach auf Offenheit, auf weiträumig, wie gleicherweise in die Tiefe hinein fragendem Interesse für das Andere, das im anderen Menschen Fremdartige in seiner Ausdrucksweise beruht? Dass wir anstatt uns um eine Anschauung gegenüber mancherlei Fremdartigem, das mit diesem Menschen verbunden ist uns zu bemühen und … von daher schrittweise in vorsichtiger Annäherung auf das Hochseil des Begegnen mit ihm hinaus zu wagen … wir wortreich unsere Subjektivismen über dieses oder jenes Gesagte ausstreuen und Begegnung in der Tiefe so von Anfang an untergraben?

Neutralität kann demnach genauer besehen heute konstitutiv nicht mehr auf einer wie auch immer gearteten historischen Empfindungsgrundlage überkommener Anschauungsweisen ihr Fortbestehen gründen. Sie kann vielmehr nur insoweit  glaubwürdige Realität in der inneren Haltung von Menschen zueinander und von Völkern über Grenzen hinweg Wirklichkeit werden, wenn diese bereit sind Neutralität, sprich offenes Interesse für das Fremde, das so Andere von Augenblick zu Augenblick fliessend  neu zu denken und praktisch in Alltagsbegebenheiten entsprechend zu bebildern. Was z.B. heisst: Unbequeme Wirklichkeiten offen zu legen und von daher der Trennung von politischer und militärischer Neutralität (wie gegenwärtig im schweizerischen Diskurs zu diesem Thema nicht länger das Wort zu reden und derartige Konstrukte als das zu bezeichnen was sie sind. Vorsichtig formuliert: Ein Ausdruck von Nicht-Bereitschaft der Doppelbödigkeit vielfach sich überlagernder, verborgener politischer Wahrheitsrealitäten ernsthaft Aug in Auge zu begegnen. … Was sodann bedeutete ohne Interessen-Verschleierung sich zu öffnen für das Fremde, das mit der gegenwärtigen Weltlage dieses Land bestürmt. 

Ein Sturm fegt über Europa hinweg, eine Flüchtlingswelle, die immer weniger tatsächlich integriert werden kann. Integriert, weil es dabei nicht allein um die Einbindung in die bestehenden Sozialsysteme geht, die notwendig an ihre Grenzen gelangen müssen, wenn die Aufgabe der Integration nicht tiefer erfasst und allseitig auch gelebt wird. Heisst es doch vor dem deutschen Grundgesetz die Würde des Menschen ist unantastbar. Würde kann aber spitz formuliert nicht bundesweit in Container Wohneinheiten abgelegt, bzw. europaweit in Flüchtlingslagern (wie z.B. Lesbos und Lampedusa oder Pariser Vorstädte), hinter gegenseitig sich blockierenden Verwaltungsvorschriften verschoben bzw. ausgegrenzt, ohne Perspektive festgehalten und … vergessen werden.

Würde ist etwas das gelebt, also bevor es gelebt werden kann in seinen inneren und äusseren Lebensbezügen erkundet und gefördert sein will. Wenn Würde über gelegentliche politische Proklamationen zu den Menschenrechten hinaus heute eine innerstaatliche Lebensrealität darstellen würde, könnte es dann soviel bundesweites  Cyber- bzw. Schulhof- Mobbing geben? Wer den Umgang mit Würde in der Schule nicht umfassend genug lernen konnte, ist von dem in seinem späteren Leben zu erwarten, dass er sich dem Fremden soweit öffnen kann um an seiner Integration  a k t i v  mitzuwirken?Ist der in der Lage, dass er sich dem Übergriff z.B. von Seiten diverser Clan-Bünde innerhalb seiner Möglichkeiten widersetzen kann und Grenzen zieht, die letztlich zum Schutze des eigenen Gemeinwesens beizutragen vermögen? Wo Migration innerstaatlich zum Problem wird verweist das auch auf weitreichende bildungspolitische und staatspolitische Versäumnisse in der Vergangenheit zurück. 

Stürme erfassen einen Landstrich nicht von ungefähr. Sie sind Folge komplexer Luftdruck-Verhältnisse und mähen zu ihrer Zeit Wälder nieder oder führen zu Überschwemmungen ganzer Landstriche. Sie sind von daher Mahnrufe über die Erneuerung im weitesten Sinne des Wortes ernsthafter nachzudenken, sind Weckrufe dafür was Leben in seiner Tiefe bedeutet. 

Wenn also Flüchtlingsströme Europa  b e s t ü r m e n dann ist das auch ein Aufruf für: „ÄNDERT euren Sinn.“ Sprich für ein tief greifendes Metanoia auf eigene Lebenseinstellungen hin. Neutralität gebiert sich nämlich letztendlich aus der Bereitschaft zu eigener Lebensveränderung. Sie ist von unten her eine Lebensherausforderung auf „das Fremde“ hin und damit eine Aufgabe ein freies Geistesleben in Willenstaten zum Leben zu erwecken. 

Nüchtern betrachtet ist es die aller höchste Zeit das unverhohlene Donnern im gegenwärtigen Weltgeschehen (China) wirklich tiefgreifender zu erfassen, das da lautet: Kümmert euch um euere eigenen Missgeschicke was die Menschenwürde betrifft anstatt uns „Menschenrechts-Mahnplaketten“ bei jeder nur denkbaren Gelegenheit zu überreichen. Unsere Kultur ruht auf Grundlagen, die euch solange fremd bleiben müssen wie ihr dem schleichenden Fremdsein in euch selbst nicht ins Auge sehen wollt. Wandel durch Handel ist das eine, wirklich gelebter Respekt unserem Land, unserer Kultur gegenüber das andere. Von der Notwendigkeit des zu lebenden Respekts dem eigenen Sein gegenüber einmal ganz zu schweigen.

Die Grunderfahrung von Neutralität ist für den, der fragend im Sinne des Sokrates durch das Nichts hindurch - die Stille - sich ihr annähern will die  ERFAHRUNG von FRIEDEN. Frieden ist von daher die Erfahrung von Gegenwärtigkeit im Denken ohne wenn und aber. Verschleierungen im Denken, die nicht zeitgerecht verwandelt werden können sind mithin die Gewähr dafür, dass  Krieg weiter eine Notwendigkeit bleibt. Denn was heute in der Ukraine geschieht ist vom Grunde her nichts anderes als ein Kampf um das Bewusstsein des Menschen. 

© Bernhard Albrecht Hartmann 20.11.2023 

(1)  Lob der Erde - Eine Reise in den Garten 

      Ullstein Buchverlage Berlin, 3. Auflage 2020, Seite 25

(2)  Siehe: https://ich-quelle.blogspot.com/2019/12/der-dialog-als-beburtsstatte-der.html 

(3)  und: https://ich-quelle.blogspot.com/2023/06/vom-geistigen-pfingstfeuer.html 


Freitag, 3. November 2023

Der Racheengel der Verderbnisse

Eine skizzenhafte Bildbetrachtung angesichts der jüngsten Ereignisse in Israel und der daran sich anschliessenden Krawalle europaweit. Ich lese (in die Stille gehend) im Bild, das Jakob Böhme zugeeignet wurde und höre die Worte: Wer nicht stirbt bevor er stirbt, der verdirbt.

https://mystikaktuell.wordpress.com/2023/10/16/racheengel-uber-der-schopfung/?fbclid=IwAR0ZLJRxtxqr4GS2bKI0hKi5R7zuWNcpSAmjceJogr8fPRV5D4LKb2Dej3M  

Hermann Wöhler, Der Racheengel über der Schöpfung aus dem Bildzyklus An Jakob Böhme, 1930, Titelseite, Tinte auf Malkarton

Der Racheengel der Verderbnisse (Im Bild zur Mitte hin zielende Steingeschosse(?)). Doch repräsentiert der Engel in der Mitte den Racheengel? Oder tritt in ihm vielmehr der Erzengel Michael in Erscheinung?  Kopf, Herz und Hände in einzigartiger Ausdrucksgebärde kräftezentriert, das Schwert in seiner flammenden Kraft ganz in Stille haltend, >die Verderbnisse von Innen her bannend und verwandelnd.< Gleichzeitig mahnend, wer sich nicht um die Ich-Herrschaft über die ihm anvertrauten schöpferischen Kräfte müht, den werden die Verderbnisse zu seiner Zeit einholen. Denn sie sind bereits losgetreten (nicht erst wie vor eineinhalb Jahren im Ukrainekrieg und jetzt auch in Palestina und möglicherweise demnächst im Iran, China  … oder im Sozial-Media Hashtag und Mobbing, in Bot Kommentar Angriffen, bzw. diversen anderen Internet-Attacken usw.). Dämonische Kräfte zeigen immer unverhohlener (nicht nur aussen, sondern unmittelbar auch unter unseren eigenen Augen in uns) vermehrt ihr Gesicht.

Achtsamkeit ist also gefragt, gerade in vielen scheinbar kleinen Belangen unseres Alltags, wo Gewohnheiten versteckt vieles unbewusst bestimmen dem wir mehr unsere Aufmerksamkeit widmen könnten, um unser Lebensschiff in Folge geradliniger zu steuern. Denn der Mensch ist heute gehalten schöpferische Mitverantwortung zu übernehmen. An einen numinosen Gott sich zu wenden geht immer weniger. Dazu sind die menschlichen Bewusstseinskräfte zu weit entwickelt. Und das bedeutet Mut zu fassen. Und den Erzengel Michael hier versuchsweise einmal als den Repräsentanten für aus eigenen Seelentiefen noch zu befreiende menschliche Bewusstseinskräfte zu sehen.

Das bedeutet den Drachen, der im Zusammenhang mit dem Erzengel Michael immer noch weit verbreitet als das Untier gesehen wird, das es zu besiegen gilt, in unserem Anschauen unter einer erweiterten Perspektive anzuschauen. Betrachte ich nämlich das Bild, so ist das Untier Drache darin nicht wirklich zu sehen. Und dennoch tritt der Erzengel Michael aus einem nach unten hin wie ausgefransten Licht-Hintergrund hervor, der … angedeutet drachenhafte Bildbezüge aufweist. Bildbezüge, die in meinen Augen auf einen mehr energetischen inneren Seelenzustand des Menschen deuten? 

Der Drache also als bildhafte Brücke für im Menschen wirksame Kräfte, die es zu befreien, d.h. unter die Ich-Herrschaft zu stellen gilt? Der Drache als eine Bildkonnotation für zu entwickelnde vertiefte Bewusstseinskräfte? Den Drachen mithin nicht mehr als den grossen Feind, sondern als den Herausforderer und Förderer zur Entwicklung und Befreiung der Ichkraft aus der Ego-Gebärmutterhülle heraus in Betracht zu nehmen. Und still aus der eigenen individuellen Situation heraus Ego-Trigger-Punkte  in sich zu identifizieren und an ihrer Umwandlung und Überwindung zu arbeiten. Die kleinen Schritte und inneren Anläufe über alles Scheitern hinweg wirken hier mittelfristig nachhaltiger als „grosse“ Vorsätze. Die innere Bewegung in dieser Richtung ist viel entscheidender als Ergebnisse. Die menschliche Seele ist keine Wohnung, die ich schnell einmal mit Möbeln von Ikea so einrichten oder umorganisieren kann. Sie ist ein Wachstumsorganismus, welcher der täglichen Pflege bedarf.

Und der Racheengel? Er ist im Bild nicht explizit zu sehen. Und dennoch ist die rächende Kraft indirekt wirksam und wird unter der pflegenden Hand des Menschen für seine Seelenräume immer dort sichtbar wo innere Kräfte ihm aus dem Ruder laufen und dadurch seinen Händen entgleiten. Was Du nicht führen kannst, das bricht von Innen auf die eine oder andere Weise über Dich her. Kurz gesagt, wo ich nicht präsent bin tanzen die Dämonen. Ich könnte auch sagen Seelenkräfte werden in unterschiedlichen Graden entfesselt und treiben ihr Unwesen, sprich können Dich die Gassen buchstäblich auf und ab jagen. Wer solches bei sich noch nicht in Bild und Dynamik beobachten konnte, der hat möglicherweise noch zu wenig tief in sich hineingeschaut,  Die seelische Beobachtung sachlich auszubilden ist nämlich die entscheidende Aufgabe, um Zeitenwende nicht nur verbal zu benennen sondern diese auch explizit in Taten dokumentieren zu können, welche  ganz oben ansteht.

Das bedeutet den züngelnden Einflüsterungen und Übergriffen des Ego (Schlange im Bild oben die Weltkugel allseitig umwindend) Einhalt gebieten zu wollen, andernfalls ich fremdbestimmt die innere Führung über den Drachen (die schöpferischen Urkräfte in mir)preisgebe, ich nicht unter dem Auge der allumfassenden Aufmerksamkeit (Auge im Dreieck ganz oben im Bild) diese Kräfte bändigen und befreien kann. 

Was auf den Strassen gegenwärtig antisemitisch in Wort und Tat in Erscheinung tritt, politisch und militärisch in Israel eine Gratwanderung in Entscheidungen am Abgrund durchläuft, das versperrt oder öffnet die Möglichkeiten eines notwendig gleicherweise zu erweiternden wie zu vertiefenden Umgangs mit Grenzen übergreifender Menschlichkeit, die in unserer aller Verantwortung steht. Wo auch immer wir heute auf der Welt leben und arbeiten, unser Tun nimmt Einfluss auf das gegenwärtige Weltgeschehen, denn alles ist mit Allem untereinander verbunden … und ruft unsere wache Teilhabe und Mitverantwortung auf. Wenn am Ende des Tages mir also diese oder jene dramatischen Weltereignisse vor Augen treten, dann kann ich nicht mehr sagen: Das habe ich mir in seinen vorausgehenden Vorgängen so nicht vor Augen geführt und mich damit aus der Verantwortung herausziehen. Wie es ist … daran haben auch ich meinen Anteil.  D e n n:  

A l l e s   i s t   m i t   A l l e m   i n   s e i n e m   K r ä f t e w i r k e n   v e r b u n d e n. 

Das Wort ist Klang und lichte Schwingung wenn ich es tätig über seinen heute meist allseitig verklebten Zustand des Vermeinen hinaus von Innen in seiner ihm eigenen Kraftgestalt zu befreien vermag. Das Wort entfaltet dann eine freie Dynamik des bewegt in Bewegung-Sein und öffnet  dadurch den Weg auf den eigenen Urgrund hin. Denn: Der Urgrund liegt von heute her tiefer angeschaut nicht mehr in einem numinosen Aussen. Ich finde Anschluss an diesen Urgrund durch den Meister von Emaus, der mich durch den Erzengel Michael in beständiger Präsenz anschaut und begleitet, wenn ich ganz und gar in der Stille Wohnung nehmen kann. Dann kann mir dieses zur Erfahrung werden was sich in den Worten Jesu ausdrückt: „Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.“ (Matthäus 28,20) Der Meister von Emaus tritt in mein Leben ein und erweckt die individuelle Willenskraft. 

Er tritt heilend ein  i n  d i e  S t i l l e,  in der  i c h  m i c h  n i c h t  länger meiner  Mitverantwortung  entziehe … und aktive innere Friedensarbeit leiste. Friedensarbeit entscheidet sich heute nämlich daran wie ich mit meinem Denken umgehe. Ich meinen Seelenraum immer tiefer auf den konkret wacheren Umgang mit ihm zu reinigen bemüht bin. Denken ist keine Privatsache. Vor dem heutigen Weltgeschehen „muss“ ich mich vielmehr entschieden fragen, wohin gehen die Energien meiner allzu vielen immer wieder leichtfertig hingeblätterten Gedankengebilde? Verduften sie im Augenblick oder vernetzen sie sich weltweit und stürzen vielfach aufgeladen z.B. über die Köpfe der Menschen in Palestina wieder in die unterschiedlichsten Seelenwirklichkeiten von Menschen herein und bewirken dort Schreckliches, weil ich nicht bereit war disziplinierter mit diesem meinem Denken umzugehen? Mitten im Weltgeschehen stehend bin ich  m i t v e r a n t w o r t l i c h  für das was geschieht. 

© Bernhard Albrecht Hartmann, 03.11. 2023      

Siehe unter anderem: 

https://ich-quelle.blogspot.com/2018/10/das-wirksame-ich.html  

https://ich-quelle.blogspot.com/2014/06/ich.html 


Montag, 2. Oktober 2023

Michael heute 3

Eine Kommentarantwort auf unten verlinkten Facebook Beitrag von Michael Eggert

https://www.facebook.com/groups/nobuanthro/?multi_permalinks=7701347623215774&notif_id=1696235743829068&notif_t=group_activity&ref=notif

Rudolf Steiner hat sein Lehramt mit der Weihnachtstagung 1923 niedergelegt. Er hat es getan, um - die Anhaftung an seine Person lösend - die Freiheit der Mitglieder in die Zukunft hinein zu gewährleisten. Noch deutlicher gesagt. Er mutete ihnen die Freiheit zu. Denn nur der Mensch mit dem Mut zur Freiheit (siehe letzte Ansprache von Rudolf Steiner 28.09.1924) kann eine Verbindung mit Michael eingehen und innerlich halten.

Dass dies einen Weg durch innere Schleudererfahrungen mit sich bringen würde, das wusste er, denn er selber ist diesen Weg innerlich vorangeschritten. Michael steht heute still zwischen den Menschen, was nicht heisst, dass er nicht auch fordert. Wer Geisterinnern konsequent übt, der kann das erfahren. Das zu Boden gehen  u n d  das aufgerichtet werden durch die Hand Michaels.

Welche Selbstverkennung des Tatsächlichen also von Seiten des Vorstandes und der Generalsekretäre sich durch die Art dieser Ansprache in einer Verbindung zu Rudolf Steiner stehend zu verstehen. Hat er sich doch unmissverständlich dahingehend geäussert, dass der Impuls der Weihnachtstagung verduften würde, wenn das Geisterinnern als Tat unter den Mitgliedern nicht aufblühen könne. Geisterinnern ist eine individuell zu gestaltende und zu verantwortende karmische Bemühung und hat nichts damit zu tun mit einem allgemeinen Erinnern und sich gemeinschaftlich Einschwören auf Aussagen Rudolf Steiners. Michael führt auch nicht in der gegenwärtigen Zeit, er steht in jedem einzelnen Fall aber jenen Menschen bei, die in die Verantwortung individueller Umgestaltung ihres Karma sich hineinstellen wollen. Zeitenwende Taten sind individuelle Taten, sind Taten des Hinwegschreiten über Angstbarrieren, sind Muttaten im Sinne der letzten Ansprache Rudolf Steiners - erwachsen aus Metanoia Haltungen zu inneren Umkehr.

Michael und mit ihm Rudolf Steiner eignen sich auch nicht dafür als quasi Pankreator über allem Menschlichen rituell installiert zu werden. Solches Tun kann ich nur als einen Rückfall zurück über das Mittelalter hinaus verstehen. Es schläfert ein und weckt in keiner Weise die Bewusstsein-Seelenkraft zu Zeitenwende Taten. Zeiten-Wende gebiert sich aus dem Mut zum Eingestehen eigenen Scheiterns. Rituelle Beschwörungen können das Voranschreiten in mutvoll zu erkundende Neulande hinein nur behindern.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 02.10. 2023


Freitag, 22. September 2023

Die oft übersehene Frage neben der "GOTT IST TOT" Aussage: "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" (1)

Diese in der finstersten Stunde des Lebens - unmittelbar vor dem Tod gestellte Frage - was bedeutet sie existentiell für den Menschen heute? Aus der Sicht von Jesus am Kreuz ist Gott nicht tot, er fragt ihn vielmehr: „Warum hast Du mich verlassen?“ Im dunkelsten Augenblick des Lebens die Frage: Warum hast du mich verlassen? Was drückt sich darin menschlich aus. 

Losgelöst aus dem Bisher und GANZ ALLEINE AUF SICH GESTELLT die Frage „Warum?“ Losgelöst von Allem im Nichts stehend die Frage „Warum?“ 

Verlassen und allein auf sich gestellt - in Stille eingebettet - die Frage ohne Antwort. 

Verlassen, aufrecht, keine Antwort. 

Keine Antwort - die Herausforderung im Nichts die Antwort ganz allein auf sich gestellt selbständig finden zu müssen? 

Im Angesicht des Todes in die Freiheit entlassen selbst zu entscheiden, was zu tun ist? 

Verlassen ohne Wegweisung und damit aufgefordert die Verantwortung zu übernehmen für das, was nunmehr zu tun ist?

Der Mensch Jesus öffnet über diese Aussage die mögliche Anteilnahme und damit den von Innen her existentiell denkenden Nachvollzug seiner ausserordentlichen „ERFAHRUNG.“ Der Erfahrung ganz und gar ALLEIN AUF SICH GESTELLT ZU SEIN. Eine Erfahrung an die von unserer intellektuellen Grundhaltung her heute nicht so ohne weiteres unmittelbar herangetreten werde kann. Denn unsere Erlebnisweise ist in der Regel zu sehr abstrakt denkend kontaminiert, sodass eine auch nur annähernde Erfahrung dieser Art nicht so einfach zu machen ist. Es bedeutet in meinen Augen einen längeren bis langen Weg  der Auseinandersetzung mit seinen inneren Denk- und Erlebensabläufen, ein ernstes Ringen um die DURCHGEHENDE REDLICHKEIT innerhalb eigener Denk- wie gleicherweise Erlebens- Prozessabläufe.

Verlassen sein von Gott, was bedeutet dies also für mein Denken, wenn Gott für mich nicht mehr denkbar und noch weniger erlebbar ist. Was bedeutet es für die Art und Weise wie ich mit meinem Denken innerlich umgehe? Impliziert dies nicht die fragende Auseinandersetzung damit, was ist das Denken über abstrakte Annahmen (2) hinaus, was ist das Denken an sich. Gibt es eine Erfahrungsebene für das Denken jenseits des abstrakten Umgangs mit ihm?

Sokrates spricht zu seiner Zeit indirekt viel über das Loslassen, das stets von neuem zu übende fragende Loslassen, das dem „ich weiss, dass ich nicht weiss“ tiefer betrachtet eigentlich zugrunde liegt. Loslassen und die Befindlichkeit des Verlassen-Sein korrespondieren auf diesem inneren Erlebnisfeld wechselseitig in individuell unterschiedlich aufeinander bezogenen Dynamiken miteinander.  Sie stellen gewissermassen die seelischen Gärsubstanzen auf dem sich bildenden Bewusstseinsfeld einer tatsächlichen ERFAHRUNG von dem was Denken an sich ist dar. Mit ihnen ist die stets präsente Herausforderung Klarheit zu schaffen wie gleichzeitig das permanente Gefahrenmoment für Umstände verbunden, die mir den Grund unter meinen Füssen solange immer wieder von neuem wegziehen, bis ich einen sich stabilisierenden Einsitz innerhalb mich innerlich tragender Bewegungsgeschehnisse einnehmen kann, der mich meine Denkvorgänge aufmerksam führen lässt.

Wenn ich auf Sokrates mit den Bewusstseinsaugen von heute hinschaue, dann verhält er sich gegenüber seinen Schülern wie ein Tanzlehrer. Er zieht ihnen den Boden immer wieder wie unter ihren Füssen weg und ermuntert sie zu einem weiter und tiefer fragenden inneren Bewegen der damit sich mehr auf den Grund des Tatsächlichen hin sich ausrichtenden Fragen. Sokrates gibt seinen Schülern die Gelegenheit ihren Weg auf das hin zu finden, was der letzte Grund alles Fragens ist, was das Denken an sich ist. Sokrates ist damit ein Vorläufer im Heraufführen der Individualität. Der Geburt der Individualität und mit ihr einhergehend der tatsächlichen Erfahrung von Freiheit. Denn im Standhalten gegenüber der Furcht gegenüber dem totalen Verlassen-Sein angesichts der Frage, dass Gott tot sein könnte, geht etwas von der Substanz des Gott-Schöpferischen auf den Menschen über. Seine schöpferische Mitverantwortung für den gesamtschöpferischen Weltprozess erwacht.

Die Gott ist tot Aussage ist von daher eine existentiell letztlich nicht weiter führende Aussage, eine Aussage die sich in abstrakten Denkräumen verheddert und am Ende den Menschen dort stranden lässt. Die ausserordentliche Verlassenheit-Erfahrung des Jesus weisst hingegen urbildlich auf die zu erringende grundlegend menschliche Erfahrung hin was das Denken an sich ist und welche Verantwortung dem Menschen zukommt wenn er über den abstrakten Horizont bisherigen formgebundenen Denkens hinaus schreitet und sich fragend in dem einfindet, was das Denken an sich ist. Der Quell-Brunnen des Ich.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 22.09.2023

(1)  https://www.bibel-online.net/text/luther_1912/matthaeus/27/ Vers 46    

       https://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/markus/15/                              Vers 34

(2)  https://ich-quelle.blogspot.com/2021/02/aufrecht-stehen-im-n-ich-ts-2.html 

Sonntag, 17. September 2023

GOTT IST TOT. - Ein überarbeiteter Facebook Kommentar

Gott ist tot. Wem kann ich es angesichts einer solchen Aussage verdenken, dass er sich in unserer gegenwärtig so hoch explosiven Weltlage eine wie auch immer übergreifend lenkende letzte Instanz herbei sehnt. Sicherheit ist nun einmal ein nicht so leicht aufzugebender Faktor. Wer hält seine Hand über mich wenn metaphysische, bzw. rationale Denkstrukturen (ganz ehrlich ins Auge genommen) mich nicht mehr tragen?                                                                                                                                                 

Mich beschäftigt in diesem Zusammenhang seit geraumer Zeit die Frage, was ist das Denken an sich? Habe ich eine innere gegenwärtige Erfahrung von dem was Denken ist wenn ich denke? Denn Kant folgend ist ja alles nur auf Erfahrung hin begründbar. Was bedeutet es von daher - ohne gegenwärtige Erfahrung auf mein Denken hin -  in welcher Wirklichkeit lebe ich dann?                                                                                                                                   

Ist unser gegenwärtig allgemein geübtes abstraktes Denken tatsächlich erfahrungsbasiert wie wir uns dies allzu gerne glauben machen wollen? Abstraktion als notwendige nicht zu hintergehende Sicherheit für ein in sich begrifflich logisch abgesichertes Wirklichkeitsverständnis? Logik und Logos? Ist die Logik zum Sargnagel eines ursprünglich lebendigen Logos Verständnisses (unfreiwillig) mutiert? Ist, weil die notwendige Entwicklung nun einmal so ist wie sie ist, ist Gott deshalb tot? Haben wir ihn vermittels unseres abstrakten Denkens eigenhändig zu Tode getragen?                                

Im Sinne des Sokrates noch mehr auf den Grund, auf die existentielle Basis, "dass ich weiss, dass ich nicht weiss" gefragt, gibt es eine zeitgemässe, eine säkulare Möglichkeit unser bisheriges Gottesverständnis verwandelt neu zu beleben? Für mich müsste das bei der Frage ansetzten, was ist Denken erfahrungsbasiert an sich? Weiss ich das oder weiss ich das nicht. Ist Denken als Erfahrung vielleicht gerade wegen der so weit  entwickelten Rationalität das am wenigsten erforschte Gebiet unseres gegenwärtigen Geisteslebens? ... 

Dies ernst nehmend steht da ein jeder tatsächlich denkende Mensch nicht vor seinem Durchgang durch das Nichts? ... Ich sehe das so. … Wenn das so ist, dann stehen wir vor der individuell zu bewältigenden Tatsache Furchtlosigkeit im existentiellen Durchgang durch das Nichts zu entwickeln.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 18.09.2023

Montag, 11. September 2023

„Ich bin der volle Kreis meiner Macht …“(1)

Dieses Titelmotto, auf Facebook vor einigen Tagen entdeckt, regt mich zu einem Selbstgespräch an …und darüber hinaus zu einem offenen Brief an (den), (die) (noch) unbekannte(n) Freund(in). Aus Respekt und zum Schutz dieses Menschen eliminiere ich jedoch alle direkten Hinweise auf seine Identität.

Ich bin … der volle Kreis … der Macht. Welch ein Steckbrief als Topos vor das eigene Account Bild gesetzt! Was für eine intuitive Rückverbindung zum eigenen Wesenskern drückt sich darin aus gerade dieses Motto auszuwählen. Eine Intuition, die gleich einer Sternschnuppe Dir in den Schoss fiel. Mit einem Mut in die Welt hinein ausgesprochen, der, wie mir scheint vor sich selbst noch nicht wirklich erwacht ist und der sich deshalb auch schnell wieder verbirgt, um nicht zu sagen versteckt. Offenheit scheu erprobt.

Junge Menschen tun dies und erproben sich sich dabei auf ihre ganz eigene Weise - Erfahrung suchend. Der Weg ins Leben hinein - eine zick-zack Spurensuche. Wer bin ich … und was ist möglich durch mein individuelles Tun auszudrücken. Die Rückbesinnung und Reflexion auf mein Tun, seine Wirkung auf andere wie auf mich selbst geschieht eher später, oft auch erst Jahre danach und kann auf dem Weg sich selber zu finden in Bezug auf Erlebtes auch ein Leben lang immer wieder neue Fragehorizonte eröffnen. Im Rückblick auf mein eigenes Leben kann ich heute die Bedeutung des Fragen, des immer tiefer fragenden Ausforschen von Lebensbegebenheiten nicht hoch genug veranschlagen. Das Fragen im Sinne von Sokrates bis an die existentielle Basis des „ich weis, dass ich nicht weis“ … und über sie hinweg. Was wortwörtlich gemeint einen Gang durch das Nichts bedeutet.

Das Nichts … im Sinne des Begriffsgebrauchs durch Emanuel Kant ein Abstraktum. Füge ich jedoch diesem Nicht(s) ein „an sich“ hinzu, dann steht vor meinem inneren Auge die Frage: Was ist das Nichts an sich? „Was ist das N (ich) ts an s (ich)?“ Hier erinnere ich mich des Schlusssteins von Kants Transzendental-Philosophie, die in der Aussage gipfelt, was ist „das Ding an sich?“ Was ist das Ding, das Nichts an sich?

Was ist … das  „N  ich  ts  an  s  ich?“ Ein Satz der zweimal das „ich“… in sich trägt. Zwei mal. Versuche ich in meiner inneren Zusammenschau diesem Umstand näher zu treten, so stehe ich vor einer doppelten Frage, die ich anschauend so umschreiben könnte, was ist der Kern des Nichts und was bin ich als das scheinbare Gegenüber dieses Ding, dieses Nichts „wer bin ich an sich?“ (2)

Im Umgang mit dem Steckbrief Deines Facebook Account wer bin ich, wer bist Du, der Du geneigt scheinst Dich leicht vom Leben zurückzuziehen? Du schreibst: „Ich bin der volle Kreis meiner Macht, die Gott erschaffen …“ Hhm? Im Sinne von Kant (auf die Spitze getrieben) erschaffen aus einem Abstraktum, den Inhalten einer alternden Theologie hervorgehend? Wirklich? Kann das in der gegenwärtigen Zeiten-Wende-Zeit noch angehen die Wirklichkeit so zu sehen? Oder bedeutet es eher „sein Bett in die Hand zunehmen,“ sich bei der Hand zu nehmen und in die Welt hinauszutreten? Bedeutet es im Erfahren der Welt sich selber Schritt für Schritt tiefer zu ergreifen, ichmächtiger aufzutreten und damit das Nichts durchdringend den vollen Kreis der Macht einzunehmen, den mein Ich in sich birgt? Bedeutet es nach manchen Lebensherausforderungen im vollen Kreis der Macht heimisch werdend der Welt die selbstlos gereifte Ich-Kraft einzuverleiben?

Du hast meinen Account angeklickt und für einen kleinen Moment Deinen Account geöffnet, nur einen kleinen Augenblick offen gehalten … Was willst Du, wie willst du Dein Ich aus dem Verborgenen heraus entwickeln? Welches Sein willst Du durch Dein Ich zum Ausdruck bringen? Das Ich ist nämlich kein Ego Bezugspunkt, was tiefer betrachtet nur ein verborgenes Abstraktum wäre, ein vom Leben abgekoppeltes  N ich t  Ich.  Ein Sammelsurium inneren Vermeinens über angebliche Wirklichkeiten … ohne letztlich nachhaltig aufbauende Kraftwirkung für das Gemeinwohl. Im grösseren Weltzusammenhang hat das Ego einzig und allein die Aufgabe dem Ich Gebärmutter zu sein und darf/kann das Ich von daher nicht bleibend binden. Die überbordenden Kräfte des Ego zeigen sich mehr als deutlich in den gegenwärtigen Weltverhältnissen im Grossen, wie in Hashtag Ereignissen im Internet in aller Hässlichkeit nicht weniger bestürzend im Kleinen. Ich Kräfte sind über die Welt hin auch in vielfarbigen Nuancen da. Nur: Sind sie untereinander in wechselseitigem Respekt auch genügend vernetzt und kommunizieren über alle unterschiedlichen Auffassungsgrenzen hinaus offen miteinander? Du und ich können die Nation … in der wir leben nicht retten. Denn ideale Vorstellungen wie das vonstatten gehen könne gab es durch die Zeiten bis heute schon viele. Selbst so grosse Denker wie Platon sind bereits daran gescheitert. Mit seinen Ideen vom idealen Staat nach Syrakus reisend musste er bei seiner 5. Reise dorthin am Ende fliehen. Die Häscher des Tyrann von Syrakus waren ihm so nahe gekommen, dass er Syrakus buchstäblich im letzten Moment zu Schiff gerade noch verlassen konnte. Aber verändern? Ja, sofern jeder Einzelne verstärkt die Kraft seines Ich aktivieren will und den vollen Kreis der Macht, die in ihm schlummert mit seiner Kraft durchdringt! … Das ist die Substanz die letztlich weltverändernd wirken kann. … Worte eines alten Mannes, der ein Leben lang mit wachen Ohren junge Menschen still begleitete.

Möge Mut zur eigenen Veränderung Dich zu jeder Zeit aufrichten und Dich bewegt in Bewegung weiter auf Deinem Weg voranschreiten lassen. Ich grüsse Dich, Bernhard Albrecht


(1)   https://www.facebook.com/profile.php?id=100080989894088 

(2)   https://ich-quelle.blogspot.com/2021/02/aufrecht-stehen-im-n-ich-ts-teil-1.html 

       https://ich-quelle.blogspot.com/2021/02/aufrecht-stehen-im-n-ich-ts-2.html 

(3)   siehe hier einige lose herausgegriffenen 

       Beispiele aus meinem neben https://ich-quelle.blogspot.ch

       zweiten Internet Blog https://wege-der-befreiung.blogspot.ch 

        https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2023/06/ur-bewegung.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2017/01/zeitlos-die-zeit.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2017/02/vom-grund-her.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2017/02/eintreten-in-die-zeit.html 

       https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2023/02/nicht-gefesselt.html 


                                              Butscha


Der Tod liegt offen auf der Strasse,

lauert hinter Hecken,

springt Dich schmerzlich

aus den Gesichtern der Anwohner an.


Entsetzt beklagen wir ihn,

doch die Tragik, die darin aufscheint

ist sehr viel grösser 

weil Butscha schon lange

vor seiner Zeit in unseren Herzen lebte.

Denn auf verdunkelten inneren Wegen,

gut getarnt hinter Büschen liegend,

haben wir mit Mörser Munition

auf allzu viele geschossen, 

die nicht unserer Meinung waren.


Wir alle haben hinterhältig

gemordet und vergewaltigt -

unsere Zeigefinger müssten von daher

in Kälte gefrostet abfallen,

wenn sie auf russische Soldaten deuten …


Denn unsere Toten verwesen im Nirgendwo,

weil Metanoia sie bis anhin nicht umarmt.


© baH, 24.10.2022

https://wege-der-befreiung.blogspot.com/2022/10/butscha.html 

Montag, 4. September 2023

Post-prometheischer Umgang mit dem Feuer - Die Eröffnung des dynamischen Frageraums

Peter Sloterdijk spricht in seinem neuen Buch: „Die Reue des Prometheus …“(1) in Bezug auf den Menschen von einem „Kollektiv von Brandstiftern.“ Rudolf Steiner erinnert in seinem Werk immer wieder an die Notwendigkeit, dass alle Vorstellungen im Hinblick auf die neue Zeit „verbrannt“ werde müssten. Zwei Protagonisten die von unterschiedlichen Blickpunkten aus einen neuen Umgang mit dem Feuerprinzip eindringlich anmahnen.

Vorstellungen tragen ganz gleich in welcher Hinsicht ein ungemein starkes Beharren auf die in ihnen sich abbildende Sichtweise in sich. Sie verändern sich aus sich selbst heraus nicht, wenn nicht Einsicht sie neue Wege leitet, Einsicht gegründet in einem mehr oder weniger tief reichenden Erkenntnisverhalten und der daran sich anschliessenden individuellen Erlebnisweise. Einsichten, die von aussen Veränderungen im menschlichen Verhalten anstossen, im Extremfall den Menschen auch aufnötigen und Einsichten, die in Erkenntnisarbeit zu einer inneren Umkehr und damit individuellen Verantwortungsübernahme führen.

Verantwortung gebiert sich aus Fragen, Fragen nach den tieferen Wirkzusammenhängen in denen ich lebe, Fragen nach dem Grund auf dem ich stehe und von dem ich mein Gehen in die Welt hinein bestimme - selbst bestimme. Fragen nach den Indikatoren in meinem Leben, die mich daran hindern weiterzuschreiten, mit wachsender Aufmerksamkeit dann aber auch von Augenblick zu Augenblick fortschreiten lassen. Fragen, welche zu Erfahrungen führen, die mich in meinem Erleben aufmerksam geführter Selbstbestimmung am Ende so mancher Tage bestärken. Fragen, die in Zeiten des Scheitern meiner vorwärtshaltig ausgerichteten Bemühungen mich umkehren und neu beginnen lassen, Fragen, die ein letztgültiges Einknicken nicht zulassen, sondern mich zu jedem Zeitpunkt wieder aufstehen lassen. Das Fragen also als das Lebenselement, das meine Individualisierung voranbringt, was heisst mich in Tateinheit nachhaltig freiheitsfähig in der Welt stehen lässt.

Dieses Fragen hat wohl als Erster Sokrates öffentlich auf die Strasse gebracht und war damit den selbsternannten Mysterien Wächtern seiner Zeit von Anfang an ein Dorn im Auge. Fragen und hinterfragen ist also gefährlich, das muss ein jeder wissen, der (auch heute) den Weg des Sokrates gehen will, denn dieser Weg führt konsequent gegangen in die Urtiefe möglicher Erfahrung von Freiheit hinein - von Freiheit, die den Tod einschliesst und gleichzeitig überwindet. Sokrates hat Aug in Auge mit den Mysterien Wächtern den Giftbecher genommen und ausgetrunken. Er hat ihn ausgetrunken obwohl er hätte fliehen können. Denn in seinen Augen war und ist Freiheit bis heute ein Menschengut für das in jeder nur denkbaren Weise (ob im Verborgenen oder offen) eingestanden werden muss, will ich die eigene Lebensessenz nicht verraten. Denn Verrat ist in den Augen von Dante Alighieri die einzig wirkliche Sünde. 

Die einzige wirkliche Sünde: Die Sünde, die nicht dafür geeignet ist, dass sie vor religiösen Autoritäten einfach so zu beichten wäre, sondern weil einem jeden Menschen tagtäglich widerfahrend nur selbstverantwortlich von ihm her bereinigt werden kann. Es ist die Sünde des masslosen Anhaften, des nicht über sich Hinaus-Schreiten Können. Es ist die Treulosigkeit gegenüber sich selbst. Denn Treue manifestiert sich in fortlaufend innerer Bewegung. 

Das Ich sprengt den Käfig des Ego und darinnen alle, selbst die vor sich selbst verborgen gehaltenen, nicht aufgelösten Ängste. Das Ich muss keine Art von Angeleuchtet-Werden fürchten. Es ist, weil in sich licht, zu Metanoia fähig. Peter Sloterdijk und Rudolf Steiner sind vor der heutigen Weltlage  beide in einzigartiger Weise echte Behüter des Feuers und damit Willensträger. Sie beleuchten ohne zu blenden.

© Bernhard Albrecht Hartmann,04.09.2023

(1)  Peter Sloterdijk - Die Reue des Prometheus - Von der Gabe des Feuers          

      zur globalen Brandstiftung, Suhrkamp Verlag Sonderdruck 2023

Samstag, 2. September 2023

„… und vor allem diese Ruhe im schwarzen Loch - ein Gedicht" (1)

Je länger ich die Titel-Aussage seelisch beobachtend mir vor Augen stelle, um sie sachlich zu inneren Anschauung zu bringen, desto mehr stosse ich an einer leisen Empfindungsqualität an, die in dieser Aussage hintergründig wie begleitend mitzuschwingen scheint. Es ist die Faszination. Die Faszination als Begleiterscheinung im meditativen Erleben. Etwas, das mir in verschiedenen anderen Zusammenhängen anlässlich des Umgangs mit eigenen meditativen Erfahrungen, bzw. Ansätzen zu einem „geistigem Forschen“ und dessen Verständnis wiederholt begegnet ist. Rudolf Steiner setzt in Bezug auf derartige Erscheinungen meinem Verständnis nach unmissverständlich klare Leitlinien. Mit meinen Worten ausgedrückt: Seelische Beobachtungen müssen, um von ihren Aussagen her sich als wissenschaftstauglich ausweisen zu können, bei der Beschreibung ihrer Ergebnisse den fragend naturwissenschaftlichen Duktus durchgehender Sachlichkeit an den Tag legen können. Und der gründet letztendlich in der inneren wachsamen Haltung, „was weis ich und was weis ich nicht“. 

Sogenannte „subjektiv“ beglückende Befindlichkeiten haben in meinen Augen hier keinen Platz. Auch objektive Begriffs-Anleihen wie hier z.B. der Begriff Gravitation aus der Erforschung schwarzer Löcher in der Astrophysik scheint mir ohne nähere Erläuterung sachlich nicht zweckdienlich zu sein. Weil: Die eigene meditative Wegbeschreibung in seelischen Beobachtungen durch diese Gravitationsfelder hindurch in meinen Augen sich hier nicht wirklich darstellt. Schon die Aussage: „Ich aktiviere die sogenannten *schwarzen Löcher*“ ist irreführend, weil sie dem Ernst astrophysikalischer Forschung um die schwarzen Löcher nicht Rechnung trägt und die Meditation in die Nähe (?) eines Jumping Ereignis rückt und damit in Misskredit bringt. Wer auch nur einmal in einem physikalischen Versuchslabor sorgfältig abgeschirmte Gravitationsfelder beobachten konnte, der darf sich wohl wundern über eine derartige Ausdrucksweise. Zudem scheint mir mit dieser Vorgehensweise dem ursprünglichen Ansinnen Rudolf Steiners ein geisteswissenschaftliches Forschungsfeld auf naturwissenschaftlicher Grundlage zu entwickeln nicht gerade förderlich begegnet zu werden.

Dennoch will ich um der Sache willen meinerseits versuchen einige hier in meinen Augen zu Tage getretene Lücken etwas aufzuhellen. Ich beginne mit der Frage, ist die „Phänomen“ Beschreibung „schwarzes Loch“ innerhalb der astrophysikalischen Forschung in sich abgeschlossen oder noch weiter offen? Wenn dem so sein sollte, dass sie offen ist, dann muss sich auch eine geisteswissenschaftliche Herangehensweise im Sinne Rudolf Steiners an diesen Phänomen Komplex und den damit verbundenen Begriff als Arbeitsbegriff betrachten. Wird hier vom Aktivieren sogenannter schwarzer Löcher gesprochen, dann ist die eigene Anschauung von dem, was als "schwarzes Loch gesehen wird" und dem was geisteswissenschaftlich hier genau besehen"aktivieren" bedeutet näher zu beschreiben. Der Hinweis auf eigene Schöpfungsprodukte und Schöpfungsobjekte scheint mir sachlich betrachtet nicht ausreichend zu sein.

Seit Emanuel Kant bewegen wir uns hinsichtlich unserer begrifflichen Mittel in einem übergrossen Abstraktionsfeld. Die Begriffe stellen sich uns als reine Formobjekte dar. Eine innere Anschauung von dem, was diesen Abstraktionen als mögliche Erfahrung eigen sein könnte, ist für die sogenannte äussere Wissenschaft nicht geklärt. Eines ist jedenfalls sicher, Emanuel Kant hat in seiner Transzendental-Philosophie dieses Abstraktionsfeld über die Beschreibung des sogenannten Ding an sich hinaus verschlossen gehalten. Die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Methode der seelischen Beobachtung scheint im Nachgang an Rudolf Steiner immer wieder unterlaufen, bzw. diverse Bemühungen in dieser Richtung ins Abseits der öffentlichen Wahrnehmung abgedrängt worden zu sein. Mit Eckhart Förster (2) stehen wir also sowohl seitens der universitären Hochschul-Wissenschaft wie auch der Hochschule für Geisteswissenschaft vor der beiderseits ernsten Zeitenwende Herausforderung auf eine zu vertiefende praktische wie gleichzeitig wissenschaftstaugliche Anschauung des Denken zurückgreifen zu können, was konkret bedeutet: „Ohne den bereitwilligen Versuch, ein solches sich selbst erzeugendes Denken im Sinne Steiners selbst auszubilden, wird sich über dessen Wirklichkeit nichts entscheiden lassen.“

Dieses Denken hat sich in meinen Augen in seinen Aussen- wie ebenso seinen Innenbezügen als durchgehend sachlich darzustellen. Die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Anschauung über das Denken und darüber hinaus des praktischen Verständnisses, wie daraus hervorgehend unseres persönlichen Umgangs damit sind gerade angesichts von immer wieder durchbrechenden Hashtag Ereignissen innerhalb vielfältiger sozialer Bezüge dringend geboten. Ausserdem gebietet es die gegenwärtige mehr als polarisierte Weltlage mit dem Medium des Denkens achtsam umzugehen, weil die diesem unserem Umgang tiefer zugrunde liegende Frage, welchen Einfluss unser aller Denken auf die Gesamtweltlage hat sich mir vor dem allgemeinen Bewusstsein bisher als weitreichend ausgeblendet darstellt. Bewusst verkürzt gesagt: Böse Buben Spiele von Ost nach West und umgekehrt zu verschieben und sich im weitesten Sinne des Wortes daran mehr oder weniger aufgeregt zu beteiligen erscheinen mir kein Ausdruck einer wirklich persönlich übernommenen Verantwortungshaltung innerhalb der gegenwärtigen Weltlage zu sein. Denn der Eigenanteil an der unterschwelligen Innwelt Krise neben der sehr sichtbaren Umweltkrise wird damit nur verdeckt. Die intellektuelle Redlichkeit schläft im Parkhaus.

Umweht mein Sagen damit etwas von der Wesensart der Kassandra und ihren Warnungen an die Trojaner … ? Beileibe nicht, denn schon ein auch nur leiser Versuch des „Aufwecken“ in derartiger Weise würde die besondere Bewusstseinshaltung gegenwärtigen Menschseins nicht nur verfehlen sondern darüber hinaus geradezu korrumpieren. Die tiefere Sachlage spricht nämlich dieses unmissverständlich aus, dass sich ein jeder Mensch in der gegenwärtiger Zeitlage nur völlig eigenständig vor „seinen Spiegel der Wahrheit“ stellen kann. Sich diesbezüglich um irgendwelche Galionsfiguren der spirituellen Vergangenheit oder auch einer ungewissen staatspolitischen Zukunft scharen zu wollen und beschützende Anlehnung oder Führung zu finden, halte ich angesichts der  Zeitlage nicht für zielführend. Denn Bewusstseinsseele kann auf diese Weise in keinen Wirklichkeitszustand versetzt werden und Zeitenwende auslösen. Bewusstseinsseele ist ein Seelenzustand dem Du bildhaft gesprochen nicht folgenlos in die Tasche lügen und noch weniger Dir schön reden kannst. Sprich: Mit Verschwörungsdenken im Gepäck katapultierst Du Dich als Zeitgenosse eigenhändig aus der Zeit, weil Du wesentliche Verantwortungen im Aussen suchst anstatt primär bei Dir und Deinem inneren Umgang mit dem Denken anzusetzen. Eben in Ausübung der seelischen Beobachtung Bewusstseinsseele im Denken zu leben, was heisst selbsterkennend Dich auf Deine eigenen Bewusstseinsseelen-Füsse zu stellen und Deinen Augiasstall aufzuräumen.

Kritik versus Selbsterkenntnis: Ich weis, dass diesem meinem Sagen schnell so dies und das entgegengehalten werden kann. Der heute üblicherweise abstrakte Gebrauch des Denken (nicht  selten auch in spirituellen Zusammenhängen) kann schnell ein Maschinengewehrfeuer der Einwände vom Zaun brechen, um nur ja nicht sich selbsterkennend mit dem eigenen Augiasstall beschäftigen zu müssen. Hierbei genauer da oder dort hinschauen und selbstverantwortlich eigene Illusionsschleier schmerzhaft anheben zu müssen, wer schiebt das nicht immer wieder gerne weiter vor sich her? Nur … ist die Zeitlage heute eine solche, dass das noch „ernsthaft im Modus weiter so“ von statten gehen kann? Muss ich mich nicht vielmehr fragen wohin geht die Substanz meines Denkens, das nicht in erster Linie von Selbsterkenntnis geprägt ist? Setzt ätzende Kritik (selbst in verschleierter Form) „an erster Stelle“ unter Umständen nicht genau jenen Salpeterfunken frei, der im Meer vielschichtiger Gedankenwelten schlussendlich vernetzt einen Supergau (der Spaltung der AAG 1935) auslöst? Weis ich es oder weis ich es nicht? WEIS ICH, DASS ICH NICHT WEIS und bin bereit mir dies ohne wenn und aber einzugestehen? Gewiss ist nur, dass es leichter ist jedwede (Mit-)Verantwortung in einem derartigen Fall mit Redensarten wie z.B. dieser: Das habe ich nicht gewusst beiseite geschoben werden kann. Es sei denn ich lasse alle Ego-Ängste zurück und betrete mit Mut Neulande.

Selbsterkenntnis zu suchen und erlebend auszuhalten ist eine schwere Bürde. Sie hat sehr viel mit innerem Gleichgewicht, aber in meinen Augen ganz und gar nichts mit „Ruhe … ein Gedicht,“ eingebettet in eine Art Nirwana-Blase im Ideenwelten-Schnell(?)-Aufzug zu tun. Und steht wohl eher nicht mit einem möglicherweise vor sich selbst innerlich verborgen gehaltenen dialogisierenden Eremiten Dasein über schwarze Löcher hinweg, ohne diese selbsterkennend zu beschreiben, im Einklang? Dazu mit Ernst und Respekt: Bewusstseinsseele beinhaltet in meinen Augen einen schmerzlichen Ich-Geburts-Durchgang für Menschen, die sich für diesen Weg der Selbsterkenntnis entscheiden. In Anlehnung an Platons Dialog vom „Höhlengleichnis“ eine Lebenswanderschaft des Mysterien-Schülers, der nach dem Austritt aus der Höhle im Angesicht der Sonne sich mutig umwendet und seine Schritte zurück in die Höhle wendet, (3) … um auf diesem Wege selbsterkennend zu erfahren, dass er nie wirklich gefesselt war, sondern dass er allein als Folge seiner eigenen Ego-Einflüsterungen sich fort und fort mit immer neuen selbstgefügten Fesseln umgab. Weil das Ego sich entpuppt als die verborgen innere Verhinderungsinstanz, dass Sysiphus an sein Ziel gelangen kann. Denn: Bei dem jederzeit möglichen Eintritt in die geistige Welt sind Ego-Ziele und rückkoppelnde Ego-Sucht Haltungen das wirkliche Problem für das eigene Fortkommen. Ein Fortkommen im Sinne des existentiell „selbsterkennenden“ ICH WEIS, DASS ICH NICHT WEIS. 

Als innere schwarze Löcher kann darüber hinaus in Betracht genommen werden das anhaltende Anhaften an vom Grunde her aufzulösenden Vorstellungen. Da das Ego gewissermassen in das ICH WEIS, DASS ICH NICHT WEIS solange hineinwirkt bis ich mich dynamisch in diesem aufrecht halten kann hat es auf jede nur denkbare Weise ein Interesse daran das innerlich aus dem Tritt geraten herbeizuführen. Oder: Es erzeugt Bilder nach Art einer Fata Morgana, die im ideellen Kleide eine geistige Welt entstehen lassen, die so nicht ist weil sie nicht zureichend meine aus dem Selbsterkennen heraus erwachsene existentiell basierte Erfahrung zum Ausdruck bringt. Diese „alten Vorstellungen,“ von denen Rudolf Steiner spricht, dass sie im Hinblick auf die neue Zeit aufzulösen seien, um die Geisteswelt im Sinne einer naturwissenschaftlich, also in einer nach und nach immer exakter zu beobachtenden Weise zu beschreiben. Das zeitgemässe Christentum fusst zudem nicht mehr auf Glauben sondern auf einem selbsterkennend sich in die Verantwortung stellen im Durchgang durch das Nichts, DAS ICH WEIS, DASS ICH NICHT WEIS, dem Heimat finden in der Stille. Stille als Endpunkt und Anfang zugleich, jener Erfahrung in der alle Vorstellungen in fliessende Bewegung aufgehen … und die die Begegnung mit dem Meister von Emaus ermöglicht … der auf allen menschlichen Wegen immer präsent ist, wo das erkenne dich selbst geübt wird.

ERKENNE DICH SELBST stand in alten Zeiten am Eingang der Mysterienstätten. Für die neue Zeit hat Rudolf Steiner im Zuge der Neubegründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zu Weinachten 1923 diese Aussage im Hinblick auf ein zu erneuerndes Mysterienwesen neu gefasst. Er hat darüber hinaus mit dieser Neufassung gleichzeitig ein völlig neues Karma-Verständnis den Herzen der Anwesenden zur verantwortungsvoll selbsterkennenden Arbeit untereinander anvertraut. ÜBE  GEISTERINNERN  … GEISTERINNERN durch jedes Wort, das ein DU fortan von den Rändern Deines Schicksalsweges DIR zuspricht. Lerne GEISTERINNERN als Wegöffner begreifen. Lerne durch besonnen freigelegte Selbsterkenntnisse im GEISTERINNERN die eigene Ich durchwirkte Denk-Blick-Kraft erfahren, die ihrerseits neue Mysterien-Wege im Durchgang durch das Nichts öffnet. Was heisst den Weg der Geisteswillenschaft (4) erschliesst, einen Weg, der Gegensätze begreift als wechselseitige Wachstumsfermente, die Herausforderungen in den eigenen Lebensweg implementieren um  Bewusstseinsreifung im Sinne der Geisteswillenschaft herbeizuführen.

100 Jahre sind eine lange Zeit. Wer in dieser Zeit auch nur einmal ein Buch von Rudolf Steiner in Händen gehalten und darin gelesen hat, dem sind Beschreibungen von Ätherleib und Astralleib entgegengetreten. Beschreibungen, die eine Vielzahl von Fragen auslösen können. Fragen wie z.B. diese, kann ich den Ätherleib und den Astralleib bei mir beobachten, bzw. wenn ich mich in einem Gespräch mit einem anderen Menschen befinde, wie interagieren hier unser beider Äther-und Astral- Leiber. Welche Faktoren im Laufe des Gespräches verändern die Befindlichkeit meines und seines Äther- und Astral-Leibes. Wie sind Äther- und Astralleib in Vorstellungen, die wir miteinander teilen, bzw. nicht teilen präsent und wie wirken sie in Streitauseinandersetzungen. Fragen über Fragen. Fragen, die mich dann vielleicht schon einmal behutsamer mit meinem Gegenüber Umgang pflegen lassen. Fragen, die mich nachdenklich stimmen bezüglich meiner eigenen Umgangsweisen. Wenn ich so wenig über eigene Wirkverhältnisse im Umgang mit diesen Aspekten meiner Seele weis, wie kann ich da mein Gegenüber wegen  Aussagen verurteilen, die mir nicht sogleich verständlich sind. Ist er doch einen ganz anderen Lebensweg gegangen, in dessen Verlauf er seinen Äther - und Astral-Leib in einer gänzlich anderen Weise prägte als ich den meinen. Welche sozialen Verwicklungen können wir hier demnach herbeiführen, wenn wir uns zur rechten Zeit innerlich nicht an die Zügel nehmen können, bzw. wenn uns das Ruder aus den Händen läuft und wir uns dennoch an Abstimmungen beteiligen. Milde ausgesprochen, kann uns da nicht ein Schauer über den Rücken hinunterlaufen? Mitverantwortung an sozialen Brüchen werden nicht kleiner, wenn wir wenig über die Wirkverhältnisse unserer eigenen Seele wissen. Denn mehr zu wissen ist, nehmen wir Sokrates nur genügend ernst immer möglich. Wer viele Fragen bewegt, dem reifen diese seine Fragen auch zu ihrer Zeit in Antworten hinein (5) und gebären Geisteswillenschaft im Umgang mit seinen Seelengliedern. Am Ende bleibt nur Bescheidenheit und Mut für einen jeden von uns, mich eingeschlossen. … Ohne Metanoia keine Willensumkehr, keine Bewusstseinsvertiefung und damit Zeitenwende.

© Bernhard Albrecht Hartmann, 02.09.2023

(1)  https://www.facebook.com/profile.php?id=100005333865250 

(2)  SKA 2, frommann-holzboog Verlag Stuttgart-Bad Cannstatt 2016, Vorwort Eckhart Förster XVI

(3)  https://ich-quelle.blogspot.com/2013/12/unter-der-platane-ein-dialog-uber-die_28.html 

(4)  https://ich-quelle.blogspot.com/2022/02/im-gedenken-wilfrid-jaensch-1.html 

(5)  https://ich-quelle.blogspot.com/2015/07/von-der-inneren-umkehr.html, 

      siehe darin eingebettet unter anderem das Gedicht von Rainer Maria Rilke „Was mich bewegt“